Geschichte Gasteins Themen-Wahl |
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Pfarrer Ekkehart Lebouton schreibt in seinem Büchlein "Die Lutherischen in Gastein" ebenso wie Sebastian Hinterseer im Buch "Die Geschichte Gasteins" die Zeit, wo sich auch im Gasteinertal die Lutheraner öffentlich zu ihrer neuen Lehre bekannten.
Bei einer Versammlung in Schwarzach, wo auch die Gasteiner Langprantner, Georg Gruber und Wagenbichler anwesend waren wird bekannt gegeben, dass die St. Veiter am 10. Juli 1731 schriftlich ihr Glaubensbekenntnis dem Pfarrer überreicht hätten und sich so von der römischen Kirche losgesagt hätten. Dies wollten auch die Gasteiner tun und kehrten am Rückweg von Schwarzach in Unterberg bei dem Bauern Ruepp Fleiss und seinem Sohn Hans ein. Sie einigten sich, am Sonntag den 15. Juli 1731 eine Versammlung aller evangelischen Gasteiner im Weißgerberhaus abzuhalten, um anschließend dem Pfarrer das Glaubensbekenntnis zu überreichen.
» Bekennung zur lutherischen Lehre am 15. Juli 1731 «
Dies geschah während des sonntäglichen Gottesdienstes,
nachdem der junge Wagenbichler aufmunternde Reden gehalten, das Glaubensbekenntnis
verlesen und die Anwesenden zur Unterschrift aufgefordert hatte. Nach Beendigung des
katholischen Gottesdienstes begaben sich die Versammelten in den Pfarrhof und erklärten
dem Pfarrer, ihren katholischen Glauben geheuchelt zu haben und bekannten sich zu dem
Entschluss, nunmehr ihre wahre Gesinnung zu zeigen.
Dann überreichten sie ihr Glaubensbekenntnis mit 52 Unterschriften. Es lautete:
"An die Hochwürdig und gnädige Hochfürstliche Obrigkeit auch Geist- und weltliche
Herrschaften pp.
Mir sagen ihnen zue vor durch Gottes Gnad ainen freundlichen Grueß und bitten
sie ganz unterthänig um Verzeichung; sie woll es uns nit für unguet halten, auch nit
fuer einen Frevel, noch viel weniger für einen Auspruch. Denn wir seind nit gesonnen
der Herrschaft ein böses Wort, noch viel weniger ein Uebl anzuthuen, sondern wir wollen
ihnen in allen billigen Sachen gehorsam sein und nit widersperig. Sie mögen auch die Sünden
strafen noch Recht, ohne unser Maßgeb, ausgenommen was die Lehr anbelangt, Die ist nit
unser, sondern Gott. Und Gott sein wir einen größeren Gehorsam schuldig, als den Menschen.
Derowegen so bekennen wir, daß mir lang in der Heuchlerei gelebet haben, welches vor Gott
ja nit kann recht sein. Und weil man uns jetzt so weit treibt, so kann es unser Gewissen
ja nit mehr erleiden, sondern mir muessen unsern Glauben frei bekennen, daß wir den
menschlichen Satzungen, vor welchen uns die Göttliche Schrift warnen thuet nit sein
zuegetan, sondern mir glauben an die Heilige, wahrhafte Evangelische Lehr, wie es Gott
selbst in seinem Wort befohlen hat; wie solches die Propheten zuvor schon verrichtet
und Christus der Herr gelehret und die Heiligen Aposteln gepredigt haben.
Und bei dieser evangelischen Lehr wollen wir mit der Hilf und Gnad Gottes beständig
verbleiben und durch kein List noch Drohen uns davon lassen treiben. Und sie derfen
es versuechen auch nit. Und derfen deswegen nit fürchten, daß sie eine Schuld hätten.
Mir wollen solches selbst verantworten, denn mit Gottes Wort wollen mirs gern wagen;
ob es wohl auch hart verfolgt und widersprochen wird, es sollt aber nit umgestoßen werden.
Denn unser Glauben stehet nit auf etwas Irdisches oder Leibliches, zergängliches Ding,
sondern auf dem unbeweglichen Felsen Jesum Christum. Denn dieser wird für uns sorgen und
streiten.
Denn ist Gott mit uns, wer will wider uns sein? Auf ihn wollen mirs wagen, auch leben und
sterben. Und wann die Herrschaft wollt hart und gestreng verfahren mit uns, so haben wir
uns schon auf dem Hohen Rat angefragt ob uns möcht geholfen werden; welches uns Gott sei
Lob und Dank schon ist versprochen worden. Und wenn sie uns werden entkommen lassen, so
wird ihnen nichts geschehen. Und was das Zeitliche anbelangt, so seind die Ausgaben und
Strafen unerträglich genug, daß das Hausen füran kein Ansehen mehr hat."
- Als ihnen der Pfarrer daraufhin mitteilte, das er ihnen fürderhin die Taufe,
die Kommunion und Ehe verweigern müsse, ebenso das Begräbnis in geweihter Erde,
empörte sie das sehr. Sie zogen in ein Wirtshaus und sangen demonstrativ lutherische
Lieder zum offenen Fenster hinaus.
» Der Lutheraner Georg Gruber «
In der darauffolgenden Woche entwickelten die Gasteiner Lutheraner eine rege Tätigkeit.
Sie hielten in verschiedenen Häusern Versammlungen ab und versuchten die Leute zu
überreden, sich vor der Kommission als Protestanten zu bekennen.
In besonders drastischer Weise stellte ihnen Georg Gruber vor, dass sie im Glauben
der katholischen Kirche nicht die ewige Seligkeit erlangen könnten.
Darauf haben viele "Vor Angst nicht mehr gewußt, zu welcher Seite sie sollen".
Gruber stiftete auch die Leute an, die Kommission mit dem Gruß
"Der Friede sei mit Euch" zu begrüßen und nicht mit dem vorgeschriebenen
katholischen "Gelobt sei Jesus Christus".
Am Montag dem 23. Juli 1731, abends erschien die erzbischöfliche Kommission in Hofgastein. An den Vormittagen des 25. und 26. Juli wurden die Vertreter der Bürger- und Bauernschaft vorgelassen. So wie in anderen Gerichten verlasen die Kommissare anfangs ein Hochfürstliches Dekret, durch das die Untertanen aufgefordert wurden, ihre Beschwerden freimütig vorzubringen.
Der Erzbischof versprach ihnen, die Übelstände nach Möglichkeit abzustellen, jedoch verbot er alle Drohungen, heimliche Gottesdienste und "Proselütenwerbung". Zuerst kamen die Hofer Bürger zu Wort. Sie klagten über die hohen Kirchen- und Gerichtstaxen, über die drückenden Steuern und Beitragsgelder zur Rosenkranz-Bruderschaft. Sie baten um Abstellung des Hausiererunwesens und um Verlängerung der Tanzzeit bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten. In Religionsangelegenheiten wünschten sie keine Änderung. Vor allem betonten sie, dass sie an den Ereignissen des 15. Juli (Abgabe der Bittschrift im Pfarrhof) nicht beteiligt gewesen wären.
Anschließend an die Bürger klagen auch die
Bauern über die hohen Taxen. Steuern und Abgaben. Sie baten, man möge ihnen den
"Pfennwert" (das ist die Entschädigung für Schmalz- und Getreidelieferungen
an das Bergwerk) rechtzeitig zum festgesetzten Termin, Maria Verkündigung ausbezahlen.
Weiter betonten sie, an den "Grobheiten", welche im Pfarrhof hauptsächlich
von "ledigen Purschen" vergangenen Sonntag verübt worden seine, schuldlos
zu sein. (Wie die Unterschriften beweisen, waren aber durchwegs verheiratete Bauern beteiligt).
Auch seien sie nicht dafür verantwortlich zu machen, dass sich einige Gasteiner
in Schwarzach als Abgeordnete der ganzen Bauernschaft ausgegeben hätten.
Sie versicherten weiter den Kommissaren, "es werden hier nicht viele Widerspenstige
in puncto Religionis sein und sie werden sich bemühen, sie wieder mit ihnen zu
vereinigen".
Darauf jedoch überreichte Mathias Reitter von Oberladerding, der Wortführer der
Evangelischen, die gleiche Bitt- und Rechtfertigungsschrift samt dem Glaubensbekenntnis,
welche sie am 15. Juli 1731 dem Pfarrer übergeben hatten. Die Evangelischen beklagtes sich
darüber, dass ihnen der Pfarrer die Sakramente verweigere. Außerdem wollten sie
Rückerstattung der Unkosten von 164 fl., die ihnen aus der Anwesenheit des Dechanten
von Werfen bei den Verhören im Frühjahr erwachsen waren. Vor der Kommission gaben
sich nur zwei Bürger und 59 Bauern als evangelisch an, 53 Bürger und 142 Bauern
als katholisch. Die Bürger, die damals im allgemeinen materiell viel besser gestellt
waren als die Bauern, waren von vornherein Gegner jeder umstürzlerischen Idee,
weil sie bei einer zahlreichen Abwanderung einen zu großen Rückgang ihrer Geschäfte
befürchteten.
Einige Tage danach kamen bereits 16 Lutheraner zu Gericht, um sich wieder katholisch
schreiben zu lassen. Sie sagten, man hätte sie nur dazu verführt, sich im Pfarrhof
und vor der Kommission evangelisch anzugeben. Sie seien am 15. Juli nur zufällig
beim Weißgerberhaus vorbeigekommen, Der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch
sei ihnen gar nicht klar gewesen.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation : Emigrationspatent - 31. Oktober 1731
• Dokumentation : Protestantenverfolgung - 16. / 17. Jh. • Dokumentation : Gegenreformation - in Gastein |
Anmerkung: Die Informationen wurden auszugsweise dem Buch -
"Die Lutherischen in Gastein" von Ekkehart Lebouton, 1981 - und
dem Buch "Geschichte Gasteins" - von Sebastian Hinterseer - entnommen.
Die Textauszüge wurden hier teilweise unverändert wiedergegeben.
Der Abschnitt "Glaubensbekenntnis" entspricht zur Gänze dem genannten Buch. Abschrift ohne Gewähr.
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Gastein im Bild - Dokumentation
Lutheraner in Gastein - Glaubensbekenntnis
© 2007 Anton Ernst Lafenthaler
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