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Biotope im Gasteinertal |
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inkl. Schutt- und Felsfluren unter der Waldgrenze
Die Verwitterungsprodukte Schutt und Geröll bilden, wo sie noch nicht weitgehend zur Ruhe gekommen
und von einer Humus- und Vegetationsschicht überdeckt sind, ein Extrembiotop.
Hauptcharakteristikum ist die Bewegung des Untergrundes.
Die Steinschutt- und Geröllgesellschaften sind Pionier- und Dauergesellschaften
auf Geröllstandorten, Schotteralluvionen und Schutthalden.
Grobschutthalden die oft mantelartig die Gebirgssockel einhüllen oder am Fuß oder in Felswänden
verbreitet sind bilden Extremstandorte. Beweglichkeit des Substrates,
Mangel an Feinerde, mechanische Beanspruchung der Pflanzen sowie gelegentliche Wassermangelsituationen
sind hier die hauptsächlichen Standortfaktoren.
Aufgrund ihres instabilen und von Ort zu Ort verschieden beschaffenen Wurzelraumes erscheinen die
Schuttbesiedler in stark wechselnden Kombinationen und mit wechselnden Deckungsgraden.
Es sind die extremsten Phanerogamen-Gesellschaften der hohen Alpengipfel mit Verbreitung auf
Silikatgestein, Kalkschieferschutt (Glimmerschiefer) und auf Kalkgestein.
Die von Farnen und Moosen beherrschte Felsspalten- und Mauerfugengesellschaften entwickeln sich
in feinerdearmen und trockenen Klüften, Spalten und Fugen im Fels. Die Arten keimen im Dunkeln
und müssen über genügendes Reservereservoir verfügen. Geringer Wurzelraum und Wasservorrat
bedingen eine lückige Vegetation, ein langsames Wachstum und eine geringe Konkurrenzkraft. Vielfach sind
es Eiszeit- bzw. Wanderrelikte. Einige Gesellschaften besiedeln auch
Sekundärstandorte (Steinbrüche, Bahnschotter, Mauern, Dächer etc.).
Die Berge Gasteins sind übersät mit derartigen Gesellschaften - ein Paradies für Naturfreunde,
Kenner und Experten . . .
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze -
Steinschutt- und Geröllgesellschaften 3.2
Archiv : Biotopkartierung |
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A - Subalpin-alpine Silikatschuttgesellschaft 3.2.1.1 |
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B - Subalpin-alpine Silikatschuttgesellschaft 3.2.1.1 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Subalpin-alpine Silikatschuttgesellschaft - ist im Gasteinertal mit 135 Biotopen zahlreich vertreten, wobei das Hauptverbreitungsgebiet als Schutt- und Blockflur im Anlauftal, Kötschachtal und Nassfeld liegt.
Die arktisch-alpine, hochmontane verbreitete Rollfarnflur - Cryptogrammetum - besiedelt den granitischen Blockschutt der Hohen Tauern an und über der Waldgrenze. Die charakteristische Art ist der Rollfarn - Cryptogramma crispa - ein Glazialrelikt, welcher bei uns oberhalb der Waldgrenze zwischen den Granit- bzw. Gneisblöcken zahlreich aber sehr zerstreut vorkommt, wie z.B. im Kühkar, in der Hinteren Radeckalm oder am Korntauern.
Rollfarnflur |
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Radeckalm, Gasteinertal |
Die Alpensäuerlingflur - Oxyrietum digynae - ist auf frischem Grob- und
Feinschutt zu finden und übernimmt eine charakteristische Rolle als Moränenerstbesiedler.
Neben dem Alpensäuerling - Oxyria digyna - tritt hier noch die Alpengänsekresse -
Arabis alpina, das Resedenblättrige Schaumkraut - Cardamine resedifolia und die
Kriechende Nelkenwurz - Geum reptans auf.
Säuerlingsfluren sind die typischen jüngsten und jungen Sukzessionsstadien auf
Gletschervorfeldern oder besiedeln schneebetonte Schuttstandorte in der alpinen bis subnivalen Stufe
der Silikatalpen und so auch der Hohen Tauern. Der Schwerpunkt des Vorkommens liegt eindeutig
im Bereich der Gletschervorfelder zwischen 2200 und 2500m.
Die Bleichkleeflur - Trifolietum pallescentis - ist das erste, weitgehend geschlossene Stadium bei zunehmender Verfestigung des ursprünglich bewegten Moränenschuttes. Charakteristisches Element ist der Bleichklee - Trifolium pallescens, neben den verschiedenen Steinbrecharten - Saxifrage bryoides et moschata, sowie diverse Moose und Flechten, die diesen Lebensraum besiedeln. Sandig-kiesige Moränenstandorte, welche Überflutungen ausgesetzt sein können, sind durch dichte Matten von Trifolium pallescens und Rhacomitrium canescens und/oder Stereocaulon alpinum überzogen.
Bei der Alpen-Mannschildflur - Androsacetum alpinae - handelt es sich um
eine Vegetationseinheit mir nur geringem Deckungsgrad über bewegtem Silikatschutt
in der alpin-nivalen Stufe. Prägende Arten sind der Alpen-Mannschild - Androsace alpina,
eine charakteristische Form des Bayrischen Enzian - Gentiana bavarica var. subacaulis
und eine Reihe von Steinbrecharten. Wir finden diesen Biotoptyp im Gasteinertal am Kreuzkogel in Sportgastein.
Die Alpen-Mannschildflur kann auch zu den silikatalpinen Polsterfluren
gereiht werden.
Alpen-Mannschildflur | |
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Kreuzkogel, Gasteinertal |
Schieferschuttgesellschaft | ||
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Silberpfenniggebiet, Gasteinertal |
Archiv : Biotopkartierung |
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Schieferschuttgesellschaft 3.2.1.2 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Schieferschuttgesellschaft - ist im Gasteinertal mit nur 33 Biotopen vornehmlich als Schuttflur, Schuttkegel und Bergbauhalden vertreten.
In sonnenexponierten Kalkschutthalden der alpinen Stufe mit etwas stärker gefestigtem Schutt findet man die Schutthalde des Triglav-Pippau - Crepidetum terglouensis - nach dem Triglav-Pippau - Crepis terglouensis benannt, welche auf trockenen, schwach bewegten Feinschuttböden der alpinen Stufe von 1800 - 2600 m auftritt.
Die Berglöwenzahnhalde - Leontodonetum montani - ist eine Dauergesellschaft, die sich auf groben, oft stark bewegten Felsschutt in schattigen Lagen der Subalpin- und oberen Montanstufe entwickelt. Typische Arten sind der Ruprechtsfarn - Gymnocarpium robertianum, die Moosnabelmiere - Moehringia muscosa, der Ruprechtstorchenschnabel - Geranium robertianum und das Zwergleimkraut - Silene pusilla.
Die Alpen-Pestwurzflur - Petasitetum paradoxi - ist als offene Pioniergesellschaft auf feinerdereichen, frischen Kalkschutthalden oftmals im Umfeld von Bacheinzugsgebieten mit periodischen Bergstürzen und Vermurungen entwickelt. Sie kommt von der subalpinen bis in die montane Stufe vor. Charakterart ist die Alpen-Pestwurz - Petasites paradoxus, sie tritt oft flächendeckend auf.
Alpen-Pestwurzflur |
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Bernkogelgebiet, Dorfgastein |
Die Bergbaldrian-Wurmfarn-Gesellschaft - Valeriano-Dryopteridetum villarii - ist auf weitgehend gefestigtem Grobschutt über darunter liegender Feinerde am Fuß von Kalkschutthalden bzw. Felswänden in zumeist beschatteter Lage, wo die Schneebedeckung meist bis lange in das Frühjahr andauert, ausgebildet. Konstant auftretende Arten neben Villar's Wurmfarn - Dryopteris villarii - sind die Großblütige Gämswurz - Doronicum grandiflorum, der Bergbaldrian - Valeriana montana, der kahle Alpendost - Adenostylos glabra- und das Alpenmaßlieb - Aster bellidiastrum.
Eine Pioniergesellschaft auf frischen, zeitweise austrocknenden, feinerdereichen Kalkschutthalden der montanen Stufe ist die Wundklee-Löwenzahn-Gesellschaft - Anthyllido-Leontodonetum hyoseroidis. Typische Arten sind eine charakteristische Rasse des Steifhaarigen Löwenzahns - Leontodon hispidus var. hyoseroides, das Grasnelkenblütige Habichtskraut - Hieracium staticifolium, die Niedrige Glockenblume - Campanula cochlearifolia und der Schildampfer - Rumex scutatus.
Die Berg-Blasenfarnflur - Cystopteridetum montanae - siedelt in der Montanstufe auf sickerfeuchtem Geröll mit hohem Anteil an humoser Feinerde, wobei schattige Lagen mit langer Schneebedeckung deutlich bevorzugt werden. Neben dem Berg-Blasenfarn - Cystopteris montana - kommen hier noch die Farnarten Hirschzunge - Phyllitis scolopendrium- Gelappter Schildfarn - Polystichum aculeatum, der Lanzenschildfarn - Polystichum lonchitis und der Gewöhnlicher Blasenfarn - Cystopteris fragilis - vor.
Die Schildfarn-Geröllflur - Polystichetum lonchitis - ist auf ruhenden Kalkschuttblockhalden vor allem in der subalpinen Stufe ausgebildet und durch das reichliche Auftreten des Lanzenschildfarnes - Polystichum lonchitis - charakterisiert.
Archiv : Biotopkartierung |
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Montane Schuttgesellschaft 3.2.1.4 |
Vorkommen im Gasteinertal: Der Biotoptyp - Montane, d.h. an tiefere Lagen gebundene Schuttgesellschaft - ist im Gasteinertal mit nur 10 Biotopen vertreten und kommen fast ausschließlich als Schutthalde im vorderen Anlauftal vor.
Die Rauhgrasflur - Stipetum calamagrostis - ist in ihrer typischen Ausprägung eine wärmeliebende Kalkschuttgesellschaft, kommt aber auch auf schmalen Felsbändern am Fuß steiler, meist südexponierter Wände vor.
Bei der Montanen Ruprechtsfarnflur - Gymnocarpietum robertiani - handelt es sich um eine meist offen Pioniergesellschaft auf frischen, durchsickerten Kalkschutthalden der Montanstufe. Bevorzugter Standort ist Grobschutt über humusreicher Feinerde in zumeist schattiger Lage. Typische Arten sind der Ruprechtsfarn - Gymnocarpion robertianum, der Gemeine Blasenfarn - Cystopteris fragilis, die Bleiche Goldnessel - Galeobdolon flavidum, der Ruprechtstorchenschnabel - Geranium robertianum - und die Schwalbenwurz - Vincetoxicum hirundinaria. Eine Schwalbenwurzflur kommt im Gasteinertal nicht vor, obwohl Vincetoxicum häufig sporadisch aber nicht dominant auftritt.
Montane Ruprechtsfarnflur |
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Rastötzengraben, Bad Hofgastein |
Entsprechend der - Biotopkartierung für Salzburg -
bzw. der Kartierungsanleitung, bearbeitet von Günther Nowotny und Hermann
Hinterstoisser et al. April 1994 beinhaltet der Biotopkomplex - Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze
(inkl. Schutt- und Felsfluren unter der Waldgrenze) - noch die Biotopgruppen -
3.1 Felsspalten- und Mauerfugengesellschaften -
3.3 Alpine Polstergesellschaften -
3.4 Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden -
3.5 Alpine Rasen -
3.6 Schneebodengesellschaften - und die -
3.7 Nivale Typen - . . .
Anmerkung: Der Schlüssel für die - Biotoptypen nach Haeupler & Gavre - bzw. nach
Haeupler & Muer (2000) unterscheidet hier entsprechend die terrestrischen
Lebensräume - Block- und Geröllhalden - T5.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Archiv - Biotope der Katastralgemeinden - Gasteins
• Ökologie - Umweltbiologie - Ökosysteme • Ökologie - Biotoptypenkatalog - Salzburg/Gastein |
Wanderwege - | ![]() |
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Gastein im Bild - Ökologie/Biotoptypen
Steinschutt- und Geröllgesellschaften
© 29.8.2010 Anton Ernst Lafenthaler
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