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Dokumentation . Gasteinertal

Thermalwasserleitung

Wildbad Gastein . Markt Hofgastein

Das Wildbad Gastein konnte in den zwanziger Jahren den hohen Gästezustrom nicht mehr bewältigen und so beauftragte die Regierung eine Kommission, die alle Möglichkeiten eines Ausbaues von Bad Gastein überprüfen sollte. Da diese sich aber ausschließlich mit den alten erzbischöflichen, kurfürstlichen, bayrischen und österreichischen Projekten beschäftigte, wie z.B. der Bau einer Rohrleitung nach St. Nikolaus, deren Hang aber durch Erdrutschungen bedroht war, blieb ein brauchbares Ergebnis aus. Die Idee, das überschüssige Thermalwasser vom Wildbad nach Hofgastein zu leiten wurde aber von der Kommission nicht in Erwägung gezogen, obwohl vom Bergbeamten Gainschnigg bereits ein in allen Details ausgearbeitetes Projekt vorlag. Die Badgasteiner und allen voran der bekannte dortige Badearzt Dr. Storch fürchteten Konkurrenz und waren dagegen. Darauf beauftragte der für Gastein sehr interessierte Kaiser Franz den Patriarchen Ladislaus von Pyrker mit den Vorarbeiten zur Erweiterung der Badeanstalten (Quelle: S. Hinterseer).

Bau der Thermalwasserleitung nach Hofgastein

» Majestätsgesuch direkt an Kaiser Franz I. «
Nachdem nun alle Bauprojekte von der eingesetzten Kommission verworfen worden waren, wandten sich die Hofgasteiner unter Oberbürgermeister Winkler, Unterbürgermeister Franz Zwicknagel sowie der Gemeindeausschüsse Josef Moser, Bräuer, und Martin Moser, Krämer, in einem Majestätsgesuch direkt an Kaiser Franz I. mit der Bitte, die Regierung möge doch eine Probeleitung des Thermalwassers nach Hofgastein errichten lassen, da diese Anlage der hohen Kosten wegen Privaten nicht zugemutet werden könne. Nach dem Gutachten des Patriarchen Ladislaus Pyrkers erhielt dann die Regierung auch tatsächlich den Auftrag, sich dieses Projektes anzunehmen.

» Die Entscheidung, Thermalwasser nach Hofgastein zu leiten «
1828 - Nachdem die von der Regierung eingesetzte Kommission mit dem Auftrag von Erweiterungsbauten im Wildbad zu keinem Ergebnis kam und zudem auch noch ein Hochwasser weite Gebiet verwüstete, auf welchem die Bauten errichtet werden sollten, entschloss sich der Kaiser für das, was Patriarch Pyrker in Vorschlag brachte, nämlich die Errichtung einer Badeanstalt in Hofgastein. Nun sollte die Thermenleitung nach Hofgastein nach dem vom Bergbeamten Gainschnigg ausgearbeiteten Projekt kommissioniert werden, was in der Zeit vom 13. bis 16. Juni 1825 geschah. Mit Resolution vom - 23. August 1828 - entschied sich der Kaiser endgültig für Hofgastein.

» Der Bau der Thermalwasserleitung beginnt im Jahr 1828 «
Um von privater Seite genug Mittel zum Bau der Thermalleitung aufbringen zu können, wurde 1828 eine Aktiengesellschaft gegründet. Dabei taten sich 34 Bürger des Marktes Hofgastein zusammen, denen sich Patriarch Ladislaus Pyrker unter Zeichnung eines erheblichen Betrages als Vorsitzender anschloss, und beschafften durch Ausgabe von 336 Aktien, einen Fonds, um den Bau der Leitung in Angriff nehmen zu können. Das Aktienkapital betrug 7500 Gulden. Neben Ladislaus Pyrker waren es durchwegs Hofgasteiner Bürger, an deren Spitze der um die Errichtung des Bades besonders verdiente Bräuer Moser. Mit dem Bau der Leitung wurde noch im gleichen Jahre durch Oberwerkmeister Gainschnigg begonnen. Der Staat verpflichtete sich hingegen, jährlich durch fünf Jahre hindurch je 100 Fichtenstämme für die zu bauende Leitung kostenlos zur Verfügung zu stellen.

» Hofgastein erhält 18.000 Kubikfuß Thermalwasser/Tag «
1830 - Bis Ende 1829 hatte die Leitung bereits Gadaunern erreicht und 1830 konnten in Hofgastein die ersten Bäder verabfolgt werden. Die Thermenzuführung hatte eine Länge von 4471 Wiener Klaftern (etwa 7250 m, eine Länge, die bis zum Neubau 1953 die gleiche blieb). Zu ihrer Errichtung wurden 2235 Fichten- und Lärchenstämme verwendet, aus welchen die Rohre mit einer Bohrweite von 5 Zoll (beim Einlauf in Badgastein 6 Zoll) hergestellt wurden. Das Gefalle der Leitung betrug 72 1/3 Klafter, per Klafter 1/4 Zoll (1 Klafter = 1,9 m), also rund 140 m. Das täglich nach Hofgastein gelieferte Wasser belief sich auf 19.000 Kubikfuß (rund 200 Kubikmeter). Die Rohre lagen teils ganz zutage, teils nur wenig in die Erde gebettet, und das Wasser langte erst nach 2 1/4 Stunden in Hofgastein an. Dies stellte man nach längeren vergeblichen Versuchen durch Zusatz von 4 Pfund feinpulverisiertem Sandelholz fest. Ursprünglich erhielt Hofgastein 18.000 Kubikfuß Heilwasser, 1879 bereits etwa das Doppelte.

» Die Holzröhren werden durch Tonrohre ersetzt «
1843 - Dr. Carl Snetiwy beschreibt 1852 Fassung und Verlauf der Leitung wie folgt: Um das Heilwasser zur Versorgung der Badeanstalt Hofgastein in hinlänglicher Qualität und gehöriger Temperatur dahin zu leiten, wird dasselbe im Wildbade unmittelbar im Ursprung (Elisabethquelle), und zwar am Ende des Stollens, in gut geschlossenen Röhren aus Lärchen- oder Fichtenholz, aufgefangen und in diesen an der rechten Seite der Ache nach Badbrücke, dort über den Kötschachbach, dann am Abhänge des Faschingberges über die Anhöhe von Ardacker, Remsach, Gadaunern, Heißing-Felding bis in den Markt geführt. Ab Heißing besteht die Leitung nicht aus hölzernen, sondern aus tönernen Rohren, und zwar deswegen, weil hier die Leitung meistens unter der Erde verläuft, die Tonröhren weniger kostspielig sind und von der Nässe nicht so leiden wie die hölzernen und einmal erwärmt, unter der Erde die Wärme mehr festhalten.
Die Leitung hatte unter Wetterschäden und sogar Sabotageakten zu leiden. Man ging daher 1843 daran, einen Teil der über der Erde liegenden Holzröhren durch Tonrohre zu ersetzen. Im genannten Jahre bestand die Leitung aus 1863 Holzröhren und 3000 Tonröhren, wobei erstgenannte nach und nach durch solche aus Ton ersetzt wurden (Quelle: Hinterseer/Zimburg).

» Wärmeverlust nach Dr. Carl Snetiwy «
Das Wasser floss nach Angaben von Dr. Carl Snetiwy mit 38 Grad R ein und kam selbst bei anhaltendem Schlechtwetter noch immer mit 28 Grad R an. Und Snetiwy weiter: Innerhalb von fünf Sommern war nur ein einziges Mal, und zwar am 21. August 1849, die Wassertemperatur auf 26 Grad gefallen und da hatte es drei Tage vorher ununterbrochen geschneit, so daß im Tal der Schnee l Fuß hoch liegen blieb. Will man das Wasser in den Bädern bei ruhigem Stehen um 5 bis 6 Grad bei wärmerer Jahreszeit abkühlen, so bedarf es dazu 10 bis 12 Stunden.

Filialbadeanstalt Hofgastein

» Errichtung der Badeanstalt Hofgastein - Kaiser Franz-Denkmal «
1847 - Mit dem Bau der Thermalleitung wurde Hofgastein zur Filialbadeanstalt und ermöglichte dem Wildbad Gastein wie dem Markt Hofgastein eine eigene und konkurrenzlose Entwicklung. Als sichtbares Zeichen des Dankes an Kaiser Franz I., der die Errichtung der Hofgasteiner Filialbadeanstalt ermöglicht hatte, errichtete die Gemeinde Hofgastein diesem ein - Denkmal - am Hauptplatz (Kaiser Franz-Platz), das am 15. August 1847 eingeweiht wurde. Der Stifter des Denkmals, Erzbischof von Erlau, Patriarch Ladislaus Pyrker, hielt dabei die Festrede.

Thermalwasseranlage Bad Hofgastein » Neubau der Thermalwasseranlage in Hofgastein 1906 «
Bürgermeister Wiatschka ordnete 1906 - an, die alten Thermalwasserleitungen zu ersetzen. Dabei wurden gusseiserne Rohre verwendet, welche innen emailiert waren, zum Schutz vor Oxydation. Die Rohre wurden außen mit Kork umhüllt und weiter mit einer Asphaltschicht überzogen. Diese isolierte Rohrleitung liegt in einem 1 bis 1,5 m tiefen Betonkanal. Die neue Leitung wies vom Ursprungsstollen bis zum Reservoir ein Gesamtgefälle von 122 m auf und überwand in ihrem wellenförmigen Verlauf die Hügelketten von Remsach, Gadaunern und Heißing-Felding, wie S. Hinterseer schreibt und weiter im Text heißt es: "Mit gleicher Sorgfalt wurde auch das Reservoir errichtet. Es befindet sich in der nötigen Höhe, um jedes Haus durch natürlichen Druck mit Thermalwasser zu versorgen. Die hohe Temperatur erfordert es, einen Teil des Thermalwassers abzukühlen, ohne es in seinem Heilwert durch Beifügung gewöhnlichen Wassers zu beeinträchtigen. In einem zu diesem Zwecke vorbehaltenen Reservoir, das mit gewöhnlichem Trinkwasser angefüllt ist, befinden sich 5 Paare innen und außen verzinnter Kupferrohre, in denen das Thermalwasser auf 16 Grad abgekühlt wird. In einer weiteren Kammer sammelt man das gekühlte Wasser, und es gelangt in eine neue Parallelleitung in jedes der Badehäuser, so daß die vom Arzt vorgeschriebene Temperatur eingehalten werden kann." - Quelle: S. Hinterseer. Dazu wurde im Jahr 2017 die Thermalwasseranlage saniert und Bürgermeister Wiatschka durch eine - Gedenktafel - geehrt.

Weiterführende und verwandte Themen :
• Dokumentation : Heilquellen im Wildbad - Muchar, 1834
• Dokumentation : Filialbadeanstalt - Hofgastein, Briefe
• Dokumentation : Quellen im Wildbad -
• Thermen Gasteins : Thermalquellen - Quellenfassung
• Geschichte : Kurgäste Gasteins - Adelige, Prominente

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Anmerkung: Die Informationen wurden auszugsweise dem Buch
"Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - dem Buch
"Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales" von Zimburg und dem Buch
"Gastein und seine Geschichte" von S. Hinterseer/L. Krisch, Verlag F. und Ch. Feichter Badgastein 1996 entnommen.
Die Textauszüge wurden hier teilweise unverändert wiedergegeben - ohne Gewähr.

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© 2008 (Rev. 2017) Anton Ernst Lafenthaler
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