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EH - Geschichte Gasteins/Bergbau: Karl Imhof - Unterbaustollen
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Geschichte . Gasteinertal

Das Projekt Karl Imhofs

Während der Erbauung des Tauerntunnels von 1901 bis 1909 fand Dipl. Ing. Karl Imhof Gelegenheit, das altbekannte Goldfeld im Bereich des Sonnblickmassivs in den Hohen Tauern zu studieren, was ihn letztlich dazu veranlasste, die Bergbautätigkeit im Gasteinertal wieder aufzunehmen. So legte er am Gewerkentag 1911 eine Denkschrift über den bisherigen Stand und den Fortgang der Schürftätigkeiten in den beiden Bergbaurevieren am Radhausberg und im Nassfeld bzw. in der Sieglitz-Pochkar-Erzwies vor. Zwei Stollen sollten gegen Westen vorgetrieben werden, nämlich vom Nassfeld aus der Siglitz-Unterbaustollen (später Imhof-Unterbaustollen) in 1625m und der zwischen den beiden Pochkarseen gelegene Pochkar-Unterbaustollen in 1.985m Höhe. Weitere steil stehende Erzgänge sollte miterfasst werden. Die 2 km entfernten Stollen mit einem Höhenunterschied von 360 Meter sollten durch einen Verbindungsschacht verbunden werden. Innerhalb dieser Zone verlief eine große Zahl von SSW nach NNE verlaufende Klüfte bzw. Gänge mit Vererzungen. Darüber hinaus war ein Neuaufschluss der Erzgänge am Radhausberg, vom Hieronymusstollen aus, vorgesehen. Als Initiator des gesamten Montanunternehmens leitete in weiterer Folge Karl Imhof bis zum 30. Juni 1925 die Gewerkschaft Radhausberg mit dem Titel eines Direktors.

Pochkar-Unterbaustollen

Pochhart-Unterbau

Im Juni 1912 wurde in der Region zwischen den beiden Pochkarseen in 1.984m Höhe der Pochkar-Unterbaustollen angeschlagen mit der Absicht, die Erzgänge des Bergbaureviers am Pochkar zu unterfahren und zu queren und neue Angriffspunkte für einen Abbaubetrieb zu schaffen. Unmittelbar im Stollenbereich standen eine kleine Wasserkraftanlage, eine Kompressoranlage für die pneumatisch betriebenen Flottmann-Bohrhämmer, eine Schmiede, eine Werkstätte und eine gemauerte Wohnbaracke zur Verfügung. Die Förderung geschah händisch mittels eiserner Grubenhunte. Der Pochkar-Unterbau wurde 418 Meter weit vorgetrieben und dabei die Erzgänge des Schachthalden- und des Pochkar-Hauptganges unterfahren.

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Pochhart-(Pochkar-) Unterbaustollen - Bildgalerie - Projekt Karl Imhof am Bockhart

Im Zuge des Anschlages des Pochkar-Unterbaustollens wurde zum Betreiben der technischen Anlagen im Jahre 1912/13 ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von ca. 32 PS errichtet. Dabei wurde das Abflusswasser des Oberen Pochkarsees ausgenutzt.
Die Wasserfassung zeigte eine Schotterschleuse, einen Schlammabzug und einen Grob- und Feinrechen. Vom Wasserschloss wurde das notwendige Betriebswasser durch eine 150 mm im Durchmesser große gusseiserne Muffenrohrleitung 75m tief über die Gefällstufe gegen den unteren Pochkarsee geleitet, wo sich die Kraftzentrale befand. Das Gebäude war aus Bruchsteinen errichtet. Im Maschinenraum gelangte eine Voith-Peltonturbine zur Aufstellung. Die benötigte Betriebswassermenge betrug 80 L/s mit einer Leistung von 48 PS. Ein nachgeschalteter Gleichstromgenerator lieferte 30 kVA bei einer Spannung von 220 V. Von hier führte eine Freileitung von 80m Länge zum Berghaus des Pochkar-Unterbaustollen.

Betriebsgebäude am Bockhart Krafterksruine Ruine am Bockhart Rohrleitung, Pochhart-Unterbaustollen Kraftwerk am Bockhart Kraftzentrale, Pochhart-Unterbaustollen
Betriebsgebäude - Unterbaustollen am Bockhart - Kraftzentrale

Der Unterbaustollen am Bockhart wurde 1923 stillgelegt. Reste des Betriebsgebäudes sind nördlich des Mundloches noch deutlich zu sehen, ebenso das Gemäuer des Kraftwerkes mit den Rohrleitungen unterhalb des Betriebsgebäudes.

Anmerkung aus dem Buch Tauerngold (Fritz Gruber): Vom 15. bis Ende des 18. Jh. wird mit der Bezeichnung "Hoher Bockhart" auf das Baukarl Bezug genommen. Dem steht als geografischer Name das Bockharttal gegenüber. Die Namensformen "Pochkar" und "Pochhart" sind Erfindungen des 19. Jh. und werden in den Lageplänen der Stollen und Halden betreffend das Bockharttal verwendet.

Siglitz-Unterbaustollen

Imhof-Stollen

Im Juli 1912 wurde an erhöhter Stelle im nördlichen Bereich des Nassfeldes der Siglitz-Unterbaustollen (Imhof-Stollen) angeschlagen. Der Ansatzpunkt des Mundloches lag im Felsbereich in 1.624m Höhe und sollte in westlicher Richtung parallel zum Siglitztal in einem Abstand von ca. 200m verlaufen. Der Stollen führte zunächst durch das ganz flache Gelände einer lawinengefährdeten Mulde, die mit einer betonierten Galerie überbaut wurde. Erst nach 220m erreicht der Stollen den anstehenden Fels aus Granitgneis. Die Vortriebsarbeit erfolgte mit modernsten pneumatischen Flottmann-Bohrhämmern. Die Druckluft lieferte eine mobile Kompressoranlage vor dem Mundloch des Imhof-Unterbaustollen.
Das erzhältige Hauwerk wurde mittels kleiner Grubenhunte zu den Sturzschächten befördert, in der Imhof-Unterbausohle gestürzt und durch den Imhof-Unterbaustollen mittels größerer eiserner Grubenhunte und einer Benzinlokomotive zur Erzaufbereitungsanlage in das Nassfeld gebracht.

Grubenhunt, Montanmuseum Grubenhunt, Montanmuseum
Grubenhunt, Montanmuseum

Die großzügig in Angriff genommenen Vortriebs- und Abbauarbeiten mussten durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges infolge Rekrutierung mehrerer Ingenieure und Belegschaftsmitglieder im August 1914 unterbrochen werden. 1915 konnte der Bergbaubetrieb mit den zahlreich zugeteilten russischen Gefangenen wieder aufgenommen werden, musste aber mit Ende des Ersten Weltkrieges 1918 vollständig stillgelegt werden. Bis dahin hatte der Imhof-Unterbaustollen eine Länge von 1890m erreicht. Weitere Vortriebsarbeiten 1919/20 bis auf 2.500m konnten keine zusätzlichen Erzgänge aufschließen.

Neben den Aufschluss- und Abbauarbeiten wurde die Straße von Böckstein in das Nassfeld ausgebaut und die Kesselfallbrücke (Russenbrücke) errichtet.
In den Jahren 1915/16 standen 150 - 200 italienische und einige serbische Kriegsgefangene zunächst beim Straßenneubau in das Nassfeld und in weiterer Folge im Montanbereich im Imhof-Unterbaustollen und bei Neubau der Erzaufbereitungsanlage im Nassfeld im Einsatz. 1916/17 kamen etliche russische Kriegsgefangene hinzu. 1918 standen noch 200 - 250 Kriegsgefangene in den Diensten.

Im August 1938 wurde durch die Preußische Bergwerks- und Hütten AG mit dem weiteren Vortrieb des Imhof-Unterbaustollens und nacheinander der Vortrieb im Bereich der Haupterzgänge des Geißler-, Dionys- und Kupelwieserganges in Angriff genommen. Am 1. August 1944 kam dann aus Berlin der Befehl des Reichswirtschaftsministerium, den Betrieb einzustellen. Der Imhof-Unterbaustollen wurde aber noch bis nach Kolm-Saigurn bei Rauris durchschlagen.
Im Jänner 1945 konnte der erste Mannschaftszug in Kolm-Saigurn bei Rauris in 1.656m Höhe erstmals den Stollen verlassen. Insgesamt betrug der Stollenvortrieb des Imhof-Unterbaustollen 2.745 m, die Querschläge kamen auf 2558 m, Stollen im Bereich der Erzgänge kamen auf 6.231 m.

Am 29. April 1947 wurde der Gewerkschaft Radhausberg die Bewilligung zur Durchfahrt von Touristen von Nassfeld nach Kolm-Saigurn und zurück mittels einer elektrischen Akkulokomotive und zwei Mannschaftswagen sowie den notwendigen Gepäckwagen erteilt. Die Weiterführung scheiterte aber an den finanziell aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Die letzte Durchfahrt erfolgte 1951.

Im Jahre 1988 setzten seitens der Erzbergbau Radhausberg GmbH Bestrebungen ein, den Durchfahrtsbetrieb für Touristen durch den Imhof-Unterbaustollen bei gleichzeitiger Installierung eines Schaubergwerkbetriebes zu aktivieren. Zwischen Juli und Oktober 1992 und 1993 wurden auch tatsächlich zwischen 3400 und 4000 Besucher befördert. Der provisorische Durchfahrtsbetrieb musste aber neuerlich mangels Wirtschaftlichkeit und unzureichender Sicherheitsmaßnahmen 1993 eingestellt werden.
Das Explorationsprojekt Siglitz-Bockhart-Erzwies im Jahre 2006 durch die australische Firma WHL (Erkundung der Teufenfortsetzung von im Imhof-Stollen aufgeschlossenen Erzgänge) scheiterte am Widerstand der Eigentümer der Schurfrechte (Erzbergbau Radhausberg GesmbH in Böckstein, Gemeinde Badgastein und Bad Hofgastein) aber auch durch Proteste aus der Bevölkerung.

Radhausberg-Unterbaustollen

Paselstollen

Ziel vieler Schürfarbeiten seit Jahrhunderten war es, die verschobene Fortsetzung der einst berühmten Erzgänge am Radhausberg unter der nach Westen neigenden Hauptfäule bzw. Hauptstörung zu finden. Mehr als 19 Stollensysteme mit ca. 50 km Gesamtlänge wurden hier im Laufe der Jahrhunderte vom Grat des Radhausberges in 2.430m Höhe abwärts auf den Haupterzgang geführt.

Unter Berghauptmann Lürzer wurde noch im 18. Jh. auf 1.400m Höhe, ca. 300m unterhalb des Hieronymusstollen, ein querschlägiger Stollen angelegt, der Aufklärung in der Verwerfungsfrage bringen sollte, aber nach 180m eingestellt wurde.

Nach Karl Imhof sollte zunächst der Gold- und Silberbergbau am Radhausberg in Angriff genommen werden. Die bestehende Straße zum Hieronymusberghaus wurde saniert und das desolate Berghaus instandgesetzt. Vorgesehen war der Stollenvortrieb im Hieronymusstollen in 1.920m, mit dem Versuch, den durch eine Fäule abgeschnittenen Radhausberger Hauptgang auszurichten. Der Stollenvortrieb erfolgte zu Betriebsbeginn 1907 allgemein mittels Handarbeit und wurde schließlich 1910 durch den wesentlich rationelleren und kostensparenden maschinellen Stollenvortrieb ersetzt.
Nachdem der Stollenvortrieb im Hieronymusstollen keinen Erfolg brachte, wurde bei Stollenmeter 1.258 am Zusammentreffen der Hauptfäule im rechten Winkel zur Stollenachse ein Querschlag, der Kreuzkogelquerschlag nach Osten getrieben. Bei 188 Meter wurde unerwartet eine Fäule, genannte die Martinfäule und bei 422 Meter eine weitere angetroffen. Nach diesen erfolglosen Aufschlussarbeiten wurde 1911 der Hieronymusstollen ab 1.260 Meter gewältigt und bis 2.080 Meter Stollenlänge vorgetrieben. Er sollte in das Weißenbachtal münden. Auch ein Querschlag im Sigismundstollen gegen Südosten, um den Kniebeißgang zu erreichen, der als Fortsetzung des Radhausberger Haupterzganges in Betracht kam, war erfolglos.

Im Jahre 1916/1917 zerstörte eine vom Radhausberg abgegangene Lawine einen Teil des Hieronymusberghauses und die Erzaufbereitungsanlage. Die Aufschlussarbeiten im Bereich des Hieronymusstollens am Radhausberg wurden zunächst eingeschränkt, dann 1924 eingestellt. Das Projekt Karl Imhofs war zumindest am Radhausberg gescheitert.

Die Preußische Hütten AG versuchte nun, die bereits durch Karl Imhof und durch den Bergbaubetriebsleiter und Markscheider Ing. Karl Zschocke gewonnen Erkenntnisse bzgl. der Frage, in welche Richtung denn nun die Fortsetzung der Erzgänge in die Tiefe zu suchen seien, die verschobene Fortsetzung der einstmals berühmten Erzgänge am Radhausberg zu finden. Um die Tiefenfortsetzung der Radhausberger Gänge zu klären, wurde in 1280m Höhe in der Asten im Nassfeld, 600m tiefer als die Erzabbaue des Hieronymusstollens, der Radhausberg-Unterbau oder Paselstollen angeschlagen, unter der Leitung von Bergrat Dipl. Ing. Dr. Pasel. Dieser erreichte bei geradlinigem Vortrieb nach Südost eine Gesamtlänge von 2452 m. Bei Stollenmeter 1708 und 1883 wurden mehrere Klüfte gequert. Bauwürdige Erze wurden aber nicht angetroffen.

Beim Stollenvortrieb der Hauptstrecke stellte sich eine ungewöhnliche hohe und dabei sprunghafte Zunahme und dann wieder eine Abnahme der Gesteinstemperatur ein. Die Temperatur stieg ab Stollenmeter 1.240, wo die erste größere Gangkluft angefahren wurde, zuerst langsam, dann zwischen Stollenmeter 1.520 und 1.670 rasch an. Die höchsten Gesteinstemperaturen wurden zwischen Stollenmeter 1.635 und 1.888 mit 44°C, besonders am Ende des südlichen Kluftauslängens mit 45°C gemessen. Bereits beim Stollenvortrieb zeigte die Belegschaft eine auffallend geringe Anfälligkeit für Verkühlungen und rheumatischen Erkrankungen, die im Beruf des Bergarbeiters häufig auftreten. Noch 1944 konnte durch das Radiuminstitut in Wien eine darin enthaltene, überdurchschnittliche hohe Radiumemanation bzw. Konzentration an Radon festgestellt werden, die größer war als in den Quellstollen der Gasteiner Therme. Mangels kriegswirtschaftlichen Interesses folgten keine weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen.

Insgesamt wurden 4.644m Stollen, Schächte und Aufbrüche vorgetrieben und insgesamt 33.000 Kubikmeter Hohlraum ausgesprengt. Die Belegschaft zwischen 1940 - 1944 umfasste 30 Arbeiter und vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene, insgesamt bis 53 Mann.

Der Radhausberg-Unterbaustollen brachte durch die Tatsache, dass keine bauwürdigen Erzgänge erschlossen werden konnten eine große Enttäuschung. Der Betrieb wurde 1944 eingestellt. Die Betriebsanlagen, Baracken etc. wurden verkauft. Der Kraftanschluss und die Lokomotive samt Ladestation blieben. Am 5. November 1945 wurde das Montanunternehmen seitens der US-Militärregierung unter Verwaltung der amerikanischen Vermögenskontrolle gestellt.

Grubenlokomotive, Montanmuseum Grubenlokomotive, Montanmuseum
Paselstollen, Grubenlokomotive
Weiterführende und verwandte Themen :
• Doku : Bergordnungen und Pachtverträge - 16. Jh.
• Doku : Gewerkschaft Radhausberg - Neubeginn 1866
• Dokumentation : Karl Imhof - 2. Gewerkschaft Radhausberg

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Quellen: "Das Buch vom Tauerngold" von Paar/Günther/Gruber, 2006 -
insbesondere das Kapitel: Edelmetallbergbau in Salzburg von Wilhelm Günther.
Text wurde teilweise unverändert wiedergegeben. Angaben ohne Gewähr.

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