Geologie : Gasteinertal | |||
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Postglaziale Bergstürze findet man in der NO-Flanke des Graukogel im Reedgraben (Granitgneisblockwerk), in der NO-Flanke des Hirschkar (Hirschinger), wo viel Kalkmarmor im Blockwerk liegt und an der O-Flanke des Stubnerkogels mit Kalkmarmor- und Gneisplatten. Der Bergsturz südlich der Rastötzenalm besteht aus Kalkglimmerschiefer und Grünschiefer, ebenso bei der Annakapelle und am Ingelsberg. Hier sind die Kalkglimmerschiefer und Grünschiefer über den Schwarzphylliten abgerutscht.
Der Bergsturz der - Laderdinger Almen - besteht aus viel Serpentin und Grünschiefer (inklusive Asbest).
Sie waren ebenfalls von der nördlich befindlichen Schwarzphyllitschicht abgerutscht.
Unter den Laderdinger Almen treten Quellen aus. Sie alle entsprechen dem Typus der abgerutschten
Kalkglimmerschiefer-Grünschieferplatte über Schwarzphyllit.
Prof. Dr. Wolfgang Stoll, Hanau schreibt: Die Laderdinger Alm liegt in einer Mulde mit kleinem Seeauge. Der Absatz in dem steilen Gelände,
in dem die Alm liegt, verdankt sich einem Erdbeben, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert,
bei dem ein Teil der steil einfallenden Grünschieferschichten von den Laderdinger Spitzen
- angeblich mitsamt den damals schon bestehenden Almen - etwa 300 m tief abgestürzt sind.
Hangnahe ist die heutige Alm mit Blöcken übersät, die u.a. bis 1 cm große blauschwarz glänzende
Magnetit-Oktaeder enthalten.
Das Blockwerk an der Südflanke des Nassfelder Achentales zwischen Evianquelle und
Alraune besteht aus Granosyenitgneis. Die Gleitbahn waren wieder die Glimmerschiefer
der Woisgenzone. Das Abrissgebiet liegt dabei im Kessel zwischen der Haitzing-Alm und dem
Radhausbergkar. Haushohe Blöcke aus Granosyenitgneis liegen neben dem bekannten Fahrweg, der ins Radhausbergkar führt. -
Exner berichtet uns über weitere postglaziale Bergstürze:
-Bergsturz in der NE-Flanke des Graukogels (Reedgraben, Granitgneisblockwerk).
-Bergsturz über der Zitterauer Alm im Hirschkar (viel Kalkmarmor im Blockwerk).
-Rutschung an der E-Flanke des Stubner Kogels (abgerutschte Kalkmarmor- und Gneisplatten, typische Fließwülste, von der Gondelbahn aus sichtbar).
-Bergsturz südlich der Rastötzen Alm (Blockwerk aus Kalkglimmerschiefer und Grünschiefer).
-Anna Kapelle und Ingelsberg bei Bad Hofgastein (Kalkglimmerschiefer und Grünschiefer sind über Schwarzphyllit abgerutscht).
-Der Bergsturz östlich vom Guggenstein enthält viel Serpentin-Blockwerk und Kalkglimmerschiefer; wieder bildet Schwarzphyllit den Gleithorizont.
Bergsturz-Blockwerk | |
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Hirschkar | Guggenstein |
1932 - Ankogelgipfel
Einsturz des Ankogelgipfels in der Nacht vom 16. zum 17. Jänner 1932. Etwa 4000 m3 Gipfelfels stürzte in den Talkessel des hintersten Anlauftales. Dabei verlor der Gipfel 11 m an Höhe.
1952 - Anlauftal
Im Anlauftal (1952) gegenüber dem Nordportal des Tauerntunnels und zwar circa 200 m über der Talsohle befindet sich ebenfalls ein Abrissgebiet, oberhalb der senkrechten Felswand.
Unten ist das frische Bergsturzblockwerk in Trümmerhaufen angereichert und besteht aus Forellengneis.
1931, 1987, 2009 - Ingelsberg
Am 25. Mai 1931 löste sich auf dem Ingelsberg ein circa 1500 kg schwerer Felsblock, der einen Heustadel zerstörte.
Am 10. Mai 1987 bedrohte ein gewaltiger Felssturz die Siedlung Hofgastein Nord.
Die - Salzburger Volkszeitung - berichtete, dass sich vom
Teufelskirchl im Bereich des Ingelsberges etwa 5000 Kubikmeter Geröll- und Steinmassen gelöst hatten, die
vom Wald aufgefangen wurden. Auch die Chronik der - Freiwilligen Feuerwehr Bad Hofgastein -
berichtet darüber. Eine alte Mauer scheint als Damm schon in früheren Zeiten (um 1900 ?) errichtet worden sein.
Am Ingelsberg kommt es immer wieder zu Felsstürzen, die im Jahre 2009 ein Ausmaß erreichten, dass die Straße
im Bereich des Ingelsberggutes behördlich gesperrt werden musste. Bäume wurden bereits geknickt und große Felsbrocken bis über 1 m
kamen in den künstlich angelegten Rinnen und auf den Wegen zu liegen. Einige Felsen haben den ersten Damm übersprungen.
Diese sog. "Ingelsberger Plaike" wurde bereits in einem Schreiben von Johann Wolfgang Goethe erwähnt, welcher hier ein besonderes Mineral,
den Nigrin zu finden glaubte. - Quelle: Fritz Gruber. -
Die Presse (Salzburger Nachrichten, 10. September 2009) berichtet: "Seit Tagen löst sich immer wieder Gestein vom Ingelsberg über Bad Hofgastein.
Dienstagmittag brach ein größerer Felskeil ab. Mehrere ein bis zehn Kubikmeter große Felsen donnerten ins Tal . . . und einige
Felsbrocken haben den ersten Damm übersprungen. . .
und weiter: Auslöser für die aktuellen Probleme dürften die lokal heftigen Regenfälle am Freitag und in der Nacht auf Samstag gewesen sein."
Der Ingelsberg ist stark zerklüftet und kurze aber ergiebige Regenfälle sind generell Auslöser für Murenabgänge.
Dazu kommen die heftigen Stürme der letzten Jahre, die riesige Schutzwaldflächen teilweise auch am Ingelsberg zerstört haben.
Mächtige Fangnetze aus Metall wurden aufgestellt und
drei Schutzdämme errichtet, welche die
herabstürzenden Felsbrocken auffangen sollten. Menschen kamen bisher nicht zu schaden, Häuser wurden nicht beschädigt.
Ingelsberg . Bad Hofgastein | |
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Felssturz 1931, 1987, 2009 |
2008 - Hintere Prossau
Am 7. 8. 2008 kam es zu einem Felssturz in der hinteren Prossau. Gegen Mittag um 14.30 h stürzten gewaltige Gesteinsbrocken ins Flussbett
und der aufgewirbelte Staub überspannte den gesamten Talschluss. Mächtige Gesteinsbrocken blieben am Talboden liegen.
Hintere Prossau |
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Felsabbruch 2008 |
2012 - Gasteiner Klamm
Ca. 10.000 Kubikmeter massiver Fels, etwa 25.000 Tonnen Stein und Geröll (Quelle: ORF-Nachrichten) stürzten am 21.6.2012 in die Tiefe der Gasteiner Ache.
Massive Gewitter am Vorabend könnten der direkte Auslöser des Felssturzes gewesen sein.
Gas- und Internet-Leitung wurden zerstört; Menschen kamen nicht zu Schaden.
Dieser Felssturz bedeutet wohl das endgültige Ende einer jahrhundertealten Wegverbindung ins Gasteinertal.
Wegen der Gefahr weiterer Felsstürze wurde die Straße in den Jahren danach (auch für Fußgänger) gesperrt.
Gasteiner Klamm . Dorfgastein | |
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Felssturz 2012 |
Zunehmende Kluftbildungen sind in den höchsten Regionen der Alpen und so auch im Gasteinertal zu beobachten. Frostverwitterung (Spaltenfrost) scheint dabei der dominante Verwitterungsprozess zu sein. Bis über 100 Frostwechseltage pro Jahr sind für die Alpen beschrieben. Dabei gefriert das Wasser in den Spalten und Klüften, wobei es zu einer Volumenzunahme von bis zu 9% kommt. Der Gefrierprozess bewirkt so eine Sprengkraft, was letztlich große Felsmassen in Bewegung versetzen kann. Im Schlossalmgebiet, wo bereits postglazial Massenbewegungen stattfanden, sind heute noch zahlreiche Klüfte vorhanden und dehnen sich auch immer weiter aus, wie das im Abrissgebiet Lungkogel-Türchlwand und Mauskarkopf-Hirschinger zu beobachten ist. Dasselbe gilt nach neueren Beobachtungen auch für den Silberpfennig. Hier sieht man am Grat schon mächtige Klufterweiterungen. Zahlreiche kleinere Felsstürze sind ohnehin Alltag im Hochgebirge. So sind jährlich immer wieder neue Schuttanhäufungen in den Hochlagen der Hohen Tauern, insbesondere im Kötschachtal, Anlauftal und Nassfeld zu beobachten.
Rauchzaglkogel - befindet sich nordöstlich vom Reedsee, besteht aus Granitgneis und ist von tiefen Spalten durchsetzt.
Nördlich vom Reedsee verläuft eine lange Spalte parallel zum Kötschachtal.
Silberpfennig - Am Grat des Silberpfennigs, insbesondere östlich des Gipfelkreuzes öffnen sich zunehmend die bereits seit Jahren bestehenden Klüfte.
Ein mächtiger Felssturz könnte in den nächsten Jahren bevorstehen.
Silberpfennig 2018/19 |
Kreuzkogel - Am Osthang des Kreuzkogels scheint sich ein mächtiger Fels zu bewegen und droht möglicherweise (in den nächsten Jahren) abzurutschen und über den Moränenwall hinaus ins Hörkar zu stürzen.
Kreuzkogel Ost-Hang 2022 |
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Bergsturz im Schlossalmgebiet - Mauskarkogel
• Graukogel-Reicheben - Hang-Rutschungen • Postglaziale Erscheinungsformen - Talalluvion |
Anmerkung: Beschreibungen und Textstellen der Geologie von Gastein wurden überwiegend den Publikationen von Christof Exner entnommen,
welcher als Geologie von 1946 bis 1955 in Gastein wissenschaftlich tätig war.
Falschinterpretationen nicht ausgeschlossen. Beschreibung ohne Gewähr.
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Geologie der Zentralalpen/Gasteinertal: Postglaziale Bergstürze
© 2005 (Rev. 2022) Anton Ernst Lafenthaler
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