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Geschichte | ||
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Der Bauer war mit seinem Leben und allen seinen Diensten seinen Herren voll
und ganz zugehörig und erhielt dabei nur einen niedrigen Ertragsanteil
seiner Arbeit für sich und die Seinen. Die
weltlichen und geistlichen Grundherrschaften verlangten unter den verschiedensten Vorwänden
immer wieder neue Abgaben, sodass die Lebenslage der Bauern unerträglich wurde.
Adel und Geistlichkeit hingegen, die nicht gerade ein der christlichen Lehre entsprechendes Leben führten,
waren von allen Abgaben befreit. So musste das Geld allein vom kleinen Mann aufgebracht werden.
Der kleine Bürger war dabei ebenso betroffen wie der Bauer und
selbst der niedere Klerus. Bauern, Bürger und niedrige Geistlichkeit
taten sich zusammen und selbst die frommen ergebenen Leute glaubten, durch einen Aufstand
dem gottlosen Treiben der herrschenden Schichten ein Ende bereiten zu können.
Ein Religionsmandat, eine schriftliche Aufforderung zur
Erhaltung der religiösen Einheit, das Erzbischof Matthäus Lang am 5. Oktober 1524 erließ
und der Lutherischen Lehre bzw. seinen Anhängern galt, verstärkte die Unzufriedenheit
im Lande noch weiter.
Am 24. Mai 1525 versammelten sich Gasteiner Knappen am Silberpfennig und beschlossen, sich gegen
die sozialen Lasten zu wehren.
In den - 14 Gasteiner Artikeln - legten sie ihre Forderungen
schriftlich nieder.
Am nächsten Tag wurde die Landschaft Gastein aufgefordert, sich am Aufstand zu beteiligen.
Am 26. Mai läutete man die Kirchenglocken den ganzen Tag und viele
Knappen und Bauern fanden sich am Markt ein, auch schon bewaffnet.
Die Gasteiner rüsteten vorher ein Fähnlein Knechte aus,
welches "Weitmoser zum Hauptmann" und
Veithen Siner zum "Fendrich" wählte.
Ferner nahmen noch folgende Gasteiner an führender Stelle am Aufstand teil:
Chistoph Kirchbüchler, Martin Zott, Marx Neufang, Wolfgang Heugl, Christoph Reytter,
Leonhard Schwär sowie Kaspar Praßler, der in Salzburg von den Bauern zum obersten
Feldhauptmann gewählt wurde.
Unter der Führung von Praßler zogen die Bauern in Salzburg ein, mit denen
sie gemeinsame Sache machten und die ihnen die Stadttore öffneten.
Martin Zott und Marx Neufang waren mit einer Anzahl von Bergknappen im Gasteinertal
zurückgeblieben,
um den Schutz des Tales zu übernehmen. Sie sicherten alle Übergänge und hielten
laufend Kontakt mit den Aufständischen. (Quelle: Hinterseer)
Die Aufständischen verlangten bedingungslos den Rücktritt des Erzbischofs,
wovon dieser aber nichts wissen wollte. Bayern und Österreich kam dem Erzbischof nicht zu Hilfe,
schon aber kam Hilfe aus der Steiermark und zwar von Dietrichstein, der mit einer
Söldnerschar gegen Schladming vorrückte. Die Salzburger unter der Führung von
Michael Gruber, besiegten das Heer, wobei um die 300 Söldner des dietrichsteinschen Heeres
und ein Großteil der Offiziere von den wütenden Bauern erschlagen wurden.
Dietrichstein selbst wurde verwundet auf die Burg Werfen gebracht und dort als
Geisel festgehalten.
Nach dem großen Sieg der Bauern in Schladming zogen diese wieder
nach Salzburg, wo der Bauernhauptmann Michael Gruber an Stelle des Gasteiners Praßler
zum Oberfeldhauptmann gewählt wurde. Nach langen Verhandlungen und nach Einschreiten
des Schwäbischen Bundes (Frundsberg hatte den Befehl zum Einmarsch nach Salzburg gegeben)
kam es am 31. August 1525 zur Unterfertigung des Friedens.
Es blieb allerdings alles wie zuvor.
Matthäus Lang blieb regierender Erzbischof, und die Bauern-
welchen Strafffreiheit zugesichert wurde - erhielten keine Erleichterungen.
Die Gerichte im Gebirge wurden zu den Verhandlungen nicht zugezogen. (Quelle: Hinterseer)
Der zweite Aufstand brach im Pinzgau aus. Der Hauptmann Szezenwein
forderte die Gasteiner und Rauriser auf, sich am Aufstand zu beteiligen,
wozu sich die Gasteiner Bauern nach Beratungen auch entschlossen.
Die Gasteiner Gewerken widersetzten sich dem Drängen der Bauern und antworteten den
Pinzgauern,
dass die Bauern, Knappen, Gewerken und Bürger Gasteins entschlossen seien,
dem Erzbischof treu zu bleiben und mahnten die Pinzgauer zu Gehorsam, weil diese
nur durch "meutwillig Aufruerer" zur Untreue veranlasst wurden.
Inzwischen waren erzbischöfliche Truppen in den Pinzgau eingefallen.
Die Pinzgauer Aufständischen riefen um Hilfe, worauf Marx Neufang mit 800 Bauern
von Radstadt in Tag- und Nachtmärschen über Bramberg und Hopfgarten ins Brixental zog.
Von hier aus nahm dann Neufang plündernd seinen Weg durch Tirol
in den Pinzgau. Neufang hat sich dabei selbst bereichert und nebenbei immer wieder
Geld von den Gasteinern gefordert. Daraufhin haben ihn die Gasteiner seines Postens enthoben. Ebenso wurde auch Szezenwein abgesetzt.
Während Neufang mit seinen 800 Knechten im Pinzgau und Tirol wütete,
bemühten sich die Bauern vor Radstadt wiederholt, die dem Erzbischof treu gebliebene
Stadt mit allen Mitteln einzunehmend. Ein Umschwung der Belagerung aber kam erst, als der Führer
des Tiroler Aufstandes von 1525, Michael Geißmaier,
mit drei Fähnlein vor Radstadt erschien und dort die oberste Führung der Belagerung übernahm.
Ein aus dem Ennstal anrückendes Heer fügte ihm aber derartige Verluste zu,
dass sie flüchten mussten. Der Bauernaufstand war somit niedergeschlagen. (Quelle: Hinterseer)
Am 1. Juli wurden die Aufständischen aufgefordert, ihre Wehr nach Taxenbach zu bringen und
dort dem Erzbischof zu huldigen. Jeder Bauer musste Brandschatzung zahlen und für
einen halben Gulden ein rotes Kreuz kaufen, das er sich als Zeichen der Huldigung auf
sein Haus nageln musste.
Am 11. Juli 1526 fand in Radstadt das Strafgericht statt, wobei 10.000
Bauern anwesend waren.
Die hohe Brandschatzung, die nun erbarmungslos auch von den Ärmsten eingetrieben wurde,
brachte ein unbeschreibliches Elend und eine schier grenzenlose Armut über das Land.
Der Bauernstand verarmte völlig und statt einer Erleichterung musste er zu
allen bisherigen Lasten noch die Kriegskosten, die oben genannte Brandschatzung,
Schadengelder und manches andere bezahlen.
Einige nichtssagende Erleichterungen wurden zwar in Aussicht gestellt,
aber eine eigentliche Sozialreform unterblieb.
Die siegreiche Adelspartei zwang die Bauern wieder unter ihr Joch,
und die Grundherren machten die Bauern überdies für alle erlittenen Schäden
und Ausfälle haftbar.
Die allgemeine Wut der Gasteiner Bauern, die sich durch das Misslingen
des Aufstandes jede Hoffnung einer sozialen Besserung betrogen sahen,
wandte sich nun vor allem gegen den Anstifter dieses Aufstandes,
Max Neufang, der noch dazu die Kämpfe dazu benutzt hatte, um sich persönlich zu bereichern.
Als nun Neufang eines Tages in Hofgastein am Platze in einem
neuen Kleide auf- und ab stolzierte, bemächtigte sich der dort anwesenden
Bauern eine derartige Erregung, dass sie ihn mit einer Lanze niederstachen.
Hungersnot und die sich ausbreitende Pestseuche, die im Jahre 1528 von September bis um Weihnachten 350 Talbewohner dahinraffte, verschlimmerte das Los der Bauern bis zur Unerträglichkeit. Mehr noch als bisher suchten sie im Wort Gottes Trost. Neue Bauernunruhen in den Jahren 1564 und 1565, geschürt von den Kündern der neuen Lehre, wurden durch Einschüchterungen, aber auch durch wohlberechtigte eigennützige Toleranz den Bergleuten gegenüber, die ja schließlich die großen Einkünfte für die Landesfürsten zu liefern hatten, sehr bald erstickt.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation - Bergbauordnung - Pachtverträge
• Dokumentation - Bauernaufstand 1525 - • Dokumentation - Bauernaufstand 1526 - • Dokumentation - Gewerkschaft Radhausberg - 1866 • Dokumentation - 14 Gasteiner Artikeln - Forderungen 1525 |
Anmerkung: Die Informationen wurden überwiegend dem Buch:
"Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - entnommen
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Geschichte Gasteins - Bauernaufstand 1525/26
© 22.12.2007 Anton Ernst Lafenthaler
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