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Dr. Otto Gerke in seinem "Gasteiner Badebüchlein" schreibt:
Aus früherer Zeit ist die Überlieferung recht lückenhaft, sicher aber ist, daß zur Befriedigung des erhöhten Zustroms
von Badegästen im Jahre 1509 am Gute Mitteregg, am rechten Wasserfallufer, ein geräumiges Gasthaus aus Holz erbaut wurde,
das im Jahre 1608 in den Besitz der Familie Straubinger überging. Seitdem nahmen hier "am Mitteregg" die vornehmen Badegäste
Unterkunft und auch andere Gasthäuser, durchweg aus Holz gebaut, kamen bald hinzu: das Mitterbad, die Payrinn (Krämer),
die Taverne des Ulrich Metzger und der Franninger (Grabenwirt).
Ein Dienstmann des Gewerken Weitmoser - Wolf Prenn - hat uns in naiver, etwas unbeholfener Art ein Gedicht hinterlassen,
das eine Schilderung des damaligen Lebens im Wildbad gibt.
Die Stuben waren finster und nicht gelüftet, die Betten wurden nur äußerst selten mit frischem Leinen überzogen.
Viel wird auch über Ungeziefer, über Wanzen und Mäuse geklagt.
Hauptsächlich waren Einzelbäder in hölzernen Wannen üblich, daneben gab es aber auch Gemeinschaftsbäder in den Gasthöfen.
Oft wurde im Bad gegessen und getrunken, insbesondere war es üblich, das Frühstück im Wasser einzunehmen.
Manche Badeorte und so auch das Wildbad wurden nicht der Gesundheit wegen, sondern lediglich zum Vergnügen aufgesucht und so
andere Badegäste, welche ihre Gesundheit suchen, wurden in ihrer Nachtruhe merklich und schmerzlich behindert.
So manche Gedichte dazu finden sich in den von Dr. Duelli begründeten Ehrungsbüchern, wie auch vom großen Dichter -
Franz Grillparzer - oder von Emil Trimmel - Blumauer - und anderen.
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Dr. Otto Gerke hat diese Gedichtsammlung insbesondere im Zusammenhang mit den - Heilanzeigen der Gasteiner Kur
und der- Diätetik - in seinem - Gasteiner Badebüchlein - zusammengefasst.
Das nachfolgende Gedicht ist aus dem Jahre 1553 und stammt von Wolf Prenn,
einem Dienstmann des Gewerken Weitmoser.
Bei der Schilderung des damaligen Lebens im Wildbad kommen die Wirte nicht gut weg,
sie werden als geldgierig und wenig freundlich, die Kellner als unsauber und betrügerisch,
die Betten als zu hart geschildert. Prenn schreibt:
Gasteinerischer Padgesang |
Gastein, das ist ein heilsam Pad
und wer es kann erreichen, darein mag ziehen, wer da will, darin gescheh'n viel Zeichen. Einer zieht aus, der Andere ein, wir meinen, wir haben's gefunden so liegen wir hier und wissen nicht wie, als wären wir halb geschunden. So ziehen wir am Mitteregg ein, Da ist die Wirthin stolze, Kommt der Gast, von wannen er wollt' So gibt sie ihm ein Raitholze. Leich mir Deinen Seckl her, den will ich von Dir haben Und hast Du der roten Gulden viel, Ich will Dir tapfer auftragen. So ziehen wir an Mitteregg aus Wohl über die Brücken so lange Und kehren an dem Mitterbad ein, vDa werden wir schon empfangen. Rait's einem zehn Pfennig über das Mahl, Dessen sein die Gäste gar froh: Des Abends, wenn man uns schlafen anweist So führt man uns auf das Stroh. So ziehen wir zu der Payrin ein, Die hat eine schöne Tochter Kömmt ein Gast, woher er will, Gute Sträublein tut sie ihm kochen. Sie trägt's ihm in das Bad hinab, Damit thut er sich laben; So sagt der Gast, meine liebe Maid, Ich muß es Dir theuer bezahlen. So ziehen wir zum Ulrich Metzger ein Da heißt es in der Höll Kommt ein Gast, von wannen er wöll' So ist er sein guter Gesell. Rait's ihm 6 Pfennige über das Mahl, Darum wollten wir ihn loben; Er schickt auch nach dem besten Wein, So er ihn weiß unten und oben.... So ziehn wir zu dem Framminger ein Mit seinem groben Barte, Wohl nach dem Geld ist ihm so gach, Den Gästen tut er nicht warten. Er treibt einen großen Übermuth, Mit den Gästen thut er pochen. So trauen wir Gott im Himmel wohl Wir werden an ihme gerochen. Zu morgens wenn die Sonn aufgeht so ruft man uns zum essen so sagt der Gast: mein lieber Wirth, ich hab mich eines vermessen (habe einen Wunsch) Ein Ei, ein Trunk war mir gesundt Damit wollt ich mich laben. So sagt der Wirth: Setz Dich zum Mahl ich kann Dir nichts besonders auftragen. Was gibt man uns zu morgens früh Wohl zu dem ersten Essen? Ein Kalbfleisch in einer gelben Brüh', gut Wildpreth war viel besser. Krauth und Gerste, auch zwei Gericht das mögen die Kranken nicht essen. Der gute Fisch, den haben wir nicht den haben die (vornehmen) Herrn schon gefressen. Die Süpplein die sind also schmal Die Brötlein kurz gemessen Gibt einer 3 Kreuzer über das Mahl des sollen wir nicht vergessen. Die Bättlein, die sind also hart Sie tun auch keinem weichen, und kam der römisch Kaiser daher, es geschah ihm auch dergleichen. Der Kellner, der ist auch im Spiel der tut die Gast aufschreiben, wann ein Gast einmal verzehrt so tut er ihm zwei aufschreiben. Wein und Brot, das weiß er wohl, er tuts gar eben merken. So spricht der Wirt: gehab dich wohl! Du hast noch ein' schweren Säckel. Gastein, die hat des Durst so viel und ist doch nicht gesalzen, so gibt man uns des grünen Krauts zu viel und ist doch nicht geschmalzen. Kälberkopf und auch die Fuß müssen wir am Samstag essen und hätten wir auch die Haut dazu, so hätten wir das Kalb ganz gefressen. Der Wasserfall ist ungeheuer bei Tag und auch bei Nachte, er macht uns unsern Schlaf so teuer daß wir müssen wachen. So bemerken wir des Tages Schein wohl über die Berg herdringen im Bad und Bett ist's anders nicht denn Ach und Weh und Grimmen (Verdruß). Gastein, das ist ein heilsam Bad der sich darein tut waschen es macht ein in der Seiten fradt (wund) und leert aus Säckel und Taschen. Krummer herein und Lahmer hinaus, das hab ich wohl vernommen und hilft mir Gott durch die Klamm hinaus herein will ich nicht mehr kommen. Der Säckel, der hat ausgeschlagen (aufgehört zu klingen) tut auf dem Bad umschwimmen so spricht der Wirt: mein lieber Gast, das bad will dir nicht innen (zusagen). Nimm Dein Gewand auf Deinen Arm und tus gar frischlich wagen (abreisen) und wenn Du widerum Geld im Säckel hast Herwieder magst Du wohl fragen (anfragen). Der Wirt, der hat eine Kellnerin fein Das Essen tut sie auftragen, Und wenn sie zu dem Tische kommt, So tropfet ihr die Nasen. Sie reibt sich hin, sie reibt sich her: Die Flöh, die tuen beißen. Und wenn sie die Gast trösten soll, So spricht sie von Reiben und Schmeißen (Ohrfeigen und Hinauswerfen). Viel lieber trinkt sie den süßen Wein, Der saure tut sie reißen (macht ihr Leibschmerzen). - Zitat aus dem Buch "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 Der Textauszug entspricht dem Original. |
Der Dichter Blumauer, der sich nicht gar lobend über die primitiven Verhältnisse im Wildbad geäußert hat (1. Gedicht),
versöhnt sich 1785 auf andere Weise mit der Eintragung im Ehrungsbuch (2. Gedicht).
1. Gedicht |
Und an des Hauses Utensilien
Lernst Du Genügsamkeit im höchsten Grade Denn da ist nichts im ganze Bade Von Kästen und von Kanapeen. Auch ist kein Vorhang da, ihn vorzuziehn, Denn außer Ziegen oder Kühen Wird Dir gewiß kein Äug ins Zimmer sehen. Im Bade selbst kann unser Leben vDir ein frappantes Bild vom Himmel geben, Denn Freund! so wie im Himmelreich Ist hier ein Tag dem ändern völlig gleich: Man badet, ißt und legt sich nieder, Man ißt und schläft und badet wieder, Und so schleicht jeder Tag dahin. |
2. Gedicht (1785) |
Du liebes Bad, du heiltest manchen Fuß,
Der eine Last der Erde nur getragen, Und unter dem - noch jetzt in unseren Tagen, Vielleicht die Erde seufzen muß. Heil einmal einen, unter dessen Tritt Das Wohl der Menschheit schöner blüht, - Und gerne will ich deinen Wüsteneien Mein bestes Lied zum Danke weihen. - Zitat aus dem Buch "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 - S. 40 Der Textauszug entspricht dem Original. |
Emil Trimmel, der uns manches Buch und manche Erzählung über Gastein hinterlassen hat,
verewigte sich in den Ehrenbüchern mit dem Gedicht (1818)
Gedicht (1818) |
So vielen hast du schon in diesen Hallen
Die Schale der Genesung dargebracht, Und viele werden von der Leiden Macht Gedrücket noch in deine Täler wallen. Ach wenn an deiner Urne auch nicht allen Die zarte Blume der Gesundheit lacht, So lass dem Pilger, aus krystallnem Schacht Doch wenigstens der Lindrung Gruss erschallen. Und dankbar wird von deinen schönen Höhen Der Neugestärkte nach der Heimat ziehen, Aus weiter Ferne fröhlich nach dir sehen, Die Netze der Versuchung künftig fliehn Und unverdiente Leiden ohne Klagen, Die du zu heilen nicht vermagst ertragen. - Zitat aus dem Buch "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 - S. 30 Der Textauszug entspricht dem Original (Abschrift ohne Gewähr). |
Grillparzer, der skeptische, mit sich selbst unzufriedene
und mit der Welt in trüber Stimmung lebende Geist,
erkennt lediglich die Hoffnung (1820)
Gedicht (1820) |
Gastein ist wie die Welt:
Das beste was uns drin zu Theile fällt, Ist wohl, trotz dem, was wir darüber lesen, Die Hoffnung stets die Trösterin gewesen, Doch geht man aus der Welt wie aus Gastein Stellt Glück und Heilung sich wohl später ein. - Zitat aus dem Buch "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 - S. 29 Der Textauszug entspricht dem Original (Abschrift ohne Gewähr). |
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation : Badestuben - Gasteins
• Geschichte : Kurgäste Gasteins - Adelige, Prominente |
Anmerkung: Der Textauszug wurde dem Buch "Gasteiner Badebüchlein"
von Dr. Otto Gerke, 1946 entnommen. Abschrift ohne Gewähr.
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© 2010 Anton Ernst Lafenthaler
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