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OVh - Ökosysteme/Vegetation: Vegetationsstufen - Alpenflora
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Vegetation . Gasteinertal

Alpenflora

Subalpine-, alpine Vegetationsstufe

Alpenflora, Kampfzone Alpin bedeutet im phytogeografischen Sinn - "über der Waldgrenze" und nicht wie allgemein üblich "in den Bergen". Die Alpenflora enthält zahlreiche endemische Arten, die aufgrund der Isolation in den Bergen gute Überdauerungsmöglichkeiten am Rande der eiszeitlichen Gletscher zeigen. Es kam zu einem intensiven Florenaustausch während der quartären Kaltzeiten und im Postglazial zwischen den Alpen und den Karpaten einerseits und den südeuropäischen (Crocus, Dianthus, Helianthemum) und asiatischen Gebirgen (Primula, Leontopodium), sowie dem circumarktischen (Oxyria, Saxifraga) und circumborealen Raum (Empetrum, Vaccinium) andererseits. Europäisch alpin sind z.B. Soldanella, Aster und Geum etc.

KLIMA - Charakteristisch für das Hochgebirge ist, betrachtet man die allgemeine Wetterlage ein Mittelwert der Temperatur von 5- 10°C (mit Mittagswerten bei Schönwetter um 20°C) während einer Dauer 6- 16 Wochen. Die Flora des Hochgebirges ist aber nicht nur von der Großwetterlage, sondern viel mehr noch vom Mikroklima bestimmt.
MIKRO-KLIMA - Die mikroklimatische Situation kann durch Werte einer Wetterstation nicht wirklich abgebildet werden. Durch den niedrigen Wuchs entzieht sich die Pflanze in der Wachstumsperiode zumindest während der Tagesstunden der Kälte (= morphologische Falle für Strahlungswärme). So können die gemittelten Temperaturwerte keine Aussage über die Existenzmöglichkeit von Pflanzen geben. Diese Mittelwerte berücksichtigen z.B. nicht die kältebedingten Inaktivitäten der Pflanze. Auch die jährliche Niederschlagsmenge ist nicht aussagekräftig, denn Schneeschmelze und Sommerregen stellen in der kurzen Wachstumsperiode dieser Pflanzen ausreichend Wasser zur Verfügung.
Viele Pflanzen nützen die Bodenwärme aus, indem sich ihre Wuchsform dem Boden anpasst. Diese Strategie praktizieren die Netzweide - Salix reticulata - die Sumpfblattweide - Salix retusa - und die Quendelblättrige Weide - Salix serpyllifolia - die alle im Nassfeld und am Radhausberg anzutreffen sind.
Gegen die lebensgefährliche Austrocknung schützen sich manche Pflanzen durch Einrollen der Blätter z.B. die Schneeheide - Erica carnea - um so das Abdampfen von Wasser zu verhindern. Die Polstersegge zieht ihre Vegetation auf das Zentrum zurück und lässt die Spitzen vertrocknen. Die Hauswurz - Sempervivum montanum - speichert Wasser in den Blättern.

Krummholz- bzw. Kampfzone

Alpenflora, Kampfzone In der subalpinen Übergangszone treten in die Lücken des fragmentierten Waldes Zwergstrauchbestände aus der Familie der Heidekrautgewächse - Ericaceae - mit Rhododendron und Vaccinium-Arten, wie die Heidelbeere, die Nebelbeere, die Preiselbeere und die Alpenazalee - Loiseleuria procumbens - aber auch Gebüsche wie Grünerle - Alnus viridis - oder die Legföhre.
Daneben und darüber finden sich Rasengesellschaften, die sich mit zunehmender Höhe auflockern und verarmen. Auf sauren Böden dominieren nahe der Waldgrenze häufig Bürstlingsrasen (Nardus stricta), oberhalb der Zwergstrauchstufe die Krumm-Segge, auf Kalkböden das Blaugras (Sesleria varia) bzw. an Windkanten die Polster-Segge (Carex firma).

Die knorrig gebauten uralten Baumgestalten hoch oben werden als Wetterfichten bezeichnet. Die charakteristischen ab- und letztlich aufsteigenden Äste gaben diesen Bäumen die Bezeichnung Kandelaberbäume. Besonders schöne Exemplare sind noch auf der - Poserhöhe - und rund um den - Reedsee - zu bewundern. Dort ist auch der höchste Fichtenstandort im Tal. Die Waldgrenze wird häufig von der Lärche - Larix decidua - markiert.

Zirbe, Lainkar Die Zirbe - Pinus Cembra - ist die eindrucksvollste Gestalt in der Kampfzone und nebenbei unser ältester Baum. Die "Zirm" wie sie bei uns genannt wird, erreicht nach 70 Jahren Manneshöhe und ist erst mit 240 Jahren erwachsen. Unsere hochgelegenen Zirben sind bereits alle über 400 Jahre alt. Als beliebtes Holz bei den heimischen Bildhauern und als Exklusivmaterial für Wandvertafelungen in Gasthäusern und/oder privaten Räumen ("Zirmstubn") stand sie hoch im Kurs, was aber auch zu ihrer Dezimierung beitrug.
Bei der - Graukogel-Bergstation - findet sich noch ein derart altes Exemplar, die durch Blitzschlag und Windbruch am Astwerk unregelmäßig und bizarr gebaut ist. Weitere Exemplare stehen am Weg zur - Palfnerscharte - am Radhausberg und am Talschluss des Anlauftales . . .

Alpinstufe bis zur Schneegrenze

Schweizer Mannschild Die definitionsgemäß baumlose alpine Vegetation besteht in Gastein aus Zwergsträuchern wie der Rostrote Almrausch - Rhododendron ferrugineum - aus klonal wachsende Graminoiden wie z.B. Carex curvula (Gamskarkogel), aus Polsterpflanzen wie z.B. das Stängellose Leimkraut - Silene acaulis - besonders häufig im Silberpfenniggebiet anzutreffen und aus Kryptogamen (Moose und Flechten). Kaum oder nicht vertreten sind Geophyten und Annuelle.

Am Westgrat des Gamskarkogels können wir die Faltenlilie - Lloydia serotina - antreffen. Ihre Ansiedlung fällt in die Zeit, wo das Gasteinertal noch vom Gletscher bis hinaus nach Salzburg begraben lag und nur kleine Gebiete, sog. Refugien, wenigen Pflanzenarten ein Überleben sicherten. Alle unsere bekannten Pflanzen sind ja erst nachträglich wieder zugewandert. Die Jochlilie ist eine der Pflanzen, die aus Sibirien wieder zu uns gekommen ist. Dementsprechend ist ihr Vorkommen endemisch in den Alpen, im Kaukasus und in Sibirien, nördlich des Polarkreises.

Alpenflora Die Dauer der wachstumsaktiven Zeit ist die einzige gewichtige Einschränkung, die der Pflanze etwas anhaben könnte. Die für diesen Lebensraum gerüsteten Pflanzen haben also keineswegs mehr "Stress" als andere Pflanzen und während der Winterruhe ist starker Frost ungefährlich.
Kritisch sind nur Fröste die unerwartet im Frühsommer oder im Spätherbst auftreten. Sie sind aber nie existentiell gefährlich, sondern bedingen maximal den Ausfall einer Sommergeneration. Da Blühperioden immer durch unvorhergesehene klimatische Einbrüche risikoreich sind, ist klonales Wachstum häufig.
So kann der Knollen-Knöterich - Polygonum viviparum - welches je nach Wetterlage entweder weiße Blüten oder aber bei Schneelage Zwiebelchen ausbildet, die abfallen und unbefruchtet neu austreiben - sich ohne Blühperiode weiter vermehren.
Eine besondere Überlebensstrategie zeigt uns das Lebengebährende Alpenrispengras - Poa alpina - welches im Gebiet der - Gadaunerer Hochalmen - und am - Silberpfennig - beinahe bestandsbildend ist aber kaum Beachtung findet. Der obere Teil des Ährchens entwickelt ein eigenständiges Pflänzchen, was ihr den Namen "lebendgebährend" (Poa alpina var.vivipara) einbrachte. Dabei wird die Rispe immer schwerer und nähert sich immer mehr dem Boden. Nach Bodenkontakt wurzelt das Pflänzchen und löst sich von der Mutterpflanze, um als eigenständiges Individuum weiterzuwachsen. Diese Verbreitungsmethode sichert der Pflanze den Fortbestand auch im ungünstigsten Gelände.

Alpenflora, Siebenspitz Im alpinen Bereich finden sich in Schutt- und Felsgesellschaften weitere Gattungen wie - Androsace alpina - Draba - Gentiana - Minuartia, - Oxyria - Saxifraga biflora - Silene rupestris - u.a.
In lange von Schnee bedeckten Mulden (=Schneetälchen) gedeihen Salix herbacea und - Soldanella.

Zusammenfassend hier die bedeutendsten Pflanzenfamilien unserer temperaten alpinen Zone: - Asteraceae - Poaceae - Cyperaceae - Caryophyllaceae - Ericaceae - Gentianaceae - Rosaceae - sowie lokal unterschiedlich - Ranunculaceae - Saxifragaceae - Primulaceae - Campanulaceae - Polygonaceae - und - Scrophulariaceae. Das Hochgebirge entspricht dabei vielfach einer isolierten Insel und weist dementsprechend viele Endemiten auf, insbesondere auch in den Sumpf- und Moorgebieten.

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© 2004 Anton Ernst Lafenthaler
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