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ET - Gasteinertal/Menschenwerke: Thermalquellen
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Thermen Gasteins

Thermalquellen

Thermalwasserquellen, Bad Gastein Als besonderes Geschenk kann im Gasteinertal neben dem klaren Gebirgswasser auch warmes Wasser geschöpft werden, aber nur in einer geologisch eng umgrenzten Region - im Bereich des berühmten Bad Gasteiner Wasserfalles. Hier öffnen sich gleich mehrere Quellen auf engstem Raum.

Die Entdeckung der warmen Quellen hat das Gasteinertal weltweit bekannt gemacht und deren heilende Wirkung wird vielerorts gepriesen, auch wenn deren Entdeckung sich wohl nicht ganz so zugetragen hat, wie es die Sage der - Entdeckung der warmen Quellen - beschreibt und es die Einheimischen so gerne vortragen. Es handelt sich bei diesem - Thermalwasser - generell um ein sehr mineralarmes Wasser (akratisches Wasser), welches tief aus der Erde kommt und zuvor noch nie an der Erdoberfläche war. Im Jahre 1904 entdeckte Pierre Curie, A. Laborde und gleichzeitig unabhängig davon Heinrich Mache die Radioaktivität in den Gasteiner Thermen. So gibt es im Gasteinertal neben dem guten Quellwasser auch heißes Wasser, welches zudem auch noch Radon enthält.

Warme Quellen in Bad Gastein

Gedenktafel, Thermalwasser Um es gleich vorwegzunehmen - Quellen gibt es im Gasteinertal allerorts, Thermalquellen hingegen nur in Bad Gastein und zwar nur beidseits des Wasserfalles bzw. etwas unterhalb im Schluchtbereich. Die Quellen liegen zwischen 1034 und 937 m Seehöhe. In dieser eng umgrenzten Region sind 19 Quellaustritte bekannt und werden durch römische Zahlen gekennzeichnet. Sie spenden gemeinsam fast 5 Millionen Liter Thermalwasser täglich. Das naturheiße Wasser (bis 46,4°C) wird ohne Zumischung von Oberflächenwasser gesammelt und in einen Pumpbehälter am Fuße des Wasserfalles gebracht. Von dort wird es in einen Hochbehälter geführt und den Kurhäusern zugeleitet. Ein Teil des Thermalwassers wird im Gegenstromverfahren gekühlt. Bad Hofgastein erhält täglich 1 Million Liter Thermalwasser über eine 7 km lange speziell isolierte Leitung. Dieses Wasser stammt aus der Elisabeth-Quelle. Die Errichtung dieser Thermalwasserleitung wird im Kapitel - Filialbadeanstalt Hofgastein - ausführlich beschrieben.

Quellaustritte
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Das Forschungsinstitut Gastein überwacht die Qualität des Thermalwassers und führt regelmäßig Analysen durch. Eine Analyse der einzelnen Quellen wurde 1978 durchgeführt und zeigt kaum Abweichungen zu den Untersuchungen zuvor. Schüttung und Temperatur der Quellen haben sich seit Beginn der Messungen vor 100 Jahren nicht verändert. Die Spurenanalyse auf Schwermetalle und Cyanid ergaben keine Überschreitung der von der WHO für Trinkwasser empfohlenen Grenzwerte. Die Fluoridkonzentrationen allerdings liegen mit 5,6 mg/l erheblich darüber.

Die Besichtigung der Thermalquellen beginnt man am besten oberhalb des Badeschlosses. Die oberste Quelle ist die Franz-Josef-Quelle Nr.I, etwas unterhalb gelegen die Rudolf-Quelle, hinter dem alten Postamtsgebäude. Danach quert man die Straße und geht gegenüber vom Dampfbad die Stiege hinunter zu der ergiebigsten Quelle, der Elisabethquelle. Hier liegen weitere Quellen bis hinunter zur Grabenbäckerquelle. Leider sind die hier historisch wertvollen Gebäude dem Verfall preisgegeben bzw. bereits abgetragen worden.

Quellfassung

Franz-Josef-Quelle
Franz-Josef-Quelle Nr.I
Die Franz-Josef-Quelle (Stollen) liegt auf 1034 Meter Seehöhe etwas abseits vom Gehweg oberhalb des Badeschlosses. Die Quelle fördert mit 27 Austrittsstellen 195 m³/Tag bei einer Temperatur von 45,6°C und einem Radongehalt von 4,8 nC/l.
In den Jahren 1928 bis 1930 wurde der Franz-Josef-Stollen einer gründlichen Renovierung unterzogen und der Quellaustritt durch Verlängerung des Stollens in den gewachsenen Fels vorverlegt. Im Jahre 1980 wurde ein 160 m langer Ausleitungsstollen errichtet, welcher zur Gänze im Granitgneis liegt und in südöstlicher Richtung bis unter die Kötschachtalstraße reicht. Zusätzlich erfolgte die Erneuerung von Quellkammern, Stütz- und Portalmauern.
Die Quellfassung erfolgt in kleinen Kavernen am Ende des Stollens. Vereinzelt zeigt sich nach einer Begehung 2013 in kurzen Abschnitten Spritzbeton auf halber Strecke. Vereinzelt sind Nägel zur Sicherung eingebaut. In der Kaverne ist die flach einfallende Schieferung des Gneis sichtbar. In einer Bohrnische wurde ein Bohrfächer mit ca. 80m Länge vorgetrieben und dabei festgestellt, das dem 15 m tiefer gelegenen Rudolfstollen ca 40 m§/Tag durch die Fassung entzogen wurde, was beweist, dass das Thermalwasser in großer Höhe entspringt und dann dem Hang abwärts fließt (Janschek und Kahler 1990). Die Temperatur im Stollen beträgt 40°C, die relativer Luftfeuchte 100%. (Quelle: Matthias Ebner, Technischen Universität Graz 2013)
Rudolf-Quelle
Rudolf-Quelle Nr. II
Die Rudolf-Quelle (Stollen) liegt im Blockwerk mit 10 Austrittsstellen. Der dampferfüllte Rudolf-Stollen (Postamt-Quelle Nr.IIa) liegt hinter dem alten Postamtsgebäude und weist eine Temperatur von 46,6°C auf. Sie fördert 432 m³/Tag. Der Radongehalt beträgt 5,8 nC/l. Die Quelle (einst dem Straubinger zugehörig - Straubinger-Quelle) ließ Erzbischof Hieronymus als "Fürstenquelle" durch einen Stollenbau für sein Badeschloss sichern.
Postamt-Quelle
Postamt-Quelle Nr. IIa
Die Postamt-Quelle liegt im Bereich des (alten) Postamtsgebäudes, nördlich dem Rudolf-Stollen.
Gruberhaus-Quelle
Gruberhaus-Quelle Nr. IIb
Die Gruberhaus-Quelle liegt weiter nördlich der Postamt-Quelle - unterhalb des Schillerweges (Bereich Hotel Schachinger). Im Jahr 2021 wurde das Haus abgetragen und somit wohl auch der Quellaustritt freigelegt.
Wasserfall-Quelle
Wasserfall-Quelle Nr. III
Die Wasserfall-Quelle liegt im Fels mit 5 Austrittsstellen am orografisch rechten Ufer des berühmten Wasserfalles etwas oberhalb der Brücke beim - Haus am Wasserfall - Krisch-Haus. Sie fördert 349 m³/Tag. Der Radongehalt beträgt 37,8 nC/l. Diese Quelle hat trotz der dauernden Abkühlung des Gesteins durch die zeitweise darüber hinweg fließende Gasteiner Ache noch eine Austrittstemperatur von 36,3°C.
1786 errichtete Straubinger oberhalb seines Hauses mittels einer hölzernen Zuleitung aus der Wasserfallquelle ein Pferdethermalbad, in welchem alle nach Gastein fahrenden Postpferde in die Schwemme getrieben wurden.
Siehe auch die Ausführungen von Muchar, 1830 - Wasserfallquelle - . . .
Alte Franzens-Quelle
Alte Franzens-Quelle Nr. IV
Die Alte Franzens-Quelle (Stollen) liegt im Bereich des Abganges zur Elisabeth-Quelle, gegenüber des Dunstbades. Sie entspringt aus Blockwerk und weist nur 1 Austrittsstelle auf. Sie fördert 4 m³/Tag und weist eine Temperatur von 44,5°C auf. Der Radongehalt beträgt 11,0 nC/l.
Lainer-Quelle
Lainer-Quelle Nr. V
Die Lainer-Quelle (Stollen) liegt nur wenige Meter von der Alten Franzens-Quelle Nr.IV entfernt (unterhalb der Metallstiege zur Elisabethquelle) und besteht aus Blockwerk mit 2 Austrittsstellen. Sie fördert 179 m³/Tag bei einer Temperatur von 46,4°C auf. Der Radongehalt beträgt 24,8 nC/l.
Doktor-Quelle
Doktor-Quelle Nr. VI
Die Doktor-Quelle entspringt dem Fels mit 2 Austrittsstellen und liegt südwestlich der Elisabeth-Quelle unterhalb des Hotel Straubinger. Sie fördert 99 m³/Tag bei einer Temperatur von 42,4°C auf. Der Radongehalt beträgt 23,5 nC/l.
Siehe auch die Ausführungen von Muchar, 1830 - Doctorsquelle - . . .
Franzens-Quelle
Neue Franzens-Quelle Nr. VII
Die Neue Franzens-Quelle liegt im Bereich Elisabeth-Quelle Nr. IX und der Alten Franzens-Quelle Nr. IV. Sie entspringt aus Blockwerk mit nur 2 Austrittsstelle. Sie fördert 18 m³/Tag und weist eine Temperatur von 41,4°C auf. Der Radongehalt beträgt 0,6 nC/l.
Wandelbahn-Quelle
Wandelbahn-Quelle Nr. VIII
Die Wandelbahn-Quelle wird nicht genutzt. Sie liegt im Bereich des neu erbauten Kurzentrums - nach Abriss der Wandelbahn.
Elisabeth-Quelle
Elisabeth-Quelle Nr. IX
Diese Elisabeth-Quelle (Stollen) liegt unterhalb des Dunstbades in der Bismarkstraße und entspringt aus Blockwerk mit 12 Austrittsstelle. Sie fördert gigantische 2580 m³/Tag und weist eine Temperatur von 46,1°C auf. Der Radongehalt beträgt 47,8 nC/l. Die Quelle entspringt auf 996 m Seehöhe. Sie hat ein 2 Quadratmeter großen Becken und eine Schüttung von 1210 Liter pro Minute. 1979/80 erfolgten Sanierungsarbeiten.
Diese Quelle beliefert Bad Hofgastein mit Thermalwasser - und zwar täglich 950.000 Liter.
Siehe auch die Ausführungen von Muchar, 1830 - Hauptquelle -
- Die Elisabethquelle wurde in den Jahren 1921 bis 1923 neu gefasst und der Stollen in Beton neu hergestellt. Dabei fand man in einer alten Holzverpfählung des Stollens eine römische Münze des Kaisers Trajan. Im Zuge der Arbeiten am Elisabethstollen wurde das im Jahre 1914 neuerbaute Emanatorium im Jahre 1921 aufgelassen und im gleichen Gebäude wieder ein Naturdunstbad errichtet.
Fledermaus-Quelle
Fledermaus-Quelle Nr. X
Die Fledermaus-Quelle (Stollen) liegt etwas entfernt unterhalb des Hotels Straubinger und entspringt aus Fels mit 5 Austrittsstelle. Sie fördert 14 m³/Tag und weist eine Temperatur von 35,0 °C auf. Die Quelle weist mit 93,4 nC/l den höchsten Radongehalt auf.
Hier findet sich Pyrit führender Gangquarz.
Mitteregg-Quelle
Mitteregg-Quelle Nr. XI
Die Mitteregg-Quelle liegt im hinteren Gebäudebereich des alten E-Werk, wo sich auch die Sammelbehälter des Thermalwassers aus den umliegenden Quellen befinden. Sie entspringt aus Blockwerk mit 2 Austrittsstellen und fördert 24 m³/Tag bei einer Temperatur von 37,4 °C. Der Radongehalt beträgt 8,6 nC/l.
Reissacher-Quelle
Reissacher-Quelle Nr. XII
Die Reissacher-Quelle (Stollen, ehem. Chorinskyquelle) entspringt unweit der Mitteregger-Quelle, unterhalb der Fledermaus-Quelle aus Blockwerk mit 6 Austrittsstellen. Sie fördert 378 m³/Tag und weist eine Temperatur von 39,5 °C auf. Der Radongehalt beträgt beachtliche 52,8 nC/l.
- In den Jahren 1919 und 1920 wurde die Chorinskyquelle durch einen neuen Stollen erschlossen und in Reissacher-Quelle unbenannt, nach dem Bergverwalter Karl Reißacher, welcher sich in den Jahren 1843 bis 1863 große Verdienste um die Gasteiner Thermalwasserversorgung erworben hatte.
Kanal-Quelle
Kanal-Quelle Nr. XIII
Die Kanal-Quelle liegt etwas tiefer als die Reissacher-Quelle Nr.XII und befindet sich im Gebäudebereich des alten E-Werkes. Sie entspringt aus Blockwerk mit 4 Austrittsstellen, fördert 62 m³/Tag und weist eine Temperatur von 35,6 °C auf. Der Radongehalt beträgt 20,3 nC/l.
Grabenbäcker-Quelle
Grabenbäcker-Quelle Nr. XIV
Die Grabenbäcker-Quelle liegt auf etwa 950 Meter Seehöhe weit unterhalb des Wasserfalles auf der orografisch linken Seite der Gasteiner Ache etwas oberhalb der zum Abbruch freigegebenen Kuranlage - "Grabenbäcker". Sie fördert 106 m³/Tag bei einer Temperatur von 36,8°C und einem Radongehalt von 39,6 nC/l. Sie weist nur 1 Austrittsstelle auf.
Siehe auch die Ausführungen übe die - Grabenbäckersquelle - von Muchar, 1830.
Spitzwald-Quelle
Spitzwald-Quelle Nr. XV
Unterhalb bzw. südöstlich der "Schurkenbrücke" sind Warmwasseraustritte nachzuweisen. Es sind vermutlich Reste der ehemaligen Spritzwand-Quelle. Sie bleibt ungenützt.
Sophien-Quelle
Sophien-Quelle Nr. XVI
Die Sophien-Quelle ist dem alten E-Werk vorgelagert und entspringt mit 1 Austrittstelle aus Fels. Sie fördert 107 m³/Tag bei einer Temperatur von 38,1°C und einem Radongehalt von 58,7 nC/l.
Mesnil-Quelle
Mesnil-Quelle Nr. XVII
Die Mesnil-Quelle liegt unweit der Grabenbäcker-Quelle unterhalb des Wasserfalles und fördert 119 m³/Tag bei einer Temperatur von 37,0°C und einem Radongehalt von 59,2 nC/l.
Quelle Nr.XVIII
Grabenwirt-Quelle Nr. XVIII
Die Grabenwirt-Quelle liegt im Schluchtbereich unterhalb des Grabenwirtes, nördlich der "Schurkenbrücke" am orografisch rechten Ufer der Gasteiner Ache.
Quelle Nr.XVIII
Strochner-Quelle Nr. XIX
Die Strochner-Quelle liegt auf 937 Meter und ist die tiefstgelegene Quelle. Sie liegt in der Schlucht unterhalb des ehemaligen Gasteinerhofs.

Die Quellen verhalten sich im Einzelnen sehr unterschiedlich. Teils sind es lokale Verschiedenheiten in der Lagerung und Zerklüftung des Austrittsgesteins, teils ist es die Überdeckung mit verschiedenen Schuttarten (Grundmoräne, Hangschutt, Bachschutt). Die Quellaustritte rund um den Wasserfall spenden gemeinsam fast 5 Millionen Liter Thermalwasser täglich.

Wasserfall, Bad Gastein Aus dem altüberlieferten - Sagenschatz - aufgezeichnet 1540 von einem unbekannten Chronisten, wird die Auffindung der warmen Quellen in das 7. Jh. verwiesen. Den Römern, die den Tauernübergang benutzten, sind die Quellen somit möglicherweise nicht bekannt gewesen, da keine derartigen Hinweise zu finden sind - im Gegensatz zu Villach oder Mitterndorf, wo deren Anwesenheit durch Funde belegt ist.
Geologen wie Prof. Exner bestätigen, dass Felsgleitungen vom Graukogel herab eine alte Talung verschüttet haben, in welcher die Heilquellen schon in vorgeschichtlicher Zeit zutage traten. Später hat die Gasteiner Ache diese abgerutschten Fels- und Erdmassen ausgeräumt und mehrere Quellaustritte freigelegt. Die vollständige Ortung und Bezeichnung der einzelnen Quellen stammen vom Böcksteiner Bergverwalter Karl Reißacher in den Jahren 1853 - 1863.
Prof. Exner berichtet über insgesamt 19 Quellen bei mehr als 50 gesonderten Warmwasseraustritten. Die erste Quellfassung erfolgte 1794 . . .
Weitere Informationen sind auf den Seiten - Thermalwasser - zu finden . . .

Weiterführende und verwandte Themen :
• Dokumentation : Heilquellen im Wildbad - Muchar, 1834
• Dokumentation : Thermalwasserleitung - nach Hofgastein
• Dokumentation : Thermalquellen - Quellenfassung
• Dokumentation : Lageplan-Thermalquellen -
• Ökologie : Radionuklide - Trinkwasser
• Umwelt : Thermalwasser - Radon im Wasser

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Anmerkung: Die Informationen wurden teilweise den Büchern: "Die Gasteiner Kur" von Hermann Greinwald bzw.
"Die Natur des Gasteinertales" von G. Mutschlechner und anderen der im - Quellenverzeichnis - angeführten Bücher und Zeitschriften entnommen.
Die geologischen Quellenaufnahmen stammen von G. Mutschlechner 1954.

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Thermalquellen in Bad Gastein
© 2007 Anton Ernst Lafenthaler
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