GOb34 - Biotoptypen/Gasteinertal: Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze
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Biotope im Gasteinertal |
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Biotoptypen . Gasteinertal
Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden
Zwergsträucher sind maximal etwa Knie hohe, reich verzweigte Sträucher, die fast
durchwegs zur Familie der Ericaceae gehören. Sie sind an die Bedingungen im Bereich
der Waldgrenze, ihren Hauptlebensraum, hervorragend angepasst und bilden häufig dichte,
ausgedehnte, artenarme Bestände. Vielfach sind Zwergstrauchheiden heute hochsubalpine
Waldersatzgesellschaften und breiten sich durch das Zuwachsen nicht mehr bestoßener
Almen weiter aus.
Gesellschaften die starke Abweichungen zu denen der Arktis zeigen, sind meist sekundäre Bestände
auf ehemaligen Waldböden. Besonders die Rhododendron-Heiden haben durch die Aufgabe vieler
Alpweiden stark zugenommen. Früher wurden sie vielfach geschwendet oder abgebrannt. Im Gasteinertal sind derartige Biotoptypen häufig.
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze - Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden 3.4
Alpenrosenheide, bodensauer . 3411
Die Bodensaure Alpenrosenheide - Rhododendro ferruginei-Vaccinietum myrtilli - ist in
ihrem natürlichen Vorkommen auf einen ca. 100-150 m schmalen Saum an der klimatischen
Waldgrenze beschränkt. Sie kommt auch als Dauergesellschaft auf Sonderstandorten wie
z.B. auf tiefliegenden, grobblockigen Bergsturzhalden und in Lawinenbahnen vor,
in denen das Aufkommen des Waldes nachhaltig verhindert wird. Ihre Hauptverbreitung
hat sie jedoch als hochsubalpine Waldersatzgesellschaft. Aspektbildend sind
Erikagewächse wie die beiden namensgebende Arten Rostrote Alpenrose - Rhododendron
ferrugineum- und Heidelbeere - Vaccinium myrtillus. Zusätzlich können noch Weidezeiger
oder Nadelgehölze auftreten.
Das Rhododendretum feruginei ist eine monodominante Gesellschaft aus Rhododendron ferrugineum,
in der andere hohe Zwergsträucher wie Vaccinium-Arten und Juniperus communis
in wechselnder Menge beigemischt sind, nie aber überwiegen.
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpenrosenheide, bodensauer 3.4.1.1
Alpenrosenheide |
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Rastötzenalm - Stubnerkogel |
Archiv : Biotopkartierung |
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A - Alpenrosenheide, bodensauer 3.4.1.1 |
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B - Alpenrosenheide, bodensauer 3.4.1.1 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Alpenrosenheide, bodensauer - ist im Gasteinertal mit
134 Biotopen vertreten und kommt im gesamten Tal mit
Ausnahme der Region Dorfgastein und Klammstein zahlreich vor.
Alpenrosenheide, bodenbasisch . 3412
Die bodenbasische Alpenrosenheide - Rhododendron hirsuti-Vaccinietum myrtilli hat ihr Optimum über kalkreichen
Gestein. Bei großflächiger Ausbildung handelt es sich wie bei der bodensaueren Schwestergesellschaft
in der Regel um anthropogen bedingte Waldersatzgesellschaften.
Prägende Art ist die Behaarte Alpenrose - Rhododendron hirsutum.
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpenrosenheide, bodenbasisch 3.4.1.2
Archiv : Biotopkartierung |
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Alpenrosenheide, bodenbasisch 3.4.1.2 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Alpenrosenheide, bodenbasisch - ist im Gasteinertal mit
5 Biotopen sehr spärlich vertreten und kommt lediglich im Nassfeld (Höllkarbach) und auf der Schlossalm vor.
Krähenbeerenheide . 3413
Die Krähenbeerenheide - Vaccinio-Empetrum hermaphroditi - besiedelt ursprüngliche Standorte,
die von Natur aus wegen initialer Bodenbildung oder ungünstigen Klimas waldfrei sind.
Neben den dominanten Zwergstraucharten Krähenbeere - Empetrum hermaphroditum - und Alpenrauschbeere -
Vaccinium gaultherioides sind der Alpenbärlapp - Diphasium alpinum, das
Alpenhabichtskraut - Hieracium alpinum, der Schweizer Löwenzahn - Leontodon helveticum und der
Bunte Wiesenhafer - Avenula versicolor recht konstant vertreten.
Die Empetro-Vaccinietum gaultherioidis sind von Vaccinium gaultherioides und Empetrum
hermaphroditum geprägte Zwergstrauchheiden auf lange (5-6 Monate) schneebedeckten Standorten.
Die Krähenbeerenheide ist eine Übergangsgesellschaft von Windheiden entlang eines Schnee-Windgradienten
zu der schneegeschützten Rhododendron ferrugineum-Gesellschaft.
Biotoptyp (Sbg.1994): Krähenbeerenheide 3.4.1.3
Krähenbeerenheide |
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Dorfgastein, Großarl 2006 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Krähenbeerenheide - ist im Gasteinertal nur einmal
vertreten und kommt im Hangbereich des Sparangerkopfes im Nassfeld vor.
Bärentraubenheide . 3414
Die artenreiche Bärentraubenheide - Junipero-Arctostaphyletum - ersetzt die Alpenrosenheide auf
sonnseitigen Lagen im Inneralpengebiet vor allem in Höhen zwischen 1900 und 2300 m. Ursprünglich
war diese Gesellschaft nur kleinflächig als Pionierformation auf silikatischem Blockschutt und
Felsrücken vorhanden. Als Regenerationsstadium beim Rückgang der Almweide ist sie heute weiter verbreitet.
Kennarten sind die Bärentraube - Arctostaphylos uva-ursi, der Zwergwacholder -
Juniperus communis ssp.alpina, die Besenheide - Calluna vulgaris, das Eberrautenblättrige Greiskraut -
Senecio abrotanifolius und Teufelskrallenarten - Phyteuma betonicifolia et zahlbruckneri.
Biotoptyp (Sbg.1994): Bärentraubenheide 3.4.1.4
Vorkommen im Gasteinertal:
Bärentrauben sind im Gebiet Schlossalm bis Schwarzwandscharte anzutreffen.
Bärentraubenheiden als eigener Biotoptyp kommen aber im Gasteinertal nicht explizit vor, sondern werden anderen
Biotoptypen subsummiert.
Alpenazaleen-Windheide . 3415
Die Alpenazaleen-Windheide - Cetrario-Loiseleurietum - ist in der alpinen Stufe vor allem auf extrem
windgepeitschten Rücken und Kuppen über Silikatgestein beheimatet. Geprägt wird sie von der Alpenazalee
oder Gämsheide - Loiseleuria procumbens, die teppichartige an den Boden geschmiegte, fast reine Bestände
bilden kann, sowie zahlreiche Flechtenarten, vor allem Cladonia- und Cetraria-Arten.
Derartige Biotope kommen im Gasteinertal häufig vor.
Das Loiseleurio-Cetrarietum bildet dichte, geschlossene, flechtenreiche Teppiche aus
Loiseleuria procumbens und Arctous alpina auf windgefegten, im Winter schneefreien Standorten.
An besonders exponierten Stellen überdecken dichte Lagen von Alectoria ochroleuca die Zwergstrauchspaliere.
Fallweise können auch neben der alles dominierenden Loiseleura procumbens andere Vaccinium-Arten
und fallweise Empetrum hermaphroditum stärker in Erscheinung treten. Krautige fassen in den dichten
Zwergstrauchbeständen kaum Fuß.
Aufgrund des differenzierten Klimareliefs auf kleinen Arealen kann sich die Vegetation schon nach
wenigen Metern ändern. Insbesondere in den Hohen Tauern sind Arten wie Saponaria pumila, Primula minima
und andere vertreten.
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpenazaleen-Windheide (Gämsheide-Teppich) 3.4.1.5
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Alpenazalee, Rentierflechten u.a. |
Archiv : Biotopkartierung |
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Alpenazaleen-Windheide 3.4.1.5 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Alpenazaleen-Windheide - auch Gämsheide-Teppich genannt
ist im Gasteinertal mit 16 Biotopen vertreten.
Weidenspalier . 3416
Weidenspaliere finden sich häufig an Standorten mit langer Schneebedeckung und geringer Aperzeit
(ca. 4 Monate), für die große Feuchtigkeit und windgeschützte Lage typisch sind.
Bevorzugt findet man sie daher in Mulden und Verebnungsflächen der alpinen und subnivalen Stufe.
Aufgrund dieser Bedingungen leiten sie häufig zu Schneebodengesellschaften über bzw. können diesen
zugeordnet werden.
Biotoptyp (Sbg.1994): Weidenspalier 3.4.1.6
Auf kalkigem Substrat findet man das Netzweidenspalier - Salicetum retusae-reticulatae mit den typischen
Arten Stumpfblättrige Weide - Salix retusa, Quendelblättrige Weide - Salix serpyllifolia und Netzblättrige
Weide - Salix reticulata. Im Gasteinertal sind derartige Gesellschaften gar nicht so selten. Wir finden
sie auf den Gadaunerer Hochalmen, im Bernkogelgebiet aber auch am Frauenkogel.
Weidenspalier, auf Kalkgestein |
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Salix retusa, reticulata et serpillifolia - Bernkogelgebiet |
Auf silikatischem Gestein gedeiht das Krautweidenspalier - Salicetum herbaceae mit der Krautweide - Salix herbacea.
Derartige Gesellschaften finden wir im Kolmkar und im Kreuzkogelgebiet in Sportgastein.
Sie werden den Schneebodengesellschaften zugeordnet.
Weidenspalier, auf Silikatgestein |
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Salix herbacea - Sportgastein 2006 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Weidenspalier - kommt nur talwärts des Schuttkegels im Röckkar
westlichen des Sparangerkopfes vor und ist somit im Gasteinertal mit nur 1 Biotop vertreten.
Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose . 3417
Dieser Biotoptyp ist in der subalpinen Stufe zwischen dem subalpinen Nadelwald mit Fichte,
Lärche und fallweise Zirbe und alpinen Rasen bzw. Weiden (Nardetum) zu finden.
Es handelt sich dabei häufig um beweidete, großflächige, gürtelförmige Vegetationseinheiten,
die durch nahezu flächendeckendes Auftreten der Heidelbeere - Vaccinium myrtillus gekennzeichnet sind.
Preiselbeere - Vaccinium vitis-idaea und Alpen-Rauschbeere - Vaccinium gaultherioides sind regelmäßig
beigemischt. Die Artengarnitur ähnelt stark der des Alpenrosen-Lärchenwaldes, jedoch tritt die
Alpenrose nur sporadisch auf oder fehlt sogar. Zwischen den Vaccinium-Bulten befinden sich häufig
artenreiche Bürstlingrasen.
Biotoptyp (Sbg.1994): Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose 3.4.1.7
Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose |
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Stubneralm 2006 |
Archiv : Biotopkartierung |
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Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose 3.4.1.7.0 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose - kommt
mit 26 Biotopen oberhalb der Montanstufe häufig großflächig im Gasteinertal vor.


Entsprechend der - Biotopkartierung für Salzburg -
bzw. der Kartierungsanleitung, bearbeitet von Günther Nowotny und Hermann
Hinterstoisser et al. April 1994 beinhaltet der Biotopkomplex - Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze
(inkl. Schutt- und Felsfluren unter der Waldgrenze) -
noch die Biotopgruppen -
3.1 Felsspalten- und Mauerfugengesellschaften -
3.2 Steinschutt- und Geröllgesellschaften -
3.3 Alpine Polstergesellschaften -
3.5 Alpine Rasen -
3.6 Schneebodengesellschaften - und die -
3.7 Nivale Typen - . . .
Anmerkung: Der Schlüssel für die - Biotoptypen nach Haeupler & Gavre - bzw. nach
Haeupler & Muer (2000) kennt hier entsprechend die terrestrischen
Lebensräume - Hochstaudenfluren, Gebüsche und Rasen - oberhalb der Waldgrenze - T3.
Wanderwege - |
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- Bild-Galerie |
Gastein im Bild - Ökologie/Biotoptypen
Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden
© 2010 Anton Ernst Lafenthaler
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