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Mit der Erstbesiedlung der Römer und später der Bajuvaren um 700 n. Chr. bis zur ersten Erwähnung des Namens "Gastein" (Gastuna) um die Jahrtausendwende
beginnt die Geschichte des "Gasteiners". Macht- und Besitzverhältnisse, Überlebensstrategien,
Existenzkämpfe, Handelsbeziehungen und Völkervermischung prägen die folgenden Jahrhunderte.
Besiedelt war das Gasteinertal bereits in der Bronzezeit, was eine gefunden Tonschale in Hofgastein, datiert auf 1700 v. Chr. beweisen soll,
gefolgt von den Tauernbewohnern, den Tauriskern, die jedoch unter die Herrschaft des Römischen Reiches gerieten.
Dabei profitierten die
bereits Ansässigen sicherlich von den Handelsbeziehungen der Römer.
Nach dem Niedergang des römischen Reiches und damit verbundenen Abzug der Römer blieben nur wenige Siedler zurück.
Fruchtbare Felder wurden wieder zu Ödland, Siedlungen wurden zu Ruinen und der Bergbau völlig eingestellt.
Erst um die Jahrtausendwende erfolgte die Landnahme und Besiedlung durch die Bajuwaren,
welche geschlossene Siedlungen bildeten.
Erst später kamen die Bergknappen hinzu, welche sich ab dem 14./15. Jh. des Goldes im Gasteinertal vorkommenden Goldes ansiedelten und das Tal
in Lebensart und Wirtschaftsform veränderten.
Immer schon wurde das Gasteinertal durch die Land- und Viehwirtschaft geprägt mit zahlreichen
Bauernhöfen bis auf über 1.000m Seehöhe, verbunden mit einer rund 1000-jährigen bäuerlichen Tradition.
Siedlungen entstanden zunächst auf Schwemmkegeln und am Berg, später im ganzen Tal, nachdem dieses immer weiter trocken gelegt wurde.
Erst im 20. Jahrhundert war das gesamte Tal durch die Flussbegradigung der Gasteiner Ache bewohnbar und wirtschaftliche nutzbar.
Das heutige Gasteinertal war zur Römerzeit Teil des Norikums, welches von keltischen Stämmen, allesamt als die "Norischen Taurisker" bekannt,
bewohnt wurden. Es gab bereits eine Gauverfassung, eine erste staatliche Organisation dieses Raumes.
Das Gasteinertal gehörte zum Gau der Ambisontier, wie auch die Einwohner der "Inneren Salzach" genannt wurden.
Später, um 700 n. Chr. wurde im gesamten Reich der Franken die Gauverfassung eingeführt mit dem Salzburggau, dem Pinzgau, dem Pongau u. a.
Muchar, 1830 schreibt dazu (2a): "Nach den uralten celtisch-tauriskischen Weisen wurde das Land bis an den Tauernrücken
hinan in Gaue ausgeschieden, der Salzburggau, der Pongau und der Pinzgau, welche letzteren gerade unsere
Tauernthäler in Klein- und Großarl, Gastein, Rauris, Fusch, Kaprun u.s.w. umfaßten ..." - und weiter (2b) :
"Gastein, ein Thal des Tauerngebiethes, an die mächtige Kette der Haupttauern unmittelbar angeschlossen,
war zuerst von den celtogallischen Tauriskern, und inbesondere noch von der kleineren Genossenschaft des
großen Stammvolkes, von Pisontiern (Bisonziern) oder Pinzgauern, vor undenklichen Zeiten bevölkert. -
Die norischen Taurisker werden von Griechen und Römern als ein mächtiges, naturkräftiges Urvolk,
in sehr viele kleinere Stämme und Genossenschaften getheilt, frei und unabhängig, nach eigenen Gewohnheiten und Sitten ..."
Ob Kelten hier im Gasteinertal jemals sesshaft waren, konnte bisher nicht nachgewiesen werden -
lediglich mögliche keltische Orts- und Flurnamen könnten einen Hinweis geben.
Norikum stand seit 160 v. Chr. unter römischen Schutz und wurde in weiterer Folge 16 v. Chr. wie schon erwähnt dem römischen Reich einverleibt.
Die keltische Kultur und Religion ging dabei ineinander über.
Auch Straßen über die Alpen wurden angelegt, wie die Römerstraßen über den Mallnitzer Tauern und dem Korntauern.
Die Römer siedelten wohl hauptsächlich des Tauerngoldes wegen im Gasteinertal.
- Fazit : Das Gebiet war bereits zur Keltenzeit (ca. 400 v. Chr.) von den Tauriskern, den Tauernbewohnern, insbesondere
von Ambisontiern, inkl. Pisontiern (Pinzgauern) bevölkert und das Gebiet in Gaue eingeteilt.
Erst ab 700 n. Chr., nachdem die Römer längst abgezogen waren, besiedelten Bauern aus den nördlich gelegenen Gebieten das Gasteinertal.
Muchar, 1830 schreibt (2c) :
"Anderthalbhundert Jahre vor Christus schon versichert der getreue Polybius, daß im Lande der norischen Taurisker
vorzüglich so goldreiche Berge seyen, daß man kaum zwei Fuß tief graben dürfe, um entweder auf bohnengroße Körner
Gediegengoldes, oder auf so gesegnete Erze zu stoßen, daß bei der Schmelzung nur ein Achttheil verloren gehe;
Der norischtauriskische Bergbau bestand also größtentheils in Seifenwerken auf der Oberfläche der Goldberge." -
und weiter -
"Mit der uralten Unabhängigkeit nahmen die Römer den Tauriskern auch alle Mittel, dieselbe je wieder zu erringen.
Die junge männliche Generation wurde rottenweise als Leibeigene verkauft; die Tauriskischen Goldberge
im Norikum aber wurden als Staatseigenthum in Besitz genommen ..."
Über 400 Jahre herrschten die Römer auch im Gasteinertal bis die Völkerwanderung in Europa das römische Reich zum Niedergang brachte.
Die Römer, welche in unserer Gegend siedelten, haben sich wohl ins Mutterland Italien zurückgezogen.
Nachdem Italien von Ostgoten beherrscht wurde, war auch die Provinz Norikum betroffen, wo ebenso Siedlungen verwüstet wurden.
Das Gasteinertal, welches nicht in der Zuglinie der wütenden Barbaren lag und zudem schwer zugänglich war,
könnte weitgehend verschont geblieben sein und einige Siedler haben das Tal wahrscheinlich nicht verlassen.
Die Römer haben allerdings vor ihrem Abzug ihre früheren Anlagen, insbesondere Bergbauanlagen vollständig zerstört, damit sie den "Barbaren" nicht
zugänglich werden und ebenso nicht den alt eingesessenen Tauriskern.
So verödeten die alttauriskischen Bergwerke an der Tauernkette Gastein und Rauris. Durch Jahrhunderte blieben sie verlassen.
Muchar, 1830 schreibt dazu (2d): "Wie die siegreichen Römer ihren ersten Adler
an der norischen Donau aufgepflanzt hatten (15 v. Chr.),
wurden die uralten Goldbergwerke der Taurisker in Gastein und Rauris auf Staatskosten und von den Ihrigen bearbeitet;
alle tauriskischen Werksleute nach und nach beseitiget, und alle einheimischen Familien von Theilnahme an diesen Schätzen
ferne gehalten. Mit der allmählichen Erschlaffung römischer Staatsgewalt im Norikum sank auch der Betrieb in den
tauriskischen Bergwerken; er wurde oft unterbrochen und letztlich ganz aufgehoben.
Zuverlässig haben die Römer selbst alle ihre früheren Anlagen und Werksgebäude zerstört;
um den Barbarenhorden diese Schätze unzugängig und die Benützung derselben unmöglich zu machen." - und weiter -
"So verödeten die alttauriskischen Bergwerke an der Tauernkette in Gastein und Rauris.
Durch Jahrhunderte blieben sie verlassen. Die alten Heidenwege über den Krakakahr zu den Silbergruben am Bockhart,
über die Riffel und den Filzenkamp zum Raurisergoldberg, auf die hohe Schlapperebene, und die bewunderungswürdigen
Straßenanlagen über den Korntauern verfielen so ganz, daß jetzt nur wenige Spuren und Trümmer mehr vermögen
die tauriskisch-römische Thatkraft der Nachwelt zu bezeugen."
Nicht nur die Römerstraße bezeugt den Handel über die Alpen.
Zahlreiche Saumwege sind über den Mallnitzer Tauern, insbesondere im Eselkar nachzuweisen bzw. sind als Wanderwege noch erhalten.
Fritz Gruber berichtet uns dazu (S. 205):
"Der Saumverkehr diente dem alpenquerenden Warentransport schon in ältester Zeit und lässt sich seit dem 15. Jahrhundert konkret nachweisen.
Von Nord nach Süd wurde gewöhnlich Salz getragen, das vom Dürrnberg bei Hallein kam.
Die Fracht in der Gegenrichtung bestand regelmäßig aus Wein, zu dem gelegentlich noch Südfrüchte und diverse Kleinwaren hinzukamen." -
Die heutigen zahlreich sich kreuzenden Wege auf die Hagener Hütte, insbesondere unterhalb vom Eselkar bezeugen den regen Saumhandel und dienten
als Ausweichstellen für die in entgegengesetzten Richtungen kommende Saumtier-Züge, wie Fritz Gruber in seinem Buch ausführt.
- Fazit : Waren es zunächst die Taurisker, die Gold und andere Metalle in den Tauern abbauten, so waren es später
die Römer. Sie zwangen die ansässigen Taurisker zum Abbau von Gold und anderen Erzen.
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches im Zuge der Völkerwanderung sind wohl die meisten Römer
wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt, nicht ohne die Bergbau- und Werksanlagen vorher vollständig zu zerstören.
Wohl nur wenige blieben zurück.
Lediglich Reste der sog. "Altstraßen" über den Korntauern und den Mallnitzer Tauern bezeugen noch
den Aufenthalt der Römer im Gasteinertal. Es wurden dazu eine Axt und ein Kammhelm gefunden.
Eine in Hofgastein ausgegrabene Altbronzezeitliche Tonschale soll die vorchristliche Besiedlung bezeugen.
Der Goldbergbau nach der Römerzeit im 14./15. Jh. allerdings hinterlässt uns in den Bergbaugebieten Siglitztal, Bockhart, Erzwies und Radhausberg
nicht nur zahlreiche Ruinen einstiger Wohnhäuser und Werkstätten, sondern auch zahlreiche Stollen, die heute allerdings wegen der Einsturzgefahr nicht
mehr betreten werden können. Eine derartige Häusergruppe ist noch gut am Bockhart sichtbar und wurde auch entsprechend archäologisch aufgearbeitet.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Älteste Funde - www.gastein-im-bild.info/doku/dfruehfu.html
Besiedlung Gasteins - www.gastein-im-bild.info/doku/dfruehg.html
Handelswege | ||
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Schon lange vor dem Bau der heute sog. Römerstraßen gab es Handelswege über den Korntauern und dem Mallnitzer Tauern - nicht erst zur Römerzeit. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Römerstraße am Bockhart - www.gastein-im-bild.info/geroem1b.html
Mallnitzer Tauern - www.gastein-im-bild.info/geroem1m.html
Korntauern - www.gastein-im-bild.info/geroem1k.html
Abgesehen von den möglicherweise zurückgebliebenen Tauriskern und römischen Nachkömmlingen, die trotz der unsicheren Zeit
während der Völkerwanderung im Tal geblieben sind, kamen zunehmend germanische Stämme, insbesondere aus Böhmen, deren Zusammenschluss
den baiuwarischen Stamm (Baiovarii = "Männer aus Böhmen") bildeten ins Voralpengebiet von Salzburg und wohl auch ins Gebirge.
Eine dieser "Stämme", die "Bayern", waren ein wehrhaftes, bäuerliches Volk mit Ackerbau und Viehzucht.
Sie besiedelten nach und nach das Gasteinertal, wobei um 1.000 n. Chr. wohl schon zahlreiche Ansiedlungen kleine geschlossene Ortschaften bildeten.
Für die sich ausbreitenden Slawen südlich der Tauernkette schienen die Alpen eine natürliche Barriere gewesen zu sein.
Die Besiedlung erfolgte jedenfalls von Norden her.
Zunächst wurden auf den Schwemmkegeln der Nebenflüsse und auf den terrassenförmigen Anhöhen im Gasteinertal
große Meierhöfe und Weiler errichtet. Das Tal selbst war Sumpfgebiet und flächendeckend von Auenwald bedeckt.
Es bildeten sich Sammelsiedlungen auf den Schwemmkegeln wie in Remsach, Gadaunern etc. -
aber auch Streusiedlungen in Form von Einzelhöfen, insbesondere in Hanglagen bis in höchstgelegene Regionen.
So schreibt S. Hinterseer,1977 (3a) : "Hochinteressant ist dabei nur, daß diese Besiedlungen bereits
in ältester Zeit bis in die höchstgelegenen Regionen vordrangen, wie wir es beispielsweise auf der Planitzen,
in der Gegend des oberen Faschingberges, des Gebietes von Schneeberg und Anger und anderwärts finden,
wo urkundlich schon vor 1200 Bauernhöfe bestanden.
Die von den Baiern gegründeten großen Meierhöfe, zu denen sicherlich jene von Mayerhofen selbst, von Unterberg, Luggau,
Harbach, Laderting, Stein, Heitzing, Weinetsberg, Hundsdorf, Lafen, Dietersdorf, und auf der östlichen Talseite
Kötschau, Remsach, Gadaunern, Heißing und vor allem auch der "Hof in der Gastein" -
nämlich der Raum unseres heutigen Marktes - zählen, scheinen die ältesten diesbezüglichen Ansiedlungen zu sein."
Ab dem 11. Jh. mussten bei anhaltendem Zuzug auch weniger günstig gelegene Lagen besiedelt werden, was Rodungen notwendig machte.
- So schreibt S. Hinterseer,1977 (3b) : "Vielfach geschah dies durch Niederbrennen des Waldes, durch Ausreutten, Schwenden oder Ausrotten des jungen Nachwuchses,
der Umwandlung von ehemaligen Holzschlägen (Meißen genannt) in Weideland, Anlegen von Walddurchschlägen oder Holzgassen,
der Beseitigung der bewaldeten Auen an den Flüssen und durch Entsumpfen mooriger Stellen.
Viele Orts- und Familiennamen aus dieser Zeit, die mit -brand, -reut oder -reith, -schwand, -schwändt, -mais, -schlag,
-gasse, -au, -bach und -moos zusammengesetzt sind, verweisen darauf, wie hier in Gastein: Brandeben, Hochbrand, Sieglreith
oder Hochreuth, Laidreitting (= Laderting), Harbach, Luggau, wie die Familiennamen Schwandner, Gschwandner,
Gschwantl und Schwentner, Reiter, Amoser, Amesser, Auer, Rohrmooser, die hier vorhanden sind unter vielen anderen ähnlichen.
Viele dieser Siedlungen, meistens Hang- und Höhensiedlungen liegen mehrere hundert Meter über der Grenze
der alten Talsiedlungen und auch auf bisher waldbedeckten
Gebieten der Schattenseite, die durch Lage, Ungunst der Verhältnisse, des Bodens, des Klimas,
verschiedentlich der Sonnseite gegenüber im Nachteile sind."
Im 13. und 14. Jahrhundert wurden dann große Güter in Einzelhöfe zerlegt mit der entsprechenden Zuweisung an anbauwürdige
Flächen. Dabei wurde der Gutsname beibehalten,
die neu entstandenen Höfe aber mit der Bezeichnung "Ober-, Unter-, Vorder-, Hinter-, usw. versehen.
Letztlich kamen ab Mitte des 14. Jahrhunderts, insbesondere in der Gemeinde Hofgastein durch den aufstrebenden Bergbau bzw. der immer mehr
zugewanderten Knappen mehrere kleine Häuschen hinzu. Diese wiesen aber nur einen sehr geringen Feld- und Viehbestand auf.
Folgendes berichtet uns Koch-Sternfeld, 1820 über die Siedlungen auf Schwemmkegeln (3c) :
"Felding, eine kleine Ortschaft auf der Südseite von Hof, wo sich der sogenannte Neuweg von der alten zum
Bade führenden Landstrasse scheidet. Hier verrathen noch einige Spuren den lutherischen Freythof . . ." - und weiter heißt es -
"Des benachbarten Heißing ist bereits (bey dem hier gesessenen Geschlechte der Gasteiner),
wie auch der am Fuße des Faschingberges nach der alten Strasse liegenden Ortschaften Gadaunern, Remsach,
Kötschach ec. früher erwähnt worden.
Badbrücke. Die alte Taferne am Eingange in die tiefe Kötschau hatte vom dortigen Hüttenwerke
und der ehemaligen Landstrasse zum Heilbade ihren Erwerb. Außer dem früher bemerkten Versuche einer Quellenleitung
für eine Badehütte von 12 Personen am Jägerhause ist von einer größeren Badeanstalt daselbst durchaus nichts bekannt."
- Fazit : Die neuerliche Besiedlung erfolgte ab 700 n. Chr. von Norden her durch germanische Stämme vom
böhmischen Raume, den Bajuwaren. Da im Tal Sumpf und Auwälder vorherrschten,
entstanden die großen Höfe auf den Schwemmkegeln des Gasteinertales, aber auch in höheren Regionen am Berg,
was zunehmend Rodungen notwendig machte. Erst die Flussbegradigung im Tal im 19. und 20. Jahrhundert machte Bauten auch in ehemals
nicht genutzten Auenlandschaften möglich. Ein kleiner Auenrest besteht noch in Remsach.
- Heute . . . tragen die um die Jahrtausendwende entstandenen Ansiedlungen auf den Schwemmkegeln folgende Namen:
Unterberg, Maierhofen, Mühlbach/Dorfgastein, Harbach, Luggau, Laderding, Stain, Haitzing, Hundsdorf, Anger, Lafen, Markt Hofgastein,
Heißing/Felding, Gadaunern, Remsach und Kötschachdorf. Zahlreiche weitere, höhergelegene Bauernhöfe bis über 1.000 m gelegen, wie
z. B. auch im Kötschachtal oder Angertal haben sich mittlerweile zu großen Ansiedlungen bzw. fast schon
kleinen "Ortschaften" entwickelt, mit oft zahlreichen Privathäusern.
Viele der Bauernhöfe haben sich halten können, viele aber sind mittlerweile verschwunden.
Heute sind infolge der technischen Möglichkeiten Bauten auch selbst in noch "sumpfigen" Regionen möglich.
So werden Wohnhäuser und Industriebauten im Tal bis nach Klammstein errichtet, wo einst dichte Auen mit
regelmäßigen Überschwemmungen derartige Bauvorhaben unmöglich machten.
Dazu gehört auch das in den letzten 30 Jahren entstandene Industriegebiet Harbach,
wo noch in den 60-er Jahren regemäßig Überflutungen stattfanden, ebenso wie von Badbruck bis nach Bad Hofgastein
und weiteren Gebieten beiderseits der Gasteiner Ache bis Dorfgastein und Klammstein.
Siedlung auf Schwemmkegeln | ||||
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Unterberg - Maierhofen - Mühlbach/Dorfgastein - Luggau - Harbach |
Heißing - Gadaunern - Remsach - Lafen |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Siedlungsgeschichte Gasteinertal - www.gastein-im-bild.info/gesiedlg.html
Bereits im 16. Jh. kam es zu Sanktionen gegen Protestanten. "Verdächtige" Lutheraner wurden strengen
Glaubensprüfungen unterzogen und letztlich aufgefordert, das Erzstift zu verlassen. Unter Erzbischof Gandolf verschärfte sich die Situation, wobei dieser 1684
streng forderte, dass Evangelische wieder zum Katholizismus "zurückkehren" müssten.
Wenig später kam der Befehl, dass Ledige und Mittellose wie Bauern das Land verlassen müssen. Kinder unter 15 Jahren müssen zurückbleiben.
Sie wurden von Katholiken zur Erziehung übergeben, um sie "katholisch zu machen". Viele einst selbständige Bauerngüter wurden zu Zulehen.
Im Jahr 1732 wurde dann im Land Salzburg die Auswanderung der Angesessenen, der Bauern erzwungen,
nachdem zuvor im Jahre 1731 die Unangesessenen, die Knechte und Mägde des Landes verwiesen wurden. -
Im Buch von Scherer/Steinkogler, 2012 ist nachzulesen (4a) :
In den Jahren 1731/32 mussten mehr als 20.000 Evangelische
das Land Salzburg verlassen. Im Pongau emigrierten 53% der Bauern. Rund 1/7 der Bauernhöfe wurden aufgegeben.
Nur den wenigsten Bauernfamilien war es gelungen, rechtzeitig Käufer zu finden. So manche baten die Nachbarn, den Hof zu beaufsichtigen,
oder es wurden sogenannte "Abarbeiter" aufgestellt, die das Bauerngut gegen Bezahlung der Steuern weiter führten. -
Andere schlossen Pachtverträge ab, bis das Gut letztlich verkauft werden konnte.
Die nun zum Verkauf frei stehenden Güter der Emigranten durften in der Folge nur von "glaubens-unverdächtigen"
Personen erworben werden. -
S. Hinterseer berichtet uns, das Gasteinertal betreffend (4b) :
"Auf der Liste der freigewordenen Güter, welche durch die erzbischöfliche Regierung veröffentlicht worden ist, befinden sich 50 Gasteiner Emigrantengüter.
Zu diesen in der Liste angeführten Gütern kamen später noch diejenigen, die von nach dem Jahre 1733 strafweise ausgewiesenen Gasteiner zurückgelassen wurden.
Ihre Zahl beträgt mindestens 28, diese Zahl dürfte aber kaum vollständig sein ... Eine allgemeine Annahme, daß durch die Emigration viele Hauptlehen zu Zulehen geworden seien, trifft für Gastein nur in ganz geringem Maße zu. Nur fünf Güter wurden davon betroffen, und zwar das Strampflgut, Friedrichslehen, Huebgut,
Kampgut und Mayrgut. Aus der Liste der zum Verkauf freigewordenen Güter geht hervor, daß die meisten Gasteiner Bauern schon vor der Emigration ein
oder mehrere Zulehen besaßen." -
Weiter berichtet S. Hinterseer, sollen viele der verlassenen Güter mit ihren Zulehen den von auswärts kommenden Käufern
zu teuer gewesen sein, sodass die Güter geteilt werden sollten, um so aus Zulehen weitere Hauptlehen zu machen,
was z. B. für das Kollergut, Kollergutzulehen und Patzberg zutreffen soll.
Viele der kleinen Lehen wurden infolge des Niederganges des Bergbaues und der Ausweisung überhaupt verlassen oder teilweise von größeren Bauern aufgekauft.
Nur wenige Güter wurden von Fremden erworben; viele Zulehen wechselten auch immer wieder die Besitzer.
Ein Problem waren auch die sogenannten Söldenhäusel. Sie waren schwer verkäuflich, denn -
""sie hätten Knappen gehört und waren so klein, dass man darauf höchstens
ein bis zwei Kühe erhalten und ohne Nebenverdienst nicht leben konnte."
- Heute : sind kleine Zulehen nicht mehr genutzt und größere als solche nicht mehr erkennbar. So manches Gebäude wurde von Privatpersonen erworben, umgebaut und als Privatwohnstätte oder Ferienhütte verwendet.
(5) - Wie bereits im Buch von Zimburg ausgeführt wird, waren für die Anlage der bairischen Siedlungen
vor allem die hochgelegenen Teile der Schwemmkegeln geeignet, sowie breitere Trassen der unteren Talhänge.
Der Talboden selbst war wohl mehr oder weniger eine geschlossene Au mit Auwaldungen, Mooren,
Tümpeln und Teichen an den Ufern der in vielen Windungen abfließenden Gasteiner Ache.
Im 19. Jh. aber begann man mit der Begradigung der Gasteiner Ache, um Sümpfe trocken zu legen und auch im Tal Siedlungsflächen zu schaffen.
Im Buch von Sebastian Hinterseer ist nachzulesen, dass
in der wirtschaftlichen Entwicklung des Tales immer schon die Gasteiner Ache mit ihren Nebenflüssen eine besondere Stellung einnahm, was die
Regulierung und Nutzung betraf.
Durch den ursprünglich ungeregelten Verlauf der Ache und ihrer Nebenflüsse und durch sehr häufige und immer wieder auftretende Überschwemmungen derselben,
die zu beiden Seiten des Tales mächtige Schuttkegel anhäuften, bildeten sich vielfach sumpfige Plätze und große mit Gebüsch
bestandene Auen an den Flusswindungen, was für die landwirtschaftliche Entwicklung hinderlich war.
Im Jahre 1790 beschloss Erzbischof Hieronymus endgültig, den Versuch zu machen, die versumpften Talstrecken trockenzulegen, musste aber im September 1794
wegen der Höhe der noch erforderlichen Geldsummen diese Wasserbauten wieder einstellen lassen.
Die Gasteiner Bauern protestierten gegen die Durchführung der Entsumpfung durch eine Regulierung der Ache,
weil sie befürchteten, dadurch ihre sauren Rossweiden zu verlieren. Wiederkehrendes Hochwasser zerstörten aber immer wieder Siedlungsflächen und verursachten
gewaltigen Schaden an Fluren und Feldern. Somit wurde 1827 neuerlich mit Regulierungsarbeiten begonnen.
S. Hinterseer berichtet uns dazu (5a) :
"Die Ache wurde vorerst durch die Anlage von zehn Durchstichen von Präau bis Hofgastein in geregelte Bahnen gelenkt. Später wurde diese Regulierung fortgesetzt und insgesamt zwischen der Klamm und Remsach 15 Durchstiche gezogen. Im Jahre 1833 geschah der elfte Durchstich von der
Kaltenbrunnmühle bei Hofgastein bis zur Straubingerwiese bei Badbruck.
1838 erfolgte der zwölfte Durchstich (Hundsdorfer Brücke bis zur Gadaunerbrücke) und zuletzt die
Regulierung in der sogenannten Hirschau, die erst am 24. April 1942 fertiggestellt wurde."
Durch die Beseitigung der vielen Achenwindungen und die Begradigung der Ache,
konnten viele neue Felder und Wiesen landwirtschaftlich genutzt bzw. in Baugründe umgestaltet werden.
Die Folgen allerdings blieben nicht aus und so berichtet uns S. Hinterseer (5b):
"Bis in unsere Zeit herauf hat sich allerdings wieder so viel Schotter und Geschiebe im neuen Flußbett angesammelt,
daß die Entwässerung der anliegenden Gebiete wieder zu größeren Schwierigkeiten führte. Man entschloß sich daher in den Jahren 1953/54, das Achenbett auszubaggern,
was vorerst im Gemeindegebiet Hofgastein zwischen Kurgartenbrücke und Achenbrücke, dann von der Achenbrücke bis zur Gadaunerbrücke und von dieser bis zur Bertahofbrücke geschah,
später fortgesetzt bis Kötschachdorf."
Durch die Regulierungsmaßnahmen und die strenge Begradigung der Gasteiner Ache konnte zwar
in den letzten 200 Jahren der feuchte Talboden nutzbar gemacht werden, führte aber auch zu starken Veränderungen
der aquatischen Lebensräume (u. a. Reduktion der Fischarten) und begünstigte zudem Hochwasserkatastrophen.
Auf den Schuttkegeln der zufließenden Nebenflüsse mussten Schutzbauten errichtet werden,
nachdem zuletzt in den 60-er Jahren mächtige Hochwasser das Tal heimsuchten,
so in den Sechzigerjahren im Rastötzengraben (Kirchbach) und
im Gebiet von Kötschach und in den Siebzigerjahren im Hundsdorfer Graben und in Dorfgastein (Mühlbach). Zahlreiche weitere sog. Geschiebesperren entstanden in den Folgejahren,
wie im Kapitel 2 : Naturkatastrophen - Wildbachverbauung - dargelegt.
- Fazit : Seit der Jahrhundertwende, nachdem die Gasteiner Ache immer wieder bedrohliches Hochwasser führte, insbesondere im Jahr 2005, wo es
im Gemeindegebiet zu zahlreichen schweren Vermurungen und Hochwasserschäden kam, wurde ein ausgedehnter Hochwasserschutz gefordert.
In der Gemeinde Dorfgastein konnten bereits 2016 die Bauarbeiten für den Hochwasserschutz an der Gasteiner Ache fertig gestellt werden.
Neuerliches Hochwasser 2018 mit totaler Überschwemmung des Kurparks in Bad Hofgastein
erforderte nun die rasche Durchführung des Hochwasserschutzes auch im Gemeindegebiet Bad Hofgastein.
Der Baubeginn steht noch aus.
- Zum Thema siehe auch:
- Kapitel 2.3. : Naturkatastrophen - Wildbachverbauung . . .
Sümpfboden : Dorfgastein | ||||
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Im Bereich Patschgwiese bis Dorfgastein besteht noch ein ausgeprägter Sumpfboden. Der Schilfgürtel ist als Biotop ausgewiesen und Naturschutzgebiet. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Hochwasserschutz - www.gastein-im-bild.info/gesbw.html
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Siedlungsgeschichte - Siedlungen am Berg -
• Siedlungsgeschichte - Siedlungen im Tal - Gemeinde Hofgastein • Frühe Bauten - Wildbad Gastein - • Hausgeschichte - Markt Hofgastein - • Frühe Bauten heute - Dorfgastein - • Verkehrswege - Frühe Straßen - vor 1945 • Geschichte - Alte und neue Straßen - • Geschichte - Bergbau am Bockhart - Berghausgruppe |
Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise dem Buch: "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - dem Buch: "Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales" von Heinrich von Zimburg, 1948 - dem Buch "Halt' aus Bauer" von Erika Scherer/Franz Steinkogler, 2012 - sowie den Büchern des 19. Jahrhunderts von Burkhard Eble, 1834 - Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820 - Dr. Albert von Muchar, 1834 - Joseph Mitterdorfer, 1820 - Benedikt Pillwein, 1839 - Emil, 1827 - entnommen.
Quellenangaben
2a - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 53
2b,c - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 46, 47
2d - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 52, 53
2e - Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung, Fritz Gruber, Eigenverlag 2012 - S. 205
3a,b - Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins von Sebastian Hinterseer, 1977, S. 20, 21 (Text unverändert übernommen)
3c - Die Tauern, insbesondere das Gasteiner-Thal und seine Heilquellen von Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820, S. 331, 332
4a - Halt' aus Bauer von Erika Scherer/Franz Steinkogler, 2012, S. 44
4b - Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins von Sebastian Hinterseer, 1977, S. 235
5a,b - Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins von Sebastian Hinterseer, 1977, S. 577-579
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