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Tb1 - Zentralalpen/Gasteinertal: Talalluvionen, Gehängeschutt
Gasteinertal, Hohe Tauern Geologie : Gasteinertal
Inhalt

Hohe Tauern . Gasteinertal

Postglaziale Erscheinungsformen

Talalluvionen . Glazialerosionen . Karseen . Trogtäler

Ursache der Bergstürze - Wasser dringt in die spröden Felsen der Kalkglimmerschiefer, Grünschiefer usw. bis zu den Schwarzphylliten, wo sie sich sammeln. Ist nun die Neigung der Berghänge gleichsinnig mit der Schichtneigung orientiert, so wird das System bei fortschreitender Eintiefung der Täler und Unterschneidung der Hänge (Isoklinalhänge) instabil. Die Durchfeuchtung der Schwarzphyllite (Schwarzphyllit und Glimmerschiefer sind gute Wasserträger) bewirkt zunehmenden Reibungsverlust. Schwarzphyllite (und bei Granitgneislagen die Glimmerschiefer) fungieren so als Schmiermittel und es kommt zu Hangrutschungen.
Charakteristika für Rutschgebiete und Bergsturzfelder bei uns sind das Fehlen von Oberflächengewässern. Auch Bäche fehlen meistens. Das Wasser versiegt und tritt nahe der Unterkante des Bergsturzes oder Rutschgebietes in Form sehr großer Quellen ans Tageslicht.
Die Beziehungen zwischen Moräne und Bergsturz ermöglichen eine zeitliche Einordnung in - interglazial - (Moränenreste liegen über dem Bergsturz) - und - interstadial (nur kleine Moränenwälle liegen dem Bergsturz auf) - postglazial - (Gletscher bereits abgeschmolzen) und in Vorbereitung begriffene Bergstürze und Gleitungen.
Liegen die Moränen der großen eiszeitlichen Talgletscher über dem Bergsturzblockfeld, so teilen wir die betreffenden Bergstürze der Interglazialzeit zu. Sind es aber nur lokale Moränen, welche die dem sonst moränenfreien Bergsturzblock aufliegen, taxieren wir die Bergsturzmassen als interstadial. Die Abtrennung der postglazialen Bergstürze bereitet keine Probleme.
Verrutschte Gesteinsmassen können noch ihre ursprüngliche Schichtung aufweisen. Vor allem plattige Gesteinstafeln aus Kalkmarmor, Kalkglimmerschiefer, Schwarzphyllit und Granitgneis zeigen mitunter trotz Kippung und Rutschung den primären Zusammenhang. Beim Abrutschen der durch Reißklüfte zerspaltenen einzelnen Felsplatten auf Schiefer-Gleitbahn (Isoklinalhänge) machen die Einzelschollen eine charakteristische Kippung mit, wo sie auf den ebenen Talgrund auffahren. Die aneinandergereihten Schollen sehen dann wie Kisten auf einer Verladerampe aus, deren Querwände sich bei Auffahren von der schiefen Ebene zum horizontalen Boden allmählich senkrecht aufstellen. Man sieht solche gestaffelte Schwarzphyllit-Felspartien in Bad Hofgastein bei Wieden am linken Ufer des Wiedneralmbaches, dort, wo der Bach die Schlucht verlässt.
- Siehe auch die - Gletscherregionen - Gasteins . . .

Talalluvionen und Glazialerosion

Die Talalluvionen (Anschwemmungen) bestehen aus Schottern, Sanden und Aulehm. Nähere Kenntnis der Zusammensetzung dieser Lockergesteine fehlen in Gastein. Seismische Lotungen wurden hier bisher nicht durchgeführt. Die recht breiten und nur schwach geneigten Talsohlen sind Zuschüttungen spät- bis post-glazialer Seebecken. Die vom eiszeitlichen Talgletscher ausgehobelten Seewannen wurden im Laufe der Jahrtausende durch Flüsse, Seitenbäche und Muren zugeschüttet.
Als Zuschüttung spät- bis postglazialer Seebecken kann der Talabschnitt: Klammstein - Hofgastein gelten. Flüsse, Seitenbäche und Muren führten zur Zuschüttung der durch den Talgletscher ausgehobelten Seewannen. In der Hochregion, wo die Zuschüttung langsamer vor sich geht, haben sich zahlreiche schöne Karseen aus der Eiszeit erhalten, mit den charakteristischen, glazial überhobelten Rundbuckeln der betreffenden Seeriegel (z.B. unterer und Oberer Bockhartsee, Reedsee, Palfnersee usw.).
Andere Seen, wurden durch Bergstürze und Schuttkegel einmündender Nebenbäche aufgestaut. Dazu gehören der Jägersee, der Stappitzersee und der Schödersee.

Schlammströme spielen besonders im Gebiete der Schwarzphyllite eine recht bedeutende Rolle für die Aufschüttung der Talsohle (Muren, Murgänge). Die dunklen Tonschiefer und Phyllite der Zone Rauris - Dorfgastein - Großarl werden nach starken Regenfällen schlüpfrig und fließen als wasserdurchtränkte, breiförmige Massen mit beträchtlicher Geschwindigkeit (mehrere m pro Sekunde) unter Mitführung von Bäumen und Bodenkrume ins Haupttal. Dort bleiben sie in Form wurmartiger gewundener schwarzer Breimassen liegen. In einer alten Chronik steht, dass im Jahre 1403 "auf dem Wurmfelde unter Hundsdorf ein Lintwurm liegengeblieben sei und die Gegend umher von seinem Aase verpestet hätte" (J.R.Koch-Sternfeld, 1820) - worauf die Sage vom "Tatzelwurm" bis heute lebendig blieb und durch mehrere Kupferfiguren von - Felix Rieser - weiter lebendig bleiben.

Beginnende Ausräumung der Talalluvionen - Felstäler

Innerhalb der Talalluvionen war die ausräumende Tätigkeit der Flüsse unseres Gebietes in den letzten Jahrtausenden verhältnismäßig schwach. Im Norden hat die Barriere der Klammkalke die Alluvionen vor dem Angriff der zur tiefliegenden Erosionsbasis des Salzachtales hin arbeitenden Flüsse weitgehend geschützt, wie Exner schreibt und weiter heißt es, dass im Gasteinertal die noch von der Ausräumung unberührten beinahe ebenen und breiten Talsohlen ein typisch Landschaftsmerkmal unseres Gebietes darstellen. Dazu gehören insbesondere das Nassfeld und der Kessel des hinteren Anlauftales. An den niedrigen Terrassenstufen des Nassfeldes ist hauptsächlich Moräne aufgeschlossen, die von jungen Schwemmkegeln überlagert werden und man weiß nicht, was wirklich unter diesen Moränendecken liegt. Vermutlich sind es interstadiale oder interglaziale Seeablagerungen eines einstigen Seebeckens.
Exner schreibt weiter: "Vom Fluss mitgeführtes Schiefer-Blockwerk wird in den Felstälern rasch zerkleinert. Am Beginn des Nassfelder Achentales, oberhalb des Bärenfalles befindet sich reichlich Schieferblockwerk und Schiefergeröll (Kalkglimmerschiefer, Kalkmarmor, Grünschiefer, Quarzit und Chloritmuskowitglimmerschiefer). Unterhalb des Kesselfalles, wo die Ache wieder aufschüttet, sucht man vergebens danach. Es findet sich nur noch Gneisblockwerk im Bachbett. Die Schiefer wurden hier bereits zur Gänze zu Sand zerkleinert und aufgerieben."

Strudeltöpfe (runde, topfförmige Auskolkungen - Gletschermühlen) finden sich im Granitgneis in Bad Gastein. Wasserstrudel der einst hier fließenden Ache haben diese Auskolkungen bedingt, wobei die den Felsen aushöhlende und scheuernde Wirkung durch eine oder mehrere Steine verursacht wurde, welche der Wasserstrudel in andauernd kreisförmiger Bewegung hielt. Der - Doppelgletschertopf - auf der Kuppe der Pyrkershöhe entstammt der Eiszeit, belegt durch die Moränenauflage. Man findet im Bereiche der Bad Gasteiner Talstufe noch zahlreiche andere Strudeltöpfe im Granitgneis z.B. hinter dem Hotel Austria, an der Straße vom Bahnhof zum Mozartplatz und an vielen anderen Orten.
Siehe dazu auch : Moränenwälle - . . .

Die Gasteiner Ache hatte sich neben dem Bachbett, in dem sie heute fließt, zwei andere parallele Schluchten im Bad Gasteiner Talriegel ausgesägt, die heute trocken liegen. Glaziale Rundhöcker zeigen an, dass die breite Bahnhoffurche schon glazial bearbeitet wurde. Dieser Einkerbung folgen Straße und Fußweg vom Bahnhof zum Zentrum von Bad Gastein. Eine zweite Erosionsfurche befindet sich unmittelbar östlich neben dem heutigen Bachbett, in jener Schlucht, wo die Druckrohre des Elektrizitätswerkes verlegt sind.

Gletscherschliff

Im Gasteinertal haben die großen Vereisungsphasen, deren letzte erst vor 10.000 Jahren endete, die Täler mit einem Eispanzer ausgefüllt. Deren gewaltiger Eisstrom und dem nachfolgenden Abschmelzen bewirkte eine tiefgreifende Glazialerosion, die das heutige Gasteinertal mit seinen Seitentälern formte. Bewegt sich der Gletscher talwärts, so kommt es zu Erosion, Sedimentation und Gesteins-Transport, die uns einerseits als Erratica die Höhe des (damaligen) Gletschers anzeigen und andererseits aufgrund der scheuernden Wirkung des Eises und der dabei mitgeschleppten Gesteinsbrocken Gletscherschrammen und polierte Oberflächen hinterlassen. Im Buch: "Geologie, Nationalpark Hohe Tauern, Verlag Carinthia 2005" ist nachzulesen: "Die Glazialerosion beruht auf der schürfenden (kratzenden, schleifenden, scheuernden) Wirkung des sich talwärts bewegenden Gletschereises, wobei das Eis selbst keine große Erosionskraft ausübt. Die Erosion geht auf die an der Sohle des Gletschers mitgeführten Gesteinsbrocken unterschiedlicher Größe zurück. Durch die schürfende Tätigkeit dieser durch den Druck des überlagernden Gletschereises gegen den Felsgrund gedrückten Gesteinsbrocken werden Unebenheiten im Gesteinsuntergrund ausgeglichen, Kerbtäler (V-Täler) werden zu Trogtäler (U-Täler) umgeformt und es entstehen dabei charakteristische Erosionsmerkmale wie Rundhöcker und Gletscherschliffe mit Kratzspuren (Gletscherschrammen) und Sichelausbrüche. Gletscherschrammen zeigen die ursprüngliche Fließrichtung des Gletschers.". - In den Gasteiner Alpen sind derartige Glazialerosionen im Gneis, insbesondere in den Seitentälern wie dem Kötschachtal, Anlauftal und im Nassfeld (Bockharttal) gut auszumachen, besonders eindrucksvoll im hinteren Kesselkar und im Gebiet der Kleinelendscharte aber auch z. B. im Bockharttal und hinteren Anlauftal.

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Glazialerosionen im Bockharttal
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Glazialerosionen am Korntauern

Kargletscher . Karseen

Auch die Karbildung ist Folge der Eiserosion. So ist im schon genannten Buch "Geologie" Nationalpark Hohe Tauern nachzulesen: "In geschützten Mulden oberhalb der Schneegrenze entsteht durch Schneeanwehung zunächst ein Firnfeld und schließlich ein kleiner Gletscher. An der Grenze Gletscher-Gestein kommt es infolge größerer Temperaturunterschiede (Gestein absorbiert die Sonnenenergie, Firn reflektiert sie) und wiederholte Auftau- und Gefrierprozesse zu verstärkter Frostverwitterung. Das dabei entstehende Lockermaterial wird durch den sich talwärts bewegenden Gletscher, auch durch Schmelzwässer abtransportiert und an der Stirn des Kargletschers als Moränenwall angehäuft. So entsteht im Laufe der Zeit ein Kar mit steilen Wänden und einem relativ flachen Karboden. Viele Kare sind durch die Gletschererosion übertieft und werden durch eine Karschwelle in Form eines Felsriegels, der manchmal noch von einem Moränenwall gekrönt wird, talwärts begrenzt. In diesen Karmulden haben sich nach dem Eisrückzug vielfach Karseen gebildet.". - Beispiele für derartige Kargletscher im Gasteinertal sind das Tischlerkarkees und das Grubenkarkees. Ebenso gibt es zahlreiche Karseen in den Seitentälern des Gasteinertales, wie zum Beispiel den Bockhartsee, den Gamskarlsee, den Tauernsee, den Reedsee u. a.

Kargletscher, Tischlerkarkees Karsee, Gamskarlsee, Gasteinertal Karsee, Lainkar, Gasteinertal Palfnersee, Gasteinertal
Tischlerkar - Gamskarlsee - Lainkar - Palfnerkar

Trogtäler

Die Seitentäler des Gasteinertales sind vornehmlich Trogtäler wie z.B. das Nassfelder Tal, das Bockharttal oder das Siglitztal im Westen und das Anlauftal und das Kötschachtal östlich davon. Sie alle weisen einen flachen Trogboden mit einer Grundmoräne und übersteilte Trogwände auf. Am einstigen oberen Gletscherrand bildet sich eine Schliffgrenze aus und etwas tiefer bewirkt die Frostverwitterung eine verstärkte Abtragung der Trogwand. Es ensteht eine sog. Schliffkehle mit einer Trogschulter.

Trogtal, Bockharttal Trogtal, Gasteiner Nassfeld, Siglitztal Trogtal, Weißenbachtal Trogtal, Nassfelder Tal Trogtal, Anlauftal
Bockharttal Siglitztal Weißenbachtal Nassfelder Tal Anlauftal
Weiterführende und verwandte Themen :
Bergsturz im Schlossalmgebiet - Mauskarkogel
postglaziale Bergstürze - Laderdinger Almen
Erratica - höchste Fundstellen

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Anmerkung: Die Informationen wurden überwiegend dem Buch
"Erläuterungen zur Geologische Karte der Umgebung von Gastein" von Christof Exner, Wien 1957 - sowie dem Buch
"Nationalpark Hohe Tauern - Geologie" von Karl Krainer, Universitäts-Verlag Carinthia 2005 - entnommen.
Beschreibungen ohne Gewähr.

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© 2005 (Rev. 2019) Anton Ernst Lafenthaler
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