EH - Geschichte Gasteins: Gasteiner Sagenschatz
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Geschichte |
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Sagen Gasteins
Sagenweg Klammstein
In den Sagen erblicken wir das Geheimnisvolle, das Unerklärliche, die Wunder und Kräfte, die uns
mit unseren Sinnen und unseren Verstand nicht fassbar scheinen. Ebenso aber auch sind sie abgeleitet von wahren Begebenheiten,
die verpackt mit den Vorstellungen der jeweiligen Zeit die Moral des Volkes und die
religiösen Dogmen der herrschenden Kirche tragen sollen.
Gastein ist reich an derartigen Geschichten, die teils mündlich überliefert, teils aufgezeichnet wurden und
noch heute lebendig scheinen. Die bekanntesten Sagen handeln von der hochmütigen "Weitmoserin" und der "Entdeckung der Heilquellen".
Aber noch viele andere an geschichtliche Begebenheiten anknüpfende Ereignisse sind beschrieben und überzeichnet dargestellt.
Klammsteiner-Höhenweg
Von Unterberg (nördlich von Dorfgastein) führt am Osthang bzw. westlich der Ache
etwas auf der Anhöhe ein Weg (Wegweiser: Sagenweg) Richtung
Klammstein und erzählt die bekanntesten Gasteiner Sagen. Den
Abschluss des Weges krönt der Gasthof "Burgblick" (ehem. genannt "Zur Ruine").
Gegenüber liegt auf einer Anhöhe die Burg Klammstein, welche von Herrn Ferner in vielen Jahren
wieder neu aufgebaut wurde
und die er bis heute betreut und pflegt. Der Klammstein-Wanderweg ist auch im Winter gut begehbar und sehr zu empfehlen.
Gasteiner Sagenschatz |
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Auszug aus dem "Gasteiner Sagenschatz" von Sebastian Hinterseer - 1984 |
'Der Gasteiner Sagenschatz'
Die Entdeckung der warmen Quellen
Geschichtlicher Rückblick:
Zu der Zeit, als der hl. Rupertus der erste Bischof von Salzburg war
und man damit begann, auch die Menschen im "inneren Gepirg" zum christlichen
Glauben zu bekehren, war das Gasteiner Tal noch wild verwachsen und kaum begangen.
Dort, wo die → warmen Quellen - entspringen war ebenfalls noch urbelassener dichter Wald.
Hier hausten Luchse, Bären und Wölfe und Menschen waren wohl nur als Jäger anzutreffen.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage von der Entdeckung der warmen Quellen . . .
Sage:
Inmitten der damals noch bestandenen Wildnis im Gasteinertal lebten der Sage nach zwei fromme Einsiedler - es waren Primus und Felician.
Ihnen waren die heißen Quellen und deren wundersame Heilkraft wohl bekannt.
Über die Höhe der → Drei Waller - waren
Jäger gekommen, die ein flüchtiges Wild verfolgten. Es war bereits von einem Pfeil der Jäger getroffen
und so folgten sie der blutigen Fährte.
Am mächtigen Wasserfall angekommen lichtete sich der Wald und aus einer Felsspalte drang
heißer Dampf. Die frommen Einsiedler wuschen mit dem warmen Wasser die Wunden des Tieres
und baten die adeligen Jäger den edlen Hirsch nicht zu töten und stattdessen die
Heilkraft des warmen Wassers nach draußen in die Welt zu tragen, um allen kranken,
leidenden Menschen Heilung und Genesung zu ermöglichen . . .
Die Sage vom Blutpalfen
Geschichtlicher Rückblick:
Vor vielen Jahren, wo der Brot- und Fleischerwerb noch viel mühsamer war,
stand der alte Volksbrauch des Wilderns noch in hoher Blüte. Oft wurden diese Wilderer noch
durch zusätzliche Not gezwungen sich selbst etwas zu beschaffen.
Es galt als ungeschriebenes Gesetz, darüber zu schweigen, wenn ein armer Holzknecht, ein Bauernsohn oder
ein Bäuerlein nächtens in die Berge stieg mit rußverschmiertem Gesicht, um auf verbotenem Wege ein Wild zu erlegen.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage vom Blutpalfen . . .
Sage:
Besonders arg soll es damals in Böckstein und "Hinterpaden" zugegangen sein!
Schmunzelnd meint man, gab es alsbald mehr Wildschützen als Gämsen. Die hochherrschaftlichen Jäger waren somit
gezwungen, etwas zu unternehmen und sie beschlossen, die Reviere mit Gewalt von den Wildschützen zu befreien.
Dreizehn dieser Wildhüter taten sich zusammen und lauerten
die Wilderer auf dem Weg zum → Hieronymushaus - auf. Die Wilderer erfuhren aber
von diesem Vorhaben und taten sich ebenfalls zusammen.
Nachdem die Wildschützen aber von einer verschmähten Hausdirn verraten wurden,
verschanzten sich die Jäger hinter einem brüchigen Felsen und schossen auf die ankommenden
nichts ahnenden Wilderer, wobei es viele Tote gab.
Das Wasser des Knappenbaches sei danach noch 3 Tage lang blutrot geflossen . . .
Der erste Goldfund
Geschichtlicher Rückblick:
Seit undenklichen Zeiten galt der Beruf des Jägers als hoch geachtet und hoch geehrt. Er
war es, der von Anfang an Fleisch und Fell für Nahrung und Behausung sorgte.
Den Bergbewohnern scheint der Jäger gar als Urbild des Wagemutes. Tatsächlich waren es auch die Jäger, die als erstes in die hochgelegenen Alpentäler vordrangen.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage des ersten Goldfundes . . .
Sage:
So soll vor vielen hundert Jahren ein Jäger weit in die Berge hinauf gestiegen sein um Hochwild zu jagen.
So sehr er sich mühte, blieb ihm das Jagdglück versagt und so ließ er sich erschöpft am Ende des Tages auf
einen Felsen nieder um im Gebet zu versinken. Nach gewaltigem Poltern und Tosen tat sich eine Felsspalte auf
und er erblickte glänzendes Metall im tiefsten Bergesgrund, das sich als reines Gold erwies. Er dankte dem hl.
Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger und kehrte goldbeladen ins Tal. Der dankbare Jäger blieb trotz seines
Reichtums bescheiden und zeigte die Schätze der Berge auch den anderen Leuten im Tal.
Auch sie sollten teilnehmen an seinem unverdienten Glück . . .
Die Entrische Kirche
Geschichtlicher Rückblick:
Hoch oben im Kalkgebirge bei Klammstein findet sich eine weitverzweigte Naturhöhle, die
früher wohl Bären und anderem Getier als Heimstätte und später Menschen als Versteck diente.
Urkundlich erwähnt wird die → Entrische Kirche - erstmals 1428.
Wie aus weiteren Urkunden hervorgeht, soll sie im Jahre 1528 als geheimer Versammlungsort gedient haben.
Zur Zeit der großen Gegenreformation zwischen 1700 und 1745 benützten die Anhänger
der Lutherischen Lehre die Höhle zu geheimen Zusammenkünften.
Von dieser Entrischen (bedeutet in der Mundart: unheimlich) Kirche gibt es auch Sagen aus
der "heidnischen Zeit", die von Riesen oder wilden Frauen und Männern handelt.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage von der Entrische Kirche . . .
Sage:
Aus der christlichen Zeit entstand die Sage, dass
hier schon in frühester Zeit ein Altar errichtet wurde, wo viele Menschen, die schwere Sorgen bedrückten hinkamen.
So auch ein armer Bauer, der viel Leid zu beklagen hatte. Da kam ein Mönch in der Höhle auf ihn zu und
versicherte ihm, nachdem er sein Gottvertrauen und seine Demut lobte,
dass sich alles wieder zum guten wenden werde und er solle nun nach Hause gehen.
So geschah auch alles, wie der Mönch es versprochen hatte - Gottvertrauen und bescheidenes Wirken soll
belohnt werden . . .
Die Himmelwand
Rückblick:
Der Himmelwand begegnet uns im äußeren Teil der → Prossau - unterhalb des Flugkopf. Sie besteht aus Granitgneis und fällt durch ihre Steilheit
jedem Wanderer sofort auf. Etwas vorher befindet sich der bekannte Malerwinkel. Im dort befindlichem Chronik-Buch sind auf
Kupfertafeln die Namen eingehämmert, die hier verunglückt sind . . .
Sage:
Berichtet wird von einem Jäger im Kötschachtal, der darauf besessen war, eine bisher noch nie gesehene weiße Gams
zu erlegen. Das Jagdfieber trieb ihn weit hinauf ins Gebirge und auf schroffe Felsen. Immer höher stieg er
in die Wand hinein bis er weder vor noch zurück wusste.
Er musste erkennen, dass er ohne Hilfe der Wand nicht mehr entrinnen kann. Er sah in die Tiefe in das Tal hinein
und auf die firnbewehrten Höhen des Tischlerkars und des Kesselkars.
In banger Verzweiflung versuchte er durch einen Büchsenschuss die Menschen auf ihn aufmerksam zu machen.
Weithin widerhallte das Echo.
Ein Hirte und weiter viele Menschen eilten zu Hilfe, aber sie sahen, dass sie ihm nicht helfen konnten.
So holten sie den Pfarrer und von einem Chor von Betenden begleitet hob er seinen goldenen Kelch,
wo die schwebende Hostie bis zum Jäger hinauf gelangte. Dieser wollte vor Ehrfurcht die zitternden Knie beugen
aber es verließ ihn die Kraft und er stürzte zu Tal. Anstatt sein Ziel, die weiße Gams zu erlegen, hatte
der Jäger sein ewiges Ziel erreicht - der Herr hat ihn zu sich geholt . . .
Der Schuhflicker
Rückblick:
Das → Arltörl - war früher schon ein viel begangener Übergang in das benachbarte
Großarltal. Hoch über der Hauserbauer-, Lenz- und Paulbauernalm erhebt sich ein Felsgebilde,
welches den seltsamen Namen "Schuhflicker" trägt. Ein Teil dieses Felsen ist bereits
hinunter in die Almen gestürzt.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage vom Schuhflicker . . .
Sage:
Dort, wo heute der kahle Fels in den Himmel ragt, stand einst eine fruchtbare Alm
mit saftigen Wiesen und viel Vieh. Ein Hirte lebte dort, ein selbstgefälliger, rauer und übermütiger Gesell.
Nun war einmal ein hoher Festtag im ganzen Tal wo alle in Andacht den Tag verbrachten nur der Hirte kümmerte sich nicht darum.
Er bereitete sich ein köstliches Mal, trank Schnaps und begann auch noch unter lästerlichem Singen, Pfeifen
und Fluchen Schuhe zu flicken.
Die Sennerin war bestürzt und mahnte ihn, dem gotteslästerlichen Treiben ein Ende zu setzen.
Auch ein grauhaariger Mann betrat die Almhütte und forderte ihn auf, den entsetzlichen Frevel einzustellen.
Der Hirte aber hörte nicht, ihm war der Festtag gänzlich gleichgültig.
Er hatte alles und wollte auch alles haben und genießen in seiner Überheblichkeit.
Da wurde es plötzlich finstere Nacht und Blitze züngelten nieder. Eisschauer prasselten auf die Alm und nach
dem Ende des Gewittersturms war die einst prächtige Alm verschwunden. Der überhebliche, gottlose Hirte aber,
der am Festtag seine Schuhe geflickt hatte verfestigte sich zu Fels. Als ewige Mahnung wird diese Bergspitze
noch heute der → Schuhflicker - genannt.
Die drei Waller
Geschichtlicher Rückblick:
Bereits in vorchristlicher Zeit war der Übergang vom Salzachtal ins
Gasteinertal oberhalb von Lend bekannt.
Noch früher mag diese Anhöhe als Rastplatz bestens geeignet gewesen sein und
es soll auch eine Opfer- und Kultstätte hier gelegen haben.
Zur Zeit des hl. Ruprecht war dieser Übergang häufig benutzt und im
Zuge der Christianisierung wurde auch eine christliche Andachtsstätte errichtet.
Noch bis in unsere Tage wissen alte Leute von Bittgängen zur Kapelle der
→ Drei Waller - zu berichten
und noch heute ist auch die Nachricht lebendig, dass man als Opfergaben holzgeschnitzte
Köpfe mit echtem Kopfhaar hinterließ. Auch sollen 3 heilige Väter - die Waller - hier
im Gebirge gelebt, gestorben und gemeinsam begraben sein.
Über den Gräbern habe man dann ein Hüttl mit Dachung gezimmert und anno 1592 aus Holz eine
Kapelle errichtet.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage von den drei Wallern . . .
Sage:
Die Sage berichtet, dass einst 3 Männer barfuß ins heilige Land pilgerten um die Stätten, wo einst der Herr
gelebt hat zu sehen. Der Weg nach Hause aber war beschwerlich und Unglück über Unglück begleitete ihre Rückkehr.
Mit letzter Kraft erreichten sie die Anhöhe, um in das liebe Tal Gastein hineinzublicken.
Sie umarmten sich vor Freude und dann stand ihr Herz still. Der liebe Gott hat sie die Heimkehr noch erleben lassen . . .
Ihrem Andenken ist dieser Platz geweiht und trägt heute noch ihren Namen.
Der Teufel im Mühlgraben
Geschichtlicher Rückblick:
Das Frautragen oder Fraubeten soll ein noch heute in Gastein ausgeübter Brauch sein.
Das Bild, eine Muttergottesfigur steht das ganze Jahr über in einer Schönkammer und
wird nur zur Adventzeit hervorgeholt. In der Stube wird dann ein eigener Altar dafür
im Herrgottswinkel hergerichtet mit vielen Bildern von Heiligen, schönen Tüchern und
sonstigem Schmuck. Die Leute des Hauses beten jeden Tag davor.
In Unterberg war (ist) es üblich, dass die Nachbarn zum betreffenden Bauer gehen, wo dann auch die
Gottesfigur stand.
In Laderding hingegen wandert die Muttergottesfigur für je 3 Tage von Haus zu Haus. Der Bauer oder die Bäuerin
trägt es dabei vor sich her und alle gehen mit, beten und singen religiöse Lieder.
Schließlich muss das Bild aber wieder zu dem Bauer zurückkehren, zu dem es gehört.
In Laderding, Hofgastein, Harbach und Hundsdorf soll es noch solche Bilder geben.
In Gadaunern hingegen sei dieser Brauch nie bekannt gewesen, obwohl es auch hier einen
Stubenaltar gibt, wo auch die Nachbarsleute kommen und gemeinsam beten und Lieder singen . . .
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage vom Teufel im Mühlgraben . . .
Sage:
In einer Dezembernacht war die ganze Nachbarschaft beim Hauserbauer versammelt, um vor dem Fraubild
Schutz und Hilfe zu erbitten.
Der Reiterbauer und seine Buben sollten das Fraubild abholen und hinauf zum hochgelegenen Gehöft tragen,
wie es seit urdenklichen Zeiten üblich war.
Unter Vorantritt eines Buben mit einer Laterne war dann die ganze Nachbarschaft unterwegs hinauf zum Gehöft.
Beim sogenannten Nasenbachbrückl angekommen war ein furchtbarer Schrei aus den Wäldern jenseits des großen
Mühlgrabens zu hören.
Es war der Teufel, der sich hier jenseits des großen Mühlgrabens des öfteren niederließ und jetzt durch das
Fraubild aufgeschreckt wurde. Durch das Frautragen und das begleitende Gebet war er dermaßen in seiner Ruhe gestört worden,
dass er unter furchtbarem Geheul durch die Lüfte davon - bergwärts - gegen das hochliegende Arltörl und hinüber
zum → Schuhflicker - flüchtete.
Zutiefst erschrocken zog die Schar weiter bergwärts durch den Schnee. Das Fraubild und das andächtige Gebet
hatte alle in ihren Schutz genommen und gerettet.
Seither gedenkt man immer noch dieser grauenerregenden, dunklen Adventnacht im Mühlgraben . . .
Probst Pabo
Geschichtlicher Rückblick:
Infolge der natürlichen Gefahren der Klamm, war der unmittelbare Zugang in das Gasteinertal
die Anhöhe der Drei Waller. Aber schon damals gab es auch einen Fuß- und später Saumpfad durch die Klamm.
Wahrscheinlich vom 7. Jahrhundert an wurde die Talzufahrt durch die Klamm schrittweise verbessert.
Die ersten uns bekannten Herren der Gastein - die Grafen von Peilstein benutzten diesen Weg und vergaben
Schenkungen verschiedener Gasteiner Güter an das im Jahre 1140 gegründete Stift St. Zeno in Reichenhall.
Der Stiftsherr von St. Zeno, Probst Pabo ist hier bei der Rückkehr mit seinen Bruder tödlich verunglückt,
worauf auf der Anhöhe die Sebastiankapelle errichtet wurde.
Alle talaus- und taleinfahrenden Gasteiner ist dies eine Gedenkstätte und wurden nicht Geldmünzen zurückgelassen oder eine Kerze angezündet, so bekreuzigte man sich zumindest bei der Vorbeifahrt.
Nächtens brannte immer ein tröstliches Kerzenlicht.
Seit dem Bau des Straßentunnels ist die Klamm für Kraftfahrzeuge unpassierbar geworden und die Kapelle in Vergessenheit geraten.
Eine Urkunde, aufbewahrt in der Studienbibliothek der Universität Salzburg beweist, das sich diese Sage wirklich zugetragen hatte.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage von Probst Pabo . . .
Sage:
Nun - so erzählt die Sage - begab sich der Stiftsherr von St. Zeno, Probst Pabo,
in Begleitung seines Bruders nach Gastein, um sich hier umzusehen, wieviel graues Tuch (Loden), wieviel Schmalz
und Käse die Güter zu leisten vermochten.
Nachdem der Besuch zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen war, ritten Probst Pabo und sein Mitbruder am Tage
des heiligen Sebastian, am 20. Jänner 1212 talaus durch die Klamm, um den
weiten Weg zurück nach Reichenhall anzutreten. Es war ein sehr kalter Wintertag und die Klamm ganz vereist und
voll Gefahr. Wohl warnten die Leute in Gastein vor der Reise durch die Klamm aber sie ließen sich nicht abhalten.
Kaum hatten die beiden die Höhe der Klamm erreicht, da löste sich eine Staublawine und schleuderte die beiden
Reiter todbringend in die Tiefe. Rasch verbreitete sich das Unglück im Tal aber trotz
rascher Hilfe konnten nur mehr die Leichen geborgen werden. Zur Erinnerung an dieses unheilvolle Ereignis
wurde noch im gleichen Jahr die "Sebastiankapelle" errichtet.
Der Strochner-Altar
Geschichtlicher Rückblick:
In der Pfarr- und Mutterkirche Hofgasteins, befinden sich noch heute neben dem linken
Seitenaltar die alten Gedenksteine der hochfürstlichen salzburgerischen Verweser,
Pfleger, Verwalter und Wechsler der Gastein - der Strochner.
Als Wappen führten sie eine ausgespannte Fledermaus auf ihrem Schild und Kleinod.
Hoch ragt hier an der Frontseite des linken Seitenschiffes der prächtige Strochner-Altar auf
bis unter das hohe Kirchengewölbe.
Das zentrale Altarbild zeigt eine Darstellung von Christi Geburt. Im Vordergrund ist aus
einer Gruft entsteigend eine Frauengestalt sichtbar mit einem Säugling im Arm und einem
wachsamen Hund an ihrer Seite. Tatsächlich dürfte hier vor dem Altar in der Gruft Edelinde,
die Gemahlin des Pflegers Hans Strochner begraben worden sein.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage vom Strochner-Altar . . .
Sage:
Die Sage berichtet, das die Gemahlin des Pflegers Hans Strochner, scheintot, in hochschwangerem Zustande begraben und dann
wiedererweckt in der Gruft mit einem gesunden Knäbleins genesen sei.
Mutter und Kind hatte man wohlbehalten nur dadurch retten können, dass ein Hund
nicht von ihrer Stelle gewichen sei, das Leben in der Gruft verspürt und "Laut"
gegeben habe.
Edelinde war Burgherrin von Klammstein und die Jugendfreundin von Christoph Weitmoser.
Sie wurde mit Hans Strochner verheiratet. Hans Strochner lies aus Eifersucht seine
Frau in der Burg Klammstein einsperren. Christoph Weitmoser besuchte sie heimlich in der
Burg und als er plötzlich vor ihr stand - so berichtet die Sage - sei sie vor Schreck leblos
zusammengebrochen. Als sie feierlich in der Strochnergruft bestattet wurde, hörte
Christoph Weitmoser davon und störte die Totenruhe, indem er in die Gruft hinabstieg und sie lebend vorfand.
Diesen Frevel erbost den Gemahl derart, dass er Christoph mit dem Schwert zu töten trachtete.
Als er aber seine Gemahlin mit dem Knäblein im Arm erblickte war er überglücklich und
dankte Gott für diese wundersame Errettung. Christoph Weitmoser selbst fand bald darauf
Berta Zott als seine Geliebte, die aber vom Geiste des Hochmuts befangen war und der Sage
nach den Niedergang des Weitmoser-Geschlechtes einleitete.
Der Fluch der Bettlerin
Geschichtlicher Rückblick:
Christoph Weitmoser trat nach dem Tode seines Vaters Erasmus das goldene Erbe an.
Er war bescheiden und mildtätig gegen die Armen und von Not Bedrängten.
Seine Frau hingegen war hochmütig und eitel, diente ihr der Reichtum doch nur, um sich in Samt und Seide zu kleiden.
Den Armen und Unglücklichen schenkte sie keine Achtung. Niemand im Tal liebte die Weitmoserin.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage:
Sage:
Die Sage erzählt von ihr, dass sie behangen mit kostbarem Edelsteinen und funkelnden Schmuck durch den Klammpass
ritt, wo ihr auf der Passhöhe eine Bettlerin begegnete und um Almosen flehte.
Ein verächtliches Lächeln spielte um ihre stolze Lippen und sie rief hochmütig:
"Scher' dich weg, freches Bettelweib!". Da zuckte die Alte am Wegesrand zusammen und schrie einen Fluch
mit abgezehrter Faust: "Wehe dir!
Du weißt nicht ob du nicht auch betteln gehen musst. Wenn die Sonne zum zwölften Mal versinkt, wirst du so arm
sein wie ich!". Höhnisch lachte die Weitmoserin:
"Eine Weitmoserin betteln? - das wirst du nicht erleben - so wenig, wie dieser Ring, den ich hier in die Ache
werfe, je wieder zum Vorschein kommen wird, so wenig wird sich dein Fluch erfüllen".
Damit zog sie den kostbaren Ring vom Finger und warf ihn in die schäumende Ache.
Nach geraumer Zeit brachte ein Fischer eine prächtige Forelle ins → Weitmoserschloss -
welche für ein großes Fest bestimmt war. Der Koch öffnete den Fisch und sah den kostbaren Ring, den er gleich
seiner Herrin brachte. Die Weitmoserin erinnerte sich an den Fluch und bange Angst erfüllte ihre Seele.
Von dieser Stunde an begann das Glück der Weitmoser zu schwinden. Bergwerksunglücke wurden immer häufiger,
Menschenleben gingen zugrunde und nach Christophs Tod verarmten die Weitmoser gänzlich.
Der letzte Weitmoser starb so arm, wie sein Ahnherr einst gewesen war . . .
Der verschlagene Schacht
Geschichtlicher Rückblick:
Da der Landesfürst und Erzbischof seine Macht behalten wollte verlangte er von seinen Untertanen
katholisch zu bleiben. Die Anhänger der neue Lehre Luthers fand aber immer mehr Anhänger.
Unter Androhung strenger Strafen hoffte man, die Untertanen wieder zum Katholizismus zu bekehren, aber alle
Maßnahmen blieben fruchtlos. Deshalb wurde 1588 ein Emigrationspatent herausgegeben, wodurch viele Familien
zur Auswanderung gezwungen wurden.
So wurde im Jahre 1637 auch Margaretha Meyerin, die Tochter des Hans Zott wegen ihres evangelischen Glaubens
gefangengenommen, gewaltsam von ihrer Familie getrennt und des Landes verwiesen. Der Gemahl war mit seinen
Kindern aus gutem Grund katholisch geblieben. Nachdem sie, um ihre Familie wiederzusehen heimlich zurückkehrte,
wurde sie wieder von Verrätern ergriffen und neuerlich verbannt.
Frau Margaretha, die einen besonders silberreichen Stollen auf der Erzwies aufgeschlossen hatte, soll diesen
Bergbau insgeheim verschlagen lassen haben, um sie den Nachkommen zu bewahren.
Nachfolgend eine Kurzfassung der Sage vom verschlagenen Schacht . . .
Sage:
Die Sage selbst weiß zu erzählen, dass ein Mönch sie zu bekehren versuchte, sie aber
bei ihrem Lutherischen Glauben blieb und deshalb des Landes verwiesen wurde. Die Sehnsucht und Heimweh trieb
sie aber wieder als Bettlerin verkleidet zurück ins Tal zu ihrer Familie, wo sie aber neuerlich verraten, gefangen genommen und
in den Kerker geworfen wurde. Hier büßte sie neuerlich für ihre Treue zum Evangelium. Dann brachte man sie
heimlich fort. Nur zwei Knappen ihres Glaubens, die ebenfalls verwiesen wurden war es gestattet, sie zu begleiten.
Sie ritten mit ihren Saumpferden ins hintere Angertal und hinauf auf die Erzwies.
Als sie zur Stelle kamen, wo der silberreiche Stollen lag, befahl sie ihren Begleitern, den Stollen zu vermauern
und Geröll anzuhäufen, dass niemand mehr die Stelle finden kann, wenn man ihr die Heimkehr für immer verwehrt.
Der Fluch soll alle verfolgen, die versuchen würden, den Stollen zu öffnen. Margaretha musste in der Fremde sterben.
Viele haben seitdem versucht den Stollen zu finden aber die Schätze blieben bis heute verborgen . . .
Weitmoser - Not und Aufstieg
Geschichtlicher Rückblick:
Urkundlich ist nachzuweisen das Erasmus Weitmoser 1480 das Neureitgut Nr. 1 zu Gadaunern kaufte.
Er schlug am Radhausberg einen Stollen an, den er Erasmusstollen nannte.
Weitmoser arbeitete anfangs mit Erfolg im Goldbergwerk am Radhausberg, geriet aber später in Schulden,
so dass er der Sage nach so verarmte, dass seine Frau den Brautschleier versetzen musste, um zu Ostern Fleisch kaufen zu können.
Seinem Sohne Christoph hinterließ er rund 10.000 Gulden Schulden als dieser den Bergbau übernahm.
Nachfolgend die Sage erzählt von S. Hinterseer: "Die Weitmoser - ihre Not und Aufstieg":
Sage:
Die Sage erzählt, dass der Begründer des späteren reichsten Gewerken - Erasmus Weitmoser -
ursprünglich ein einfacher Bauer war, am Neureitgut zu Gadaunern. Mit viel Fleiß und gutem Willen bestellte
er den zu Haus und Hof gehörigen kargen Boden und betreute das wenige Vieh im Winter im Stall und im Sommer auf
der Alm. Nur kümmerlich konnte er seine Familie ernähren und lebte in ärmlichen Verhältnissen.
Ihm kam zu Ohren, dass Gold und Silber in den Bergen verborgen seien, was er nicht recht glauben wollte.
Dann versuchte er doch sein Glück und begann mit unsäglichen Mühen einen Stollen zu graben in der Hoffnung,
eine gold- und silberhältige Erzader zu finden. Doch der Erfolg wollte sich nicht einstellen und da Haus
und Hof vernachlässigt wurden, verarmte der Bauer und seine Familie noch mehr und niemand wollte ihm Geld leihen.
Da nahte das Osterfest und er hatte keinen Pfennig mehr, um seinen Leuten für die Festtage wenigstens ein Stück
Fleisch zu kaufen. Seine Frau fühlte innigst Mitleid mit ihm und entschied, ihren Brautschleier zu verkaufen,
um wenigstens für Ostern ein gutes Mahl besorgen zu können. Das verbliebene Geld gab sie ihren Mann,
damit er sich wenigstens etwas Wein kaufen könne. Erasmus war gerührt von der Liebe seines Weibes, aber er
sah bereits seine Familie vertrieben und Haus und Hof in fremden Händen.
Die Geschichte mit dem Brautschleier aber war bald überall bekannt und so erfuhr auch Erzbischof Leonhard von Keutschach davon.
Ihm gefiel der Opfermut der Frau und er rief Erasmus Weitmoser zu sich. Der Erzbischof lieh ihm eine bedeutende Summe,
damit er die begonnen Arbeit im Stollen fortsetzen konnte.
Schon am nächsten Tag begann er den Stollen auszubauen und siehe, sein fester Glaube hatte ihm geholfen.
Ehe noch das entliehene Geld aufgebraucht war, fand er mächtige Goldadern in der Tiefe und so war Weitmoser
bald der reichste Mann im ganzen Tal.
Eine Gasteiner Perchtensage
Geschichtlicher Rückblick:
Die Naturverbundenheit der Bauern veranlasste ihn, alle Naturereignisse, Missernten und Unfruchtbarkeit
der Tätigkeit unsichtbarer, übelwollender Mächte zuzuschreiben. Um diese von Familie, Haus, Hof und Vieh
fernzuhalten, herrschte allgemein der Glaube vor, dass gewissen Masken die Kraft innewohne,
böse Dämonen zu vertreiben. So entstanden wohl die schiachen Masken.
Lärm und Glockengeläute sollen die Wirkung noch verstärken. Die so verkleideten Perchten glaubten nun,
nicht nur die äußere Gestalt der bösen Unholde angenommen zu haben, sondern auch, dass dadurch die Verbindung
mit der übermenschlichen Welt hergestellt sei, so dass auch sie diese Fähigkeiten und Kräfte besitzen.
Dieser Wahn verleitete sie oft zu den tollsten Sprüngen und Streichen, und zahllos sind die Legenden,
die von solch übermenschlichen Perchtentreiben erzählen.
Karl Adrian teilt uns in seinem Buche: "Von Salzburger Sitt' und Brauch" folgende Gasteiner Sage mit:
Sage:
"Dass übrigens die Perchten auch ein Bündnis mit geheimnisvollen Mächten
nicht scheuen, davon gibt folgende Gasteiner Sage Zeugnis.
In Gastein hörte ein Bergknappe von einem alten, grauen Mütterlein einmal die sündige Rede:
"Das Perchtenlaufen wäre weitaus lustiger, wenn man 14 Tage zuvor kein Wörtlein bete und kein Kreuz mache."
Der Knappe dachte bei sich: "Man soll nichts unversucht lassen, das ist eine alte Regel! Ich will's versuchen,
ob's wirklich noch lustiger werden kann, als es andere Jahre gewesen. Das Beten kann ich sonder Mühe bleiben
lassen, ist ohnehin nie meine Freude, sondern mein Leid gewesen!"
Beim Perchtenlaufen am folgenden Tage herrschte überall die größte Lust und Freude. Plötzlich sprang ein Percht
auf den Brunnen, schwang sich von hier auf das Hausdach und schwebte von diesem über den Gipfel
des nahen Föhrenwaldes dahin. Die Zuschauer standen betroffen, aber alsbald fassten sich einige und eilten
rasch um den Geistlichen. Der holte das Hochwürdigste aus der Kirche und spendete auf dem Platze draußen
nach allen Richtungen der Windrose den Segen. Da stürzte in einiger Entfernung die Perchtl klagend aus
der Höhe auf den Boden herab.
Als die Leute dazukamen, erkannten sie mit Grauen den Knappen. Einer meinte:
"Dem ist's wohl vergangen, er hat sich ja aufs Perchtenlaufen gefreut, daß er es kaum erwarten konnte.
Jetzt hat er das Letzte auf der Mühle." Der Knappe selbst aber sagte: "Der Herr Vikar hätt' sich
das Segengeben sparen können! In der Luft oben herumtanzen - Buben, das ist eine Lust!
Das könnt ihr euch nicht im entferntesten einbilden! Aber wie der Geistliche kommen ist,
hat mich der Teufel verlassen." - Nach diesen Worten gab der Unglückliche seinen Geist auf."
Quelle : "Der Perchtenlauf in der Gastein" von H. Zimburg, 1947


Anmerkung: Die Sagen wurden in mühevoller Kleinarbeit von Sebastian Hinterseer in dem Buch " Gasteiner Sagenschatz "
zusammengefasst. Sie entstammen teilweise mündlicher Überlieferung, teils aber auch dem Versbüchlein von Dr. Storch.
Noch heute aber können viele der Einheimischen diese Sagen von sich aus erzählen . . . -
Weitere Bücher des Verlages F. und Ch. Feichter: "Gasteiner Sagen" von Herta Broneder und "Gastein und seine Geschichte" von Hinterseer/Krisch
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Geschichte Gasteins - Gasteiner Sagen
© 2003 Anton Ernst Lafenthaler
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