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D - Gasteinertal/Dokumentation: Geschichten - die Forderungen der Gasteiner im Jahre 1525
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Dokumentation . Gasteinertal

14 Gasteiner Artikeln

Im Buch "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer finden sich die Forderungen der Gasteiner mit 14 Punkte in der "Originalfassung" wieder, die in einem geheimen Treffen am Silberpfennig am 24. 5. 1525 formuliert und niedergeschrieben wurden. Dabei betraf nur der erste Punkt religiöse Belange, alle anderen waren soziale Forderungen.
Im zweiten Aufstand 1926 ist von den religiösen Belangen nicht mehr die Rede, sondern hat rein soziale Ursachen.
Zusätzlich verbreitete sich die Lutherische Lehre und die Knappen erklärten, nachdem der Aufstand in anderen Gegenden schon losgebrochen, "daß man von wegen der neuen Lehr und Tauf in Salzburg habe etliche töten lassen und daß man nicht warten dürfe, bis in Gastein das gleiche geschehe". -
Einleitend zu den 14 Punkten ist zu lesen: "Zu vermerkhen die beschwerungen gemainer landtschafft zu Gastein, mit denen sy lange Zeit her von geistlicher und weltlicher herrschafft vberladen."

» Die Forderungen der Gasteiner «

Nur die Gasteiner haben diese Forderungen formuliert,
galten aber für das Programm des gesamten Salzburger Aufstandes.
Einzelne Forderungen kamen später hinzu. - Quelle: S. Hinterseer

"Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 p. 177-178, 445-447
14 Punkte der " Originalfassung "
"genueg vnd vberflüssig achten wir an tag khumen sein, wie lange zeit her die gaistlich obrigkhait hoher vnd nider ständt das heilig gottes wort vnd evangelium vertunckhlt und ergetrückht vnd den gemainen armen mann schlechtlich oder gar wenig geoffnwart vnd entdeckht. Zu dem auch, wo schon zu Zeiten solh heilig evangelium gepredigt vnd verkhündt, doch mit der gottlosen lesterlichen menschen gedüchten leren vnd meynungen verfelscht vnd veruolgt, das auch die heilig christlich kirch mit den schedlichen böbstlichen sazungen geschlagen vnd verwunst worden ist, dardurch vnzelliche große mißpreüch in solher gemeinen christlichen kirchen erstanden vnd erwachsen, vnd das auch dieselben Mißpreüch dem gemainen mann allenthalben ze verderbung vnd verfüerung der seein, leibs vnd guets raichen vnd entsprießen, welch glaubig christlich knecht, so dise zeit wider ir gemuet vnd sach aufzurichten anfahet, do vnderstehen sich die bäbst, bischöffe, cardinäll vnd ander geistlich hoher vnnd niderstend dasselbst vnderzutruckhen vnd auszuläschen. Dieweil aber solh verfürrisch raich nit bestandt haben khan, sonder das hoch göttlich warhaftig wort al zeit vnüberwunden besteen, verharen vnd fürdringen wil, obgleich noch die fürsten oder geistlichen mit iren verstockten gemueten es sräkenlich veruolgen vnd täglich dawider fechten. Yedoch ist die crafft desselben heiligen warhafftigen wort gottes so hoch, wie vil es vervolgung leidet, ye mehr es grünet, erhöcht vnd beuestigt wirdet, vmb welchs willen, damit es vnüberwindtlich bestee, hat der sun des menschen leiden vnd sterben müessen. Damit aber abgezaigtes wort gottes füran on vertunckhlung vnd on aller menschlichen zuesezungen chlerlicher dem gemainen mann vnd vns allen zum nutz vnd hayl vnser seelen gepredigt vnd verkhündt werden möge, haben wir in diesen vnsern beschwerungen für den:

(1) Zum ersten und nöttigisten articl geacht, das wir mit gebührlichen gotz förchtigen pfarrherrn vnd seelsorgern, die das göttlich wort on aller menschen forcht vnd troung in mas, wie obsteet, predigen vnd wissen, wellen auch ernstlich, wo wir dermassen ainen pfarrer oder seelsorger vnder vns erwellen oder fürnemen, das vns der von khainer weder geistlichen oder weltlicher obrigkait on große merkhliche oder redliche vrsach entsetzt, sonder von erst genugsam erfarn werde, wie sich derselb pfarrherr gebürlich wol oder vbel gehalten habe ..."

(2) Zum andern haben bisher vnser pfarrer oder kirchherrn vber der kirchen güeter oder gründt die brief, was der gewesen sein, kaufbrief, schuldbrief, quittungen, verträg oder ander mit iren insigeln verfertigt; wollen wir füran keineswegs mer zuegeben oder gestatten, sondern dieselben Brief sollen durch ainen erwälten oder gesetzten richter, hauptmann, anwaldt oder wer durch die gemein darzue fürgenommen wirdet, besiglt vnd verfertigt, damit füran derselb richter oder wer es leichtlicher on des gemainen mannes schadn erhalten werde, doch das dasselb nit wieuor, sonder vmb ain zimblichen pfenig dem gemainen mann leidlich beschehe. Dergelichen vnd in angezaigten wege wellen wir auch, das all andere grundtherrn, wer die seyen, geistlichs oder weltlichs standt, füran kainerley brief zuuerfertigen oder zu sigln macht haben sollen, sonder sollen sich allain irer gebürlicher gült betragen vnd der zu seiner zeit gewarten.

(3) Zum dritten haben vns die gedachten grundtherrn gedrungen, inen allweg zu gewöndlicher stifftzeit fünfzehen, achtzehen, bis in zwainzig meil mit dem stifftgeld oder diensten nachzuraisen, dadurch der arm mann das seinig onpillich verzern vnd versaumen müessen. Ist füran vnser beger, das ain yeder grundtherr seinen amman in dem tal hab, demselben gewalt geb vnd beuelch, die stifft oder dienst zu rechter zins- oder stifftzeit einzunehmen vnd einzubringen. Wo er aber kainen amman haben wolt, das es alsdann selbs darnach raise vnd vns als die armen solcher vnnuzer zerung vnd cost vberhebe vnd entlasse.

(4) Zum viertten so werdten wir auch von denselben grundtherren vber den dienst mit vngebürlichen ausgaben beladen, als mit anlait. Wo ainer von ainen lehen agbestorben, so haben alweg die erben, die dasselb guet besitzen wollen, ain merkhliche summa gelts dem grundtherrn zu anlait geben müessen. Des wollen wir füran gar entladen sein vnd das kainswegs kainen grundtherren, wer der sey, mer geben, dann sy das selbs aus irer aigennutzigkeit on allen grundt vnd redliche vrsachen erdicht vnd aufgebracht haben. Deshalb wir das nit zu geben schuldig sein. Zu dem sy vns auch mit ungebürlichen trinckhpfennig vber den dienst beschwärt haben, das ainer alwegs vier oder fünff kreizer trinckhgelt vnd auch schreibgelt geben müessen, das ain alweg ganz vnpillich ist. So hat auch offt ainer nur drey kreuzer rechten dienst gedient, hat dennocht obgemelt gelt darzue geben müessen. Das wir füran nicht mehr geben wollen, sonder allein den rechten dienst vnd nit mer zu gewöndlicher zinszeit in es, wie uor begriffen, ausrichten vnd bezallen.

(5) Zum fünfften, so sein wol etlich lehn oder güeter alhie, die mit dem dienst groß vberladen sein, vnd dieselben güeter den dienst nit ertragen mögen vnd der arm mann, der darauf ist, nur zu verderbung arbait. Demnach vnser beger, das ernstlich darein gesehn, damit ainer für den andern nit so gröslich beschwärdt werde.

(6) Zum sechsten, als wir bisher manigerlay zehent geben haben müessen, die wir vnsers achtens für vnnot vnd on grundt erkhennen, zuuor an das nicht damit ausgericht weder armen oder reichen, sonder denen, die in enpfahn vnd einnemen, damit geholfen wirdet. Als nämblich die reut zehendt, maj zehendt, der klain zehendt von vieh und anderm der aller wir khainen mer geben wellen, sonder allain den rechten gebürlichen zehent wellen wir die dreissig garben vnd nit mer geben.

(7) Zum siebendten ist vorher lang der gebrauch gewest, so ain bischof geweicht worden ist, hat man vber des gantz landt ain merckliche steuer angelegt vnd dasselb die weichsteur genannt oder gehaissen; dergleichs so ain edlman oder ritter ain son oder tochter ausgehayrat, haben ime seine holden ain heuratsstur geben müessen; dermassen auch wo ain ritter worden, ime auch ain rittersteuer geben. Achten wir ganz für ain große vnpilliche beschwerung, wollen wir füran ganz und gar entledigt cnd bemüessigt sein vnd nicht mer darür geben.

(8) Zum achten, verlangen vnd beschwären wir uns, auf das höchst, das wir von disem fürsten mit vnerhörten beschwärungen nülicher zeit erstanden grosbeladen worden sein, nemblich mit dem vngelt, das dann vorher lange zeit nit in gebrauch gewesen ist. Aber aus vbermuet desselben yezigen fürsten, der mitsambt seinen anhängern vnd eddleüten dem gamainen mann zubeschwärn geflissener, dann denselben nuz zufüedern oder zu bedeckhen genaigter gewesen sain. Deshalben wir solh vngelt keineswegs mer geben wellen.

(9) Zum neündten sein wir auch lange zwit her mit ainem gelt, genant die leibsteur oder leibsaz, beschwärt oder beladen worden. Zu was notdurfft solh gelt geprauch oder ob gemainer nuz darmit gefürdert wirdet, wellen wir auch fürter nicht dann ze geben schuldig sein.

(10) Zum zechendten, so sein wir lange zeit her mit der füeter beschwärt worden, die wir jährlich von allen güetern raichen vnd geben müessen. Deshalb wellen wir derselben füeter ganz vnd gar entmüssigt sein vnd der füron nit mer geben, dann es ist ain vnkost vmbsonst, dadurch niemandt geholfn oder gemainer nuz gefürdert werden möge.

(11) Zum aindlifften, nachdem ain gestifft spital bey dem pad alhie ist, das allein den schein vnd den nam aines pitals hat, aber die werch, die darzue gehörig erscheinen, wenig, wirdet auch der kranckhen oder armen gar klaine vnderhaltung geben, die weill dann wissundt, das N. Wägiger zu Salzburg gedachts spitals aufhalten oder spitlmaiser sein solle, ist vnser maynung und beger, das in solchem allem bey demselben spitlmaister notdürfftige wendung vnd ernstliche einsehung verordnet und verschafft werde, damit die armen leut genuegsam versehen vnd erhalten werden vnd das dem namen mit den werckhn vollziehung bescheche.

(12) Zum zwelfften, nachdem wir mit der clam für vnd für teglich zu arbeiten vnd zumachen haben, welhe costung nur allain vber vns als die ganz landtschfft geet vnd angelegt wirdet, das vns in die leng zu thuen gantz vnmöglich vnd schwär sein würde, vnd wellen vns des fürter entladen, vnd haben fürgenommen, das auf dieselb klam ain zimbliche maut gesetzt oder gemacht würde. Von demselben gelt mues man alsdann die weg vnd steg machen vnd allain zu dem prauchen. Es soll auch solch gelt allain der landtschafft allhie vnd sonst niemandt anderm zuesteen vnd volgen.

(13) Zum dreyzehenden ist lange zeit her bey vns ain unnuzer brauch gewesen, wann ain vblthätter gefangen vnd des todts schuldig worden ist, haben wir vber denselben selbs anclager, rechtsprecher vnd beisitzer sein müessen., vnd darzue mit vnserm gelt denselben richten lassen, das wir fürter kaineswegs mer zuegeben wellen, sonder möchten wol leiden, das sohls, wie in andern fürstenthumben nach geprauch kaiserlicher rechten gepraucht wurde, oder aber, wo sich solhs begäb, wie obsteet, das dann derselb versprecher von dem mautgelt, so aus der klam entpfangen vnd gelöst wirdet, gericht vnd gestrafft würde.

(14) Zum vierzehendten wellen wir auch, das all vnser gesetzt hauptleut, richter oder anwalde vber all vnd yedlich sachen, was das betreffe, güetlich vnd rechtlich zuthedingen, recht zusprechen oder zubesezen, volkhumen macht haben sollen, allen vnd alle pillichayt vnangesehen aller grundtherrn, official oder ander geistlich- oder weltlich personen handln thuen vnd lassen dauon inen ain zimblicher pfennig doch nit wie vor gegeben werden soll, damit sy sich eerlich enthalten mögen. Wir wellen vnd ordnen auch, das ain yeder gegenwurtiger oder khünfftiger richter oder der obrigkait verwalder in dem wechslhaus sein herberg haben solle, damit ine die frembdn auch die landtsassen zusuechen wissen. Wo auch derselben richter ainer sich nit bey solchem ambt enthalten möcht, wellen wir, das das gschloß Klamstein samt seiner zuegehörung der gantzen landschafft zuesteen soll, vnd das es alsdann wonat (wohnhaft) würde, wie vor antzaigt, ainen richter gelassen würde, damit es sich auch der statlicher erhalten möcht.

Anmerkung: Abschrift ohne Gewähr.
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Die Informationen wurden auszugsweise dem Buch - "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 -
inklusive der 14 Gasteiner Artikeln. Angaben ohne Gewähr.

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