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ZO - Gasteinertal/Zeitenwende: Ökologie - Geologische Exkursion (2.5.)
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Zeitenwende . Gasteinertal

Gastein im 21. Jahrhundert

Geologische Exkursion I

Das Gasteinertal als Teil des Tauernfensters weist nicht nur höchst unterschiedliche Gesteinsarten auf, sondern zeigt auch bizarre Gesteinsformationen, die im Zuge der Gebirgsbildung entstanden sind. Hier wollen wir weder die Entstehung der Alpen, noch die des Tauernfensters erläutern, sondern im Rahmen von Tagesausflügen geologisch interessante Regionen aufsuchen.
Das Tauernfenster endet im Norden des Gasteinertales mit der Klammkalkzone, an die sich Richtung Süden die "nördliche" Schieferhülle anschließt. gefolgt von der "Gneis-Randzone" bei Bad Gastein. Das Kötschachtal, das Anlauftal und das Nassfeldertal mit dem Gasteiner Nassfeld liegen zur Gänze im Zentralgneis - bis an die Landesgrenze zu Kärnten. Allerdings werden die Zentralgneiskerne in der genannten Region durch besondere Quermulden, die sog. "Gasteiner und Mallnitzer Mulde" getrennt.
Weiter weist das Gasteiner Tal eine 5-stufige Treppenarchitektur auf. Mutschlechner beschreibt 5 Ebenen, wobei er als erste Verflachung das Weißenbachtal, das Ödenkar, das Kolmkar im Nassfeld, das Höhkar (Hörkar) und die Ebenen beiderseits der unteren Lainkarscharte, sowie das Kar beim großen Tauernsee (Korntauern) nennt. Die zweite Ebene entspricht den zahlreichen Gebirgsseen in derselben Region. Es sind u. a. der Obere Bockhartsee, der Palfnersee, Hörkarsee, Ecklgrubensee etc., welche sich alle auf einer Höhe von etwa 1900 - 2100 m Seehöhe befinden. Die dritte noch tiefer gelegene Ebene entspricht dann dem Nassfeld mit dem Nassfeldertal und Böckstein bis zur Pyrkershöhe in Bad Gastein. Mit eingeschlossen auch die Seitentäler bis zum hinteren Anlauftal, Kötschachtal und Angertal. Die Talsohle des Gasteinertales bildet bis Klammstein die vierte und das noch viel tiefer liegende Salzachtal die fünfte Ebene.
Der Gletscher in der Hocheiszeit, wo nur mehr die höchsten Bergspitzen aus dem Eis ragten, wurden durch eine Warmzeit unterbrochen, wo es zu mächtigen Bergzerreißungen und Felsstürzen kam, wie z. B. das Abbruchgebiet der Türchlwand vom Lungkogel bis zur Schmugglerscharte zeigt, mit dem Mauskarspitz und dem Hirschinger als dadurch neu entstandene Berggipfel. Der letzte Gletscher um 9000 v. Chr. reichte noch bis Bad Bruck und hat auch die bekannten - Gletschertöpfe - in Bad Gastein geformt. Die ehemaligen Gletscherzungen sind durch die heute noch gut kenntlichen Moränenwälle bestens dokumentiert. Danach folgte eine Warmzeit. Sie dauerte von 7.000 bis 1.000 v.Chr. und die Waldgrenze dürfte bis 2.300 m Seehöhe gereicht haben. Erst im Mittelalter haben sich wieder Gletscher gebildet und die Waldgrenze ist abgesunken. Weitere wechselnde Warm- und Kaltzeiten ließen immer wieder Gletscher wachsen und zurückweichen, was sich in den unterschiedlich datierten Moränenwällen wiederspiegelt.

(a) Gletscher . Erratica . Karseen

In der Hocheiszeit waren selbst der Korntauern und Mallnitzer Tauern vom Eis überflossen und nur wenige Bergspitzen ragten aus den Eismassen. Wie hoch das Gletschereis damals reichte, beweisen uns die Gneisfindlinge, die vom Gletscher abtransportiert und an anderer Stelle liegen geblieben sind. Derartige Findlinge sind zahlreich am Ausgang des Kötschachtales und bis Dorfgastein im Gebiet Fulseck-Schuhflicker-Paarseen nachweisbar. Somit kann die Höhe der Talgletscher durch die Lage der Granitgneisblöcke (Erratica = Findlinge) rekonstruiert werden. Die eiszeitliche Oberfläche des Gasteiner Talgletschers befand sich längs des Bereiches Bad Hofgastein bis Dorfgastein auf etwa 1.800 m Seehöhe. Dies ist durch die in dieser Höhe noch heute liegenden erratischen Gneisblöcke nachzuweisen, welche sich an der Ostflanke und teilweise an der Westflanke des Gasteinertales bis nach Dorfgastein finden. Entlang des viel begangenen Gasteiner Höhenweges aber auch anderswo sind ebenfalls zahlreiche Granitgneisblöcke zu sehen. So berichtet uns Exner über die Fundorte (2a): "Forellengneis-Blockwerk aus dem Anlauftal findet sich durch den Gletscher verfrachtet im W-Gehänge des Hohen Stuhles, z. B. 450 Höhenmeter östlich über der Eisenbahnhaltestelle Böckstein und längs des Aufstiegsweges von der Sprungschanze Patschgen zur Patschgstuhl Alm. Gneisgranit aus dem hinteren Anlauftal und dem hinteren Kötschachtal begegnet man z. B. als erratisches Blockwerk auf der Rudolfshöhe und bei Bad Hofgastein. Für Spaziergänger am Höhenweg zwischen Café Gamskar und Bad Hofgastein haben wir die bis 8 m großen erratischen Gneisblöcke unmittelbar neben dem vielbegangenen Höhenweg ..." -
Der Eisgletscher, welche riesige Gesteinsmassen mit sich führte, schürfte Becken und Wannen aus. Diese vertieften die Täler und somit auch das Gasteinertal und verbreiterten zu beiden Seiten das Tal. Zurück blieben zahlreiche Gebirgsseen. Der eingeschwemmte Schotter hat das zunächst vom Wasser überschwemmte Tal aufgefüllt und es kam zu Ablagerung von Gesteinsblöcken und Sand, welche heute die Talsohle bilden mit wohl bis zu 100 m Tiefe. Im Gebirge hat der Gletscherschutt an Verflachungen Wallformen gebildet, die als Moränenwälle bezeichnet werden und die ehemaligen Gletscherzungen getreu abbilden. Des Weiteren hinterlässt das mitgeführte Schuttmaterial auf harten Fels Schrammen und Rillen, die als Gletscherschliff bezeichnet werden. Der Verlauf dieser Gletscherschrammen entspricht der ehemaligen Fließrichtung des Gletschereises. Derartige "Gletscherschrammen" sehen wir in den Gasteiner Alpen häufig. Insbesondere im Nassfeld bzw. am Bockhart sind derartige Glazialerosionen am oder nahe dem Wanderweg gut sichtbar. Ebenso und besonders eindrucksvoll am Weg auf die Kleinelendscharte.

Erratica - Gneisfindlinge
Erratica, Kötschachdorf Erratica, Poserhöhe Erratica, Gasteiner Höhenweg
Kötschachdorf Poserhöhe Höhenweg
Zahlreiche Granitgneisblöcke liegen am Ausgang des Kötschachtales und noch in Dorfgastein bis 1.800 m Höhe nachweisbar. Gut zu sehen sind derartige Granitgneisblöcke z. B. entlang und oberhalb des Gasteiner Höhenweges, insbesondere zwischen Ardackerbach und Remsachgraben und auf der Poserhöhe.
Glaziale Erosionen
Gletschertopf, Bad Gastein Bockhartweg, Gasteiner Nassfeld Bockhartsee, Gletscherschliff Zimburgweg Miesbichlscharte, Gletscherschrammen
Bad Gastein Nassfeld Bockhartsee Zimburgweg Miesbichlscharte
Gletscherschrammen (Kritzungen) auf Felsgestein entstehen durch die vom Gletschereis mitgeführten Gesteinsblöcke. Gleichzeitig wird der betroffene Fels vom Eis geschliffen (Gletscherschliff) bzw. geglättet. Spezielle Formen zeigen sich als Gletschertöpfe.
Rundbuckelige Granitgneisblöcke
Lainkar, Kötschachtal Lainkar, Kötschachtal Lainkar, Kötschachtal Lainkar, Kötschachtal
Unteres und Oberes Lainkar
Bizarre Gletscherschrammen (Kritzungen) auf riesigen Granitgneisblöcken und rundbuckelige Felsformationen finden sich besonders eindrucksvoll im Lainkar. Sie entstanden durch das ins Tal gleitende Gletschereis, welches mächtige Gesteinsblöcke mitführte.
Bizarre Felsformationen
Keesnickelkogel, Kötschachtal Keesnickelkogel, Kötschachtal Korntauern, Kötschachtal
Kleinelendscharte Korntauernweg
Großflächig vom Gletschereis abgeschliffene Felsformationen beeindrucken am Weg auf die Kleinelendscharte.

Karmulden . Karseen

Auch die Karbildung und in weiterer Folge die Karseen sind die Folge von Eiserosion. In geschützten Mulden entsteht durch Schneeanwehung ein Firnfeld und letztlich ein kleiner Gletscher. Fortwährende Auftau- und Gefrierprozesse führen zur Frostverwitterung der Gesteine. Das Lockermaterial wird durch den talwärts wandernden Gletscher verfrachtet und an der Stirn des Gletschers angehäuft. So entsteht ein Moränenwall an der Stirnseite. Die Glazialerosion bewirkt zudem eine Übertiefung, was zu Karmulden und Karschwellen in Form von Felsriegeln führt. Zieht sich das Gletschereis zurück, bilden sich in der Karmulde Seen.

Kargletscher . Karmulden
Tischlerkarkees, Bad Gastein Grubenkarkees, Böckstein Klein-Elendscharte, Gasteinertal Karmulde Kühkar, Gasteinertal
Tischlerkarkees Grubenkarkees Kleinelendscharte Kühkarl
Karseen
Bockhartsee, Gasteinertal Reedsee, Gasteinertal Karsee, Lainkarsee, Kötschachtal Karsee, Tauernsee, Böckstein Palfnersee, Bad Gastein
Bockhartsee Reedsee Lainkarsee Tauernsee Palfnersee

(b) Bergsturzblockwerk . Massenbewegungen

Als - interstadiale Bergstürze - beschreibt Exner (3a) den Bergsturz südsüdöstlich der Schattbach Alm im Angertal, gut auszumachen, wenn man den Otto-Reichert-Weg hinüber zur Ortbergscharte nimmt. Es handelt sich um ein Granitgneisblockwerk westlich unter dem Zitterauer Tisch. Auflagernde Lokalmoränen weisen darauf hin, dass es in der Zwischeneiszeit zum Bergsturz kam. Neuere Studien über Bergstürze und Moränenwälle ergaben dazu allerdings etwas abweichende Ergebnisse zu den geologischen Forschungen von Ch. Exner 1956. Nach den geologische Aufnahmen untersuchte Mathias Bichler (Bericht 2014/15) speziell die Seiten- und End-Moränen des Gschnitz- bzw. des Egesen-Stadials und versucht eine Aufnahme der ehemaligen spätglazialen Gletscherausdehnungen auch im Angertal. wobei folgender Text zu lesen ist (3b): "Weiter im Süden entpuppten sich die von Exner (1956) kartierten glazialen Wallsysteme unterhalb des Zitterauer Tisches (2.463 m) als Blockgletscherablagerungen, die aus dem stark In-situ zerlegten Hang hervorgehen. Die gleich westlich anschließenden von Exner (1956) kartierten Wälle unterhalb nördlich des Ortberges (2.401 m) sind aber tatsächlich glaziale Wälle. Zumindest ein markanter Stand ist erkennbar und zeichnet eine Egesen-zeitlich glaziale Zunge nach."

Als - postglazialen Bergsturz - beschreibt Exner das Bergsturzblockwerk, welches von der Abrissfuge im Bereich des sog. Eisenbahnerhauses oberhalb der Haitzingalm (Böckstein) bis hinunter zum Fahrweg in das Nassfeld zwischen Evianquelle und dem ehem. Gasthaus Alraune reicht. Exner schreibt dazu (3a): "Untersucht man die Abrißregion westlich P. 2044 der österreichischen Karte 1 : 25.000 genauer, so wird einem klar, daß gleitende Tendenzen auch heute noch vorhanden sind. Man kann zahlreiche tiefe lange Spalten sehen, welche parallel zur großen Abrißkluft des Bergsturzes verlaufen. In der hufeisenförmigen Abrißnische werden langsam, aber andauernd, immer weiter bergwärts gelegene Gneisplatten von Gleitbewegungen erfaßt, bis sie auf der schiefen Ebene der nach NW geneigten Schieferflächen abrutschen. Haushohe Blöcke aus Granosyenitgneis liegen neben dem bekannten Fahrweg, der ins Radhausbergkar führt."
Exner berichtet über weitere Bergstürze wie die östlich vom Guggenstein oder auf der Laderdinger Alm. Dazu schreibt Exner (3a): "Das Blockwerk des Bergsturzes auf der Laderdinger Alm besteht aus viel Serpentin und daneben Grünschiefer. Ursache des Bergsturzes war die steile (stirnförmige) Lagerung der harten Grünschiefer über dem Schwarzphyllit, welcher nördlich anschließt. Bezeichnend für den Bergsturz der Laderdinger Alm und des Guggensteins ist die Tatsache, daß bedeutend mehr Serpentin und Asbest im Bergsturzblockwerk als wie anstehend sichtbar vorhanden sind. Es waren gewaltige Gesteinsplatten, die über dem Schwarzphyllit einst lagen und nun als zertrümmertes Haufwerk besser und reichlicher zugänglich sind als die stehengebliebenen Reste anstehender Felsrippen."
Als - rezenter Bergsturz - gilt der Einsturz des Ankogelgipfels 1932, deren Blockwerk im hinteren Anlauftal zu liegen kam. Der Gipfel wurde dabei um 11 m niedriger. Derzeit im Gange sind Bergstürze und Rutschungen am Ingelsberg, wo immer wieder große Felsbereiche abbrechen und ins Tal stürzen.

Schuttkegel . Felsstürze
Schuttkegel Palfner Hochalm, Bad Gastein Schuttkegel Palfnerkar, Bad Gastein Schuttkegel Schlapperebenkar, Sportgastein Schuttkegel Korntauern, Sportgastein
Unterhalb der Felswände im Palfnerkar befinden sich zahlreiche mächtige Schuttkegeln, wie man sie auch anderswo überall in den Seitentälern bzw. im Hochgebirge des Gasteinertales vorfindet, wo von steilen Felswänden fortwährend Felsbrocken abbrechen.
Bergsturzblockwerk
Felssturz, Guggenstein Bergsturzblockwerk, Hirschkar Bergsturz, Hirschinger Felssturz, Ingelsberg
Guggenstein Hirschkar Hirschinger Ingelsberg

Massenbewegungen und Bergstürze im Schlossalmgebiet

Besonders eindrucksvoll sind die erstmals von Exner beschriebene mächtigen Massengleitungen und Bergstürze im Schlossalmgebiet westlich von Bad Hofgastein. Dazu lesen wir (3a): "Große Schollen von mehr als 100 m Durchmesser bauen Berge auf, wie den Mauskarkogel (2373 m) und den Hirschkarkogel (2119 m). Die Abrißklüfte dieses Bergsturzes sieht man im Gebiet Lugenkogel - Siebenspitz - Kirchleiten Kogel - Schmuggler Scharte. Nahe der Abrißregion liegen die großen Kalkglimmerschieferschollen des Mauskarkogels und die großen Grünschieferschollen des Hirschkarkogels."
Nach neuen geologischen Felduntersuchungen in den Jahren 1993/94 (3c) ergaben sich dazu allerdings abweichende Erkenntnisse. Nicht Bergstürze, sondern eine Massengleitung mit der Abrissfuge "Lungkogel-Hohe Scharte-Siebenspitz" ließ den heutigen Mauskarkogel entstehen. Der Vorgipfel (P. 2250m) und der nachfolgende Hirschkarkogel sind weitere Abrutschungen, die letztlich die Kleine Scharte bildeten. Nördlich vom Siebenspitz kam es dabei ebenfalls zu Gleitungen und Bergstürzen, die das buckelige Relief am Mooskarl entstehen ließen. Zusätzlich kam es immer wieder zu Bergstürzen bis ins Tal. Mächtige Grüngesteinsbrocken bis mehrere Meter im Durchmesser sind noch heute im Gebiet oberhalb von Haitzing anzutreffen.
Abschließend kam Deffner in seiner Arbeit zu folgendem Ergebnis (3c); "Bei den Hangbewegungen im untersuchten Gebiet handelt es sich nicht um einen Bergsturz, sondern um ein Abgleiten großer Felsmassen unter Erhalt des Gefügeverbandes. Durch die Auflockerung infolge dieser Bewegungen kommt es zu den geschilderten Sekundärrutschungen, Die größte Rutschung (am Osthang der Hirschkarspitze), auf die sich EXNER bezieht, ist jedoch nicht vor, sondern nach der letzten Vereisung niedergegangen."

Massenbewegungen : Mauskarspitz . Kleine Scharte . Mooskarl
Bergsturz Schlossalm, Gasteienrtal Abrissfuge Hohe Scharte-Siebenspitz Abrissfuge Lungkogel-Hohe Scharte, Schlossalm Felsmasse Mooskarl, Gasteinertal Bergsturz, Mauskarkopf-Mooskarl
Eine postglaziale Massenbewegung im Schlossalmgebiet beginnt bei der Abrisslinie : Lungkogel-Hohe Scharte-Siebenspitz, wobei sich der Mauskarkogel mit dem Vorgipfel, der Hirschinger und im Norden das Mooskarl bildeten.
Bergsturz : Hirschinger . Maurachalm . Haitzing
Bergsturz, Vorgipfel-Hirschkarspitze Bergsturz Kleine Scharte Bergsturz Haitzingalm Bergsturz Schlossalmgebiet, Bad Hofgastein
Riesige Blockwerkmassen reichen im Nordosten über die Haitzingalm und die Maurachalm bis zur Bahntrasse oberhalb von Haitzing.

c) Moränenwälle

Mächtige Gesteinsbrocken und Schotter wurden vom Gletschereis verfrachtet und vor sich hergeschoben. Dies führte in flacheren Geländestufen zu Ablagerungen derselben, wobei Gesteinswälle zurückblieben, die heute die damaligen Gletscherzungen abbilden. Als die letzte große Vereisungsperiode (Pleistozän) gilt die Würm-Eiszeit (vor etwa 115.000 - 10.000 Jahren), wobei die Täler mit Eis gefüllt waren. Es folgten noch einige Kaltphasen aber im Allgemeinen wurde es immer wärmer. In der Zeit zwischen 1600 - 1850 Jahren allerdings war es um 1°C im Jahresdurchschnitt kälter als heute. In dieser Periode, der sog. "Kleinen Eiszeit" kam es wieder zu Gletschervorstößen, die heute wie schon erwähnt durch markante Moränenwälle (insbesondere die 1850-Wälle) gut dokumentiert sind.
Erste datierbare Gletscherwälle im Gasteinertal finden sich aus dem 17. Jh. und zwar ist es der Endmoränenwall im oberen Burgstall im Nassfeld. Dieser begrenzt den nördlichen Teil des Schlapperebenkares. Der lange und hohe Wall besteht hauptsächlich aus großen, kantigen Blöcken die auf bis zum Schareck hinauf reichenden Kalkglimmerschiefer liegen. Viele der 1850-Wälle haben allerdings die Wälle der Kaltzeiten zuvor überschoben und sind heute kaum mehr nachweisbar.
Die letzten größeren Gletschervorstöße gab es dann 1820 und 1850, deren Moränenwälle sich z. B. im Schlapperebenkar und im Bräuwinkel wiederfinden. Die 1820-Wälle sind schon stark bewachsen, die 1850-Wälle hingegen, insbesondere im Bräuwinkel noch gut auszumachen bzw. abzugrenzen.
Endmoränen der letzten Vereisungsperiode finden sich weiter z. B. beim Palfnersee, wo hier talwärts deutlich erkennbare Moränenwälle das Palfnerkar abschließen. Weitere liegen unterhalb vom See, wo sie auch das Relief der Palfner Hochalm bilden, sowie oberhalb im Palfnerkar. Derartige Endmoränen der letzten Vereisungsperiode sind aber auch anderswo zu sehen, wie z. B. im Kesselkar östlich über der Prossau, am Weg zum Korntauern in 2080 m Höhe, bei der Nordwestabdachung des Graukogels, im Wildenkar, im Hörkar, nördlich unter der Kolmkarspitze und gegenüber im Kar südlich unter dem kleinen Silberpfennig, sowie an mehreren Stellen unterhalb der Bockhartseen um nur einige zu nennen.

Zitterauer Tisch . Kl. Silberpfennig . Palfner Hochalm
Moränenwall, Zitterauer Tisch Moränenwall, Kl. Silberpfennig Moränenwall, Silberpfennig Südhang Moränenwall, Palfnersee, Gasteinertal Moränenwall, Palfnerkar
Die Moränenwälle unterhalb vom Zitterauer Tisch im Angertal und im Kar unter dem Kl. Silberpfennig ostseitig wie südseitig sind gut auszumachen. Im Palfnerkar selbst findet sich ausschließlich Moränenschutt mit mehreren Moränenwällen.
Weiterführende und verwandte Themen :
• Geologie - Hohe Tauern - Gasteinertal
• Geologie - Erratica - Gneisfindlinge in Gastein
• Zentralalpen - Geologischer Querschnitt - Westflanke Gasteins
• Ökologie - Vegetationsstufen - Nassfeld bis Klammstein

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Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise dem Buch "Erläuterungen zur Geologische Karte der Umgebung von Gastein" von Christof Exner, Wien 1957 und dem Buch "Die Natur des Gasteiner Tales" von G. Mutschlechner, Verlag Krauth, Badgastein, 1966 - entnommen.

Quellenangaben
1a - Die Natur des Gasteiner Tales von G. Mutschlechner, Verlag Krauth, Badgastein, 1966 - S. 30-31
2a - Erläuterungen zur Geologische Karte der Umgebung von Gastein von Christof Exner, Wien 1957 - S. 40-41
3a - Erläuterungen zur Geologische Karte der Umgebung von Gastein von Christof Exner, Wien 1957 - S. 32-35
3b - Bericht über geologische Aufnahmen im Quartär auf den Blättern 154 Rauris und 155 Bad Hofgastein, Mathias Bichler, 2014/15 - S. 283
3c - Diplomarbeit: "Massenbewegungen im Schloßalm-Gebiet westlich Bad Hofgastein" von Dipl.-Geol. Frank Deffner, S 31 - 45

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