Geschichte | |||
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Ärzte im heutigen Sinne gab es im 16. Jahrhundert nicht. Die ärztliche Betreuung der Bevölkerung übten die sogenannten "Pader" aus, oft in äußerst primitiver Art, verbunden mit Aberglauben und Aberwissen und unter geschickter Verwendung natürlicher Heilmittel, wie sie die verschiedenen Alpenkräuter der Gegend boten (Hausmittel). Der Aderlass und Schröpfen war ebenfalls ein beliebtes Vorgehen. Der Beruf eines Baders war in dieser Zeit sehr einträglich und es gab viele davon.
Im Jahre 1527 sprach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, welcher sich selbst Paracelsus nannte, der herrschenden hippokratisch-galenistischen Medizin die Geltung ab. In einer Vorlesungsankündigung an der Universität in Basel, wo er als Stadtarzt und Universitätslehrer tätig war hieß es: Wer weiß es denn nicht, dass die meisten Ärzte heutiger Zeit zum größten Schaden der Kranken in übelster Weise daneben gegriffen haben, da sie allzu sklavisch am Worte des Hippokrates, Galenos und Avicenna und anderer geklebt haben. Seine eigenen Lehrbücher, nämlich die des Theophrastus von Hohenheim, seien nicht aus anderen Autoren zusammengebettelt, sondern vermitteln das, was ihn die höchste Lehrerin Erfahrung (experientia) und eigene Arbeit (labor) gelehrt hätten.
Im Jahre 1524 wurde Paracelsus in Salzburg in die Bauern- und Bergknappenunruhen verwickelt und musste die Stadt verlassen. Er verfasste 1533/34 neben zahlreichen anderen Schriften die "Bergsucht", wo die Berufskrankheiten der Bergleute beschrieben wurden. 1525 erfolgte durch ihm die erste Analyse des Thermalwassers, die 200 Jahre keine Änderung erfahren hat. Erst nach der Entdeckung des Radiums durch Marie Curie (1898) war es möglich, das Radon im Gasteiner Thermalwassers nachzuweisen.
Eine Paracelsus-Stele von Guido Friedl bei der Nikolauskirche in Bad Gastein zeigt den berühmten Paracelsus als teilweise körperlose Gestalt entsprechend dem Wirken und Denken des bekannten Arzt, Philosophen und Laienpredigers. Sein überragender Geist, sein Wirken als Arzt, seine Religiosität und die Bedeutungslosigkeit seines Körpers, den er selbst stets abgelehnt hätte, sollen durch dieses Werk wiedergegeben werden. Im Knauf des Schwertes mit verschraubbarem Verschluss soll sich Quecksilber befunden haben, um der Syphilis Herr zu werden, die im 16. Jahrhundert die gesamte europäische Gesellschaft verunsicherte und deren kontagiöser Verbreitungsmodus nicht klar war.
Alterius non sit qui suis esse potest Paracelsus - Nikolauskirche |
Der erste Arzt und Doktor der Medizin Dr. Franz Duelli kam auf Veranlassung des Erzbischofs 1681 nach Gastein. Zuvor waren es nur Bader und Wundärzte, die geschickt und geschäftstüchtig neben dem üblichen Baden, Schröpfen und Aderlassen auch die verschiedensten "Saftl" anzubringen wussten.
Vielfach berichten die Gasteiner Ärzte über ihre Erfahrungen mit der Kur. Nach Paracelsus tat dies als erster Dr. Wolfgang Anton von Eckhl im Jahre 1737. Dr. Barisane beschrieb 1780 physikalisch-chemische Untersuchungen des berühmt gewordenen Gasteiner Wassers. Dr. Ignaz Niederhuber (1791- 1804), erkannte schon 100 Jahre vor der Entdeckung des Radiums das "feine, mineralische Gas, jenes eigentlich flüchtige Wesen -" als von größter Bedeutung und sah ein, dass die Untersuchungen des Paracelsus längst überholt waren. 1792 verfasste er das Buch über das Gasteiner Bad. Er war der Schöpfer und Gründer des einzigartigen Gasteiner Dunstbades, welches erstmals 1794 neben dem Straubinger Haus errichtet wurde. Im Jahre 1827 erfolgte der Neubau des Dunstbades direkt über der Elisabethquelle. Weitere Umbauten 1847 und 1914 und zuletzt 1995 folgten.
Badearzt - Dr. Gustav Pröll - versuchte ebenfalls, dem Geheimnis der Heilkraft des Thermalwassers auf die Spur zu kommen.
Er lies sich 1851 in Bad Gastein nieder und machte zahlreiche chemisch-physikalische
Versuche mit dem Gasteiner Thermalwasser. Durch seine Versuche mit der Magnetnadel und seine
Erkenntnisse über die elektrischen Verhältnisse des Heilwassers wurde er weit über Gastein hinaus berühmt.
1862 erschien sein Buch: 'Gastein, Erfahrungen und Studien'.
Dr. Pröll war auch der erste Gasteiner Arzt,
der die - Trinkkur - als eigenständige Therapie etablierte und sich für die Versendung des Gasteiner Heilwassers einsetzte. Er war es auch,
der die "Österreichische Evianquelle" entdeckte, wie die eingemeißelt Inschrift am heute noch vorhandenen Brunnenstein
beim Alpenhaus Evianquelle beweist.
Radioaktivität war zu dieser Zeit noch nicht bekannt.
Erst im Jahre 1940 erfolgte nach Paracelsus eine neuerlich chemische Analyse des - Thermalwassers - in Gastein,
einschließlich der Bestimmung der - Radium-Emanation - deren Entdeckung
eine neue Ära einleitete.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation : Dr. Gustav Pröll - Badearzt
• Dokumentation : Chirurgicus versus Physicus • Dokumentation : Bader, Wundärzte - Erste Ärzte • Dokumentation : Badestuben - Badeleben in Gastein |
Anmerkung: Der Text wurde auszugsweise dem Buch: Gastein und seine Geschichte von S.Hinterseer / L. Krisch
aber auch anderen Quellen - entnommen.
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Geschichte Gasteins - Ärzte im Wildbad Gastein
© 2005 Anton Ernst Lafenthaler
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