Geschichte | |||
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Wie zahlreich erhaltene Urkunden aus dem Mittelalter beweisen, war der Bauer mit Diensten an die weltlichen und geistlichen Grundherren überbürdet. Auch war die Lebensführung der Geistlichen nicht dazu angetan, die Achtung vor der katholischen Religion zu heben. So kam es, dass immer mehr die Lutherische Lehre annahmen bzw. sich von der katholischen Lehre abwandten, was letztlich zur Vertreibung vieler Gasteiner führte.
Die entrische Kirche (das Wort entrisch steht für unheimlich und gehört heute noch zum allgemeinen Sprachgebrauch in Gastein) galt als geheimer Ort für die "Lutherischen" in einer streng katholischen Zeit. Die kirchlichen und sozialen Missstände weckten die Sehnsucht nach kirchlichen Reformen, was den Zustrom zum lutherischen Glauben sicher verstärkte. Dies wurde im streng katholischen Gastein erst geduldet, dann aber verboten.
Zunächst kam es zu keinen schweren Verfolgungen durch die Landesfürsten mit Ausnahme von wenigen Ausweisungen (z.B. Martin Lodinger emigrierte 1533). Die Gasteiner besuchten aber trotz Verbot immer wieder heimlich lutherische Gottesdienste, so auch in der sog. → Entrischen Kirche - und anderswo.
Bis zum Jahre 1615 waren von der Gasteiner Bevölkerung 2521 Personen des Glaubens verdächtig und nur 309 gut katholisch. Diese Tatsache veranlasste Erzbischof Markus Sittikus am 14.3.1615 den Befehl zur Gesinnungsänderung innerhalb 6-8 Wochen zu geben. Viele Gasteiner mussten daraufhin das Gasteinertal verlassen, darunter auch viele Gewerken. Ab 1687 bestand gar ein Verbot der Ansiedlung von Nichtkatholiken aller Stände.
Im Westfälische Frieden 1648 wurde Religionsfreiheit und bürgerliche Gleichheit beider Konfessionen vereinbart, auch wenn die einzelnen Fürsten weiterhin bemächtigt waren, die Religion in ihren Ländern selbst zu bestimmen. Mit dem Regierungsantritt des Kardinals Maximilian Gandolph, Grafen von Khuenberg, nahm aber das inquisitorische Vorgehen neuerdings wieder schärfste Formen an. Erzbischof Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian ging dann mit Gründlichkeit ans Werk. Er bestieg am Karfreitag des Jahres 1728 die Kanzel und predigt die Lehre der katholischen Kirche und unterstreicht die Bereitschaft, das Erzbistum von allen akatholischen Elementen zu säubern. Er wählte Jesuiten aus, die das Volk durch Belehrung und gründliche Unterweisung zum alten Glauben zurückführen sollten. So war wohl der erste Schritt getan, um die folgende Emigration vorzubereiten und Zwangsausweisungen durchzuführen.
Um sich ein Bild über den Glauben der Gasteiner Bevölkerung machen zu können, beschloss der Erzbischof, eine Kommission in das Gebirge zu entsenden, mit dem Vorwand einer "Anhörung der Beschwerden der Untertanen". Der Richter trug den Gasteinern auf, eine Schrift mit all ihren Klagen und Beschwerden anzufertigen, welche sie dann der Kommission zu übergeben hätten. Am 23. Juli 1731 erschien die erzbischöfliche Kommission in Hofgastein und die Untertanen wurden aufgefordert, ihre Beschwerden freimütig vorzubringen. Daraufhin überreichte Matthias Reitter von Oberladerting, der Wortführer der Evangelischen, die Bitt- und Rechtfertigungsschrift samt dem Glaubensbekenntnis.
Am 5. August 1731 kam es trotz des Verbotes zu einer Versammlung von Protestanten (etwa 150 Personen) in der "Schwarzacher Tafern", wo auch einige Gasteiner teilnahmen. Dabei wurde beschlossen, keine katholischen Gottesdienste mehr zu besuchen, die Kinder selbst zu taufen und die Toten ohne geistlichen Beistand zu beerdigen. Eine Absendung nach Regensburg wurde organisiert, da man glaubte, mit Hilfe der evangelischen Stände des Deutschen Reichstages könnte man auf die Bestimmungen des Westfälischen Friedens bestehen. Das Corpus Evangelicorum machte ihnen aber klar, dass ihnen mehr als die freie Emigration nicht zustehe.
Über das Vorgehen, wie man sich letztlich verhalten solle, wenn erzbischöfliche Truppen eintreffen
konnte man sich nicht einigen und es wurde beschlossen, dass sich aus jedem Gericht ein oder zwei
Männer in eine Stube zurückziehen sollten um zu beraten. Die Ergebnisse dieser Beratung wurden nie bekannt. Zur
Bekräftigung ihrer
Abmachungen und zum Zeichen der unzertrennlichen Schicksalsgemeinschaft wurden die Schwurfinger in Salz
eingetaucht und abgeleckt, was diesem Ereignis auch den Namen "Schwarzacher Salzlecker" eintrug.
Schon zwei Tage später machten sich 23 Männer auf den Weg nach Regensburg und Wien,
wurden aber an der bayrischen Grenze festgenommen. Bei den Gefangenen fand man eine Liste von
17.746 Namen. Der Erzbischof ließ 1732 die Gefangenen auf der Festung Hohensalzburg einkerkern.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Dokumentation : Emigrationspatent - 31. Okt. 1731
• Dokumentation : Emigration - Inquisition im 18. Jh. • Dokumentation : Glaubensbekenntnis der Lutheraner - • Geschichte : Gasteiner Emigranten - • Geschichte : Protestantenverfolgung - im 18. Jh. |
Quellen: "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - und
"Die Lutherischen in Gastein" von Ekkehart Lebouton, 1981
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Geschichte Gasteins - Protestanten - 16./17.Jh.
© 2007 Anton Ernst Lafenthaler
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