Stichwortverzeichnis Home Inhaltsverzeichnis Dokumentation, Gasteinertal
D - Gasteinertal/Dokumentation: Geschichte/Goldbergbau - Gewerken Weitmoser
Gasteinertal, Geschichte Geschichte Gasteins
Themen-Wahl
Inhalt

Dokumentation . Gasteinertal

Gewerken Weitmoser

Neue Forschungen mit quellenmäßig belegten Details sollen nachfolgend einen Überblick über den Stand der Weitmoser-Forschung geben, bezugnehmend auf die Ausführungen von Fritz Gruber, im Buch "Christoff Weitmoser und seine Zeit" von Heinz Dopsch, Salzburg 2009.

Weitmoserwappen Nach Fritz Gruber ist der Name "Weitmoser" ein typischer Herkunftsname: "der Mann, der von Weitmoos sein Herkommen hat". Eine derartige moosige Sumpfgegend mit dem Flurnamen "Weitmoos" gibt es mehrere im Land Salzburg und so auch in St. Johann im Pongau, oberhalb vom Posaunerwirt bei der heutigen Jugendherberge. Hier war es ein Bauernhof, das "Schwaig Weitmoos" und Cristan Weitmoser war "Aufsitzer", im weitesten Sinne ein erbberechtigter Pächter. Der eigentliche Grundbesitzer war Konrad Strochner. Rückschluss auf die Herkunft des Hans Weitmoser (I.) lässt sich aus einem Schreiben von 1542 zu einer rechtlichen Streitfrage zwischen dem Pfleger zu Radstadt und Clement Ruedolf zu St. Johann schließen wo es heißt: "... von wegen einer Behausung, Hofstatt und Garten, daselbs zu St. Johann gelegen, so verschiener Zeit Hans Weitmoser ingehabt und anjetzo bemelter Clemens Rudolf besitzt..."
Was den von "Weitmoos" hergeleiteten Personennamen "Weitmoser" betrifft, so scheint die bisherige Ansicht, dass im Jahr 1480 ein Erasmus Weitmoser auf dem - Neureitgut - in Gadaunern nachweisbar sei, nicht verifizieren. Es gibt in Gadaunern keinen derartigen Flurnamen, schon aber den im St. Johann mit einer zugehörigen Alm in Großarl. Ebenso gibt es ein Neureitgut (Schwaig-Neureit) in Großarl Erst 1599 ist ein Peter Neureiter in Gadaunern nachweisbar, welcher eine Gmachmühle zu bauen plant. Fritz Gruber berichtet uns in seinem Buch "Weitmoser", 2017 weiter: "Um 1495 taucht erstmals der Name Hans Weitmoser in Gastein auf: Es geht um das Recht, im Wald unter den Drei Wallern "Reiter" [Rodungen] zu schlagen." - ein Hinweis, dass dies möglicherweise der Beginn einer montanistischen Tätigkeit war, denn für Grubenzimmerung und zur Herstellung von Holzkohle ist ein Wald unabdingbar.
Ganz konkret fassbar wird Erasmus Weitmoser im Jahr 1501 als Lehenschafter in der Erzwieser Grube "Zu Unser Lieben Frauen" Im Jahr 1525 war Erasmus Weitmoser Mitbesitzer an der Grube St. Dionys in der Siglitz. Nachdem sein Name im Wälderverzeichnis von 1521 nicht aufscheint, scheint gewiss, das er keine Schmelzhütte besaß und somit auch wohl kein Großgewerke war. Diese und alle weiteren Ausführungen entstammen dem bereits genannten Buch: "Christoff Weitmoser und seine Zeit" von Heinz Dopsch und dem im Jahr 2017 neu erschienen Werk "Die Weitmoser" von Fritz Gruber.

Wurzeln der Familie Weitmoser

Ein Veit Weitmoser, dem Christoff Weitmoser testamentarisch eine Summe Geld zukommen ließ, lebte um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Bauer in Unterberg. Seine Person ist urkundlich bestens dokumentiert, erwarb er unter anderem doch ein Gut, das durch die Flucht einer bäuerlichen Wiedertäuferfamilie frei geworden war. Aus der Zeit zwischen 1550 und 1620 gibt es eine ganze Reihe von definitiven Beweisen, dass die bäuerliche Verwandtschaft im Tal eine Rolle spielte, darunter zwei Vertreter mit dem Namen "Christoff".
Als erster bergmännischer Weitmoser lässt sich, um 1497, der kostknecht weyttenmoser nachweisen. Er lebte im Haushalt des Bauern Peter Leutold zu Wieden.
Heinrich von Zimburg, 1948 schreibt dazu: In der Liste des "gemeinen Pfennigs", einem Abgabenverzeichnis aus dem Jahre 1497 scheint der Name Weitmoser erstmalig im Gasteinertale auf und zwar heißt es dort bei den Ortschaften Stain und Wydn: "Peter Lewtholt u. s. Hausfrau, Peter sein Knecht, sein Kostknecht Weyttnmoser." -

» Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Weitmoser «
Gesichertes lässt sich sagen, dass Erasmus und Hans miteinander verwandt waren, da zum Beispiel Christoff, also der Sohn des Hans und Neffe des Erasmus, als Besitznachfolger des Erasmus bei einem Stollen im Siglitzer Revier nachweisbar ist. Christoff Weitmoser (I.) war der Sohn des Hans Weitmoser (I.). Das ergibt sich aus einer ganzen Reihe von eindeutigen schriftlichen Nachweisen. So heißt es zum Beispiel bei einer offenen Schuld des verstorbenen Hans in einer Randnotiz von 1526: "beim Christoff zu versuechen". -
Übrigens steht in der "Gasteinerischen Chronika" aus dem Jahr 1540: "dass Hans zu dieser Zeit von hinnen wich". Er flüchtete aber kaum nach Tirol, wie manchmal vermutet, sondern hatte wahrscheinlich sein Totenbett in der Pfarre Hofgastein. Zitat dazu aus der Gasteiner Chronika, 1540 (Originaltext aus Zimburg): Der Weitmoser hat das Bergwerch allhie in Gastein von Hansen Mäthnberger zu Salzburg erkauft, im Jahr 1512, darbei er ein Weil Glück und Segen gehabt bis auf das lester Kriegjahr, als er von wegen des Kriegs von hinnen wich, daselbst als er etwo bei 10 Tausent Gulden schuldig war, und seinen Sohn Christophen hinter ihm liesse, welcher als junger sich um das Bergwerch annehmen miesst.

» Hans hieß nicht mit zweitem Namen "Erasmus" «
Dass Hans mit zweitem Namen, quasi mit Vulgo-Namen, "Erasmus" hieß, ist in der Literatur weit verbreitet aber anscheinend eine unausrottbare Fehlmeinung. Beide, Hans und Erasmus, sind selbstverständlich zwei eigenständige Personen und als solche bestens dokumentiert. Beide finden in einem Freiungsbuch von 1521 als Hans und Erasmus auf derselben Seite Erwähnung und im Gastein-Rauriser Fronverzeichnis von 1525 sind ebenfalls beide gleichzeitig genannt. Erasmus Weitmoser als der mit hoher Wahrscheinlichkeit Bruder von Hans, war Spätestens im Jahre 1521 in den Rang eines besitzenden Gewerken aufgestiegen.
Fritz Gruber schreibt dazu: Sieht man von der Erwähnung seines Namens im Wälderverzeichnis 1495 ab, "die den Hans Weitmoser (I.) als Bauer und/oder als Bergmann erscheinen lässt, so deutet das Jahr 1505 bereits mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass er Gewerke war"

» Erasmus Weitmoser als Anführer der Salzburger Aufständischen «
Seine führende Rolle im Bauernkrieg ist für das Jahr 1525 bestens durch die Quellenedition der Briefe aus dem Lager der Aufständischen dokumentiert. Auf der Vorarbeit des alten Wilhelm Zimmermann fußend, erwähnt Friedrich Engels in seiner "Geschichte des deutschen Bauernkriegs" ausdrücklich auch "den Weitmoser als Anführer der Salzburger Aufständischen".
Fritz Gruber schreibt dazu, dass Hans Weitmoser in den Bauernkriegsakten nie als Anführer genannt wird. Auch der Brief - von den vor der Salzburger Festung lagernden Bauern verfasst - mit der Order, den auf Schloss Werfen inhaftierten Fürst Dietrichstein zu töten ist vom "Weitmoser" unterschlagen worden, um bewusst die Hinrichtung zu verhindern. Es wird wohl Hans Weitmoser (I.) gewesen sein, der den Boten auf seinen Weg nach Werfen gut abfangen konnte und nicht Erasmus, für welchen dies viel zu gefährlich gewesen wäre, hätte man ihm die Entwendung des Briefes nachweisen können.

» Hans Weitmoser «

» Besitzungen des Hans Weitmoser «
Hans Weitmoser ist ab 1518 als Besitzer verschiedener Grundstücke nachweisbar, wie z.B. das Eliasgütl und das Maurachlehen zu Hundsdorf, wo Christoff Weitmoser als Besitznachfolger genannt wird. Fritz Gruber nennt als Besitzungen: die Hundsdorfer Mühle, die Lämmerwiese (Pyrkerhöhe), das "Maurer"-Lehen (Maurachgut), das Schmelzerlehen (Eliasgütl. heute/ehem. "Hotel Stern") und das Haidenhäusl. - und schreibt weiter: "Um ca. 1520 verzeichnet das Urbar des "Hieronymus und Elisabeth Altars und Kapellen in der Domkirche" unter anderem: "Ein Gut gelegen zu Hundsdorf" mit den Besitzern Ull und Preims Lackner, Veit Lechner, Johann Weitmoser der Alt. Es kann keinen Zweifel geben, dass er im Bereich Hundsdorf besitzmäßig fest verankert war. Als Todeszeitpunkt des Hans Weitmoser (I.) weisen mehrere Indizien auf das Ende des Jahres 1526 (Quelle: Fritz Gruber).

» Hans Weitmoser ließ seinem gleichnamigen Sohn Hans ein Wappen meißeln «
Im Jahre 1521 ließ Hans Weitmoser in den Grabstein seines Sohnes Johannes Weitmoser ein Wappen meißeln. Es ist ein bürgerliches Wappen, ein nach links steigendes Pferd und darüber ein offener "Flug", der wieder das steigende Pferd zeigt. Sohn Hans, starb im Alter von 11 Jahren im salzburgischen Gmünd in Oberkärnten, wo er auch begraben liegt.
Die Inschrift des Grabsteines lautet : "Hie ligt begrabn Johanes Weitmoser, des erenvesten und fürnemen Hansn Weitmoser, Gewergkhn in der Gastein, eeleiblicher Sohn, der seines Alters im 10. Jahr hie gestorben ist den 8. Tag Augusti im 1521 Jahr, dem Got gnat."

» Das holde Glück am Radhausberg «
Die beiden ersten bergmännischen Weitmoser, nämlich Hans und Erasmus (II.), brachten es in ihrer Lehenschaft mit Unternehmergeschick und mit einer Portion Glück zu Geld und konnten sich Grubenanteile kaufen. Hans scheint mit dem Vortrieb seiner Stollen auf dem Radhausberg besonders großes Glück gehabt zu haben. Dieses den Weitmosern anscheinend besonders holde Glück übertrug sich in der Folge auch auf Christoff Weitmoser, auch wenn er nach dem Tod seines Vaters, nachdem er den Bergbau übernommen hatte, im Jahre 1526 und somit im 21. Lebensjahr, zunächst wirtschaftliche Probleme gehabt zu haben schien.
Fritz Gruber schreibt dazu: das die Zahlungsschwierigkeiten wohl bereits 1524 begonnen haben. Der Verkauf des Heidegg Gutes im Angertal 1525, das Hans Weitmoser (I.) kurz vorher erworben hatte, ist kaum anders zu deuten denn als Zeichen wirtschaftlicher Bedrängnis - und diese kam wohl vonseiten Kardinals Matthäus Lang knapp vor Ausbruch des Bauernkriegs von 1525. Hans Weitmoser (I.) als der von Kardinal Lang begünstigte "erzbischöfliche Kommissar" mutierte zu einem Gegner des Salzburger Landesherrn. In der Historia Salisburgensis von 1692 berichten die Brüder Mezger davon, dass der Landesherr dem jungen Christoff damals mit einem Kredit von 100 "Imperialen" half.

Aufstieg und Niedergang der Familie Weitmoser

» Christoff Weitmosers (I.) Ehe mit Elisabeth Vötzl «
Fritz Gruber berichtet uns dazu: Christoff Weitmoser heiratete am 2. November 1531 die Elisabeth "des edlen und festen Pauln Vötzl zu Schwaz ehleibliche Tochter". Das Siegeln der Heiratsurkunde besorgte kein Geringerer als David Kölderer, der damalige Landrichter von Gastein. Damit erscheint als wahrscheinlich, dass die Hochzeit auch tatsächlich in Gastein über die Bühne ging. - aus der Ehe gingen 12 Kinder hervor, wobei 5 während bzw. kurz nach der Geburt starben.

» Die Sage vom Brautschleier und der Bettlerin «
Fritz Gruber schreibt: "Es fehlen übrigens jegliche noch so kleinen Indizien, dass Christoff Weitmoser zu dieser Zeit überhaupt schon verheiratet war. Die behauptete erste Ehe mit einer Elisabeth von Moosham entzieht sich beharrlich allen Aufklärungsversuchen. Wahrscheinlich gab es damals einfach keine Ehe mit einer Mooshamerischen und es liegt eine Verwechslung mit jener Elisabeth von Moosham vor, die am 26. August 1576 Christoff Weitmoser, den Zweiten (!), heiratete." - Es bleiben lediglich die Wandersagen - Not und Aufstieg mit dem Versetzen des Brautschleiers oder jene vom - Fluch der Bettlerin - mit dem Ring.

» Christoff Weitmoser übernimmt den Bergbau «
Heinrich von Zimburg, 1948 schreibt dazu: Christoph (I.) Weitmoser (geb. 1506, gest. 2. Mai 1558 Hofgastein war 1522 an der Universität Freiburg in Breisgau immatrikuliert. Er übernahm in jungen Jahren den verschuldeten Bergbau seines Vaters (Sebastian Hinterseer berichtet von rund 10.000 Gulden Schulden). Um weiterbauen zu können, gewährte ihm der Erzbischof unter günstigen Bedingungen einen größeren Kredit. Als nun Christoph um 1530 den Stollen "zu unserer Frau" am Radhausberg anschlug, stieß er bald auf reiches Erz, sodass er nicht nur in wenigen Jahren seine Schulden begleichen, sondern jährlich einen erheblichen Reingewinn erzielen konnte.

» Christoff Weitmoser stieß im Jahr 1530 auf extrem goldreiches Erz «
Die Gasteinerische Chronika, 1540 berichtet: "Der Weitmoser hat das Bergwerch allhie in Gastein von Hansen Mäthnberger zu Salzburg erkauft, im Jahr 1512, darbei er ein Weil Glück und Segen gehabt ..." - und weiter: Also bis auf das 30. Jahr viel Not litte, danach aber, als er die Gruben unser Frau am Rathaus belegt, ist ime daselbst bald Ärzt zuegestanden. Also dass mit Hilf des Landsfürsten von wegen seiner Schuld auf ein Zeit ein Vertrag gemacht, dass von jedem Stuck Silber, so Weitmoser machen würde, hundert fl. zur Bezahlung der Schulden und Glaubiger soll aufgehebt werden. Also hat Weitmoser alle Raidtung von Tausent bis 2, 3, 4 Tausent Kibl abgetailt, und ein Kibl Ärzt in der Gruben über 30 Kr. nit cost, welches wohl bis auf 3, 4 oder 5 fl. wert gewest. Als hat er in 2 Jahren alle Schulden bezalt und seither andere Örter paut, und hat nun ein Zeit her bis auf jetzt etwo 5 Jahren alle Monat ein Stuck Silber bei 200 March und darüber gemacht, hat an gehauten Ärzt, Kolln, Blei, Traidt und Wein in allem einen großen Vorrat gehabt. Es habens ihm gute Leute nachgerait, dass er ein Jahr mehr den 13 Centen Silber und Gold gemacht und erobert, die bis in die 70 Tausent wohl wert gewesen, so ime nit über 25 Tausent Gulden hierauf erloffen und aufgangen, dass er nun also vom 34. bis auf das 40. Jahr, dass er alle Jahr bei 40 Tausent Gulden Überschuss gehabt, das man ihm seine guete Bergwerk und andere Vorrät, dann Häuser, Gründ und Lechen, auch Barschaft und Kleinodien, in allem zusammen auf 3 mal hunderttausend Gulden reich war; wie lang es aber bleibt und bestehet, das waiss Gott. - Quelle: Gasteinerische Chronika, 1540 - Herausgeber Heinrich von Zimburg
Christoff Weitmoser musste so sicher auch zahlreiche Streitigkeiten mit anderen Gewerken durchstehen. Seine schärfsten Gegner waren die Gewerken Strasser, die auch den Bau des Neuweges, geplant von Weitmoser zu verhindern versuchten.

» Reichtum und Geldgeschäfte des Christoff Weitmoser «
Christoff Weitmoser konnte pro Jahr in der Zeit von 1554 bis 1560 jährlich rund 300 kg Gold und etwa 1200 kg Silber gewinnen. Hinzu kamen Christoff Weitmosers Besitzungen und sonstigen Geldgeschäfte, wie die zahlreich gewährten Darlehen. Zu seinen Großschuldner zählten unter anderem Erzherzog Ferdinand von Tirol, der Bruder Kaiser Karls V., sowie Herzog Ernst von Bayern. Alle Kredite lagen durchwegs so um die 10.000 bis 20.000 Gulden.
Zur Versorgung der Bergleute mit Lebensmitteln hatte Christoff Weitmoser ein ganzes Lieferanten-Netz aufgezogen mit Bevorschussungen für Getreide- und Viehlieferungen. Konnten die Bevorschussungen und Kredite nicht mehr zurückgezahlt werde, so endete dies mit der Überschreibung von Grund und Gut an die Weitmoser. Dasselbe taten auch die anderen Gewerken.

» Christoff Weitmoser in den Adel gehoben «
Christoff Weitmoser (I.) war unbestritten der größte und reichste Gewerke. Die Familie Zott und Strasser, ebenfalls reiche Gewerken waren aber zudem noch Adelige. Die Strasser gehörten zum Salzburger Altadel, die Familie Zott stand im Dienste des Habsburger Herrscherhauses. Im Jahre 1552 bekam Weitmoser den Titel eines kaiserlichen Rates verliehen, konnte aber nicht die Aufnahme in den Salzburger Landtafel finden, auch wenn er bereits durch den Erwerb der Hofmark Winkl ein bayerischer Adeliger war.
Im Jahre 1555 schrieb er ein formelles Ansuchen an den Salzburger Landesherrn, worin er seinen Wunsch äußerte, Erzbischof Michael - "wellen mir zu sonndern gnaden mich und mein Namen und Stammen für einen Landtmann in E.F. G. Landtschafft, des Standts der Ritterschafft und Adels ... genedigist annemen ... und mit sondern Gnaden bewilligen." - Den Bemühungen blieb der ersehnte Erfolg nicht versagt. Es wurde zu seinem Ansuchen vermerkt: "Christoff Weitmoser ist an Eritag nach der Heyligen dreyer Khünigen tag 1555 Jar in die Saltzburgische Lanndtafel zum Stanndt der Ritterschaft und Adl angenommen und daselbsthin einzuschreiben bevolhen worden.".

» Christoff Weitmoser starb am 2. Mai 1558 «
Christoff Weitmoser (I.) heiratete um 1531 Elisabeth Vötzl, deren Verwandtschaft in Tirol und Berchtesgaden lebte. Von den zwölf gemeinsamen Kindern erreichten nur sieben das Erwachsenenalter. Christoff Weitmoser starb am 2. Mai 1558. Seine drei Söhne erbten den Montanbesitz, seine vier Töchter fanden durch das in sehr zahlreichen zeitgenössischen Abschriften erhaltene Testament mit Geld reichliche Bedienung, insgesamt mit 320.000 Gulden. Details bzgl. des Testaments sind im Buch von Fritz Gruber "Die Weitmoser und ihr Edelmetallbau in den Hohen Tauern" ausführlich dargestellt.

Korrektur der Geschichtsschreibung von Prof. Fritz Gruber

Nach neueren Forschungen und Herausgabe des Buches "Die Weitmoser" von Prof. Fritz Gruber im Jahr 2017 scheint es angebracht, Korrekturen an den bisher vermeintlich gesicherten Erkenntnissen zur Familiengeschichte der Weitmoser vorzunehmen. Dazu soll der Artikel aus der Kulturzeitschrift: "Der Gasteiner Museumsbote", Heft-Nr. 11 von Prof. Fritz Gruber herangezogen werden, den der Autor selbst aus gegeben Anlass (Berichterstattung: Weitmoser - ein Frühkapitalist?) verfasste.

» Korrekturen zur Person Christoff Weitmoser I. «
1. Hans Weitmoser I. war nie mit einer Berta von Moosham (oder einer Berta Zott) verheiratet. Die Gattin Hans Weitmosers I. (und somit Mutter von Christoff Weitmoser I.) lebte nachweislich in Gmünd in Oberkärnten.
2. Keine der vier Töchter von Christoff Weitmoser I. war mit einem Fugger aus Augsburg verheiratet. Es bestand nie ein Kontakt welcher Art auch immer zwischen Mitgliedern der Familie Weitmoser und jenen der Familie Fugger (Handelshaus aus Augsburg).
3. Christoff Weitmoser I. war 1523 an der Universität Wittenberg immatrikuliert, wo Martin Luther predigte, Sympathien für das Luthertum waren aber nie nachweisbar. Auch alle anderen Gewerken sind nicht aktiv gegen die Protestanten unter den Bergarbeitern vorgegangen. Christoff Weitmoser I. lebte und starb als Katholik.
4. Kardinal Matthäus Lang war als Salzburger Landesherr Besitzer alle Wälder. Er verlieh einzelne Waldbereiche auf bestimmte Zeit weiter an die Gewerken, die sich nicht immer an die ihnen gesetzten räumlichen und zeitlichen Grenzen hielten und auch rechtswidrig in nicht verliehene landesherrliche Wälder griffen. Dies verbot der Erzbischof, was die Gewerken verärgerte, war aber nicht der wichtigste Grund, dass sie bei der Verschwörung vor der Grube Silberpfennig den Aufstand gegen Kardinal Lang ausriefen.
5. Christoff Weitmoser I. besaß mehrere Stollen im Bereich Bockhart-Erzwies und am Radhausberg. Er kaufte einen stillgelegten Stollen am Radhausberg, welche lediglich taubes Gestein führte und traf erst nach Jahren auf reiche Vererzung, welche ihm dann den Reichtum verschaffte.
6. Christoff Weitmoser I. hat nie jemanden Gold geliehen (vielleicht wenige Goldmünzen in Ausnahmefällen), denn das abgebaute Gold und Silber musste zur Gänze an den Erzbischof abgeliefert werden, welches mit Silbermünzen abgegolten wurde.
7. Dass Christoff Weitmoser I. den "Fürsten des Reiches" (welchen?) jemals Gold geliehen hätte, ist aus den Originalschriften nicht belegbar und total unwahrscheinlich. Belegt ist, dass Kardinal Matthäus Lang 10.000 Gulden geliehen bekam.
8. Das Weitmoser-Schlössl war zu Lebzeiten Chistoff Weitmosers I. ein gemauertes Haus, halb so groß wie heute ohne Erkertürme und keineswegs prunkvoll. Es war für eine allfällige Adelsverleihung völlig irrelevant. Vielmehr erwies sich für Christoff Weitmoser I. der käufliche Erwerb der Hofmark Winkl (am Chiemsee) für entscheidend. Dies, und zweifellos seine guten Kontakte zu den damaligen Bayern-Herzogen, verschafften ihm die Aufnahme in den bayerischen Adel, mit Recht auf einen Sitz im bayerischen Landtag. Erst in der Folge, 1555, wurde er auch im Erzstift Salzburg als adeliger "Landsasse" anerkannt, nachdem er schon 1552 von Erzherzog Ferdinand l. zum "Kaiserlichen Rat" ernannt worden war.
9. Christoff Weitmoser I. war mit letzter Sicherheit nie als Silbergewerke in Schwaz engagiert.
10. An der Gründung der "Lender Handelsgesellschaft", 1568 waren neben den Weitmoser Söhnen auch die Strasser, die Zott und der Salzburger Landesherr ganz wesentlich beteiligt. Dabei ging es nicht nur um die Nahrungsmittelversorgung der Bergarbeiter, sondern insgesamt um die Weiterexistenz des gesamten, sich dem kompletten Niedergang nähernden Bergbaubetriebes in Gastein, Rauris und Bleiberg. Es war ein erster Schritt zur Verstaatlichung des gesamten Montanistikums (Bergbau und Hüttenwesen), zu der es um 1616 auch kam, da es zu dieser Zeit keine privaten Gewerken mehr gab.
- Quelle: Fritz Gruber, Gasteiner Museumsbote, 2019

Weiterführende und verwandte Themen :
• Doku : Lender Gesellschaften - Lend/Gastein
• Doku : Gewerken Gasteins - Strasser, Strochner u. a.
• Geschichte : Peilsteiner - und Herren von Goldegg
• Menschenwerke - Goldbergbau - Übersicht

SymbolSymbolSymbol
Anmerkung: Die Informationen wurden überwiegend dem Buch - "Christoff Weitmoser und seine Zeit" von Heinz Dopsch, Salzburg, 2009 -
teilweise dem Buch: "Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales" von Heinrich von Zimburg, 1948 und
dem Buch "Die Weitmoser und ihr Edelmetallbergbau in den Hohen Tauern" von Fritz Gruber, Via Aurea Eigenverlag, 2017 - entnommen.
Die Textauszüge wurden teilweise unverändert wiedergegeben. Beschreibung ohne Gewähr.

Hauptseite, Gastein im Bild
Doku-Themen - Dokumentation, Gasteinertal Home Inhaltsverzeichnis Ereignisse, Gasteinertal - Bilder-Galerie

Home Suche Inhaltsverzeichnis Wanderwege Geologie Tiere Pflanzen Ökologie Kunst & Kultur Biotope Gasteins

Gastein im Bild - Dokumentation
Goldbergbau - Gewerken Weitmoser
© 2012 (Rev. 2019) Anton Ernst Lafenthaler
dp-weitm