ET - Gasteinertal/Menschenwerke: Architekt Gerhard Garstenauer - Projekt-Gastein
 |
Menschenwerke |
|
Menschenwerke . Gasteinertal
» Projekt-Gastein «
Architekt Gerhard Garstenauer
Das Wirken des Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer in Bad Gastein ist
im Buch "Interventionen" gut dokumentiert. Seine Bauten im Gasteinertal, das weltberühmte Felsenbad,
das Kongresshaus in Bad Gastein, das Projekt Sportgastein, welches nie vollendet wurde und das Solarbad in Dorfgastein
fordern heute eine Wiederentdeckung und Neubewertung des in den 70er-Jahren entstandenen und des politisch durch
Bürgermeister Kerschbaumer mitgetragenen Gastein-Projekts.
Abnützung, Funktionswechsel oder extreme Witterung,
Massenbesuch und Massengebrauch verändern Bauwerke und erzwingen
Erneuerungen und Erweiterungen. Nicht selten werden dadurch architektonische Formen zerstört
oder bis zur Unkenntlichkeit verändert.
So wurde das 1968 gebaute Felsenbad umgestaltet, das 1974 gebaute Kongresszentrum ist dem Verfall preisgegeben und
die Kugelbauten am Kreuzkogel sind funktionslos bzw. zur Demontage freigegeben.
Vielleicht sollte man sich der Aufbruchstimmung in den 70er-Jahren erinnern,
wo das Felsenbad ebenso wie das Kongresszentrum
dem damals weltberühmten Bad Gastein eine neue Dimension verschaffte.
In Erinnerung dessen soll das
mittlerweile in Vergessenheit geratene - "Projekt-Gastein" - neu
vorgestellt und dokumentiert werden.
Gerhard Garstenauer, geb. am 22. Januar 1925 in Fusch in Fusch/Salzburg
schreibt über sich selbst: "Das Außergewöhnliche meiner Bauten und Projekte liegt in den ganz speziellen
Lösungsansätzen von Architektur, vor allem im hochalpinen Raum und im Versuch,
moderne Architektur in diesem kostbaren Umfeld angemessen zu positionieren." - und weiter:
"Insgesamt war meine ganze berufliche Arbeit mit einem Dazwischentreten,
mit einem Einmischen in Form von Vorschlägen zur Verhinderung von Fehlentwicklungen verbunden."
Nachfolgend eine Betrachtung der Bauten Garstenauers in Gastein - gestern, heute und morgen? -
Im - Doku-Teil - finden sich weitere Berichte und Informationen.
Bauten des Architekten Gerhard Garstenauer in Gastein
Das Gastein-Projekt des Architekten Gerhard Garstenauer umfasst das
Felsenbad in Bad Gastein 1967-1968 •
Sphärische Kugelbauten im Nassfeld 1972 • das
Kongresszentrum in Bad Gastein 1970-1974 • und die
Sonnenbadeanlage in Dorfgastein 1977-1978.
Felsenbad
Im Beisein von Bürgermeister Kerschbaumer wuchs die Idee eines Felsenbades mit Fertigstellung 1968. Bestimmend war dabei die begrenzte Bebauungsfläche der Badehalle, die zur Idee führte,
aus dem anstehenden Fels Teile herauszusprengen und den rohen Fels als natürliche Raumbegrenzung einzubeziehen.
Fels und Wasser weisen eine natürliche Beziehung auf, die strenge horizontale Gliederung des Baukörpers behält als Gegenpol
kompromisslos seine Eigenständigkeit.
Zur innigen Verbindung mit der Natur gehören auch die Öffnung des Baukörpers nach dem Süden,
die vorgelagerte Sonnenterasse und die Außenbadeanlagen,
die wegen des warmen Wassers auch im Winter benützt werden können.
Der prachtvolle Blick von der Stubner Schiabfahrt auf das Freischwimmbecken, wo man selbst bei klirrender Kälte im warmen
Thermalwasser ins freie Schwimmen kann sollen zum Besuch einladen.
Lorenz Krisch schreibt in seinem Buch: Der Bad Gasteiner Baumeister Franz Xaver Franzmair und seine Architekten
(unveränderte Originalabschrift):
"Infolge der Platznot musste der Raum für die Badehalle teilweise aus dem
Berg herausgesprengt werden, weshalb diese Anlage später den Namen "Felsenbad" (Abb. 28 und 29) erhielt, den übrigens
Franz Franzmair kreierte, der mit der Durchführung der Baumeisterarbeiten von der Gemeinde auf Anregung seines ehemaligen
Mitarbeiters Anton Kerschbaumer beauftragt wurde. Insgesamt mussten dabei 10.000 m3 harter Fels abgetragen werden.
Garstenauer legte besonderen Wert darauf, dass nur folgende fünf Elemente diesem Bauwerk seinen
Charakter geben sollten: der natürliche Fels, der unbehandelte Sichtbeton, heimisches Lärchenholz, Stahl und
Aluminium sowie Glas bzw. Glasmosaik."
Im Jahr 2003 erfolgte ein Zubau mit offizieller Eröffnung im November 2004 - Dazu der
Beitrag der INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg (Originaltext): Den freien Ausblick sicherte im geladenen Wettbewerb 2002 das Siegerprojekt mit angrenzender
Erweiterung im Berg. Realisiert wurde Ludwig Koflers Neubau allerdings nach vorne versetzt.
Zudem wurde das Becken verkürzt und die mit kleinteiligen Gussglasfliesen homogen belegten Fußböden ersetzt.
Die Charakteristik der Konstruktion - alle horizontalen Elemente waren klar getrennt von den Holz- oder Glaswänden
als raumbegrenzende Elemente - litt wie schon bei früheren, unbedarften Veränderungen (Text: Norbert Mayr).
 |
 |
 |
Felsenbad Bad Gastein 1968 |
Kongresszentrum
Konzept: Mehrzweckgebäude und neue Ortsmitte, an Hauptstraße und Wasserfall gelegen.
Den hochragenden Hotelbauten wurde eine Horizontale - sichtbarer Ausdruck eines Ortes der Begegnung - entgegengesetzt.
Die Anlage staffelt sich so nach unten, dass den Besuchern stets die Aussicht auf Tal und Gebirge erhalten bleibt.
Das gesamte Gebäude wurde auf dem dort unmittelbar anstehenden, gesunden Fels fundiert.
Ringsumlaufende Terrassen, zu denen sich die dahinter geschützt liegenden Räume öffnen und auf denen
man entlang wandern kann, erschließen einen gesteigerten Eindruck der Umgebung.
Die Eingangshalle wurde allseitig verglast, um den Blick von der Straße aus ins Tal freizuhalten
und einen Anreiz zum Betreten des Gebäudes zu geben (Quelle: Buch "Interventionen" von G. Garstenauer).
Das Bauwerk wurde 1974 eröffnet, wird jedoch seit 2007 nicht mehr genutzt und ist so dem Verfall preisgegeben.
Wo noch vor der Jahrtausendwende großzügige Veranstaltungen, Kongresse und
Konzerte stattfanden, gleicht der Standplatz heute eher einer Mülldeponie.
Nun soll das Gebäude, ein bedeutsamer Bau des Brutalismus in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden,
da es sich um das Hauptwerk des allseits bekannten Architekten G. Garstenauer handelt, welcher für den Bau vom Land Salzburg 1975
den Architekturpreis des Landes Salzburg erhielt.
 |
 |
 |
 |
Kongresszentrum Bad Gastein 1974 |
Sphärische Kugelbauten
Kugelformen für Schiliftstationen in Sportgastein, aufgestellt 1972 im Kreuzkogelgebiet.
Insgesamt vier sphärische Kugelbauten bilden seit Anfang der siebziger Jahre beeindruckende Kontraste
in der hochalpinen Gebirgslandschaft am südlichen Talschluss des Gasteinertals.
Garstenauers Entwurfsansatz hat sich im produktiven Spannungsbereich zwischen den polaren architektonischen
Positionen eines stillen Aufgehens in der Natur und einer bewussten Betonung des Gegensatzes,
der künstlichen Gestalt für letzteres entschieden.
Ursprünglich gab es am Kreuzkogel 4 Kugelbauten; eine davon wurde 1993 abgetragen (Quelle: Buch "Interventionen" von G. Garstenauer).
Heute befindet sich noch eine Kugel am Kreuzkogel unweit der Bergstation der Goldbergbahn auf knapp 2.600 m Seehöhe.
Eine zweite wurde bei der Sonnenalm (Schideck) errichtet,
der ehemaligen Mittelstation des Sesselliftes. Hier befindet sich auch die
Einstiegsstelle des Kreuzkogelschleppliftes auf 2.157m Seehöhe.
Eine letzte Kugel wurde bei der Talstation im Nassfeld positioniert,
wo sich heute die Bushaltestelle und die Talstation der Goldbergbahn befindet.
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
Sphärische Kugelbauten in Sportgastein / Schideck (ca. 2.170m Sh) |
 |
 |
 |
 |
 |
Sphärische Kugelbauten in Sportgastein / Nassfeld (ca. 1.570m Sh) |
Sonnenbadeanlage in Dorfgastein
In Dorfgastein schmiegt sich das Solarbad in eine Sonnenmulde, deren Fokus von einem Warmwasserbecken
im Freien gebildet wird. Die Baukörper sind als Kombination von Kreisringen in den Hang hineingestaffelt.
Das Innere des Bades, wo sich eine Sauna befindet und ein großes Solarium, das den Treibhauseffekt nützt,
ist mit dem Freibad durch einen Schwimmkanal verbunden.
Mit Terrassen, Rampen und Treppen binden die Baukörper an das Gelände an.
Auch hier kommt es wie bei den anderen Bädern zur Anwendung durchwegs einfacher Materialien:
Glas und Holz. Das Bad kapselt sich gegen die Außenwelt hin nicht ab;
insbesondere vom Solarium aus bietet sich ein einmaliger Blick auf das Bewegungsbecken und
auf das Gebirgspanorama des Gasteinertales.
Die Badeanlage in Dorfgastein stellt ein kombiniertes Bad dar, bestehend aus einer Damen-und Herren-Sauna,
einem Solarium mit Schwimmkanal zu zwei Warmwasserbecken im Freien sowie dazugehörigen Garderoben,
Sanitäranlagen und einem kleinen Restaurant. Für den Betrieb während des Sommers kommen
ein Schwimmer-/Nichtschwimmerbecken, ferner ein Kinder-Wasserspielplatz hinzu.
Der überdeckte Vorplatz sieht Schiabstellmöglichkeiten vor, denn der Eingang zur Badeanlage ist zugleich
Endpunkt einer Schiabfahrt (Quelle: Buch "Interventionen" von G. Garstenauer).
Das Bad wurde später durch eine Wasserrutsche ergänzt, insgesamt wurde die Architektur aber wenig verändert. Leider ist
das Bad in den nachfolgenden Jahren nicht ausreichend gewartet bzw. saniert worden, was dringend nötig wäre - um das letzte,
einzigartige Freibad im Gasteinertal zu erhalten.
Siedlung Badberg
Es ging in den 70er-Jahren bei vielen der in Bad Gastein entstandenen Zweckbauten weniger um "lebenswertes Wohnen",
sondern vielmehr um die Schaffung von Wohnraum.
Ausnahmen bilden hier, wie Lorenz Krisch in seinen Ausführungen bemerkt, wohl
die von Prof. Dr. Gerhard Garstenauer geplanten terrassenartigen Siedlungshäuser am Badberg,
die wegen ihres Aussehens von der Bevölkerung gerne als "Hasenställe" bezeichnet werden.
Gerhard Garstenauer darf wohl für sich in Anspruch nehmen, der am stärksten prägende Architekt für Bad Gastein m der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen zu sein. (Zitat: Lorenz Krisch)


Anmerkung: Die Ausführungen und Zitate wurden überwiegend -
dem Buch "INTERVENTIONEN" von Gerhard Garstenauer, Salzburg 2002
mit Beiträgen von F. Achleitner, A. Großschädl, O. Kapfinger, N. Mayr und D.M. Steiner entnommen.
Kunst & Kultur - |
 |
 |
 |
 |
- Bilder-Galerie |
Menschenwerke Gasteins: Gerhard Garstenauer
© 2013 Anton Ernst Lafenthaler
ge-pjgar