![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Geschichte Gasteins Themen-Wahl |
||
|
Zahlreiche Krankheiten wurden bereits in der Goldbergbauzeit und noch intensiver ab dem 19. Jahrhundert,
durch den Gebrauch des Thermalwassers als Bad zu heilen oder deren Beschwerden zu lindern versucht.
Auch die Trinkkur war, insbesondere im 19. Jahrhundert ganz besonders von Bedeutung.
Welche der damals bekannten Krankheiten durch das Gasteiner Thermalwasser positiv beeinflusst und welche keinesfalls zur Anwendung
kommen durften, soll im Folgenden dargestellt werden nicht ohne darauf hinzuweisen, dass damals
die Radioaktivität des Gasteiner Thermalwassers (im 19. Jahrhundert als Gasteiner-Mineralwasser bezeichnet) noch nicht bekannt war.
Für die "Jetztzeit" gibt das Büchlein von Dr. Hermann Greinwald mit dem Titel "Die Gasteiner Kur" Auskunft, sowie
aktuell die Broschüren des Gasteiner Heilstollen ausführlich Auskunft.
Neben dem - Diätetischem Verhalten während des Kuraufenthaltes - detailliert beschrieben von Eble, 1834 u. a.
Autoren, die im 19. Jahrhundert ihre Zeit im Wildbad verbrachten, sind den speziellen Krankheiten auch spezielle Therapien, insbesondere im
Gebrauch des Thermalwassers zugeordnet, ebenfalls bei Eble, 1834, im Kapitel - Krankheitsverhältnisse -
beschrieben.
Dr. Hermann Greinwald, 2004 bestätigt die bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannten Wirkungen wenn er schreibt:
Kurbeginn am vierten Tag mit leichten Spaziergänge; Teil- oder Vollbäder
mit Pausetagen dazwischen.
Ab der zweiten Kurwoche werden die Anwendungen intensiver.
In der Mitte der Kur ist das ärztliche Gespräch besonders nützlich, denn nun ist
die bekannte Gasteiner Badereaktion (Schmerzen, depressive Verstimmung und wilde Träume)
vorüber. Die vierte Kurwoche ist die beste, wobei der Gast ein neues Lebensgefühl verspürt.
Drei Tage vor der Abreise gibt es dann keine Bäder mehr.
Zur Diät für das Altersherz meint Dr. Greinwald: "gemischte, sehr vitaminbetonte Kost,
die gut gewürzt und schmackhaft sein soll möglichst reduzierter Fettgehalt und wenig Zucker.
Kaffee ist für das Altersherz ebenso wie Alkohol in mäßigen Mengen erlaubt."
Und zur Heilkraft des Thermalwassers meint
das heutige Forschungsinstitut Gastein, dass diese
nicht nur mit der Mineralisierung oder mit bestimmten Inhaltsstoffen zusammenhängt,
sondern scheint dem Wasser selbst eigentümlich zu sein. Sie verursacht eine spürbare
Gefäßerweiterung in der Peripherie, also in den Armen und Beinen, auch wenn das Wasser radonfrei ist.
» Gasteiner Radon-Thermalbäder «
Ein Vollbad (Wanne mit Thermalwasser gefüllt) wird bis maximal 20 Minuten gebraucht bei einer Temperatur von 33 - 39 Grad.
Die Stoffwechselbedingte Wärmeproduktion des Körpers kann so nicht mehr an die Umgebung abgegeben werden, was den Körper aufheizt
und den Blutfluss steigert. Die peripher gelegenen Blutgefäße erweitern sich was den
wünschenswerten Mehrdurchblutungseffekt an rheumatischen Gelenken bewirkt. Der Effekt ist bei "leeren Magen" also nüchtern am größten, weil
dadurch die Durchblutung im Bauchraum (Darm, Leber) stark reduziert ist.
Nach dem Bade ist eine Ruhezeit von 1 - 2 Stunden unbedingt einzuhalten, denn in dieser Zeit entfalten die Inhaltsstoffe
des Thermalwassers seine Wirkung.
» Welche Krankheiten sprechen gegen Radon-Thermalbäder «
So wie Krankheiten des rheumatischen Formenkreises, Allergien, arterielle Durchblutungsstörungen, Vegetative Dystonie sehr
wohl empfohlen werden, insbesondere im Rahmen einer heilstollenkur gute Erfolge erwarten lassen, ebenso sprechen bestimmte Krankheiten
gar nicht an oder verschlimmern sich sogar. Dazu zählen
akute, fieberhafte Erkrankungen, nicht sanierte Infektherde und bösartige Tumore.
Ein "krankes" Herz ist wegen der Mehrarbeit des Herzens bei der Überwärmung ein Risikofaktor.
» Die Unterwassertherapie «
Das therapeutische Prinzip einer krankengymnastische Behandlung im Thermalwasser liegt im Auftrieb des Wassers begründet.
Geschwächte oder kaum mehr funktionsfähige Muskelgruppen können aufgrund der beinahen Schwerelosigkeit im Wasser wieder bewegt werden.
Dazu kommt die natürliche Wärme und der Radongehalt des Gasteiner Thermalwassers, welches schmerzlindernd wirkt.
Zusätzlich kommen allgemeine Radonwirkungen wie vegetative Umstimmung, Rhythmisierung und Gefäßerweiterung hinzu.
Nach Dr. Hermann Greinwald werden folgende Heilanzeigen der Unterwassertherapie angeführt:
"Krankheiten des Bewegungsapparates mit Funktionsbehinderung; Folgezustände nach Lähmungen (Kinderlähmung,
Lähmung durch Unfälle, durch Nervenleiden oder Schlaganfälle); Folgen nach Gelenksentzündungen (Rheumatismus) und Arthrosen;
Bewegungsstörungen, vor allem Gangstörungen; Folgezustände nach Verletzungen; Haltungsschäden und Wirbelsäulenleiden."
Die Unterwassertherapie 3 x wöchentlich über 4 Wochen in Anspruch genommen werden. Auch hier ist nach der Therapie eine Ruhezeit unbedingt anzuraten.
» Thermalschwimmbäder und ihr therapeutischer Effekt «
Was in der Unterwassertherapie geübt und gezeigt wurde, kann im Thermalschwimmbad weiter geführt werden.
Das Thermalwasser im Schwimmbad ist entemaniert d. h., es enthält kein Radon mehr. Restlähmung und Muskelschwund können so
über die Kur hinaus weiter angegangen werden. Auch die im Schwimmbecken angebrachten Druckstrahlmassagen können zum Weichmachen der Gelenke eingesetzt
werden. Auch Koordinationsstörungen nach Schlaganfällen oder Folgeerscheinungen von Kopfverletzungen bessern sich durch
aktive Bewegungen im Thermalbecken und Schwimmen harmonisiert den ganzen Körper.
Man sollte allerdings nicht länger als 20
» Dunstbäder und ihr therapeutischer Effekt «
Wurde der Thermalwasserdunst noch vor dem Bau des Dunstbades im Ortszentrum von Bad Gastein in den Thermalwasserstollen selbst eingeatmet, so
kommt heute der Dunst von der Elisabethquelle, welcher mittels eines Schachtes zu den Inhalationsplätzen geleitet wird.
Der Kurpatient sitzt so etwa 20 Minuten im Quelldampf und atmet so das Radon ein, ohne Kreislaufbelastung, da es nur zu einer ganz milden Überwärmung kommt.
Somit können auch Herz- und Lungenkranke von einer intensiven Radonkur Gebrauch machen.
Dr. Greinwald empfiehlt das Dunstbad bei
chronischer Schnupfen, Nasennebenhöhlenleiden, Kehlkopfentzündungen, Bronchitis und Asthma.
» Radon-Mundbadeanlagen «
Derartige Anlagen dienen der Munddusche mit Thermalwasser bei Paradontose, chronische Entzündung des Zahnfleischsaums, Taschenbildungen
und Zahnstein. Die hohe Temperatur (40° C) soll dabei fettwachshältige Zahnbeläge lösen. Wegen der hohen
Fluoridkonzentration des Thermalwassers ist auch ein wirksamer Kariesschutz zu erwarten.
» Trinkkur mit Thermalwasser «
Die Abhandlung - Ueber die Trinkkur in Gastein und die Versendung des Gasteiner Thermalwassers - hat erstmals
der Bad Gasteiner Badearzt Dr. Gustav Proell im Jahre 1862 veröffentlicht. Dabei wurden folgende Krankheiten genannt, die von einer Trinkkur profitieren sollten:
Chronische Katarrhe, Magenkrämpfe, Säurebildung, Leichtgradige Stockungen, erhöhte Venosität des Unterleibes,
Rheumatismus, Gicht, Haemorrhoiden, vorzüglich aber Diarrhöe, Merkurialnachexie, Harnverhaltung, Sand und Gries,
Brightischer Nierenkrankheit, chronische Entzündung der Schleimhäute, Ischias nervosa, chronische Gelenkgicht, passive Gebärmutterblutung, Psora.
Auch bei Burkhard Eble, 1834, lesen wir im Kapitel - Trinkkur - über Heilungen von Geschwüren, Darmbeschwerden, Hämorrhoiden, Wurmkrankheiten usw.
Nun, heute ist die Trinkkur aus der Mode gekommen, zumal das Thermalwasser, so wie es den Quellen entspringt
keinesfalls "schmeckt" (es rühmt sich ja geschmack- und geruchlos zu sein).
Doch es soll schon einen günstigen Effekt haben auf diverse Schleimhautentzündungen im Magen-Darm-Trakt
und erhöht auch kräftig die Diurese. Der erhöhte Harnfluss senkt so den Harnsäurespiegel.
Der hohe Fluorgehalt schützt vor Karies, das Lithium im Thermalwasser wird auf das
manisch-depressive Krankheitsbild.
Kobalt, Zink und Mangan scheinen jedoch keinen Effekt zu haben.
Somit ergeben sich nach Dr. Greinwald folgende Indikationen für eine Trinkkur:
"Nierensteinleiden, Harnsäuregicht, chronische Gastritis, Rauchergastritis (!),
chronische Durchfälle, vegetative Störungen mit Überwiegen des Sympathikus" - Dabei gilt seit 1785 nach v. Barisani:
Nach dem morgendlichen Bad sollen 12/4 bis 1/2 Liter Thermalwasser getrunken werden, und zwar
"allzeit lauwarm, damit die flüchtigen Theile die dem Badwasser viel Kraft geben, nicht verfliegen."
» Trinkkur mit Bitterwasser «
Bitterwasser, ein mit Glaubersalz angereichertes Thermalwasser wird als zusätzliches Kurmittel für Verdauungsstörungen
bereitgestellt. Eine günstige Wirkung soll bei einer Trinkmenge von 1/8 - 3/8 Liter täglich für folgende
Beschwerden erzielt werden können:
Übergewicht, chronische Verstopfung, Gastritis, chronische Darmerkrankungen, Gallenleiden, Fettleber.
Dabei ist für die Wirkung die Wassertemperatur entscheidend. Kaltes Bitterwasser wirkt stärker laxierend.
Als Gegenanzeigen für eine Trinkkur mit Bitterwasser werden Bettlägerigkeit, Durchfälle und Koliken genannt.
Als Bade- oder besser Kurreaktion bezeichnet man allgemeines Unwohlsein, Verdauungs- und Kreislaufbeschwerden nach einem bestimmten Zeitintervall nach Kurantritt. Besonders jene Beschwerden, derentwegen man die Kur angetreten hat, scheinen sich nun zu verschlechtern. Gelenke beginnen nun vermehrt zu schmerzen, die Haut "reagiert" bis zum bekannten Badeexanthem und chronische Entzündungsherde flammen neu auf. Gut beschrieben ist dieses Badeexanthem bei Muchar, 1834 im Kapitel - Kur-Reaktionen - Meist treten diese Kurreaktionen nach der 1. Woche auf und verschwinden nach der 2. Woche wieder, weshalb sog. "Kurzkuren" nicht sinnvoll scheinen. Der Sofort-, wie der Späterfolg der Kur aber ist von derartigen Reaktionen unbeeinflusst. Die Aussage, dass es ohne Reaktion auch keinen Kurerfolg gäbe ist falsch. Die Spätreaktion nach der durch die Kur verursachte Umstimmung des Organismus tritt etwa 2 Wochen nach Kurende auf und man sollte deshalb unbedingt entsprechend der Schwere der Krankheit noch bis zu 2 Wochen nach Kurende eine sog. Nachkur einplanen und in dieser Zeit alle Anstrengungen oder gar Berufsstress vermeiden.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Doku : Gasteiner Kur im 19. Jh. - Diätetik v. Eble, 1834
• Doku : Gasteiner Kur I - Diätetik • Doku : Gasteiner Kur II - Krankheit und Heilung • Doku : Dr. Otto Gerke - Arzt im Wildbad |
Anmerkung: Die Informationen und Textstellen wurden auszugsweise dem Buch "Die Bäder zu GASTEIN" von Burkart Eble, 1834 -
dem Buch: "Das Thal und Warmbad Gastein" von Dr. Albert von Muchar, 1834 - und dem Buch:
"Die Gasteiner Kur" Von Hermann Greinwald, Verlag Feichter KG, Bad Gastein, 2004 - entnommen.
Die Textauszüge wurden hier teilweise unverändert wiedergegeben. Beschreibung ohne Gewähr.
Doku-Themen - | ![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
- Bilder-Galerie |
Home | Suche | Inhaltsverzeichnis | Wanderwege | Geologie | Tiere | Pflanzen | Ökologie | Kunst & Kultur | Biotope Gasteins |
Gastein im Bild - Dokumentation/Geschichte
Gasteiner Kur III, Thermalwasser-Anwendungen
© 2017 Anton Ernst Lafenthaler
d-curth