Geschichte Gasteins Themen-Wahl |
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Burkhard Eble beschreibt in seinem Buch "Die Bäder zu GASTEIN" die Behandlungsmöglichkeiten zahlreicher Erkrankungen,
insbesondere die a. Anzeigenden und b. Gegenanzeigenden Krankheitsverhältnisse.
So meint Burkhard Eble im Kapitel "Bestimmung der An- und Gegenanzeige dieses Wassers, in Bezug auf gewisse Krankheiten." einleitend:
"Bevor ich jedoch die speciellen Krankheitsprocesse, bei denen der Gebrauch unserer Thermen sich heilsam erwiesen,
zusammenreihe, stelle ich folgenden Satz als allgemein gültig auf: Das Gasteinerbad kann in allen Krankheitsfällen ohne Unterschied,
denen nicht ein Übermass des Lebensprocesses, eine krankhafte Erhöhung der Lebensthätigkeit zu Grunde liegt, von Nutzen seyn." -
Im Gegenzug finden sich zu den Gegenanzeigen des Badgebrauches die Worte das Arztes Niederhuber:
"Krankheiten, bei welchen der Gebrauch des Gasteinerbades schädlich seyn kann, sind überhaupt jene, bei welchen die Reizbarkeit
sehr überspannt, oder ein entzündlicher Zustand im Körper zugegen ist, und endlich, bei welchen die ganze körperliche Maschine im Ganzen,
oder in gewissen wesentlichen Theilen so sehr verletzt und verdorben ist, dass die Nerven ausser Stand sind, stärkere Eindrücke auszuhalten,
ohne in sehr unordentliche Bewegungen zu gerathen, von welchen eine gänzliche Zerstörung besorgt werden muss. In dieser letzten Beziehung
muss man eigentlich jenes krankhafte Verhältniss vor Augen haben, in denen der Organismus im Ganzen, oder wenigstens in lebenswichtigen
Theilen so zerrüttet ist, dass von der Naturheilkraft nichts mehr erwartet werden kann.
In solchen Fällen hilft denn auch weder dieses, noch ein anderes Bad, und sie werden daher in der Regel zu den unheilbaren gewählt.
" -
Auf welche Weise das Heilwasser dann gebraucht werden soll, wird im Kapitel der → Anwendungsweise - abgehandelt.
a. → Anzeigende Krankheitsverhältnisse. - Der allgemeinen Heilanzeige
wird die gesunkene Vitalität, die Asthenie des Lebensprozesses genannt und betrifft Krankheiten wie:
die → allgmeine Schwäche - insbesondere nach langwierigen fieberhaften und chronischen Erkrankungen, im Alter oder
im Gefolge einer unvollkommenen, langwierigen Rekonvalescenz, dann bei -
Lähmungen aller Art - wie
die traumatischen, gichtischen und rheumatischen, noch nicht veralteten Lähmungen besonders gut ansprechen.
Weiter bei → Nervenschwäche - und selbst psychischen Erkrankungen, besonders aber
bei → Unfruchtbarkeit und männlicher Impotenz - wobei es heißt, das Bad mache unkeusch und Frauen schwanger.
Eine besänftigende, beruhigende Wirkung stellt sich ein bei krankhafter Reizempfänglichkeit des Nervensystems, wie der
Hypochondrie und Hysterie, Krämpfen, Zittern, Magenbeschwerden, Epilepsie, wenn ihnen keine organische Ursache zugrunde liegt;
weiter zahlreiche Gelenksbeschwerden, Harnverhalten und Koliken.
Als Folge von "Anschoppungen der Eingeweide und Drüsen" gelten
metastatischen Lungenleiden, Schleimschwindsucht, Congestionen im Unterleib, Sand und Steinbeschwerden mit besonderer Erwähnung der -
Gicht -
Zu den sogenannten äußeren Krankheiten mit Heilwirkung im Bad zählen die → Chronischen Hautauschläge - wie Krätze und Flechte,
Rotlauf und Pemphigus. → Eiternde Wunden - werden durch das Bad geheilt, ebenso → Geschwüre - welche mehrere Jahre schon bestehen
und schlecht heilende Wunden und Knochenbrüche.
Herr Protomedicus und Regierungs-Rath Streinz konnte nachweisen, dass
allgemeine Schwäche, Hysterie, Hypochondrie, Menstruationsbeschwerden, Gicht und Rheumatismus diejenigen Krankheiten sind, die
am besten auf die Badekur ansprachen.
b. → Gegenanzeigende Krankheitsverhältnisse. - Der Gebrauch des Gasteinerbades ist dann schädlich, wenn ein entzündlicher Prozess vorliegt, der den ganzen Organismus betrifft bzw. wenn lebenswichtige Organe so zerrüttet sind, das keine Heilung mehr erwartet werden kann und/oder die Nerven außer Stande sind, stärkere Eindrücke auszuhalten. Dazu gehören alle → aktiven Entzündungen - mit Fieber → Geisteskrankheiten - und sehr sensiblen Hypochondristen, bei → aktiven Blutungen - insbesondere Bluthusten. Bei → Eiterungsprozessen innerer Organe - Kachexie, Sucht aller Art und Blutadergeschwülsten ist ein Bad ebenfalls nicht angebracht.
Die Gegenanzeigen geben jene Krankheiten an, bei denen es keinesfalls ratsam ist, das Gasteinerbad zu gebrauchen.
Am Beispiel des → Bluthustens - aber, wie es Eble selbst erlebt hat,
scheint es doch auch Ausnahmen zu geben.
Was die Anwendungsweise des Heilwassers betrifft so meint Eble:
Man bedient sich des Gasteiner-Heilwassers in den genannten Krankheiten auf eine dreifache Art: und zwar
1. als → allgemeines und örtliches Bad - wobei die Dauer der Kur und die jeweilige Badezeit von
einem Arzt festgelegt werden muss.
Neben dem Vollbad bieten sich neben Hand- und Armbäder auch → Fußbäder - an.
Weiter gelten als Anwendungsweisen:
2. das → Dunstbad -
3. die unvollkommene Douche - und
4. die innerlich Anwendung, also die → Trinkkur -
Textauszug von Burkhard Eble, "Die Bäder zu GASTEIN", 1834 :
Gebrauch des allgemeinen und örtlichen Bades. |
Dieser ist der vorzüglichste und gewöhnlichste, und wenn man von Gastein überhaupt spricht, so versteht
man darunter immer das Bad. Alle oben angegebenen Wirkungen beziehen sich ebenfalls auf das Baden, und wir haben jetzt nur näher zu untersuchen,
welche Eigenthümlichkeiten hier Statt finden. Demgemäss handeln wir zuerst von der Dauer der ganzen und der einzelnen Badezeit.
Was nun die erstere betrifft, so ist hier schon seit langer Zeit die Sitte angenommen, 21 Bäder als das Maximum zu betrachten; im 15. - 16. Jahrhundert badete man aber, wie wir oben gesehen haben, auch 6 - 7 Wochen lang. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Kuren in 20, 23 und 27 Tage eingetheilt, bis man später bei 21 Tagen als Norm stehen blieb, gegen welches übrigens schon Barisani und Niederhuber, als gegen ärgerliche Vorurtheile, wiewohl vergebens kämpften. - Es fragt sich nun, ob dieser Sitte ein wissenschaftlicher, aus der Erfahrung gezogener Grund unterliege, oder ob sie wirklich blosses Vorurtheil sey. Meine Meinung hierüber ist folgende: 1. Man kann wirklich, sichern Erfahrungen zufolge annehmen, dass (vorausgesetzt, dass man täglich wenigstens 1/2 Stunde lang badet,) wenn nach 18 - 20 Bädern noch gar keine merkbare Wirkung, und nach 30 Bädern weder ein Anzeichen einer Krise, noch eine wirkliche Besserung eintritt, das weitere Baden, wo nicht geradezu schädlich, doch auch nicht nützlich und daher vergebens sey. 2. Wenn ich aber 30 Bäder als die höchste Anzahl einer vollkommenen Badekur für Gastein betrachte, so soll damit durchaus nicht gesagt seyn, dass man nun wieder ein ganzes Jahr warten müsse, im Falle man die Kur noch einmal wiederholen wollte. Vielmehr habe ich die gegründetste Überzeugung, dass man solcher Kuren wohl zwei in einem Jahre, nämlich die eine im Frühjahr und die andere zu Anfang Septembers unternehmen könne. Zwei Monate Zwischenzeit reichen hin, den Organismus wieder so empfänglich für das Bad zu machen, als er ungefähr früher war. Diess ist eine wohl zu beherzigende Sache für solche, denen sehr darin liegt, so schnell als möglich gesund zu werden, und denen es ihre Berufsgeschäfte erlauben, einen 2maligen Urlaub zu erhalten. Von diesem meinem Rathe hat im vorigen Jahre der Herr Banquier Höslin aus Augsburg mit dem besten Erfolge Gebrauch gemacht. 3. Aus meiner obigen Schilderung der primären und secundären Wirkungen unseres Bades geht hervor, dass in der Regel die Hauptkrise auf das 15. - 20. Bad erfolge. Nach dieser noch fortzubaden, ist durchaus nicht anzurathen; ja es ist, wie ich an mir selbst erfahren, sogar gewagt, nachdem man jetzt etwa 6 - 8 Tage ganz ausgesetzt hat, die Kur von Neuem zu beginnen, und gleichsam noch eine zweite Krise erzwingen zu wollen. Diese Zwischenzeit ist viel zu klein, und ich warne daher jeden vor einem solchen Versuch, der mir selbst beinahe gefährlich geworden wäre. In so fern also 18 - 20 Bäder jene Krise in der Regel hervorrufen, liegt der obigen Sitte, nur 21 Bäder zu nehmen, immerhin etwas Wahres zu Grunde. Allein es wäre gefehlt, sie für ganz untrüglich, und für alle Fälle ohne Ausnahme gültig halten zu wollen, Niederhuber sagt daher ganz richtig: Wer eine besondere, hartnäckige Krankheit am Leibe trägt, die er im Bade loszuwerden sucht, dem kann weder die Vernunft, noch die Natur eine Zeit bestimmen, in welcher er ganz wird hergestellt seyn. Sehr oft fängt nach den 21 Tagen sich erst eine gute Wirkung zu äussern an und geht man dann fort, so ist die schöne Folge gemeiniglich, dass man zu Hause nach kurzer Zeit wieder in die alten Umstände verfällt, ja oft übler wird, als zuvor. - Uberdiess muss man bedenken, dass sehr viele Kurgäste das Bad bloss zu ihrer Erholung, Erkräftigung und Stärkung, nicht aber gegen eine besondere Krankheit brauchen; bei diesen kann es auch keine Krise bewirken, und sie mögen demnach immerhin bei ihren 21 Bädern stehen bleiben. Bei wahrhaft Kranken kann die angemessene Dauer der ganzen Badezeit nur ein verständiger Arzt bestimmen. Endlich liegt der ganzen Sache nach meiner Einsicht noch ein Verhältniss zu Grunde, auf das man seither zu wenig geachtet hat. Diess ist die Schwierigkeit mit den Wohnungen der Badegäste im Wildbad Gastein. Um der Wohnung sicher zu seyn, muss man selbe schon 1/2, ja sogar l Jahr vorher bestellen, und sind die 3 Wochen vorüber, so ist schon wieder ein neuer Gast zur Ablösung eingeschrieben. Dieser Übelstand wird nun freilich nach und nach beseitiget werden, besonders wenn die Vorurtheile gegen die Hofer-Badeanstalt verschwinden. So viel in Bezug auf die Dauer der ganzen Badekur. Rücksichtlich der Zeit, wie lange man jedesmal im Bade verweilen soll, lässt sich im Allgemeinen noch weniger etwas Genaues bestimmen. Dass man mit einer kürzern Zeit beginne, von Tag zu Tage allmälig steige, und dann wieder m demselben Masse zurückgehe, ist und bleibt im Allgemeinen eine gute Gewohnheit, welche eben so sehr mit der Natur der Heilquelle, als mit der Sicherheit ihrer Wirkung übereinstimmt; doch lässt sie ebenfalls ihre Ausnahmen zu, und ist daher nicht immer so sclavisch festzuhalten. Die Natur der Krankheit, und unter den Individualitätsverhältnissen vorzüglich die Constitution des Kranken, geben für den einzelnen Fall gewissermassen einen richtigen Fingerzeig. Wer also an einer veralteten oder chronischen Krankheit leidet, oder eine starke, derbe Constitution hat, so wie derjenige, dessen Gefäss- und Nervensystem überhaupt nicht so leicht erregbar, und wer insbesondere seit langer Zeit an den täglichen Genuss geistiger Getränke (wenn auch nur in mässigem Grade) gewohnt ist, kann immerhin (vorausgesetzt, das Bad sey für ihn angezeigt) sogleich die Kur mit 1/4 Stunde beginnen, bis zum 4. Bade jedesmal um 1/4 Stunde steigen, und sodann mit einer ganzen Stunde so lange fortsetzen, bis sich entweder die schon mehrmal erwähnte Hauptkrise einstellt, oder überhaupt Symptomen erscheinen, die den Fortgebrauch des Bades ohnehin untersagen; oder endlich, bis er, ohne irgend eine bedeutende Wirkung in seinem Körper wahrgenommen zu haben, zum 27. - 30. Bade gekommen ist. In allen diesen Fällen geht man die letzten 4 Tage jedesmal um 1/4 Stunde zurück, indem man auf diese Art die Kur beschliesst. - Es können jedoch Fälle eintreten, wo bei sehr reizbarem Nerven- und Gefässsystem nur 8 - 10 Minuten lang zu baden, und dann nur allmälig und vorsichtig bis 1/2 Stunde zu steigen erlaubt ist. Umgekehrt sah ich Säufer, Schlemmer und starke, abgehärtete Menschen gleich mit 1 Stunde beginnen, und alsbald täglich 2 - 3 Stunden lang baden, ohne dass sie davon einen Nachtheil erfahren hätten. Auch erinnere ich mich eines lustigen Mannes aus Salzburg, welcher mit Gichtschmerzen behaftet, täglich Vor- und Nachmittag 2 Stunden lang badete, den ganzen Tag dem Bacchus fröhnte, und sich nie ohne einen Rausch Abends zu Bette legte. Dennoch gestand er mir, als ich ihn über die Wirkungen des Bades fragte: "Dass es ihm sehr wohl bekomme." Hat ein mit einem innerlichen Gebrechen Behafteter nach dem 30. Bade noch keine auffallenden Erscheinungen an seinem Körper wahrgenommen, so ist höchst wahrscheinlich das weitere Baden, wenn nicht schädlich, doch unnütz. Unter den Erscheinungen, welche theils eine Verkürzung jedes einzelnen Bades, theils gänzliches Aufhören der ganzen Badekur erheischen, dienen vorzüglich folgende zur Richtschnur: starke und anhaltende Eingenommenheit des Kopfes, ein der beginnenden Berauschung ähnlicher Zustand, auffallend vermehrte und mitunter nur flüchtige Hitze ohne vermehrte Röthe der Haut, bedeutend vermehrte Schmerzen innerer kranker Theile, und sehr unruhiger Schlaf. Sehr oft ist es zweckdienlicher, statt die Badezeit abzukürzen, sich der kühlen Bäder zu bedienen. Diess gilt besonders da, wo das Bad als eine nur gelind reizende, beschwichtigende und auflösende Potenz heilsam wirken soll, und wo durch zu hohe Temperatur der Badeausschlag hervorgebracht wurde. Hier geht man dann anfangs in die Separatbäder, und sind auch diese noch zu warm, oder wegen des Dunstes zu stark, so gebraucht man Wannenbäder. Wer das Gasteinerbad bloss gegen äussere Gebrechen (worunter ich in diesem Falle auch veraltete, fieberlose Lähmungen einzelner Theile, Impotenz u. dgl. rechne) gebraucht, und übrigens von guter starker Constitution, oder abgehärtet, oder im Alter schon bedeutend vorgerückt ist, der kann nicht allein auch des Nachmittags 1/2 - 1 Stunde lang baden, sondern überhaupt in der einzelnen Badezeit je nach Verhältniss selbst bis auf l - 2 Stunden steigen. Bei innerlichen Krankheiten wird diess jedoch schon bedenklich, und bei krankhaft gereiztem Gefäss- und Nervensystem geradezu schädlich. Aus diesem Wenigen ist nun hinreichend begreiflich, dass es keine allgemeine Regel für die Dauer der Badezeit gebe, und dass das richtige Anpassen der einzelnen und ganzen Badezeit in Bezug auf die Individualität nur von einem Arzte, der mit den specifiken Wirkungen dieses Bades wohl vertraut ist, ausgehen könne. Wagt es der Kranke auf eigene Rechnung, so kann er sich um so grösseren Schaden zuziehen, je weniger er die Wirkung des Bades auf seinen eigenen Körper schon erprobt hat. In manchen Fällen sind - örtliche, Fuss-, Hand- und Armbäder, und zwar von viel höherer (+30 - 32° R.) Temperatur entweder ausschliesslich, oder nebst dem allgemeinen Baden Nachmittags anzurathen, In dieser Beziehung habe ich an mir selbst die interessante Erfahrung gemacht, dass ein 1 1/2 stündiges Fussbad (welches Nachmittags wiederholt wird, und bis an das Knie reicht) auf den ganzen Körper ungefähr dieselbe Wirkung mache, welche nach einem 1/4 stündigem Vollbade erfolgt. - Solche, 4 Tage hindurch gebrauchte Fussbäder brachten in mir eine so starke Aufregung hervor, dass Herzklopfen, aussetzender Puls, grosse Hitze und Bangigkeit, und zuletzt häufiger Stuhlgang mit blutigem Hämorrhoidalflusse eintraten. Doch geschah diess erst, nachdem ich bereits meine allgemeine Badekur von 27 Bädern vollendet, und einige Tage ausgesetzt hatte. Daher glaube ich die Anwendung solcher Fussbäder (für welche übrigens Herr Moser in Hofgastein die passende Vorrichtung hat) besonders bei Leiden der untern Gliedmassen in allen jenen Fällen anrathen zu können, wo entweder der übrige Körper gesund ist, oder wo man die Hitze der Badezimmer, und das Einathmen der vom Bade aufsteigenden Dünste, und somit eine stärkere Wirkung auf die Athmungswerkzeuge vermeiden, oder endlich, wo man noch eine kleine Nachkur gebrauchen will. - Anmerkung. Ich habe schon angeführt, dass man in ältern Zeiten viel länger zu baden pflegte, als gegenwärtig. So lese ich in Ekhl's Salus rediviva a fonte. S, 31. Folgendes : Der Anfang wird mit einer halben Stande gemacht, jedoch anch weniger nach eigener Beschaffenheit, von welcher man täglich in der Früh um eine halbe Stande aufzusteigen, bis man in der Früh auf 3 - 4 Stunden höchstens, des Nachmittags aber 1 1/2 - 2 Stunden höchstens gekommen ist, in welch höchstem Grade 8, 10, 13 Tage zuzubringen. Der Abbruch der Stunden geschieht alsdann in gleicher Gestalt, bis die Badekur beendet ist. In solcher Ordnung werden zu einer Kur in dem Gasteiner-Wildbade so 23 und 27 Tage; in diesen Tagen, aber 83, 88 und 123 Stunden sehr nützlich verzehrt and angewendet, wie die beigefügte Tabelle zeigt. - Indessen eiferte doch auch schon früher der erwähnte Dr. Mistruzzi in seinem Manuscripte über das zu viele Baden: "Plurimi majus inde detrimentum reportant, totes nempe dies noctesque per integras septimanas, mergarnm instar, aquis insident." Wirklich erzählt man noch heut zu Tag in Gastein von einem solchen Tauchenterich, welcher mehrere Wochen lang gar nicht aus dem Bade ging, bis er, der vorher steif war, geheilt, und ohne andere Unterstützung selbst herausgehen konnte. Originaltext (S. 145-150), ohne Gewähr! |
Haben sich die Gäste zunächst lediglich in den Stollen der Quellen aufgehalten,
um deren Dampf einzuatmen, so änderte sich dies mit dem Bau des Dunstbades.
Von der Heilwirkung des Dunstes scheint Eble aber nicht viel zu halten
und meint mit Mistruzzi, dass am nach dem Bad auch noch anschließend ins Dampfbad gehen sollte, für sehr gewagt.
Dasselbe gilt für die sog. → Douche - die einem Wasserschlauch entspricht,
wo das warme Wasser, welches mit +30 bis +32° Reamur (= 37,5° bis 40° Celsius) herausfließt und so
über die kranken Körperteile gehalten wird.
Textauszug von Burkhard Eble, "Die Bäder zu GASTEIN", 1834 :
Die Anwendungsweise als Dunst oder als Douche |
Bis zur Errichtung einer Dampfbadeanstalt im Wildbad haben sich nur gemeine Leute zu demselben Zwecke
des Stollens, der Fürstenquelle bedient, indem sie darin, bloss mit einem Bademantel angethan, kürzere oder längere Zeit,
in grösserer oder geringerer Hitze verweilten; und so, wie man sich leicht denken kann, oft die hartnäckigsten Rheumatismen,
Contracturen, Lähmungen, Geschwülste u. dgl. heilten. Es ist zu erwarten, dass das Dunstbad, welches nunmehr in ordentlichen,
brauchbaren Stand gesetzt ist, für die dazu geeigneten Fälle häufigern Zuspruch erhalte, als in den letzten Jahren geschah.
Doch glaube ich nicht von der Eigentümlichkeit unserer Quelle in Bezug auf diese besondere Anwendungsart auch eben so besondere
Wirkungen erwarten zu dürfen; sie werden sich vielmehr höchst wahrscheinlich ganz denen gleich stellen, welche man bei andern Dunstbädern
bisher beobachtet hat. Indess kann hierüber nur die Erfahrung hinlänglich entscheiden. Übrigens erfordert auch ihre Anwendung eine gewisse
Vorsicht, und muss daher stets vom Arzte geleitet werden. Dass man sich dabei hauptsächlich vor Verkühlung zu hüten habe,
versteht sich von selbst, so wie es überflüssig ist, sich in Bezug auf das, was man desshalb zu beobachten hat,
in eine weitere Erörterung einzulassen.
Anmerkung. Nach Mistruzzi bedient man sich des Dunstbades am Besten, wenn man mit den Bädern auf's höchste gekommen ist; dann geht man aus dem Bad sogleich ins Dampfbad, bleibt da 1/2 - 1 Stunde, schwitzt tüchtig, und legt sich endlich zu Bette, bis die natürliche Wärme wieder eingetreten ist. - Dieses Verfahren halte ich aber für gewagt, und höchstens bei verzweifelten, äusserst hartnäckigen, äußerlichen Krankheiten rathsam. Was die Douche anbelangt, so sind die deshalb in Gastein schon lange getroffenen Vorrichtungen nur höchst unvollkommen, wie aus dem früher Gesagten erhellt. Es können nämlich zu diesem Ende, vorzüglich in den Schlossbädern, lederne Schläuche an die Mündung derjenigen Röhre, durch die das Badewasser einfliesst, befestiget werden. Da sie gewöhnlich etwas enger als diese sind, so wird dadurch der Zufluss des Wassers verstärkt, das Wasser selbst mit etwas grösserer Kraft hervorgetrieben und kann nun an die leidenden Theile nach Belieben hingeleitet werden. - Bei Straubinger ist zwar ein solcher Schlauch 1 1/2 Klafter hoch über dem Wasserspiegel des Bades angebracht; allein diess sind doch nur höchst dürftige Nothbehelfe, und wer die Doucheanstalten zu Baden bei Wien, in Marienbad u. a. O. gesehen hat, der begreift leicht, wie viel hier in Gastein noch zu wünschen übrig bleibt, 1. in Bezug auf die nach Willkühr zu vermehrende und zu vermindernde Kraft, 2. rücksichtlich der Dicke, 3. der Mannigfaltigkeit und 4. der Richtung des Wasserstrahls. Vom Schauer-, Regen-, Spritz-, Tropf-, Trauf- oder Sturzbad ist hier eben so wenig etwas zu sehen, als von einer auf- und absteigenden oder Seiten-Douche. Dagegen ist in der Dampfbadanstalt auf die sogenannte Dampf-Douche nicht vergessen worden. - Bei solchen Umständen darf es uns auch nicht wundern, dass in Gastein nur in so fern von einer Douche gesprochen wird, als sich die Kranken das Badewasser mit der Wärme, wie es einfliesst, und die gewöhnlich einige Grade höher, als die des Bades selbst ist, an ihre leidenden Theile appliciren, während sie im allgemeinen Bade sitzen. Hätte diese unvollkommene Douche keine höhere Temperatur wie das Bad (+28° R.), so würde sie sicher wenig oder gar nichts nützen; da ihre Temperatur aber auf +30 - 32° R. steigt, so muss man mit ihrer Anwendung immerhin vorsichtig seyn. Zum Beweis dessen will ich nur ein Beispiel anführen. Ein baierischer Officier, den der Schlag getroffen hatte, und der desshalb gelähmt war, liess sich, um recht auf das Rückenmark zu wirken, den Wasserstrahl mit einer Temperatur von +29 ° R. unmittelbar auf das Genick laufen, indem er seinen Kopf unter die Mündung der Einlassröhre brachte. Er hatte diesen Versuch gleich nach dem Eintritt ins Bad durch einige Minuten gemacht, und lobte die Wirkung; als er aber nach einer 1/2 Stunde denselben wiederholte, fiel er zusammen, wurde beinahe leblos aus dem Bade nach Hause getragen, und konnte nur mit Mühe und erst nach wiederholter Aderlass wieder zur Besinnung zurückgerufen werden. Diess ereignete sich zu Hofgastein, wo doch das Wasser um mehrere Grade kühler ankommt, als in den Bädern des Wildbades; um so mehr muss man sich daher hier in Acht nehmen, und den Wasserstrahl ohne besondere Erlaubniss des Arztes nie auf edlere kranke Gebilde, und namentlich nicht in die Nähe des Kopfes, oder gar, wie es manche gegen Kopfschmerzen zu thun pflegen, auf den Kopf fliessen lassen. Zu Hofgastein griff ich übrigens in Ermangelung eines bessern Mittels zur Handfeuerspritze des Herrn Moser, um die Douche auf die Lenden- und Kreuzgegend anzuwenden. Die günstigste Zeit zum Baden bleibt immer der Morgen. Fleissige und genaue Badegäste verfügen sich daher schon um 5 Uhr früh ins Bad, und geniessen einen doppelten Vortheil, einmal, dass sie ihr Bad ganz rein bekommen, und dann, dass sie die übrige Zeit des Morgens um so fruchtbringender benutzen können. Denn ein solcher Gast ist um 9 Uhr vollkommen bereitet, um auszugehen, und die Annehmlichkeiten eines Spazierganges zu geniessen. In der Regel haben um 10 Uhr Vormittags zu Gastein schon alle Gäste gebadet. Aus dem Gesagten folgt jedoch nicht, dass man nicht auch später noch baden könne, nur trachte man, doch 1 Stunde vor dem Mittagsessen damit fertig zu seyn. Ich werde später bei Bestimmung des → diätetischen Verhaltens - ausführlich die Gründe angeben, warum man sowohl nüchtern, als nach eingenommenem Frühstücke ins Bad steigen könne, und was unter gewissen Umständen dem andern vorzuziehen sey. Wer auch Nachmittags baden darf, der wähle die Zeit von 3 - 5 Uhr, vorausgesetzt, dass er längstens um l Uhr zu Tische geht. Es versteht sich von selbst, dass man zwar so bequem als möglich, aber in keinem Falle zu leicht angekleidet ins Bad gehe. Im Cabinett wechselt man sodann die Kleider mit der Badwäsche, welche entweder in einem einfachen Bademantel, oder aber in Unterhosen und Hemd besteht. Die Sitte, überdiess noch einen 1 1/2 Schuh langen Kragen von Flanell um die Schultern zu legen, hat zwar, besonders wenn damit noch eine weisse Schlafmütze gepaart wird, etwas theatralisch-Komisches an sich, bleibt aber demungeachtet besonders für solche, die leicht der Erkühlung ausgesetzt sind, immerhin ganz angemessen. - Am besten ist jedoch in jedem Falle, das Bad ganz nackt zu nehmen; was übrigens natürlich nur in Deinem Separatbad geschehen kann. Es ist eine lobenswerthe Vorsicht, das Bad, ehe man es betritt, vorher mit dem Thermometer zu untersuchen. Diese Vorsieht wäre freilich in den Communbädern überflüssig, wenn die oben in der Badeordnung diessfalls angeführten Vorschriften gehörig befolgt würden, was aber nicht immer geschieht. Im Bade selbst mache man von Zeit zu Zeit Bewegung, indem man auf- und abgeht. Darin aber immerfort gleich einer Meergans, quasi ex officio hin- und herzuschwimmen, ist eben so lächerlich, als wenn man ohne Noth wie eine Auster an der Bank festsitzt. Auch ist es zweckdienlich, sich die Glieder und kranke, aber nicht sehr empfindliche Theile, z. B. den Unterleib im Bade zu frottiren, oder frottiren zu lassen. Heiterkeit und Frohsinn belebe die ganze Badegesellschaft, und scherzhafte Erzählungen, witzige Einfälle, selbst kleine erlaubte Neckereien erhöhen gar sehr die wohlthätigen Wirkungen des Bades. In dieser Beziehung ist das gemeinschaftliche Baden dem abgesonderten weit vorzuziehen. Wie tief man im Bade sitzen soll, lässt sich im Allgemeinen nicht bestimmen. Für die Mehrzahl der Fälle passt das Eintauchen bis an den Hals. Wo das Leiden im Kopfe sitzt, geschehe diess anfangs nur bis zur Brust, wo letztere den Herd der Krankheit in sich schliesst, reiche das Wasser nur bis zum Nabel. Diese Regeln sind, so unbedeutend sie auch scheinen mögen, doch in einzelnen Fällen von der höchsten Wichtigkeit. So z. B. kann ich seit meiner Krankheit nicht ohne augenblickliche Congestionen nach Brust und Kopf bis zu den Schultern untertauchen, und badete daher immer nur meinen halben Körper. Nach dem Bade ist es eine Hauptsache, sich am ganzen Körper wohl abzutrocknen, und wo möglich, mit Flanell zu reiben. Ist der Kopf nass geworden, was in der Regel nicht geschehen soll, so setze man sogleich eine Mütze auf. Hierauf zieht man sich wieder an, verlässt das Badgemach, und verweilt einige Augenblicke im gewärmten Vorzimmer (wo solches, wie im Hoferbadhause gegeben ist) um sich hernach unmittelbar in sein Zimmer, und zwar auf 1/2Stunde ins Bett zu begeben. Letzteres geschieht jedoch nicht, um zu schlafen, sondern nur, um einiger Ruhe und der Transpiration zu pflegen, im Falle selbe im vermehrten Masse eintreten sollte. Originaltext (S. 151-155), ohne Gewähr! |
Bezüglich der Trinkkur führt Eble → Dr. Mistruzzi - und → Dr. Niederhuber - an,
die einen derartigen innerlichen Gebrauch des Wassers häufig verordneten.
Ebenso mehrere → ältere Ärzte - die mit derartige Trinkkuren
zur Heilung von Geschwüren, Darmbeschwerden, Hämorrhoiden, Wurmkrankheiten usw. zu heilen versuchten.
Er selbst vergleicht die Wirkung gleich einem Brunnenwasser.
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Anmerkung: Der Text wurde dem Buch "Die Bäder zu GASTEIN" von Burkart Eble, 1834 - entnommen.
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Gasteiner Kur im 19. Jh. - Burkhard Eble, 1834
© 2017 Anton Ernst Lafenthaler
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