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GOb36 - Biotoptypen/Gasteinertal: Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze
Biotope, Gasteinertal Biotope im
Gasteinertal
Inhalt

Biotoptypen . Gasteinertal

Schneebodengesellschaften

Kalk- und Silikatschneeböden 3.6.1

Die Schneebodengesellschaften besiedeln Schneeböden (geneigte Hänge) und Schneetälchen (wannen- und muldenförmige Einsenkungen), die dadurch gekennzeichnet sind, dass sich der Schnee im Frühjahr noch lange hält und sie auch im kurzen Sommer von kalten Schmelzwasser stets gut durchfeuchtet sind. Die Schneebedeckung kann 8-9 Monate dauern, für die reine Vegetationszeit können dann im Extremfall nur vier bis sechs Wochen zur Verfügung stehen. Die an diese extremen Standorte angepasste, hoch spezialisierte Vegetation entwickelt sich bereits unter der Schneedecke (Assimilation ist bei Schneeüberdeckung von weniger als 25 cm möglich), treibt dann rasch aus und durchstößt sogar den Schnee. Der Boden ist meist feinkörnig und lehmig-tonig und füllt die Schneetälchen langsam auf, da sich einerseits in der Vegetationsdecke feinste Schwebteilchen sammeln und andererseits Pflanzenreste absetzen.
Biotoptyp (Sbg.1994): Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze - Schneebodengesellschaften 3.6

Kalk-Schneeböden . 3611
Schneeböden und Schneetälchen über karbonatischem Untergrundgestein, die in der Regel eher kleinflächig auftreten, können von verschiedenen Pflanzengesellschaften besiedelt sein. Sie sind im Gasteinertal nicht als eigene Biotope kartiert, sondern den dominanten Biotoptypen subsummiert. Sie sind nur kleinflächig und sporadisch anzutreffen.
Kalk-Schneeböden sind basophile Pionier- und Dauergesellschaften mit übermäßig langer Schneebedeckung auf festgelegten, ruhenden oder wenig bewegten Karbonschutt, in Mulden, am Boden von Trichterdolinen, in Bodensenken, am Fuß steiler Hänge und auf Moränen in der subalpinen bis subnivalen Stufe.
Biotoptyp (Sbg.1994): Kalk-Schneeböden 3.6.1.1

Die Blaukressenflur - Arabidetum caeruleae - kommt über kalkreicher Unterlage in Mulden vor. Charakterarten sind die Blaue Gänsekresse - Arabis caerulea, Braun's Fingerkraut - Potentilla brauneana, die Kurzstängelige Gemskresse - Hutchinsia alpina ssp brivcaulis und der Mannschildsteinbrech - Saxifraga androsacea.

Die Schneeampferflur - Arabido-Rumicetum nivalis - besiedeln vorzugsweise Mulden oder Rinnen in ebener Lage auf steinigen, aber feinerdereichen, humosen Böden in der unteren alpinen Stufe. Charakterart ist der Gletscherampfer - Rumex nivalis.

Silikat-Schneeböden . 3612
Schneeböden auf Silikatgrund können viel großflächiger vorkommen. In Mulden und Verebnungsflächen über 2.000 m Höhe mit einer durchschnittlichen Schneebedeckung von 6 - 9 Monaten bzw. im äußeren Bereich von Schneetälchen findet man z. B. das Krautweidenspalier - Salicetum herbaceae.
Die Gesellschaften besiedeln bodensaure, feinerdereiche Mulden und Senken mit kurzer Aperzeit (1-3 Monate) und ständig durchfeuchtetem Substrat. Die Feinerdeakkumulation ist beträchtlich bei einem pH zwischen 4,5 und 6,5. Laub- und Lebermoose bilden einen wesentlichen Bestandteil der meist dicht geschlossenen Bodendecke. Optimal entwickelte Bestände finden sich in der alpinen Stufe der zentralen Silikatketten zwischen 2.000 und 3.000 m. Für die floristische Differenzierung sind orografische Faktoren, die Länge der Vegetationsperiode und die Art der Wasserversorgung ausschlaggebend. Mit zunehmender Dauer der Schneebedeckung fallen die Gefäßpflanzen aus, so dass extreme Moosvereine der Alpen nahezu ident mit denen der Arktis werden.
Biotoptyp (Sbg.1994): Silikat-Schneeböden 3.6.1.2

Das Krautweidenspalier - Salicetum herbaceae kommt in den Zentralalpen mit den charakteristischen Arten Salix herbacea, Gnaphalium supinum, Sibbaldia procumbens und Soldanella pusilla vor. Besonders eindrucksvoll finden wir derartige Biotope im Gasteinertal auf der Kolmkarscharte und im Kreuzkogelgebiet.

Krautweidenspalier
Krautweidenspalier
Kreuzkogel 2006

Der Alpen-Hainsimsenrasen - Luzuletum alpino-pilosae - besiedelt mäßig bis steil geneigte Schatthänge mit geringer Einstrahlung. Charakteristische Arten sind die Alpen-Hainsimse - Luzula alpinopilosa, die Kleine Soldanelle - Soldanella pusilla, der Mannschildsteinbrech - Saxifraga androsacea, die Alpen-Mutterwurz - Ligusticum mutellina, die Alpenwucherblume - Tanacetum alpinum und das Zwergruhrkraut - Gnaphalim supinum.
In flachen sehr nassen Schneemulden der subalpinen und alpinen Stufe findet man die Hornkraut-Schneebodengesellschaft - Poo-Cerastietum cerastioidis. Typische Arten sind das Dreigriffelige Hornkraut - Cerastium cerastioides, das Niedrige und das Alpen-Rispengras - Poa supina et Poa alpina.
Die Widerton-Schneebodengesellschaft - Polytrichetum sexangularis - stellt eine Initialphase der Pflanzenbesiedlung in extrem lange schneebedeckten Mulden (9 - 10 Monate) in der alpinen Stufe dar. Charakterarten sind Moose wie Polytrichum sexangulare und Anthelia juratzkana.

Archiv : Biotopkartierung
Schneeboden, Niedersachsenhaus Schneeboden, Tischkogel Schneeboden, Rührkübel Schneeboden, Hirschkar Schneeboden, Türchlwand Schneeboden, Türchlwand Schneeboden, Ödenkar Schneeboden, Gasteiner Höhe Schneeboden, Kreuzkogel Schneeboden, Kreuzkogel Schneeboden, Lainkar Schneeboden, Woisgenkopf
Silikat-Schneeböden 3.6.1.2

Vorkommen im Gasteinertal: Silikat-Schneeböden bzw. Schneeboden und Schneetälchen sind im Gasteinertal mit 34 Biotopen vertreten. Sie liegen überwiegend im Bereich Niedersachsenhaus bis Rührkübel.

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Entsprechend der - Biotopkartierung für Salzburg - bzw. der Kartierungsanleitung, bearbeitet von Günther Nowotny und Hermann Hinterstoisser et al. April 1994 beinhaltet der Biotopkomplex - Alpine Hochlagen an und über der Waldgrenze (inkl. Schutt- und Felsfluren unter der Waldgrenze) - noch die Biotopgruppen - 3.1 Felsspalten- und Mauerfugengesellschaften - 3.2 Steinschutt- und Geröllgesellschaften - 3.3 Alpine Polstergesellschaften - 3.4 Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden - 3.5 Alpine Rasen - und die - 3.7 Nivale Typen - . . .
Anmerkung: Der Schlüssel für die - Biotoptypen nach Haeupler & Gavre - bzw. nach Haeupler & Muer (2000) kennt hier entsprechend die terrestrischen Lebensräume T3.3 - Schneeböden - gemeinsam mit den Hochstaudenfluren an und über der Waldgrenze - T3.

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