Stichwortverzeichnis Home Inhaltsverzeichnis Geologie - Hohe Tauern/Gasteinertal
Tb2 - Zentralalpen/Gasteinertal: Interglazial-interstadiale Bergstürze
Gasteinertal, Hohe Tauern Geologie : Gasteinertal
Inhalt

Hohe Tauern . Gasteinertal

Bergstürze . interglazial/-stadial

Die Beziehungen zwischen Moräne und Bergsturz ermöglichen eine zeitliche Einordnung von abgerutschten Gesteinsmassen. Zum interglazialen Stadium gehört (nach Christof Exner, 1952) das Abrutschgebiet des Mauskarkogel (Mauskarkopf) und Hirschenkogel (Hirschinger) im Gebiet Lugenkogel-Siebenspitz-Kirchleitenkogel-Schmugglerscharte.

Sie sind einer der größten Bergsturzgebiete der Hohen Tauern und umfassen ein Areal von 17 km2. Große Schollen von mehr als 100 m bauen Berge auf, wie den Mauskarkogel und den Hirschkarkogel. Die Abrissklüfte sieht man im Gebiet Lugenkogel-Siebenspitz-Kirchleitenkogel-Schmugglerscharte.
Nahe der Abrissregion liegen die Kalkglimmerschieferschollen des Mauskarkogels und die großen Grünschieferschollen des Hirschkarkogels. Das Gebiet ist in den höheren Regionen trocken. Große Quellen treten erst dort aus, wo die unterlagernden Schwarzphyllite beginnen und zwar oberhalb der Aeroplanhütte und im Gebiet der - Brandner Hochalm - und der Leidalm. Die Moräne des eiszeitlichen Gasteiner Talgletschers mit bis zu 1600 m Seehöhe hinaufreichenden Zentralgneisfindlingen liegt über dem Hirschkarkogel-Bergsturz. Daraus schließt Exner, dass der Bergsturz interglazial erfolgte (Riss-Würm-Eiszeit), was aber durch neuere Arbeiten nicht zutreffen sollte.
Eine neuere wissenschaftliche Arbeit von Frank Deffner 1994 belegt allerdings, dass der von Exner postulierte "Mauskarkogel-Bergsturz" einer postglazialen Massenbewegung - veröffentlicht in einer Diplomarbeit mit dem Titel - Massenbewegungen - im Schlossalm-Gebiet westlich Bad Hofgastein - entspricht. Somit bleibt hier lediglich die abgerutschte Gesteinsplatte der Leidalm als interglazialer Bergsturz, mit der Abrissfuge zwischen Türchlwand, Siebenspitz und Mauskarkopf.

Interglaziale Bergstürze

Exner (1956) datiert die Abrissfuge der riesigen Kalkglimmerschieferscholle, welche auf dem darunterliegenden Schwarzphyllitkegel gleitet - auf der Leidalm-Seite zwischen Türchlwand und Siebenspitz in die interglaziale Epoche. Neueren Untersuchungen zufolge erfolgten derartige Massenverschiebungen aber postglazial. Ungeachtet dessen soll hier lediglich dargestellt werden, dass das Gebiet Mooskarl und die Leidalm in der heutigen Form das Ergebnis dieser Abrutschvorgänge sind. Der Plattenrest selbst zerfällt weiter in viele kleine Bruchstücke mit mehreren 100 Meter mächtigen Schollen, gut erkennbar durch das buckelige und unregelmäßige Gelände. Bis nach Wieden und Haitzing reichen die Gesteinsbrocken. Das gesamte Einzugsgebiet des Leidalmgrabens ist Teil dieses Bergsturzes, im Detail nachzulesen im Kapitel - Bergsturz-Schlossalmgebiet. - Nach Exner soll das Abschmelzen des Gletschers dazu geführt haben, dass aufgrund des mangelnden Gegendruckes der einst riesigen Eismassen die Kalkglimmerplatte unterhalb des Mauskarkopfes aufgrund ihres hohen Eigengewichtes abbrach. Die Gleitschicht bildete dabei der darunterliegende feuchte Schwarzphyllit.

Die abgerutsche Gesteinsplatte der Leidalm
Leidalm, Gasteinertal Leidalm Leidalm, Siebenspitz Leidalm
Siebenspitz : Kirchleitenkogel

Die Schieferhänge des Graukogels bis zum Hohen Stuhl zeigen Abrutschungen, deren Blockwerk aus Granitgneis besteht, welche über den Glimmerschiefern der Woisgenzone (Hoher Stuhl - Graukogel) lagen. Die Glimmerschiefer dienten als Gleitbahn. Die Abrissfuge befindet sich einerseits über der Patschgstuhl Alm, andererseits in der Graukogel-NW-Flanke. Moräne mit Zentralgneisfindlingen aus dem Anlauftal (porphyrischer Gneis und Forellengneis) liegen über dem Bergsturzgebiet. Deshalb wird auch dieser Bergsturz als interglazial interpretiert. Siehe dazu die Ausführungen im Kapitel - Graukogel-Reicheben - Massenbewegungen bis heute.
Interglazial ist auch der Bergsturz von Luggau. Dieser besteht aus Kalkglimmerschiefer und Grünschieferblockwerk, das über dem Schwarzphyllit abgeglitten ist.

Interstadiale Bergstürze

Die Datierung von interstadialen Bergstürzen ist oft nicht sicher möglich. Beim Bergsturz der Rockfeldalm - brach ein Teil der Kalkglimmerschiefer-Grünschieferplatte aus der Süd-Flanke der Türchlwände aus und glitt als Blockstrom ins - Lafental. Die Lokalmoräne (gehört nicht der hocheiszeitlichen Vereisung an) liegt über dem Blockstrom, die Moräne hingegen lagert unter dem Blockwerk in der Tiefe der Lafenbachschlucht . . .
Die Moränenwälle der Brandner-Alm in Sportgastein sind spätglaziale Stadialmoränen. Diese liegen auf dem Rutschgebiet verstellter und aufgelockerter Gneisplatten, welche die gesamte Ost-Flanke des Nassfeldes zwischen Schöneck und Demling-Alm aufbauen. Unter dem Ödenkar sind die Gneisplatten bloß etwas verkippt und gedreht. Auch die Bergstürze südöstlich der Schattbach-Alm (Granitgneisblockwerk unter dem Zitterauer-Tisch) sind wahrscheinlich interstadial, da die Lokalmoränen darüber liegen.

Gehängebreccie im Lafental

Zwischen zwei Moränen liegt im Lafental eine poröse, nur wenige Meter mächtige Gehängebreccie. Sie besteht aus bis 5 cm großen eckigen Splittern von Schwarzphyllit, Gangquarz, Serizitquarz und Kalkglimmerschiefer. Das Zwischenmittel ist sandig und glimmerreich. Der Aufschluss dieser Gehängebreccie zwischen den beiden Moränen befindet sich unmittelbar beim Fahrweg, 200 m östlich der Brücke P.1450. Unter der dort stehenden Almhütte (Anm.: heute Nesslachhütte) sind Aufschlüsse der unteren Moräne vorhanden. Am Fahrweg selbst ist die Breccie 1 m mächtig anstehend. Darüber liegt die obere Moräne. 800 m weiter westnordwestlich tritt die Breccie ebenfalls wieder neben dem Fahrweg auf (Abzweigung Rockfeldalm ?). Etwa westlich davon befindet sich der interstadiale Bergsturz der Rockfeld Alm. Bei der - Mündung der Lafenschlucht - ins Angertal steht die Breccie mit 2 m Mächtigkeit am linken Ufer des Lafenbaches an.

Bergsturz vom Zitterauer Tisch

Vom Zitterauer Tisch sind mächtige Gesteinsmassen in das Gebiet Schattbachalm abgerutscht. Entlang des Otto-Reichert Weges zur Ortnerscharte durchwandert man die oberhalb der Schattbachalm zu liegen gekommenen Granitgneisblöcke. Darüber liegen Lokalmoränen - wie jene auf 2.150 - 2.200 m Seehöhe, welche südöstlich oberhalb der Schattbachalm gut auszumachen ist.

Zitterauer Tisch
Zitterauer Tisch - Schattbachalm, Gasteinertal Zitterauer Tisch - Ortner Scharte, Gasteinertal Zitterauer Tisch - Lokalmoräne, Angertal
Schattbachalm : Otto-Reichert-Weg : Ortberg Scharte
Weiterführende und verwandte Themen :
Bergsturz im Schlossalmgebiet - Mauskarkogel
Graukogel-Reicheben - Hang-Rutschungen
Postglaziale Erscheinungsformen - Talalluvion

SymbolSymbolSymbol
Anmerkung: Beschreibungen und Textstellen der Geologie von Gastein wurden überwiegend den Publikationen von Christof Exner entnommen,
welcher als Geologie von 1946 bis 1955 in Gastein wissenschaftlich tätig war.
Falschinterpretationen nicht ausgeschlossen. Beschreibung ohne Gewähr.

Hauptseite - Gastein im Bild
Panoptikum - Naturbilder, Gasteinertal Home Inhaltsverzeichnis Naturbilder, Gasteinertal - Naturbilder

Home Stichwortverzeichnis Inhaltsverzeichnis Fungi Animalia Plantae Ökologie Wanderwege Steine/Minerale Biotope

Geologie der Zentralalpen/Gasteinertal: Interglazial-interstadiale Bergstürze
© 2012 (Rev. 2019) Anton Ernst Lafenthaler
t-bergst2