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EB - Brauchtum/Gasteinertal: Gasteiner Perchten
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Brauchtum . Gasteinertal

Gasteiner Perchten

Perchten sind weibliche Masken- und Sagengestalten, die in den Wintermonaten auftreten. Seit Jahrhunderten soll auch in Gastein dieser Brauch bestehen. Nachgewiesen ist der erste Perchtenlauf erstmals 1898 und hat danach auch regelmäßig stattgefunden. Über 140 Personen, dabei 30 Kappenträger waren im Jahr 2002 und 2006 am Umzug beteiligt.
Die Figuren versinnbildlichen alle möglichen Geister und Dämonen, an die die Menschen immer glaubten.

Geschichtlicher Hintergrund

Rückblick

Perchten-Eisbär Überirdische Kräfte, gelenkt von nicht greifbaren Wesen wurden vom Menschen immer als bedrohlich empfunden und haben ihr Leben stark beeinflusst. Zur Besänftigung der Geister und Dämonen, wurden Kostümierungen verwendet, um sich ihnen ähnlich zu machen. Der Südtiroler Hans Vintler beschrieb bereits 1486 die Frau Perchta mit der langen Nas', sowie teufel- und schnabelähnliche Gestalten. Sie sind wohl in weiten Teilen Europas verbreitet.
Zimburg schreibt: Die Naturverbundenheit der Bauern veranlasste ihn alle Naturereignisse, Missernten und Unfruchtbarkeit der Tätigkeit unsichtbarer, übelwollender Mächte zuzuschreiben. Um diese von Familie, Haus, Hof und Vieh fernzuhalten, herrschte allgemein der Glaube vor, dass gewissen Masken die Kraft innewohne, böse Dämonen zu vertreiben. So entstanden die schiachen Masken. Lärm und Glockengeläute sollen die Wirkung noch verstärken. Die so verkleideten Perchten glaubten nun, nicht nur die äußere Gestalt der bösen Unholde angenommen zu haben, sondern glaubten auch, dass dadurch auch die Verbindung mit den übermenschlichen Welt hergestellt sei, sodass auch sie diese Kräfte besitzen. Diese Vorstellung erklärt das übermächtige Perchtentreiben. In den Schönperchten und den diese begleitenden Kobolden hingegen sahen sie Glücksbringer und Fruchtbarkeitsspender, deren Träger sich heute noch so fühlen.

Nach Gastein scheinen diese Bräuche von Südtirol über Nordtirol gekommen zu sein, wo nach der Vertreibung der Protestanten Tiroler und Bayern nach genauer Prüfung ihrer Gesinnung bzw. nach strenger Glaubensprüfung zu günstigen Bedingungen Bauernhöfe erwerben konnten und sich zahlreich ansiedelten. Die Umzugs- und Fassnachtgestalten wurden dabei von ihrer Heimat wohl ins Gasteinertal mitgenommen. Wieweit der Saumhandel über den Tauernpass die Perchtenfiguren mitgeprägt hat ist nicht bekannt, eine Beeinflussung diesbzgl. ist aber wohl anzunehmen.

Im Jahre 1730 wurde von Erzbischof Firmian erstmals ein Auftrittsverbot der Perchten in Gastein verfügt. Erzbischof Hieronymus von Colloredo erneuerte 1787 dieses Verbot. Perchtenläufe wurden dann eben geheim und nur mehr in den Nachtstunden abgehalten. Um einer Verhaftung zu entgehen, mussten die Perchten tatsächlich "laufen", woher auch der Name "Perchtenlauf" stammen soll. Erst nach dem Besuch von Kaiser Ferdinand im Jahre 1837, der von den Kostümen der Perchten offensichtlich beeindruckt war, wurden diese aufgewertet. Eine wirkliche Aufwertung aber fanden die Perchten erst durch die Brüder Grimm ab etwa 1850, die mit ihrer germanischen Götter- und Sagenwelt die Perchten besonders hervorhoben.
Bis in die 20-er Jahre nahmen nur Perchtenläufer aus dem Kötschachtal, Kötschachdorf und Remsach teil. Noch im Jahr 1944 waren es 58 Personen mit 8 Kappenträger, 1998 zählte man 137 Mitwirkende mit 30 Kappenträger im Zug.

Die Frau Perchta

Domina Perchta, Perchtenlauf 2002 Die Perchten sind die Personifikation der verschiedenen Eigenschaften von einer mythischen Gottheit, der Domina Perchta. Das Wesen der Frau Perchta entspricht einer schönen und einer hässlichen (schiachen) und wird symbolisiert durch die Kleidung der Frau Perchta selbst und der Schönperchten und Schiachperchten insgesamt. Die Domina Perchta zeigt das Gute wie das Böse gleichzeitig in einer Person. Eine Larve, geschnitzt von unserem Bildhauer Viehauser Sepp zeigt einerseits ein gutmütiges Frauengesicht auf der einen Seite der Larve, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch ein Fratzengesicht. Das plötzliche Umdrehen nach einem Handschlag zeigt blitzartig die Kehrseite der Person und überrascht so den erst freundlich begrüßten. So soll das Gute und Böse in einem symbolisiert werden.
Die Kleidung der Domina Perchta besteht auf der Seite des Bösen aus einem blauweiß gemusterten Kittel mit angestückelten schwarzen Rock und verschiedenen Stoffresten. Die schöne Seite besteht aus einem schwarzen, langärmligen Dirndlkleid, dekoriert mit Goldkordeln. Ebenso konträr zeigt sich der spitzkegelige Hut, der einerseits aus rotem Filz besteht, mit Strohblumen dekoriert und auf der anderen Seite mit Hühnerfedern besetzt ist.

Die Figuren

Perchtenfigur, Hanswurst Der Schnalzer bzw. Rösslreiter geht dem Zug voran. Der Vorteufel mit einer Mistgabel ausgerüstet geht hinter den Rösslreitern und macht den Weg frei für den Zug. Der Zug wird dann vom Glockenträger angeführt. Er kündigt mit seinem Läuten das Herannahen der Perchten an. Der Glockenträger gehört zu den Lärmperchten, der durch sein Läuten das Frühjahr aufwecken soll.

Dann folgen die schönen Tafelkappen. Die Kappenträger tragen einen Salzburger Anzug mit goldenen Quasten und Kordeln an Schulter und Rücken. Alle tragen sie einen Säbel und weiße Handschuhe. Die Kappen sind an Familien gebunden und werden in mühevoller Kleinarbeit immer wieder abgeändert und neu aufgekranzt.

An weiteren Figuren finden sich König Herodes mit Frau. Sie verkörpern das Aburteilen von Ständen (Weinpantschen bei Wirten, Milchwässern etc.). Fanfarenbläser und 4 Soldaten begleiten König Herodes. Erstmals waren 1998 beim Perchtenlauf auch die Heiligen 3 Könige mit Sternträger beteiligt.
Die Bären verkörpern die Macht des Winters und die bösen Elemente, die von den Treibern unter Kontrolle gehalten werden. Das Schleiferweibl, als Messer- und Scherenschleiferin versucht mit lustigen Sprüchen ihre Dienste anzubieten. Sie zählt zu den glücksbringenden Figuren; ebenso das Schleifermandl, die Hanswurste als Fruchtbarkeitsbringer und das Werchmandel (Werch = Baumflechten), welches symbolhaft für die Arbeit der Bauern im Wald steht.
Die Hexe, schön oder schiach (hässlich) symbolisiert die Zwiespältigkeit der Perchten. An der Spitze des Zuges macht sie mit ihren Reisig-Besen Platz und bringt Leben in den Zug.

Schnabelpercht Die Schnabelperchten gibt es auch im Nachbartal Rauris und es ist möglicherweise zum Austausch dieser Figuren gekommen. Sie gelten als Ordnungsperchten und sehen in den Stuben nach, ob alles ordentlich sauber ist. Die Verfolgung von Jäger und Wilderer wird im Perchtenlauf spektakulär wie realistisch während des Umzuges nachgestellt.

Die Habergeiß ist immer noch ein Kinderschreck. Die Gestalt wirkt wahrlich bedrohlich auf Kinder. Seit 1998 gibt es auch einen Habergeiß-Treiber und letztlich die allseits gut bekannten Schiachperchten - Krampusse, welche die Frau Perchta bzw. König Herodes im wilden Durcheinander begleiten.

Perchtenlauf 2002
Schleiferweibl König Herodes mit Soldat Baumwerker und Zapfenmandl Vorteufel Bären und Treiber Knappenkappe Kappenzug Sternträger
Hexe Bären und Treiber Trapezkappe Zapfenmandl Körblweibl Spiegelkappe Bär, Perchtenfigur
- Bildgalerie -

Die Perchtenumzüge finden alle 4 Jahre zwischen dem Neujahrstag und dem 3-Königstag in den Gemeinden Bad Gastein und Bad Hofgastein statt; in Bad Gastein um 6.30 h und zwar immer am Sonntag vor dem Heiligen Dreikönigstag. Der zweite Perchtenlauf wird am Heiligen Dreikönigstag abgehalten, wobei die Strecke über Remsach nach Bad Hofgastein führt.
Die Teilnehmer haben pro Tag und Lauf eine Gehzeit von 9 bis 10 Stunden und eine Strecke von jeweils 14 bis 16 Kilometer zu bewältigen. Die Zusammenkunft der Perchtenläufer ist jeweils bei Dunkelheit in der Früh. Es dürfen dabei nach altem Perchtenglauben keine Frauen mitwirken.

Bilddokumentation siehe die Seiten :
- Bildgalerie -
- Perchtenfiguren -
Domina Perchta, Gasteinertal
- Perchtenlauf 2006 -

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Quellen: Die Informationen wurden überwiegend dem Buch: "Die Gasteiner Perchten" von Horst Wierer und Werner Reinbacher, 2001
und auszugsweise dem Buch: "Der Perchtenlauf in der Gastein" von Heinrich Zimburg, 1947 - entnommen.

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© 2005 Anton Ernst Lafenthaler
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