Geschichte Gasteins Themen-Wahl |
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Dr. Otto Gerke beschreibt in seinem "Gasteiner Badebüchlein, 3. Auflage 1946"
neben einem geschichtlichen Rückblick das Badeleben im Wildbad bis ins 19. Jahrhundert
und ergänzt die Ausführungen mit zahlreichen originalen Textstellen und Gedichten aus älterer Zeit.
Bezüglich der Heilanzeigen und der medizinischen Tätigkeit von Dr. Otto Gerke im Gasteinertal sind auf der Seite -
Ärzte im Wildbad - auszugsweise ausgewählte Themen nachzulesen.
Im Folgenden finden sich verschiedene Textauszüge, bevorzugt in Gedichtform wiedergegeben und kommentiert.
Besonders bekannt ist der - Gasteinerische Padgesang - von Wolf Prenn, aber auch zahlreiche literarische Zeilen aus den -
Ehrenbüchern - und Briefe aus Westenrieder, wie z. B. das -
Badeleben - im 19. Jahrhundert oder die Streitigkeiten zwischen Ärzten in Hofgastein und Bad Gastein
wegen des Betreibens einer Apotheke oder Dunstbades. Die - Heilanzeigen - und Gegenanzeigen der Kur
werden ebenso in Gedichtform geäußert, wie
Baderegeln - Vorschriften und der mehr oder weniger gelungene - Kurerfolg.
Otto Gerke berichtet in seinem Gasteiner Badebüchlein einerseits von der Entstehung der Namensgebung Gastein,
wobei erstmals urkundlich 1209 in einem Schenkungsvertrag der Begriff Gastuna aufscheint.
Als Bad allerdings erst ab 1436, als Kaiser Friedrich hier zum ersten Mal als prominenter Gast
eine Heilung erfuhr. -
"Anno 1436 ist Kaiser Friederich der dritt alhir in dem pad gewesen, hat an einem schenkhel ain
offnen schaden gehabt, ist Inie geholffen auch frisch unnd gesundt worden."
Das folgende Gedicht ist um 1490 unter Verwendung eines Liedes des Tiroler Dichters Oswald von Wolkenstein entstanden und wurde
im Volksbuch des Neithartfuchs 1491 bei Hans Schaur zu Augsburg abgedruckt.
Dieses Gedicht beschreibt schon damals den Gebrauch der Bäder.
Wolf Prenn - ein Dienstmann des Gewerken Weitmoser - hat etwas unbeholfen ein Gedicht hinterlassen,
welches das damalige Leben im Wildbad wiedergeben soll. Es wurde vermutlich 1533 geschrieben.
Dass dabei weder die Wirte noch die Kellner im besonders guten Licht erscheinen, ist durch andere Schriften gut belegt.
Zu dieser Zeit waren die Badegäste vornehmlich beim Mitterbad (später Straubinger) beim Krämer, der
Taverne des Ulrich Metzger und beim Framminger (Grabenwirt) untergebracht.
Textauszug aus dem "Gasteiner Badebüchlein", 1946 von Prof. Dr. Otto Gerke ( p. 14 - 18)
Gasteinerischer Padgesang |
Gastein, das ist ein heilsam Pad
und wer es kann erreichen, darein mag ziehen, wer da will, darin gescheh'n viel Zeichen. Einer zieht aus, der Andere ein, wir meinen, wir haben's gefunden so liegen wir hier und wissen nicht wie, als wären wir halb geschunden. So ziehen wir am Mitteregg ein, Da ist die Wirthin stolze, Kommt der Gast, von wannen er wollt' So gibt sie ihm ein Raitholze. Leich mir Deinen Seckl her, den will ich von Dir haben Und hast Du der roten Gulden viel, Ich will Dir tapfer auftragen. So ziehen wir an Mitteregg aus Wohl über die Brücken so lange Und kehren an dem Mitterbad ein, Da werden wir schon empfangen. Rait's einem zehn Pfennig über das Mahl, Dessen sein die Gäste gar froh: Des Abends, wenn man uns schlafen anweist So führt man uns auf das Stroh. So ziehen wir zu der Payrin ein, Die hat eine schöne Tochter Kömmt ein Gast, woher er will, Gute Sträublein tut sie ihm kochen. Sie trägt's ihm in das Bad hinab, Damit thut er sich laben; So sagt der Gast, meine liebe Maid, Ich muß es Dir theuer bezahlen. So ziehen wir zum Ulrich Metzger ein Da heißt es in der Höll Kommt ein Gast, von wannen er wöll' So ist er sein guter Gesell. Rait's ihm 6 Pfennige über das Mahl, Darum wollten wir ihn loben; Er schickt auch nach dem besten Wein, So er ihn weiß unten und oben . . . So ziehn wir zu dem Framminger ein Mit seinem groben Barte, Wohl nach dem Geld ist ihm so gach, Den Gästen tut er nicht warten. Er treibt einen großen Übermuth, Mit den Gästen thut er pochen. So trauen wir Gott im Himmel wohl Wir werden an ihme gerochen. Zu morgens wenn die Sonn aufgeht so ruft man uns zum essen so sagt der Gast: mein lieber Wirth, ich hab mich eines vermessen (habe einen Wunsch) Ein Ei, ein Trunk war mir gesundt Damit wollt ich mich laben. So sagt der Wirth: Setz Dich zum Mahl ich kann Dir nichts besonders auftragen. Was gibt man uns zu morgens früh Wohl zu dem ersten Essen? Ein Kalbfleisch in einer gelben Brüh', gut Wildpreth war viel besser. Krauth und Gerste, auch zwei Gericht das mögen die Kranken nicht essen. Der gute Fisch, den haben wir nicht den haben die (vornehmen) Herrn schon gefressen. Die Süpplein die sind also schmal Die Brötlein kurz gemessen Gibt einer 3 Kreuzer über das Mahl des sollen wir nicht vergessen. Die Bättlein, die sind also hart Sie tun auch keinem weichen, und kam der römisch Kaiser daher, es geschah ihm auch dergleichen. Der Kellner, der ist auch im Spiel der tut die Gast aufschreiben, wann ein Gast einmal verzehrt so tut er ihm zwei aufschreiben. Wein und Brot, das weiß er wohl, er tuts gar eben merken. So spricht der Wirt: gehab dich wohl! Du hast noch ein' schweren Säckel. Gastein, die hat des Durst so viel und ist doch nicht gesalzen, so gibt man uns des grünen Krauts zu viel und ist doch nicht geschmalzen. Kälberkopf und auch die Fuß müssen wir am Samstag essen und hätten wir auch die Haut dazu, so hätten wir das Kalb ganz gefressen. Der Wasserfall ist ungeheuer bei Tag und auch bei Nachte, er macht uns unsern Schlaf so teuer daß wir müssen wachen. So bemerken wir des Tages Schein wohl über die Berg herdringen im Bad und Bett ist's anders nicht denn Ach und Weh und Grimmen (Verdruß) . . . Gastein, das ist ein heilsam Bad der sich darein tut waschen es macht ein in der Seiten fradt (wund) und leert aus Säckel und Taschen. Krummer herein und Lahmer hinaus, das hab ich wohl vernommen und hilft mir Gott durch die Klamm hinaus herein will ich nicht mehr kommen. Der Säckel, der hat ausgeschlagen (aufgehört zu klingen) tut auf dem Bad umschwimmen so spricht der Wirt: mein lieber Gast, das bad will dir nicht innen (zusagen). Nimm Dein Gewand auf Deinen Arm und tus gar frischlich wagen (abreisen) und wenn Du widerum Geld im Säckel hast Herwieder magst Du wohl fragen (anfragen). Der Wirt, der hat eine Kellnerin fein Das Essen tut sie auftragen, Und wenn sie zu dem Tische kommt, So tropfet ihr die Nasen. Sie reibt sich hin, sie reibt sich her: Die Flöh, die tuen beißen. Und wenn sie die Gast trösten soll, So spricht sie von Reiben und Schmeißen (Ohrfeigen und Hinauswerfen). Viel lieber trinkt sie den süßen Wein, Der saure tut sie reißen (macht ihr Leibschmerzen). |
Nachdem 1671 erstmals das Badewesen unter ärztliche Aufsicht gestellt wurde, begründete Dr. Franz Duelli
als erster Badearzt 1681 die Ehrungsbücher in die sich alle berühmteren Kurgäste mit Namen,
Gedichten und kleinen Prosaberichten mit ihren Erfahrungen im Bad, ihren Gedanken, Furcht und Hoffnung eintrugen.
Nachfolgend einige Gedichte aus diesen Büchern, wieder entnommen dem "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke.
Das Gedicht des berühmten Schriftstellers → Franz Grillparzer - mit sich und mit der Welt unzufrieden, erkennt lediglich die Hoffnung.
Der Dichter → Blumauer - lobt die primitiven Verhältnisse im Wildbad gar nicht,
versöhnt sich aber mit der Eintragung 1785.
Buchautor → Emil Trimmel - hat so manche Erzählung über Gastein hinterlassen und verewigt sich
auch 1818 im Ehrenbuch, ebenso wie viele → Andere - weniger bekannte Kurgäste.
Briefe aus dem Jahre 1810 von Westenrieder charakterisiert das Badeleben im Wildbad.
Dabei wird der schlechte Zustand der Badehütten, insbesondere der → Straubingerhütte -
ebenso beschrieben wie deren Gewohnheiten im → Bad - selbst.
Auch die Mahlzeiten, insbesondere das → Frühstück - und
die Qualität der → Speisen - mittags und abends serviert,
erfahren keinen großen Zuspruch. Auch die → Weltfremdheit - bleibt nicht unerwähnt,
der → Umgangston - hingegen erweist sich als ungezwungen bis fröhlich.
Textauszüge von Prof. Dr. Otto Gerke - "Gasteiner Badebüchlein", 1946 ( S. 33 - 38) entsprechend den Briefen
aus Westenrieder, 1810
Badeleben |
Der ganze Ort Gastein (man nennt ihn ein Dorf) sieht so aus -
man kann nichts unbehilflichers nichts ärmeres sehen. Es ist, als wenn Jemand die achtzehen Häuserchen,
aus denen alles besteht, in seiner Hand gehalten, und sie im losen Scherz durch die Finger hätte fallen lassen.
So ungeschickt, so ganz und gar unförmlich und armselig stehen jene Häuslein beisammen. Die - Straubingerhütte - ist
so beschaffen, dass, wenn man sie durch einen Zauberstab geschwind nach München versetzen und den Neugierigen um einen Preis
von 6 Kreuzern zeigen würde, in dreyen Tagen eine Summe Geldes, für welche man sie zwey Mal neu errichten könnte, zusammengebracht
werden müsste. Man ist hier, ich weiss nicht wie, nur von sich selbst erfüllt und vergisst ohne es zu wissen oder zu wollen,
alles was in der Entfernung vorgehen mag.
Und wenn man einmal von draußen spricht (so nennt man hier alles, was jenseits der Klamm liegt), so ist's als spräche man von einem, jenseits des Weltmeers gelegenen Eylande. Ich habe in den dreyen Tagen, welche ich hier lebe, noch keine Sylbe von dem heissen Treiben und Lärmen das jetzt ganz Europa beunruhigt, gehört und habe nicht einmal eine Zeitung gesehen. Man ist so ganz in seinen erweichten Zustand gehüllt, vermisst und wünscht nichts, fürchtet und beneidet nichts und ist gleichsam ein ganz anderer, ist ein ruhiger, mit aller Welt versöhnter, wohlwollender, erzguter Mensch. Noch einmal seys gesagt, hier an diesem Ort und an dieser Stelle nehmen alle Dinge einen eigenen Werth an und Jedermann ist glücklich, wer nur mit seiner Kur nicht ganz unglücklich ist. Ich bestieg heute zum ersten Mal das - Bad -, gegen das ich, nachdem ich hörte, dass 12 und noch mehrere Personen, Männer und Frauenzimmer und die fremdartigsten Personen mit verschiedenen Zuständen und Gebrechen in eben dasselbe mit dem Heilwasser gefüllte, Behältnis beysammen wären, keine geringe Abneigung hatte, von welcher ich nunmehr vollkommen geheilt bin. Ich bekleidete mich in meinem Zimmer (wenn ich meine Kapuziner Zelle so nennen darf) mit einer weissleinwandenen weiten bis an die Füsse hinabgeführten Toga (Kutte hätte ich sagen sollen), warf über die Schulter ein weissflanellenes, bis an die Mitte des Leibs reichendes Mäntelchen (dieses wie die Toga werden fest zugebunden), setzte eine gewöhnliche weisse Schlafhaube auf, warf über diesen Anzug meinen Reisemantel, und ging in Pantoffeln dem Bad zu. Man befindet sich, wenn man die Thüre des Bads bey welchem ich mich einfand, (es sind mehrere ähnliche Bäder vorhanden) öffnet, auf einer begitterten Gallerie, von welcher man die Badegäste sehen, und mit ihnen sich unterhalten kann. Man geht auf dieser Gallerie einem kleinen, geschlossenen und geheizten Zimmer zu, worinn man seinen Mantel und dgl. weglegt und nunmehr über eine Treppe, auf welcher dem Herabsteigenden bereits das Wasser entgegenkömmt, einer leichten Thüre sich nähert, und nunmehr sich endlich da befindet, weswegen man zu Hause so viele Beratschlagungen angestellt, so manche Verfügungen getroffen, und eine weite oft sehr beschwerliche, Reise gemacht hat, im weltberühmten gasteinischen Heilbade. Man beobachtet hier, was die Wahl des Bades betrifft, herkömmlich eine besondere Bescheidenheit. Niemanden (er müßte dann mit einer eckelhaften Krankheyt behaftet seyn, in welchem Falle ihm ein abgesondertes Behältnis angewiesen werden würde) wird verwehrt, sich ein Badbehältnis nach seinem Belieben zu wählen. Allein man pflegt sich stets zu erkundigen, von welcher Art die Personen seyen die sich da und dort befinden, und wählet dann für sich, was man für sich anständig und behaglich findet. Als ich heute, um 5 Uhr früh, das erste Mal erschien, fand ich bereits einige Edelleute aus Bayern, Salzburg und Österreich, dann einige Damen, und zwey Pfarrer vor. Wir machten uns eine stillschweigende Verbeugung, und damit war alles abgethan. Wir waren schon so beysammen, als wenn wir uns von Kindesbeinen an gesehen hätten, und jeder führte sein Gespräch unbefangen fort, wie er es angefangen hatte. Das Heilwasser hat eine Tiefe, dass es mir, wenn ich in demselben kniete, was ich einige Male versuchte, gerade bis an den Mund ging. An den Seitenwänden herum laufen doppelte hölzerne Bänke, welche dazu dienen, daß man sich nach seinem Belieben, die Tiefe wählen kann, in welche man sich versenken will. Man sitzt aber keineswegs wie in einer Badewanne, sondern ändert seinen Ort nach Lust und Laune, und spatziert im Wasser herum. Die meisten oder doch sehr viele Badgäste nehmen im Wasser ihr - Frühstück -, wobey sie eine Glocke ziehen, auf deren Zeichen unverzüglich eine heitere, lustige, und (wie wir sagen) nicht versponnene Gebirgsnymphe heraufkömmt, und durch eine kleine Öffnung des Gitters ein Bretchen auf das Wasser, dann auf das Bretchen das Frühstück z. B. das Kaffee- und Milchgeschirr, mit den Schalen, Brod und Zucker setzt und dann dem Bretchen einen Stoss nach der Richtung gibt, dass es dem Herren zuschwimmt, der es verlangt hat. Die meisten Frühstücker aber gehen dem Mädchen schon entgegen, und nehmen ihm die Sachen ab, wobey sie aus Muthwillen und zum Zeitvertreib, selten unterlassen, der Überbringerin einige Vorwürfe über ihre Saumseligkeit und dgl. zu machen, den Kaffee, das Brod zu bekritteln und ihren Witz, der nicht selten treffend und brennend ist, auf die Probe zu stellen. Auf dem Wasser schwimmen auch noch andere Bretchen herum, durch welche kleine Öffnungen gebohrt, und durch diese die Stengel der Krauter und Blumen gezogen sind, welche welk und halbverdorrt in Wasser gesetzt, und indemselben wieder lebendig werden. Solche Geschenke sammeln theils die Badgäste auf ihren Spatziergängen, theils bringen sie die Fremden, welche den Badgästen Besuche abstatten, oder auch die Aufwartmädchen hierher, und es gibt dem Bad eine besondere Anmuth und Lieblichkeit, diese wohlriechenden Blumenbeete, in dem unaufhörlich wallenden Wasser bald auf diese, bald auf jene Seite, von einem Gast zum anderen wandern zu sehen. Dass von den Badgästen, unter welchen ich mich befinde, der strengste Wohlstand beobachtet und kein Laut von Unbescheidenheit, und noch weniger von einiger Unziemlichkeit vorgebracht wird, brauche ich Sie nicht erst zu versichern. Niemand wird gefragt, was ihm fehle und (so fein ist der Takt) nicht einmal, ob er sich erleichtert befinde. Der Ton des Umgangs ist so unbefangen fröhlich, dass man garnicht vermuthen sollte, daß Jemand in das Bad aus der Ursache gekommen sey, weil er sich in dem Drange befindet, desselben benötigt zu seyn. Übrigens sieht man hier einen sich beständig wiederholenden kurzen Abriss des Vorübergehens, und Wechsels aller Dinge, und der Flüchtigkeit des menschlichen Erscheinens. Wenn man länger im Bad verweilt, als nützlich und herkömmlich ist, so sieht man die Leute, welche man bey seiner Ankunft fand, sich langsam nach und nach entfernen, und neuen Badgästen, welche von Zeit zu Zeit ankommen, Platz machen, wo dann wieder ganz neue Auftritte, neue Verhältnisse, und wechselseitige Benehmungen beginnen. Man speist am gemeinschaftlichen Tische, pünktlich um elf Uhr und für 22 Kreuzer, für sage, zwey und zwanzig Kreuzer bekommt man mittags eine Suppe, ein Voressen, Fleisch und Gemüse, einen Kalbsbraten, und eine, gewöhnlich süsse, fast immer vortrefflich bearbeitete Mehlspeiss. Abends um 6 Uhr eine Suppe, Zuspeis, Kalbsbraten, eine süsse Mehlspeise. Diese Sachen sind, ich will nicht sagen unverbesserlich, aber reinlich und schmackhaft zubereitet, und so beschaffen, dass man, wenn man seine Portion gegessen hat, immer wünscht, noch eine Portion essen zu können. Es ist nämlich ein großer Unterschied zwischen einem Gast, der sich aufsetzen läßt, soviel er essen will, und der dann auf eine sogenannte Diskretion des Gastwirths zechet, und zwischen einem anderen, dem man nur soviel vorsetzt, als er sich im Voraus erklärt hat, zahlen zu wollen. Den Spargel kennt man hier kaum und auch der sog. Kropf (Kopf)salat wird niemals aufgesetzt. So hat hier auch niemand in seinem Leben einen anderen Fisch, als Forellen gesehen, die aber ganz vortrefflich und eben nicht theuer sind. Man weiss hier nichts von allem dem, was den Bädern; anderer Länder ihr Berühmtseyn und ihren erfolgreichen Besuch verschafft, und was ihnen mehr das Ansehen von Belustigungsanstalten, als von einer ernstlichen Absicht der Gesundheit zu pflegen gibt. Man weiss hier nichts von Tanzpartien, nichts von Spielpartien, von anderen Partien und Erfindungen, bei welchen die Üppigkeit ihr Unwesen treibt. |
Nur in Bad Gastein um den Wasserfall entspringen die Gasteiner Thermalquellen, nicht aber in Hofgastein.
Zwar wurde über eine Thermalleitung heißes Wasser nach Hofgastein transportiert, es gab
aber kein Dunstbad mit natürlichem Thermaldunst und auch der Wasserdruck reichte für eine ordentliche Dusche nicht aus,
Dafür aber waren die Duschkabinen in einem viel besseren Zustand mit gepolsterten Sitzbänken und Lehnsessel im Vorzimmer.
Dies wollte der Hofgasteiner Arzt Doktor Kiene unbedingt ändert und zimmerte ein → Dunstbad zu Hof -
wie Theodor K. in einem Brief berichtet. Aber letztlich wurde wohl doch das → Bad Gasteiner Dunstbad - wohl mehr bevorzugt.
Im Übrigen waren der Hofgasteiner Arzt Dr. Kiene und der Badgasteiner Arzt Dr. Storch untereinander wohl sehr eifersüchtig.
Auch der Hofgasteiner Apotheker Pelikan stand mit Dr. Storch nicht gut. Pelikan besaß eine → Apotheke -
in Hofgastein und eine Filiale in Bad Gastein, was Dr. Storch so nicht gutheißen konnte.
Schon die erste dichterische Überlieferung über das Bad Gastein aus dem 15. Jahrhundert gibt Auskunft über
die Wirkung auf die Geschlechtsfunktionen. So wird generell in der Literatur dieser Zeit von
positiven Effekten beim "Mißlingen" (Impotenz), bei Frauenkrankheiten und zur Anregung der Schwangerschaft berichtet.
Ebenso bei Gicht (= damals allgem. Gelenkerkrankung), bei Versteifung, bei Herz-, Nerven- und Magenkrankheiten und in der Rekonvaleszenz.
Allerdings wurden die → Heilanzeigen - dermaßen ausgeweitet, dass das Bad fast alle Krankheiten Heilung versprach.
So entstand wohl nachfolgendes Gedicht, bei dem allen Leiden des Körpers und der Seele geheilt wurden.
Gegenanzeigen |
Nutzlich ist es zwar zu Baaden /
Wie du schon berichtet bist Doch das Wasser mag auch schaden Dir / nachdem der Zustand ist. Schädlich ist es / die da leyden An der Dörr- und Lungensucht. Selbe miessen es vermeyden Dann mehr Schad als bringet Frucht. Disen Baad hat nicht zu trauen / Wer im Leib ein Blut Geschwär Fühlt / hat auf sein Schantz zu schauen / Weil es öffnet ungefähr. Die auch / so offt Blut ausswerffen / Und ein Zeitlang hat schon gwährt / In Gastein nicht Baaden derffen / Damit es nicht ärger werd. |
Die Bäderkunde gibt schon vor Antritt des Bades strenge Regeln vor und man musste sich auch exakt an diese halten.
So musste man schon → vor der Reise - gründlich Abführen (Purgation) und einen Aderlass vornehmen.
Zudem sollte man die → Badedauer - nur langsam steigert, letztlich aber bis zu 6 Stunden ausharren.
Dabei betrug die übliche Wassertemperatur 28° Reamur (= 35°C). Allerdings gab es damals noch keine Thermometer.
Die → Trinkkur - wurde nur mit vorsichtig angewendet, da häufig Verstopfung folgte.
Weiter war wichtig nach dem Bad ausreichend zu ruhen um dann einen Spaziergang anzutreten.
Als diätetische Regel während der Kur sollte gekühltes Thermalwasser, aber auch etwas Wein getrunken werden.
Besondere Speisen werden nicht vorgeschrieben.
Von Sorgen soll man sich frei machen, wie es in einem → Gedicht - heißt.
Bei vielen chronischen Leiden sollte eine Kur wiederholt werden, um so einen → Kur-Erfolg - zu verspüren,
wird in der frühen Literatur berichtet und ebenso wird schon damals auf die sog. Spätwirkung hingewiesen.
Auch wird der → Badeausschlag - als Zeichen der inneren Krise verstanden, was heute nicht mehr vertreten wird.
Es scheint lediglich durch das lange Verweilen im Wasser bedingt zu sein;
bei besonders empfindlicher Haut, wie Dr. Gerke im Buch anführt.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation : Ärzte in Gastein - bis 1945
• Dokumentation : Gasteiner Kur, Diätetik - Eble, 1834 • Dokumentation : Kurarzt Dr. G. Pröll |
Anmerkung: Der Text wurde überwiegend dem Buch
"Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 - entnommen.
Die alte Schreibweise (Rechtschreibung) wurde ohne Korrektur beibehalten (ohne Gewähr).
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Gastein im Bild - Dokumentation
Badeleben in Gastein - Dr. Otto Gerke, 1946
© 2017 Anton Ernst Lafenthaler
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