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OSCcc - Pflanzengesellschaften/Gasteinertal: Alpine Krummseggenrasen
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Caricetea curvulae

Alpine Krummseggenrasen

Carex curvula-Rasen Caricetea curvulae Br.-Bl. 1948 - Sub-alpine Sauerbodenrasen der mittel- und südeuropäischen Hochgebirge.
Syn: Juncetea trifidi Hadac in Klika et Hadac (1944), Juncetea trifidi Hadac 1946

Kenntaxa (Georg Grabherr): Agrostis rupestris, Avenula versicolor (schwach), Gentiana acaulis, Gentiana punctata, Gentiana purpurea, Leontodon helveticus, Phyteuma confusum, Phyteuma hemisphaericum, Potentilla aurea, Pulsatilla alpina subsp, austriaca, Trifolium alpinum. Nach Schubert-Hilbig-Klotz, Bestimmungsbuch 2001 wird noch Carex curvula als Kennart hinzugerechnet.

Die Gesellschaften dieser Klasse bedecken als dichte Rasen karbonatfreie Substrate bzw. versauerte Böden in der sub-alpinen Stufe unserer Alpen. Bestandbildend sind außerordentlich persistierende Gräser (Nardus stricta, Festuca, Sesleria) und /oder Sauergräser (Carex). Die interzonale Lage der Alpen zwischen dem nemoralen und mediteranen Zonobiom weist als Hochgebirgsgesellschaft eine hohe Eigenständigkeit auf. Neben den dominierenden Graminoiden beteiligen sich je nach Standort persistierende Kräuter, Zwergsträucher und Strauchflechten am Bestandsaufbau.

Die Verbände werden den Ordnungen Caricetalia curvulae (bodensaure Hochgebirgssteppen der Alpen, alpine Krummseggenrasen) mit Carex curvula und Juncus trifidus und Festucetalia spadiceae mit Agrostis- und Festuca-Arten zugeordnet. In Österreich sind Gesellschaften der Verbände Caricion curvulae und Juncion trifidi im alpinen Hochgebirge weit verbreitet.

Verbände - Assoziationen

In Gastein vorkommende
Alpine Krummseggenrasen
Pfeil

Caricion curvulae Br.-Bl. in Br.-Bl. et Jenny 1926

Kurzrasige Hochgebirgssteppen der Silikatalpen
Systematik: O Caricetalia curvulae ("Juncetea trifidi")
Kennarten (Grabherr): Carex brunnescens, Carex curvula ssp. curvula, Festuca halleri et pseudodura et supina, Hieracium glandiferum, Menuartia recurva, Oreochlea disticha, Pedicularis kerneri, Senecio incanus subsp. carniolus, Veronica bellidioides.
Bei Schubert-Hilbig-Klotz, Bestimmungsbuch 2001 sind es die Arten: K Carex curvula (dom.), O Oreochle disticha, V Minuartia recurva.
Areal: Die kleinen Horste der Krummsegge dominieren und bestimmen die vertikale und horizontale Struktur. Der Verband hat seinen Schwerpunkt eindeutig in den Alpen und hier in den silikatischen Zentralketten. Sie werden von Schafen und Rindern zwar beweidet, sind aber trotzdem kaum verändert und gelten nur in Ausnahmefällen als Waldersatzgesellschaften.
In den österr. Alpen kommt der Verband mit 2 Assoziationsgruppen vor. In der einen dominieren Carex curvula, in der zweiten kleine Schwingelarten aus dem Festuca halleri-Aggregat. Sie bilden meist heterogene Mischrasen, was durch ihre ökologische Position zwischen den subalpinen Bürstlingsrasen und den höher gelegenen Krummseggenrasen akzentuiert wird.

Caricetum curvulae Rübel 1911

Typische Krummseggenrasen
Syn: Primulo-Caricetum curvulae
Kennarten (transgr.): Oreochlea disticha, Pedicularis kerneri, Veronica bellidioides
Dominante und konstante Begleiter: Carex curvula ssp. curvula - Agrostis rupestris - Avenula versicolor - Cetraria cucullata et arbuscula - Cladonia ericetorum - Cetraria islandica - Leucanthemopsis alpina - Minuartia sedoides - Phyteuma hemisphaericum - Pulsatilla alpina subsp. austriaca - Senecio incanus ssp. carniolicus - Silene exscapa - Thamnolia vermicularis
Bestimmungsbuch (Schubert - Hilbig - Klotz): K Carex curvula - O Oreochlea disticha - K Agrostis rupestris - K Avenula versicolor - H Primula minima - T Senecio carniolicus.
Standortbeschreibung: Die Krummsegge beherrscht den Rasen, assoziierte Gräser sind wie die Kräuter eingestreut. Der typische Krummseggenrasen ist immer sehr strauchflechtenreich, wobei die Flechten die Phanerogamen an Biomasse weit übertreffen. Das Caricetum curvulae s.str. hat sein Verbreitungsschwerpunkt im zentralen Hauptkamm (Hohe Tauern u.a.). Bereits im Sommer bräunlich erscheinende, kurzgrasige, alpine Primärrasen auf sauerhumosen, kalkarmen Böden. Bei windexponierten Standorten mit vielen Flechten.
Biotoptyp: Alpine Sauerbodenrasen - T3.4.1 - bzw. Krummseggenrasen nach dem Biotoptypenkatalog-Sbg. 3531
Caricetum curvulae Caricetum curvulae Caricetum curvulae Caricetum curvulae
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Vorkommen in Gastein: Südlich der - Throneck-Scharte - über den Finsterkopf bis hinüber zur - Toferer-Scharte = Tofererscharte/Finsterkopf (Westhang, windexponiert, Seehöhe: 2.100 m) -
Knapp unterhalb folgen ökologische Varianten des Caricetum curvulae s.str. entsprechend dem Höhen- und Schneegradienten und zwar dem Westhang folgend zwergstrauchreiche Gebiete mit Loiseleura procumbens, Vaccinium gaultherioides, V. vitis-ideae bei steigendem Flechtenreichtum (Cetraria islandica et cucullata u.a.).
Übergangsassoziationen zu den subalpinen Bürstlingsrasen bestehen weiter südlich. Das Areal ist extrem windexponiert.
Geologie: Grünschiefer und Kalkglimmerschiefer!

Loiseleurio-Caricetum curvulae Pitschmann et al. 1980

Windkantenrasen mit Krummsegge
Syn: Loiseleura-Curvuletum Hofbauer (1977)
Kennarten: Loiseleura procumbens (subdom.), Vaccinium gaultherioides (subdom.), Empetrum hermaphroditum, Vaccinium vitis-ideae
Trennarten (außer gegen das Carici curvulae-nardetum): Avenula flexuosa, Carex sempervirens, Vaccinium myrtillus.
Dominante und konstante Begleiter: Carex curvula (subdom.), Avenula versicolor, Cetraria islandica, Cladonia arbuscula et gracilis et rangifera et uncinalis, Hieracium alpinum, Juncus trifidus, Leontodon helveticus, Leucanthemopsis, Phyteuma hemisphaericum, Thamnolia vermicularis.
Kennarten (Bestimmungsbuch Schubert - Hilbig - Klotz) - Keine Angaben!
Standortbeschreibung: Die Loiseleura-Caricetum curvulae besiedeln Windkanten im Bereich des Krummseggengürtels und zeichnet sich vor allem durch das Auftreten von Zwergsträuchern aus. In niederschlagsreichen und nicht so exponierten Gebieten können die Zwergsträucher (bes. Vaccinium gaultherioides) zusammen mit Carex sempervirens dichte Mischrasen bilden. Im Gegensatz zum Caricetum sempervirentis sonniger Hänge ist das Louseloirio-Caricetum curvulae aber immer sehr flechtenreich.
Das Verbreitungsbgebiet des Louseloirio-Caricetum curvulae deckt sich mit dem des typischen Krummseggenrasen (Caricetum curvulae).
Loiseleura-Curvuletum Loiseleura-Curvuletum Loiseleura-Curvuletum Loiseleura-Curvuletum Loiseleura-Curvuletum Loiseleura-Curvuletum
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Vorkommen in Gastein: Südlich der - Throneck-Scharte - über den Finsterkopf bis hinüber zur - Toferer-Scharte - Tennkogel
Sie schließen am Westhang des Finsterkopf an den Krummseggenrasen an.
Foto: © Anton Ernst Lafenthaler - Tofererscharte/Gasteinertal am 7.8.2004

Juncion trifidi Krajina 1933

Alpine Kleinbinsenrasen der Karpaten und Ostalpen
Systematik: V Caricion curvulae, O Caricetalia curvulae
Diagnostische Artenkombination (Grabherr): Kennarten: Juncus trifidus (dom.), Senecio carpaticus (außerhalb Österreichs) Trennarten: Hieracium alpinum, Phyteuma hemisphaericum (KE-diff.)
Kennarten (Bestimmungsbuch Schubert - Hilbig - Klotz): V Juncus trifidus (dom.), H Primula minima, H Campanula alpina.
Standortbeschreibung: Kleinbinsenrasen mit Juncus trifidus ersetzen in den Westkarpaten die Krummseggenrasen und bilden dort die zonale Rasenvegetaton der alpinen Stufe. Krajina 1933 hat 7 Assoziationen beschrieben.
Eine auffällige Häufung von Juncus trifidus findet sich aber auch in den Alpen. Je weiter im Osten, desto größer wird auch die floristische Ähnlichkeit mit den karpatischen Gesellschaften (z.B. durch Primula minima, Campanula alpina subsp. austriaca). Eine eindeutige Identifizierung alpiner Juncion trifidi-Gesellschaften mit karpatischen Syntaxa ist aber mangels Kenntnis nur in Einzelfällen möglich. Die meisten dieser durchwegs azonalen Rasen besitzen Pioniercharakter, siedeln auf kryoturbaten Böden oder entwickeln sich auf sauren Humusauflagen als Ersatzvegetation. Die kleinen Graminoiden sind als eine Art "Ruderalia" aufzufassen und besetzen Nischen, die von Arten der zonalen Rasen nicht so rasch (z.B. freiwerdende Moränen) oder durch die dauernde wiederkehrende Störungen überhaupt nicht besiedelt werden können. Sie erreichen in der Regel nur mäßige Deckungswerte, kennzeichnen ihr Auftreten aber durch ihr dominantes Auftreten im Vergleich zu den Begleitern.
 

Juncetum trifidi Szafer et al. 1923 em. Krajina 1933

Gesellschaften der Dreispaltigen Binse
Kennart (Grabherr): Juncus trifidus (transgr., dom.)
Konstante Begleiter: Agrostis rupestris, Avenula versicolor, Gentiana acaulis, Homogyne alpina, Leontodon helveticus, Leucanthemopsis alpina, Ligusticum mutellinoides, Oreochlea disticha, Phyteuma hemisphaericum et betonicifolium, Primula minima, Pulsatilla alba.
Bestimmungsbuch Schubert - Hilbig - Klotz): V Juncus trifidus
Standortbeschreibung: Auf offenen, kryobaten Böden in Gratlagen, auf kalkfreien Sonderstandorten in den Kalkalpen, auf stabilisiertem Silikatschutt, auf exponierten Vorgipfeln des zentralen Alpenhauptkammes kann Juncus trifidus stark in Erscheinung treten und bildet dann mehr oder weniger lückige Rasen. Der Gesellschaft fehlen eigene Charakterarten, Arten des Caricion curvulae sind assoziiert mit Arten der Androsacetalia alpinae, der Carici rupestris-Kobresietea, des Nardion und der Loiseleurio-Vaccinietea. Die Gesellschaft tritt immer nur kleinflächig, oft nur fragmentarisch auf, was neben dem Fehlen eigener Charakterarten eine hohe Heterogenität bedingt.
Sonnige, ausgehagerte Bergmähder bzw. Weiderasen im Bereich der kalkreichen Schiefer des Tauernfensters wurden als Assoziation mit Juncus trifidus und Juncus jacquini beschrieben. Sie sind nicht sicher identisch mit Juncetum trifidi. Eigene Assoziationen wurden beschrieben mit Oreochlea disticha, Agrustis rupestris und Festuca supina.
Vorkommen in Gastein: Unterhalb der - Throneck-Scharte - sie verschmelzen mit dem höher liegenden Loiseleurio-Caricetum curvulae.
Foto: in arbeit

Nomenklatur: Die Klasse Juncetea trifidi Hadac 1944/46 umfasst in der Originalfassung nicht nur die Caricetalia curvulae (hier Juncetea trifidi gleichgestellt), sondern sämtliche silikatalpine Gesellschaften wie Androsacetalia alpinae, Salicetalia herbaceae, Rhodereto-Vaccinietalia. So werden die Salicetea herbacea als eigene Klasse, die Androsacetalia alpinae als eigene Ordnung (bei den Thlaspietea rotundifolii) und die Juncetea trifidi als Ordnung (=Caricetalia curvulae) geführt.
Die Zwergstrauchheiden werden entweder als Vaccinio-Rhododendralia bei den Vaccinio-Piceetea in der Klasse Loiseleurio-Vaccinietea Eggler 1952 oder als Verband Loiseleurio-Vaccinion bei den Caricetalia curvulae geführt. So schafft die Bezeichnung "Juncetea trifidi" nur Unklarheit und wäre besser zu verwerfen. Hier werden die Zwergstrauchheiden der Klasse - Loiseleurio-Vaccinietea - zugeordnet.

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Anmerkung/Quellen: Die Informationen der hier vorgestellten Pflanzengesellschaften wurde dem Buch
"Die Pflanzengesellschaften Österreichs" von Georg Grabherr, Ladislav Mucina et al. - 1993 und dem
"Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Deutschlands" von Schubert-Hilbig-Klotz - 2001 entnommen.
Weiter wurden eigene Ergänzungen und Anmerkungen hinzugefügt! Alle Angaben ohne Gewähr.

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© 2004 Anton Ernst Lafenthaler
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