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Ökosysteme | ||
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Gletscher als Biotoptyp beschränken sich auf hochalpine und nivale Lagen über etwa 2.700 m Seehöhe.
Faktoren, die zur Gletscherbildung führen sind:
Niederschlagsmenge, Sommertemperatur und Reliefexposition.
Die Gletscheroberfläche sollte dabei ganzjährig von Schnee und Firn bedeckt sein,
als Grundlage zur Bildung des Gletschereises.
Schnee wird unter Druck und durch wiederholtes Tauen und erneutes Gefrieren in Firn und letztlich in Eis umgewandelt.
Gletscher entstehen durch den über viele Jahre hinweg gefallenen Schnees im Sommer,
der nicht vollständig abschmilzt, sondern sich Schicht für Schicht anhäuft um sich dann zu Eis zu
verfestigen. Die dabei entstehenden Eismassen bilden das Zehrgebiet, bestehend aus blanken Eis.
Mehrjährig vorhandene Altschnee- bzw. Firnfelder (Nährgebiet) sind durch die starke Verschmutzung identifizierbar.
Im Gletschervorfeld findet sich eine Pflanzenbesiedlung im Initial- bzw. frühen Pionierstadium.
Firn- und Altschneefelder sind deutlich kleiner als Gletscher, von geringerer Mächtigkeit und schmelzen
in wärmeren Sommern schneller ab. Aus den genannten Gründen findet daher keine Umwandlung zu Eis statt
Ein Altschneefeld ist der Rest der Schneedecke des letzten Winters, bei Altschnee tritt erste Kornbildung auf.
Firnfelder bestehen aus durch oftmaliges Gefrieren und Wiederauftauen körnig gewordenem Schnee.
und sind das Ergebnis des abgelagerten Schnee über mehrere Winter.
An der Oberfläche von Firnfeldern entstehen Krusten und Harschdecken.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert bot sich noch ein ganz anderes Bild als heute. Muchar, 1830 berichtet uns in literarischer Weise, wie sich das Klima zu dieser Zeit verhielt und er schreibt (Originaltext, gekürzt): "Der Winter ist auf diesen Hochgebirgen ganz zu Hause, und vorzugsweise der längere, der Frühling, Sommer und Herbst, der kürzere, schnell einander verdrängende Jahrestheil. Die Kälte und der oft bis über 20° unter dem Gefrierpuncte getriebene Frost dauert von der Hälfte des Octobers bis zu des Mays Anbeginn; während welcher Zeit Berge und Thäler fast durchaus mit Schnee bedeckt sind. Im tiefen Winter erreichen die Schneemassen auch auf dem Böcksteiner- und Gasteinerthalsboden, theils im natürlichen Herabfallen, theils durch die stürmischen Winde zusammengeworfen, eine kaum glaubliche Höhe von 6 und 8 Schuhen, ja auf der Mulde des Naßfeldes gar eine Höhe von 14 bis 16 Schuhen, und oben auf der Gletscherregion hat sich manchmahl schon die Schneelast in 48 Stunden auf 40 Schuhen erhöht ... - ... Grollende Donnerwetter sind unglaublich und mit ganzer Macht da. Selbst in heißen Tagen fallen oft plötzlich kalte Regen und Schneegestöber ein, sodaß nach einer halben Nacht die grünen Triften und Saaten des Böcksteinerthales, die Höhen um das Wildbad, ja des tieferen Thales Fläche selbst in Schnee eingehüllt des Morgens erscheinen ... - ... Alle Jahre werden vom May bis October die Höhen der umherliegenden Bergketten einige Mahle mit frischem Schnee bedeckt, dessen hellstrahlendes Weiß dann im Contraste mit dem üppigen Lichtgrün der Bergmatten und Wiesen die Naturschönheit des Thales wundersam erhöhet ... - ... Es ist endlich in den Gasteinergebirgen eine gewöhnliche Erscheinung, daß es Höhen und Schluchten, wie auf dem Kessel- und Tischkahre, am Ankogl und Plattenkogl, am Höllkahr, auf der Schlapperebene und der ganzen Naßfeldertauernkette gibt, wo der Winter seinen ewigen Eis aufgeschlagen hat, und stets Herr im Hause bleibt; wo ihn nie, weder Frühling noch Herbst verdrängt, und der Sommer nur einige Tage mit milden Strahlen über den ewigen Schnee und die Gletscherfelder hinweggleitet ..."
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein Rückgang der Alpengletscher zu verzeichnen,
welcher um die Jahrtausendwende eine immer rasantere Entwicklung nimmt. Im Gasteinertal ist der Gletscherrückgang besonders
gut zu beobachten, insbesondere im hinteren Anlauftal (Grubenkarkees) und Kötschachtal (Tischlerkarkees).
Zahlreiche kleinere Gletscher im Gasteinertal sind in den letzten Jahren ganz verschwunden.
Das Jahr 2014 bot sich allerdings kühl und regnerisch, was gleichzeitig in der Gletscherregion Schneefall bedeutete. Dies führte
zum Stopp des Gletscherschwundes; nur selten zeigte sich blankes Eis.
Das Tischlerkarkees kann in mehrere Teilbereiche gegliedert werden und reicht im Tischlerkar von der Hölltorspitze
bis zum Steinbachkogel.
Nach der erfolgten Biotopkartierung im Jahre 2003 wurde der Tischlerkarkees in 6 Teile gegliedert, beginnend ab dem Marchriedl.
I -
Der am weitesten herabreichende Teil-I befindet sich am Nordgrat des Hölltormassivs zwischen
der Rotspitze und der Weißspitze. Die Gletscherzunge mit großen vegetationslosen Silikatfelsblöcken und Schutt reicht bis auf 2.380m Seehöhe hinunter (Stand 2003).
Nur mehr kleinflächige konnte eine Schnee- und Firnbedeckung nachgewiesen werden.
II -
Etwa 500m nordöstlich vom Hölltorkogel im oberen Tischlerkar (Teil-II) wird dieser von einem Gletschervorfeld und Felsfluren umgeben.
Der Gletscher weist hier nur mehr einzelne Querspalten auf, eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
Eine Schneedecke ist kaum ausgebildet; eine Schutt- und Blockbedeckung fehlt. Eine Randkluft im Süden ist deutlich erkennbar.
III -
Die Region zwischen Tischlerkarkopf und Weißspitze im oberen Tischlerkar (Teil-III) ist von Gletscherschliffen und Felsfluren umgeben.
Der Gletscher weist noch zahlreiche Quer- und Längsspalten auf, eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
Schutt- und Blockbedeckung fehlen.
IV -
Etwa 150m südwestlich vom Tischlerkarkopf im oberen Tischlerkar (Teil-IV) ist dieser von einem Gletschervorfeld und Felsfluren umgeben.
Der Gletscher weist fast keine Spalten mehr auf, eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
Stellenweise ist im höher gelegenen Bereich eine Schneedecke ausgebildet; eine Schutt- und Blockbedeckung fehlt.
V -
Im Bereich etwa 400m nordwestlich vom Tischlerkarkopf im oberen Tischlerkar (Teil-V) findet sich nur mehr Blankeis.
Der Gletscherrest weist keine Spalten mehr auf, eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
VI -
zwischen Tischlerkarkopf und Steinbachkogel im oberen Tischlerkar (Teil-VI)
Es handelt sich um einen größeren Teil des Tischlerkarkeeses.
Der Gletscher weist noch zahlreiche Quer- und Längsspalten auf, eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
Schutt- und Blockbedeckung fehlen. Höher gelegenen Bereich weisen noch eine Schneedecke auf.
- Quelle: Biotopkartierung Salzburg, O. Stöhr 2003
Der nordexponierte Hölltorkogel-Gletscher im oberen Akar auf einer Hangverflachung im Felswandbereich, welcher noch 2003 bis etwa 2.560m Seehöhe hinabreichte, ist heute fast zur Gänze verschwunden.. Es handelte sich um einen kleinflächigen, geringmächtigen Rest eines ehemals größeren Kargletschers.
![]() 1910 |
![]() 1925 |
![]() 1930 |
![]() 1956 |
![]() 1956 |
![]() 2007 |
![]() 2014 |
![]() 2016 |
Das Schareckkees erstreckt sich über den nördlich anschließenden Gipfelbereich des Scharecks. Dazu kommen im Bräuwinkel noch Firnfelder und Gletscher im Bräuwinkel zwischen Niedersachsenhaus und Schareck. Der Gletscher weist kaum zu unterscheidende Nähr- und Zehrgebiete auf. Wegen der geringen Geländeneigung ist eine nur mäßige vertikale Bewegung des Gletschers anzunehmen. Im Nordosten folgt der steil abfallenden Felsbereich mit von Firn und Eis eingenommenen, tiefen Gräben.
![]() 1960 |
![]() 2009 |
![]() 2014 |
![]() 2017-18 |
Der Gletscher im Bräuwinkel wird vom Grat zwischen Herzog-Ernst-Spitze und dem Neunerkogel begrenzt. Wie alle anderen Gletscher verliert auch er an Substanz.
![]() 1961 |
Das Schlapperebenkees erstreckt sich über den nördlich anschließenden Gipfelbereich der Schlapperebenspitzen bzw.
liegt im Südosten des Scharecks. Ein kleiner Teil findet sich über den nördlich anschließenden Gipfelbereich der Baumbachspitze.
Eine Schuttbedeckung und eine Gletscherzunge fehlt. Längs- und Querspalten sind vereinzelt vorhanden.
Eine Gliederung des vergletscherten Bereichs in ein Nähr- und Zehrgebiet ist im Gelände nicht eindeutig erkennbar.
Das berühmte "Keesauge", welches einer ausgeaperten Felsinsel im Gletscherbruch entspricht, bestand noch in den dreißiger Jahren
und ist heute kaum mehr auszumachen. Heute beschränkt sich das Schlappereben Kees nur mehr auf das Gebiet oberhalb der Felswand.
Unter der Wand befand sich noch längere Zeit ein kleiner Eiskuchen, der von herabstürzenden Eismassen genährt wurde, welche
heute aber verschwunden ist.
![]() 1930 |
![]() 2014 |
![]() 2014 |
![]() 2016 |
![]() 2017 |
Das Grubenkarkees befindet sich im Grubenkar (hinteres Anlauftal) zwischen der
Tischlerspitze und einem ausgedehnten Gletschervorfeld.
Es handelt sich um einen größerflächigen Kargletscher ohne Schuttbedeckung. Dieser weist noch eine ausgeprägte Spaltenbildung auf.
Eine markante Gletscherzunge ist nicht vorhanden, ebenso fehlt ein Gletschertor.
Die Dicke des Eises ist sehr unterschiedlich, lokal liegen nur mehr Firnbereiche vor.
- Quelle: Grubenkarkees - Biotopkartierung Salzburg, O. Stöhr 2004
![]() 1941 |
![]() 2011 |
![]() 2011 |
Das Radeckkees befindet sich im hinterem Anlauftal nahe der Radeckscharte westlich vom Ankogel bzw.
unmittelbar nördlich vom Gipfel des Kleinen Ankogels auf einem NW-exponierten Steilhang. Er reicht bis etwa 2.750m in die Bleksen hinab.
Das Radeckkees wies im Jahre 2004 keine Spaltenbildung mehr auf.
Das Blankeis kommt deutlich zum Vorschein. Eine Gletscherzunge ist nicht ausgebildet.
- Quelle: Biotopkartierung Salzburg, 2004
![]() 1928 |
![]() 1953 |
![]() 2016 |
![]() 2016 |
Das Kesselkees liegt nördlich vom Steinbachkogel bzw. westlich vom Jägerkogel im oberen Kesselkar.
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