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Waren es die noch heute nachweisbaren Hochalpenstraßen, die als erste Verkehrswege in den Süden zur Römerzeit angelegt wurden und waren es zur Zeit der Industrialisierung
die staubigen, durch Stein und Holzkonstruktionen befestigten Sand- bzw. Schotterstraßen, wie sie bis ins 20. Jahrhundert bestanden, so sind es heute ausschließlich asphaltierte und
vergleichsweise komfortable Fahrbahnen.
So berichtet uns Mitterdorfer, 1820 (1a) :
"Nur ein einziger Fahrweg, nähmlich, der durch die Klamm, führt in das Gasteiner Thal. Er wird in so gutem Zustande erhalten, als es die Ortsumstände nur immer erlauben." -
ohne diesen Zustand näher zu beschreiben.
Eble, 1834 aber berichtet uns über zur Verbesserung der Klammstraße durch Kaiser Franz I. (1b) :
"Bald nach dem ersten Besuche der Gastein liess Se. Majestät die ganze Klammstrasse neu herstellen und so breit machen, dass mit Ausnahme
nur weniger Plätze fast überall zwei Wägen sich ausweichen können.
Demgemäss wurden Felsen gesprengt, mächtige Quaderbogen aus der Ache emporgeführt, darauf Geländer von Stein und festem Holz gebaut,
die Brücken statt der ehemaligen Ketten mit Steinpfeilern befestigt, den Giessbächen und kleinen Wasserfällen,
welche den Höhen entstürzen, und sonst den Weg überflutheten, unter der Strasse gemauerte Kanäle zur Ache hinab angewiesen,
die überhängenden Felsklippen mit Pulver und Meisel entfernt, und die ganze Strasse mit einem starken Geländer gegen den Abgrund versehen,
und so gut gebaut, dass man jetzt im Trab hinwegfahren kann, ohne den mindesten Stoss zu erleiden. -
Von Klammstein nach Hofgastein beschreibt Eble, 1834 weiter den Zustand der Verkehrswege (1c) :
"Von der Klamm bis Dorf ist der Weg uneben, und sehr oft hügelig; jetzt aber wird er ebener,
führt fortan zwischen Feldern und Wiesen (mitunter auch einigen Sümpfen) bald näher,
bald weiter von der Ache entfernt, an zwei Bauernhäusern vorbei nach Harbach ..."
Den wirtschaftlichen Aufschwung in Gastein brachten aber nicht verbesserte Straßen,
sondern der Bau der Tauernbahn, welche durch Kaiser Franz Josef 1909 eröffnet und schon damals der
heute als Meisterleistung der Ingenieurkunst bezeichnete Tauerntunnelbau zweigleisig ausgelegt wurde, obwohl die gesamte Tauernstrecke nur eingleisig geplant war.
Dies machte es möglich, die gesamte Tauernbahnstrecke mit Beginn des 21. Jahrhundert zweigleisig auszulegen.
War bis 2008 der Südabschnitt der Tauernbahn bereits durchgehend zweigleisig, so ist die Nordrampe, insbesondere Teilstrecken im Gasteinertal immer noch in Teilbereichen
eingleisig. Ein ehemals geplanter Straßentunnel nach Kärnten wurde nie realisiert.
Die Spazierwege im Tal und den anschließenden Berghängen wurden ebenfalls durch das zunehmende Verkehrsnetz für Automobile stark reduziert und verändert.
Wo im 19. Jahrhundert noch Wege oder Schotterstraßen waren, die von Spaziergängern benutzt werden konnten, sind diese heute durch stark befahrene, asphaltierte Straßen ersetzt worden und keinem Spaziergänger oder Wanderer mehr zuzumuten.
So empfahl Eble, 1834 als Spazierwege auch noch die heutige Hauptstraße, wie es im Originaltext heißt (1d) :
"Der breiteste, ebenste und zugleich auch best gebahnte Spaziergang bleibt immer die Fahrstrasse nach Hofgastein
und nach Beckstein. Er ist daher auch fast einzig denjenigen zu empfehlen, welche schlecht zu Fuss sind,
namentlich den Podagristen, Asthmatischen und stark Geschwächten. Wählt man die Strasse nach Hofgastein,
so findet man rechts und links von Zeit zu Zeit hölzerne Bänke und auch Tische neben der Strasse,
andere auch an den sanften Erhöhungen des waldbewachsenen Schneeberges bis hinab zu dem erst neu erstandenen
sogenannten englischen Kaffeehause, 1/2 Stunde vom Wildbad entfernt (ein Bauernhaus, wo man Kaffee und Butter bekommt)." -
Aber auch zahlreiche Wanderwege, welche auf unterschiedliche Anhöhen im Gasteinertal zu Kaffee- und Wirtshäusern führten, sind heute durch asphaltierte Straßen ersetzt worden,
wie z.B. zum Annenkaffee, zur Windischkrätzhöhe, zum Café Gamskar usw. - inklusive der zahlreichen Forststraßen und Güterwege bis auf höchste Gipfel, wie
dem Stubnerkogel in Bad Gastein oder dem Fulseck in Dorfgastein. Viele der hochgelegenen Almen können mittlerweile über gut ausgebaute Straßen erreicht werden.
Bis 1933 wurde die Tauernbahn noch mit Dampflokomotiven befahren. Danach konnte, nachdem ein Kraftwerk in Mallnitz fertiggestellt wurde,
die gesamte Strecke elektrifiziert werden. Die Tauernbahn war mit Ausnahme des Tauerntunnels nur eingleisig ausgelegt.
Dem Weitblick des Dr. Ing. Carl Wurmb ist es zu verdanken, dass die als eingleisig konzipierte Tauernbahnstrecke im Tunnelbereich zweigleisig
ausgeführt wurde.
Die Eisenbahnstrecke ab Breitenberg (Bahnhof Hofgastein) erforderte den Bau zahlreicher Viadukte, um die tiefen Gräben zu überspannen.
Alle diese Viadukte wurden damals für den eingleisigen Betrieb konzipiert und somit für den zweigleisigen Ausbau zu schmal.
Noch im Reiseführer von 1937 ist nachzulesen (Woerl's Reisebücher, Leipzig S 20):
"Eine 13 m lange Brücke führt über den Wiedneralpbach, dann folgt die 20 m lange Brücke über den Laidalpsbach
und hierauf die Haltestelle Bad Hofgastein. Daran schließt sich die technisch interessante Strecke auf
der ganzen nördlichen Tauernbahn; es reihen sich Kunstbauten an Kunstbauten, wie sie
dichter kaum bei einer anderen Gebirgsbahn zu finden sind.
Die Bahn führt 31 m über der Talsohle auf einem 78 m langen Viadukt über die Steinbachschlucht, dann über
den 60 m langen Pyrkershöhe-Viadukt und über den 72 m langen Weitmoserschloß-Viadukt;
hierauf der 80 m lange Viadukt über den Hundsdorferbach, dann der 40 m lange Schloßbach-Viadukt.
Weiter folgt die Brücke über den Lafenbach und die Angertalbrücke in Eisenkonstruktion, die mit
einer Spannweite von 110 m die 85 m tiefer Angerschlucht überspannt. Jenseits der Brücke die Station Angertal.
Noch zwei Viadukte, der Schmalzgrabenbach-Viadukt und der Pichlwald-Viadukt werden befahren, dann folgt die Übersetzung
eines Schneelawinenganges, um märchenhaft schön entfaltet sich der weltberühmte Kurort Badgastein mit seinen Prunkhotels
und dem prachtvollen Wasserfall vor den Blicken der Reisenden." -
Die Kapazitätsgrenze der Tauernbahn war bereits 1960 erreicht und Brücken durften wegen ihres hohen Alters oft nur langsam befahren werden.
Zudem wurden die eingleisigen Tunneln z. B. bei Klammstein zunehmend sanierungsbedürftig. Der zweigleisige Ausbau für die gesamte Tauernstrecke war unausweichlich.
Für die Südrampe der Tauernbahn wurde es notwendig, eine neue Streckenführung auszuarbeiten, um den zweigleisigen Ausbau möglich zu machen.
Die Nordrampe und somit die Strecke im Gasteinertal behielt die ursprüngliche Streckenführung.
Dabei mussten allerdings zahlreiche gemauerte Wegüberführungen wegen der zu engen Durchfahrtsbreite mit Stahlbetonbrücken erweitert werden.
Zahlreiche Stützmauern wurden notwendig, um das Abrutschen der Schüttungen zu unterbinden. Zudem fanden oberhalb der Bahnstrecke großflächige Rodungen statt
und in Teilbereichen wurden Schallschutzwände errichtet.
Zweigleisiger Ausbau der Nordrampe bis 2009
Nach dem Bahnhof Loifarn Richtung Süden verschwindet die Bahntrasse im Unteren Klammtunnel. Die Trennung zum Oberen Klammtunnels bildet
die Gasteiner Klammschlucht, die nach wie vor eingleisig geführt wird.
Nach dem Verlassen des Oberen Klammtunnel wird die Gasteiner Ache über eine Stahlbrücke überquert, um nach kurzer Wegstrecke zur
mittlerweile aufgelassenen Haltestelle Klammstein zu gelangen.
Danach wird die Streckenführung zweigleisig weiter geführt und zwar bis zur ebenfalls aufgelassenen Haltestelle Hofgastein,
wo die Strecke bereits einen Anstieg von ca. 2,5 Meter auf 100 Meter aufweist.
Bei der ehem. Haltestelle Hofgastein verjüngt sich die Bahnlinie wieder auf ein Gleis. Es folgen das
Steinbach-, Pyrker-, Weitmoser-, Hundsdorfer- und Schlossbach-Viadukt.
Bei der Einfahrt in den ehem. Bahnhof Angertal wird die Angerschlucht bewältigt, wo bereits neben der historisch bedeutungsvollen alten und bereits still gelegten Brückenkonstruktion
die neue Angertalbrücke fertig gestellt ist und zweigleisig
befahren wird. Vom Bahnhof Angertal bis zur Abzweigung Angertal-1 verläuft die Bahnlinie schon seit November 1994 zweigleisig, danach aber
geht es entlang einer felsigen Lehne wieder eingleisig weiter bis zum Bahnhof Bad Gastein.
Nach dem Bahnhof Bad Gastein Richtung Böckstein quert die Bahnlinie eingleisig die Gasteiner Ache und fährt nun auf der linken Berglehne weiter bis zur aufgelassene Haltestelle Böckstein.
Danach quert die Bahntrasse den Angerbach über eine neu gebaute Stahlbetonbrücke, welche natürlich zweigleisig ausgelegt ist.
Im Bahnhof Böckstein befindet sich die Verladestelle der ÖBB-Tauernschleuse.
Ein Tunnelrettungs-Shuttle ist einsatzbereit im Bereich des alten Tauerntunnel-Nordportals abgestellt.
Dieses heute unter Denkmalschutz stehende "alte" Tunnelportal wird rechts, seit der Tunnelverkürzung in den
Jahren 2000 - 2003 und Eröffnung im August 2004 umfahren.
Quelle: 2009 by tauernbahn.at
1975 -
Bereits Ende 1975 erfolgten die ersten Baumaßnahmen zum 2-gleisigen Ausbau im Gasteinertal.
Wie im Buch "100 Jahre Tauernbahn" ausgeführt (2b), wurde zuerst der 3 km lange Abschnitt zwischen Bad Hofgastein und der Abzweigung Steinbach in Angriff genommen.
Über den Wiedneralpbach musste gar eine neue Brücke mit einer Stützweite von 15 m gebaut werden, wobei
6.000 m³ torfhältiger Boden ausgetauscht werden mussten.
Weiter wurden Tiefendrainagen, so genannte Horizontalfilterbrunnen mit Tiefen bis zu 13 Metern zur Entwässerung angelegt.
1979 - Zwischen 1977 und 1979 wurde der Streckenabschnitt Bad Hofgastein bis Dorfgastein für die Zulegung des zweiten Streckengleises,
gefolgt von der Strecke Dorfgastein bis Unterberg mit Betriebsaufnahme im Jahr 1981 fertig gestellt.
1988 -Im Jahr 1988 begannen die Arbeiten für den neuen, zweigleisigen Tunnel in Klammstein.
Der Abschnitt bis zur Haltestelle Klammstein wurde erst 1990 in Angriff genommen.
1990 - Zulegung eines zweiten Streckengleises mit Felsabtragung beim Unterberg erfolgte 1990 zwischen der Haltestelle Klammstein und Unterberg.
Der Abschnitt Angertal-Kralbachgraben erforderte umfangreiche Erdbewegungen auf einer Länge von 3 km, wobei gewaltige Stützmauern errichtet werden mussten.
Dem Schmalzgruben-Viadukt und dem Pichler-Viadukt konnte eine Stahlbetonbrücke vorangestellt und die alte Brücke nach Sanierung weiter benützt werden.
1995 - Die neue 96 m Stahl-Verbund-Brücke über den Anlaufbach vor dem Bahnhof Böckstein wurde 1995 fertiggestellt
und ersetzt somit die gleichnamige alte Anlaufbachbrücke mit dem Viadukt. Ein Brückenpfeiler musste schräg über den Anlaufbach gesetzt werden, um das
Stahltragwerk mit der Stahlbetonplatte sicher zu stabilisieren.
- Quelle: "100 Jahre Tauernbahn" von Christoph Bosch, S.124
2000 - Das Nordportal des Tauerntunnels wurde in den Jahren 2000 bis 2004 um 180 m verkürzt,
indem das Erd- und Mauerwerk Stück für Stück abgetragen wurde. Zuvor musste das gesamte Baufeld gerodet werden,
wobei 250.000 m3 Erdreich und Fels abgetragen wurden. Im Buch "100 Jahre Tauernbahn" heißt es dazu (2a) :
"Zweck der Tunnelverkürzung war, den Bogenradius aus dem Tunnel in den Bahnhof Böckstein zu entschärfen.
Die Züge können seither anstelle mit 80 km/h mit bis zu 110 km/h aus dem Tunnel fahren."
2008 - Im Angertal wurde der Neubau einer modernen Stahlbetonbogenbrücke notwendig, welche 2008 fertiggestellt werden konnte. Eine
Gasteiner Bürgerinitiative verhinderte aber zunächst die Benützung der neuen Brücke.
2012 - Wurde die Klammstein-Brücke, welche die Gasteiner Ache gleich nach dem Oberen Klammsteintunnel quert erneuert.
2016 -
Erst im April 2016 konnte die neue, nun zweigleisig ausgelegte Angertalbrücke für den Bahnverkehr freigegeben werden.
Die weiter unter Denkmalschutz stehende, nicht mehr für den Bahnbetrieb freigegebene 1903 gebaute Angertalbrücke soll erhalten bleiben.
Sie wurde im Jahre 2019 mit einem Korrosionsschutz versehen. Die Oberleitung wurde entfernt.
Die Südrampe mit der neuen Streckenführung wird bereits seit 2009 befahren, die Nordrampe im Bereich Gasteinertal
zeigt in Teilabschnitten wie bereits beschrieben aber immer noch einen eingleisigen Verlauf.
2024 - Ende April 2024 beginnen die Vorarbeiten für die Brückensanierung am Steinbach-Viadukt und später auch am Pyrker-Viadukt.
Dieser Streckenabschnitt ist immer noch 1-gleisig ausgelegt.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Tauernbahn - www.gastein-im-bild.info/gevbahn.html
Die ÖBB hatte bereits 1920 einen Durchschleuseverkehr durch den Tauerntunnel für PKWs eingerichtet.
Dabei wurde lediglich ein offener Güterwagen für eventuelle PKW-Fahrten frei gehalten.
Im Jahr 1930 wurde der Einzelwagenverkehr aufgelöst und durch eigene Autoüberstellzüge ersetzt, bestehend aus 12 Flachwagen für bis zu 30 Kraftfahrzeuge,
einem geschlossenen Waggon für einspurige Fahrzeuge und zwei Personenwaggons.
Der Autoboom Ende der 50-er Jahre mit zunehmendem Individualverkehr sprengte dann die Transportkapazität und man erwog einen Straßentunnel zwischen Mallnitz und Böckstein
zu errichten.
Wesentliche Verbesserungen des Durchschleuseverkehrs durch die ÖBB und negative Wirtschaftsberechnungen betreffend den geplanten Bau eines Straßentunnels
führten dann aber 1963 dazu, dass mit 30 Flachwagen die Beförderungskapazität von 72 PKWs zur Entspannung beitrug und das Straßentunnelprojekt nicht mehr
zur Verwirklichung kam.
Bis zur Fertigstellung der Tauernautobahn 1975 beförderte die Autoschleuse bis zu 756.200 PKWs (1973) durch den Tauerntunnel um danach, wie uns im Buch
"100 Jahre Tauernbahn" berichtet wird (2c) auf 200.000 PKW-Durchschleusfahrten abzusinken.
Heute . . . Gegen Ende der 90-er Jahre wurden der zweiachsige Autozugwagen durch achtachsige Niederflurwaggons ersetzt, nachdem sie entsprechend
umgebaut wurden. Die Waggons erhielten einen Stahlkäfig und wurden auffällig rot lackiert. Die Waggons erlauben auch den Transport von Autobussen.
Auch wurden neue Reisezugwaggons am Anfang oder Ende des Autozuges eingegliedert, denn die Autoinsassen durften nicht mehr während der Fahrt durch den Tunnel in den eigenen PKWs sitzen bleiben,
sondern müssen seit 8. Dezember 2000 in die Reisewaggons umsteigen.
Auch musste nach der Tunnelkatastrophe in Kaprun 1 Monat zuvor am 11. November 2000 eine sicherheitstechnischen Aufrüstung des Tauerntunnels und ein
Tunnelrettungskonzept ausgearbeitet werden. Seit 2005 gibt es beim Bahnhof Böckstein einen Rettungszug,
der mit Rettungs-, Mannschafts- und Löschmittelcontainern ausgestattet ist. Der Zug ist so ausgelegt, dass auch Feuerwehrfahrzeuge verladen werden können, wenn dieser
in den Tunnel einfährt.
Böckstein - Tauerntunnel | ||
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2-gleisig: Mit der Einfahrt in den Tauerntunnel beim Bahnhof Böckstein endet die Nordrampe der Tauernbahn. |
Viel "Grün" gibt es nach wie vor im gesamten Gasteinertal, aber immer weniger im Ortsgebiet.
Das unverzichtbare Auto und zahlreiche Neubauten haben Wiesen, Parks und Gärten zum Verschwinden gebracht.
Es werden Parkflächen im Bereich von Einkaufszentren benötigt, wie bei der Südeinfahrt und Nordeinfahrt in Bad Hofgastein und
weite Parkflächen rund um die Skiliftzentren, ebenso bei den Thermenanlagen, was für alle Gemeinden im Gasteinertal gleichermaßen gilt.
Noch in den 70-er Jahren berichtete man stolz über derartig große Parkflächen, die im Zuge des aufsteigenden Wintertourismus errichtet wurden.
So heißt es bei Sebastian Hinterseer (3a) :
"Im Spätsommer 1973 wird im Kurzentrum das Hallenbad, das Solarium, das Fitness-Center, die Sauna und die Kunsteisbahn fertiggestellt.
Damit verbunden stehen auch Autoparkplätze für 170 Pkw zur Verfügung." - und weiter, betreffend die Talstation bei der 1974 fertig gestellten
Standseilbahn in Bad Hofgastein (3d) :
"Es stehen nach endgültigem Ausbau nun 30.000 qm Parkfläche zur Aufnahme von 1500 Fahrzeugen bereit.
12.000 qm wurden davon neu aufgeschüttet und planiert. Damit verfügt die Schloßalmbahn über eine der größten Parkflächen unter allen Seilbahnen Österreichs".
Nach der touristischen Erschließung des zuvor als Naturschutzgebiet gesehenes Angertal (Judau) heißt es weiter (3c) :
"An ihrem Endpunkt in der sogenannten Judau soll eine Parkfläche von 27.000 qm entstehen, so daß dort nach dem
Endausbau 900 Pkws und 40 Autobusse Aufnahme finden können". -
Dasselbe gilt für das für den Wintertourismus in den 70-er Jahren erschlossene Nassfeld. Dabei berichtet uns S. Hinterseer
was für 1973 geplant sei (3b) :
"Parkplätze an der Talstation der Kreuzkogellifte am Naßfeldeingang zu errichten, die nach ihrem Endausbau rund 600 Fahrzeuge aufnehmen sollen" -
und weiter heißt es, dass dieser dann 1976 vergrößert werden sollte, für eine "Aufnahmemöglichkeit von 1000 Pkws, statt bisher 600".
Heute - Mittlerweile haben sich die genannten Parkflächen weiter um ein vielfaches vergrößert und im Ortszentrum Bad Hofgastein
gibt es mit Ausnahme von wenigen schmalen Grünstreifen, insbesondere bei Privathäusern keine Grünflächen mehr. Tiefgaragen sind immer noch die Ausnahme.
Die Option bzw. Forderung, jedem Neubau verpflichtend den Bau einer Tiefgarage zu verordnen wird nicht angestrebt. So werden weiter Grünflächen zu Parkplätzen und Neubauten im Ortsgebiet werden weiter neue Parkplätze benötigen.
Bad Hofgastein - kann sich der vielen Parkplätze rühmen. Nahezu jede Hotelanlage hat "neue" Parkplätze geschaffen, die die Öffentlichkeit bzw.
der "Einheimische" nicht benützen darf.
Dazu kommen die Einkaufszentren im Norden und Süden von Bad Hofgastein,
die Parkplätze der Bergbahnen bei der Schlossalmbahn (ca. 1,5 ha) und der große Parkplatz beim Thermentempel (etwa 0,5 ha).
Der große und mittlerweile schon wieder fast zu kleine Parkplatz unweit der Tischlerei Sendlhofer
(etwa 0,25 ha) im Süden des Marktes erweist sich mittlerweile als schon wieder zu klein. Auch der Wald hinter dem Kurhaus Tauern im Bereich des Thermalwasserbehälters (etwa 0,15 ha)
wurde gerodet, um mehrere Etagen Parkfläche zu errichten.
Rund um die bestehenden Hotels im Ortszentrum sind um die Jahrhundertwende viele neue Flächen als Parkplätze ausgewiesen und errichtet worden,
so zwischenzeitlich beim ehem. Hammersdorfer oberhalb vom Salzburgerhof, welcher heute durch einen Neubau ersetzt wurde, weiter
unterhalb vom Grandparkhotel, gegenüber vom Pfarrhof und unterhalb des ehem. Kindergarten, hinter der ehemaligen Bundesforste,
beim Hotel Gastein in der Alexander-Moser-Allee, um nur einige Beispiele zu nennen.
So ist auch die Wiese beim Schweizerhof zum Parkplatz für das Hotel Germania umgewandelt worden, ebenso die
Wiese beim ehem. Hampl in der Weißgerbergasse.
Die Grünfläche, inklusive Biotop bei der Nordeinfahrt Hofgastein wurde leider ebenfalls Parkfläche.
Neu entstandene Wohnhäuser, welche selten auch den Bau von Tiefgaragen mit einschießen, was auch für Gewerbeanlagen gilt,
haben natürlich auch außerhalb des Ortes viel Grünfläche für Parkplätze gefordert, wie beim Großmarkt ADEG in Lafen (Zittrauergasse)
oder nördlich der Sandwirtsiedlung bei der Einfahrt Anger.
Auch das Gewerbegebiet in Harbach hat nicht nur durch die Gebäudeanlagen,
sondern auch durch Parkplätze viel Grünfläche verschlungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Anwohnern zunehmend das Parken auf den Straßen ihrer unmittelbar angrenzenden Wohnung unter Strafe verboten wird
und gleichzeitig kaum öffentliche Parkplätze im gesamten Ortsgebiet vorhanden sind. Parkflächen der zahlreichen Hotels, welche während der Zwischensaison abgesperrt
werden und keinen öffentlichen Zugang erlauben, sind "tote" Flächen.
Parkflächen : Ortszentrum Nord | |
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Auch entlang von bestehenden, asphaltierten Straßen werden immer mehr Parkplätze geschaffen, welche zuvor Grünflächen waren. |
Parkflächen : Ortszentrum Nord | |||
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Steigende Nächtigungen zwingen immer mehr zum Ausbau von weiteren Parkflächen im Ortszentrum, da die Anreise heute fast ausschließlich mit dem eigenen PKW erfolgt. |
Parkflächen : Hofgastein Süd | |||
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Im Süden von Bad Hofgastein befinden sich große Einkaufszentren mit großen Parkflächen. Zuvor waren es Wirtschaftswiesen. |
Bad Gastein - hat aufgrund des Geländes nicht viel Platz für zusätzliche Parkplätze. Das Parkhaus hinter dem sanierungsbedürftigen Hotel Austria sollte
die Parkplatznot etwas abfedern. Auch der Parkplatz bei der Stubnerkogelbahn (ca. 0,75 ha) ist zwar großflächig angelegt aber in der Schisaison zu klein (ein geplantes Parkhaus soll
in Zukunft Abhilfe schaffen).
Abstellplätze am Straßenrand, insbesondere beim Bahnhof oder im Ortszentrum decken den
Bedarf in der Hochsaison nicht und führen ständig zu Verkehrsstau.
Trotz der zunehmenden Parkplatzerweiterungen entstehen aber zumindest in der Gemeinde Bad Gastein auch hin und wieder Grünflächen.
So konnte durch den Abriss der Grabenbäckerquelle wieder Natur zurückgewonnen werden.
Die Fläche nach dem Abriss der Hotelanlage Gasteinerhof allerdings wurde Parkplatz.
Parkflächen : Böckstein | ||
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Auch in Böckstein sind nicht unwesentlich große Grünflächen als Parkplatz umgewidmet worden. |
Dorfgastein - ist nicht minder von der Umwandlung einiger Grünflächen in Parkplätze betroffen. Insbesondere bei der Bergbahnstation, wo bereits beim Bau der Fulseckbahn geschätzt 0,5 ha Parkfläche angelegt wurden, mussten noch einmal mehr als 1 Hektar Wirtschaftswiese hinter dem Wengergut als Parkfläche genutzt werden.
Fußgängerzone : In - Bad Hofgastein - gibt es seit 1972 im Bereich Kaiser Franz-Platz und Kirchenplatz mit dem oberen Abschnitt der
Kurgartenstraße eine Fußgängerzone, welche damals in der Zeit vom 3. Juli bis 30. September galt.
1974 wurde dann die ganzjährige Fußgängerzone eingeführt, ebenso das Nachtfahrverbot im Ort ab 22 Uhr.
Als Entlastungsstraßen galten die neu errichtete Goldbergstraße im Norden und der Ausbau der
Alexander-Moser-Allee im Süden. Die Fußgängerzone wurde im Jahr 2013 um den Kurpromenadenabschnitt
"Postgasse - Alexander-Moser-Allee" per Gemeindebeschluss erweitert.
Ein einstimmiger Beschluss in der Gemeindevollversammlung sieht für das Schuljahr 2021/22 eine temporäre Fußgängerzone vor der Volksschule
von Montag bis Freitag täglich von 07.15 Uhr bis 7.45 Uhr sowie von 11.30 Uhr bis 13.00 Uhr vor. Die Maßnahme soll das
allmorgendliche Chaos vor der Volksschule durch "Elterntaxis" vermeiden. (3f)
Fußgängerzone : Bad Hofgastein | |||
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Der Hamplplatz im Ortszentrum mit der Kurpromenade bis zum ehem. Hotel Germania gilt als Fußgängerzone, mit Unterbrechung beim (ehem.) Postamtsgebäude. |
Temporäre (?) Fußgängerzone | |
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Die Fußgängerzone in der Schulstraße beginnt und endet mit dem Schulgebäude. Sie gilt nur wochentags von 7. 15 bis 7.45 h und 11.00 bis 13.00 h. |
Kreisverkehr : Bad Hofgastein hat sich zudem an den Ausfahrten Nord, Mitte und Süd für die Errichtung eines Kreisverkehrs entschieden, um so den Verkehr am "Fließen" zu halten. Das Verkehrskonzept "Kreisverkehr" bei der Ortseinfahrt-Nord und der Ortseinfahrt-Süd hat sich als akzeptable Lösung bewährt. Lediglich Fußgängerübergänge sind nicht wirklich ausgewiesen. Die neue Ortseinfahrt Hofgastein-Mitte mit Fertigstellung 2018 lässt das Konzept als eine etwas groteske Variante erscheinen. Im unmittelbaren "Umkreis" des angelegten Rondells wurden in kurzen Abständen weitere Zufahrten geschaffen, inklusive die des Busterminals. Auch Fußgänger können hier nicht ohne Sicherheitsrisiko die Straße überqueren. Zwei neu errichtete Unterführungen werden kaum genutzt, da sie nicht dem natürlichen Verlauf der Fußgängerrouten entsprechen.
Sind Gehwege nach wie vor im Verkehrskonzept der Gasteiner Gemeinden vorgesehen, so sind es die einstigen "Geh-Steige" nicht mehr. Es gibt sie aber noch - als Relikte der Vorzeit, dem 20. Jahrhundert. Die noch bestehenden sind dem Verfall preisgegeben und neue werden nur noch in kurzen Abschnitten angelegt, wie z. B. in Bad Hofgastein als Teilstück im Bereich der Gasteiner Bergbahnanlagen. Geh-Steige - also durch Randsteine abgegrenzte, erhöhte Gehwege - als eine der Sicherheit dienende Abgrenzung zu verkehrsintensiven Straßenzügen sind nicht mehr gewünscht. Heute sind es Holz- oder Metallpfosten, die in unregelmäßigen, teils willkürlich gesetzten Abständen eine Abgrenzung zum Fußgänger andeuten. Zudem sind bereits viele der Gehsteige beseitigt worden und die noch bestehenden finden unvermittelt an Hauswänden, Straßen, Privatgrundstücken oder neu errichteten Häuser ihr Ende.
"Gehsteige" : Bad Hofgastein | |||
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Relikt des 20. Jhs. - der "Gehsteig" - und sein abruptes Ende . . . |
Tempo-30 :In Bad Hofgastein gilt seit 2015 (?) im gesamten Ortsgebiet die Rechtsregel, nachdem sämtliche Vorrang- und Stopp-Tafeln entfernt wurden. Einbahnregelungen sind nicht vorgesehen, obwohl diese vermutlich den Verkehrsfluss wesentlich vereinfachen würden. Im Ortszentrum von - Bad Hofgastein - gilt wie schon erwähnt Tempo 30 km/h und es gilt die Rechtsregeln auf allen Straßen, allerdings nicht bis zur Ortstafel, d. h. nicht im gesamten Ortsgebiet, sondern bis zu den explizit ausgewiesenen Grenzen, die es sich auch als nicht Ortskundiger zu merken gilt. Unübersichtliche Straßeneinfahrten in die sog. "Durchzugsstraßen" sind von nicht mit dem Straßennetz im Ortsgebiet vertrauten Verkehrsteilnehmer kaum wahrzunehmen und so ist Tempolimit von 30 km/h, inklusive gute Übersicht und Reaktionsfähigkeit unabdingbar.
Einbahnstraßen sind im Gasteinertal wenig populär. Lediglich Dorfgastein und Bad Gastein haben aufgrund der engen Straßenverhältnisse
Einbahnregelungen getroffen. Engstellen in der Gemeinde Bad Hofgastein hingegen lassen Einbahnregelungen ganz vermissen und
zwingen so zu stockendem Verkehr, was insbesondere Linienbusse entsprechende Fahrkünste abverlangt.
Als Durchfahrtsstraße gilt nach wie vor die Gerichtsstraße mit dem Nadelöhr Gasteiner Höhenweg.
Vorübergehend gab es in den 90-er Jahren eine Einbahnregelung in diesen Bereich, welche aber wieder aufgegeben wurde.
Auch die Schulstraße wurde zu dieser Zeit durch eine Einbahnregelung entschärft.
Als Kuriosum findet sich in der Parkfläche westlich vom Tennisplatz eine wenig beachtete Einbahnregelung.
Einbahn : Bad Hofgastein | |
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Einbahnstraßen in Hofgastein ? - Die Ausnahmen . . . |
Die - Gemeinde Dorfgastein - und die Gemeinde Bad Gastein hielten sich bisher von den oben genannten Kreisverkehrskonzepten fern und regeln die Zufahrtsstraßen im Ortsgebiet mit Vorrangtafeln. Beide Gemeinden entschieden sich auch aufgrund der engen Straßenverhältnisse im Ortszentrum für Einbahnregelungen. Die Fußgängerübergänge bei der Ortseinfahrt Dorfgastein - Mühlbachstraße und bei der Kreuzungsstelle Bahnhofstraße-Bergbahnstraße sind durch Zebrastreifen gesichert aber dennoch nicht ungefährlich. Als Einbahnstraßen gelten die Dorfstraße, die Ringstraße und ein Teilstück der Schulstraße.
Einbahn : Dorfgastein | |||
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Mehrere Engstellen im Ortsgebiet von Dorfgastein sind durch Einbahnregelungen entschärft. |
Im Ortszentrum von - Bad Gastein - ist nach dem Kauf der Häuser am Straubingerplatz ein neues Verkehrskonzept geplant, nachdem die Hirmer-Gruppe die Häuser erworben hat und gemeinsam mit der Travel-Charme 130 Betten in der Vier-Sterne-Superior- und Fünf-Sterne-Kategorie schaffen will (3e). Als Einbahnstraßen gelten derzeit die Karl-Heinrich-Waggerl-Straße und die kurzen Straßenabschnitte um die Preims-Kirche. Für Parkflächen ist im Ortszentrum wenig Platz.
Einbahn : Bad Gastein | |
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Die Engstelle bei der Preimskirche ist durch die Einbahnregelung entschärft. Die Karl-Heinrich-Waggerl-Straße ist durch die Einbahnregelung vernünftig befahrbar. |
Forststraße bzw. Güterwege nennen sich die mittlerweile manchmal über 4 m (?) breiten Straßen ins Almgebiet bis auf höchste Gipfel. Abgesehen von der stark befahrenen und gut ausgebauten Alpenstraße nach Sportgastein, welche letztlich wegen des weitgehend ausgebauten Skigebietes errichtet wurde, sind es durchwegs Straßen, die zwecks Bewirtschaftung vieler Almen oder zur Holznutzung gebaut wurden. Zu fast allen bewirtschafteten Almhütten gibt es mittlerweile eine mit dem PKW gut zu befahrende Straße. Notwendige Bauarbeiten in Skigebieten zwecks Schaffung neuer Liftanlagen, Pisten, Beschneiungsanlagen etc. zwingen ebenfalls zum Neubau breiter Güterwege. Zudem kommt noch der zunehmende Ausbau von Freizeitanlagen auf den Bergen mit der Schaffung von Aussichtsplattformen, Kinderspielplätzen, Funparks und anderen Erlebniseinrichtungen, bevorzugt im Nahbereich von Liftanlagen. Dadurch werden ursprüngliche Wegenetze verändert, verschwinden ganz oder werden als "neue, bequeme" Wanderwege gepriesen. So lesen wir im 2-bändigen Werk des Alpenvereins, 2016 im Kapitel "Neue Infrastruktur überprägen das alpine Wandernetz" (4a) : "Bis zum ersten Weltkrieg waren die alpinen Vereine zumindest oberhalb der Almregion die einzigen Erschließer im Gebirge. Erst ab den 1920-er Jahren tauchten im Hochgebirge mit Seilbahnprojekten, Speicherkraftwerken und Straßenbauten andere Interessen auf ... - Ab den 1990-er Jahren intensivierten sich diese Einflüsse auf das Wegenetz durch die verstärkte Nutzung von Bergbahnen für den Sommertourismus, ebenso durch neue skitechnische Erschließungen seit der Jahrtausendwende." Dabei gehen oft Almflächen verloren und Almhütten müssen weichen. Zu den neuen Freizeiteinrichtungen am Berg berichtet uns das 2-bändige Werk des Alpenvereins, 2016 im Kapitel "Liftgestütztes Wanderglück" (4b) : "Auch die Erschließung mit Bergbahnen überprägt in vielen Gebieten das vorhandene Wegenetz. Der Bau von Liften, Pisten, Zufahrtsstraßen, Beschneiungsanlagen und Speicherseen verändert mit dem Landschaftsbild auch den Charakter der im Gebiet vorhandenen Wanderwege - ... - Um die Bergbahnen gewinnbringend zu führen, versuchen darüber hinaus immer mehr Betriebe auch im Sommer ein attraktives 'Bergerlebnis' zu schaffen - die Folge ist ein Bauboom an Themenwegen, Aussichtsplattformen, Funparks und anderen Erlebnisangeboten."
Die zunehmende Bewirtschaftung der Almen und die forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder führte wie bereits ausgeführt zu einem verstärkten Ausbau von Straßen,
was ein weitreichendes Güterwegenetz hervorbrachte.
Die Errichtung derartiger Straßennetze zu den bewirtschafteten Almhütten machte den Waren- und Personentransport von und zur Hütte einfach
und bietet dem Wanderer zudem einen "komfortablen" Wanderweg ins Gebirge und zur Almhütte.
Das mittlerweile so entstandene "Straßennetz am Berg" wird allerdings auch von Mountainbikern genutzt, insbesondere aufgrund der zunehmenden E-Bike-Besitzer,
was wiederum nicht so gerne im Gasteinertal gesehen wird.
Dieses scheinbar "komfortable" Wegenetz führt aber auch verstärkt zu Familienwanderungen mit Kleinkindern und Kinderwägen.
In Dorfgastein wird bereits auf Schautafeln auf besonders dafür geeignete Wege hingewiesen.
Das 2-bändige Werk des Alpenvereins, 2016 im Kapitel "Erschließung des Gebirges mit Güterstraßen berichtet uns dazu" (4c) :
"Wanderungen zu vielen Schutzhütten und Almen verlaufen mittlerweile über Schotterstraßen. Interessanterweise erscheint
es vielen Fußgängerinnen und Fußgängern als normal und selbstverständlich,
bei einer Wanderung im Gebirge auf Straßen zu gehen, die eigentlich für Kraftfahrzeuge gebaut wurden. Dieser 'Normalzustand' ist aber erst wenige Jahre alt."
- Heute - blicken wir auf ein ausgedehntes Straßennetz im Gebirge. Derartige "Almstraßen" zu jeder bewirtschafteten Almhütte
sind mittlerweile flächendeckend vorhanden und werden teilweise noch weiter ausgebaut. Windwurf in Wirtschaftswäldern erfordern weiter
zusätzliche Straßen ins Gebirge. Sie bleiben als Forststraßen bestehen und
immer mehr werden derartige "Straßen" heute als Wanderwege ausgewiesen und als besonders attraktiv für Familien beschrieben.
Bereits vorhandene "Straßen" werden weiter ausgebaut, insbesondere wenn neue Bauvorhaben anstehen.
Für den Naturwanderer und Bewunderer der Bergwelt kommen diese Routen aber wohl nicht in Frage.
In - Dorfgastein - führen Straßen auf die Präaualm, Wölflalm, Heinreichalm, Amoseralm, Peterbaueralm und nördlich davon
auf die Lehenalm. Eine Straße führt auch direkt auf die Drei Waller bzw. auf die Kögerlalm.
Auf der Ostseite von Dorfgastein gehen Straßen auf die Wengeralm, auf das Fulseck, zur Grabneralm und zur Heumoosalm. Vom Hauserbauer geht's auf die Paulbauern- und
Lenzbauernalm, sowie auf die Hauserbauernalm, ebenso wie auf die Steineralm bis hinauf zum Hörndl.
Auch von Maierhofen geht eine Straße bis zur Steineralm. In Klammstein führt dann noch eine private und kaum benutzte Straße auf die Raineralm.
Auch wenn noch Wanderwege ohne Straßencharakter existieren, ist man doch nie weit davon entfernt.
Auch von Luggau führen Güterwege auf die Compbergalm und Walchalm.
Das → Bergwandern - auf breiten Straßen ist offensichtlich notgedrungen Teil der Tourismusstrategie.
Zum Thema siehe auch : Kapitel 4.1. → Sommertourismus - Bergwandern . . .
Besonders an heißen Tagen kommt es bei größerem Verkehrsaufkommen im Wandergebiet Wengeralm-Fulseck zu beträchtlichen Lärm- und Staubentwicklungen. |
In - Bad Hofgastein - sind es die Straßen auf die Rastötzenalm, zum Planitzengut oder über Gadaunern auf die Wurzeralm im Osten und die Straße auf die Brandner Hochalm, die Biberalm, die Schmaranzalm und die Walchalm über Breitenberg im Westen. Im Angertal sind es dann noch die Straßen auf die Gadaunerer Hochalmen, die Rockfeldalm und hinüber ins Schlossalmgebiet bis zur Bergstation der Schlossalmbahn, sowie gegenüberliegend auf die Schattbachalm, Kressebenalm und Stubneralm. Im Gebiet Harbach führt eine Straße bis auf die Schockalm und auf die Krämeralm.
In - Bad Gastein - führen Straßen auf die Bellevuealm bis auf den Stubnerkogel. Weiter auf den Patschgstuhl, zur Bergstation Graukogel, in die Radeckalm (Anlauftal) und in die Prossau (Kötschachtal). Von Böckstein bzw. ab dem Heilstollen gibt es eine Straße bis hinauf zur Hieronymushöhe und in Sportgastein (Nassfeldalm) selbst eine Straße bis zum Talschluss und bis hinauf zur Bergstation der Goldbergbahn über die Sonnenalm (Schideck).
Die Fahrrad-Mobilität boomt nun neuerlich in den letzten Jahren, insbesondere wegen der neuen Technologie. Es ist das "E-Bike" was die Menschen wieder auf das Fahrrad bringt. Die elektrische Unterstützung ermöglicht es nun auch Menschen der älteren Generation, das Fahrrad für eine Bergfahrt zu benutzen, denn - "Bergauf geht's damit besonders leicht". Forststraßen und Güterwege wollen nun massenhaft benützt werden. Waren es bisher nur konditionsstarke Mountainbiker, die den Berg hinauf schufteten, so können es jetzt "alle". Das ruft Weg- und Forstbesitzer auf den Plan und wir erleben mit der wundersamen Vermehrung der E-Biker nun auch dasselbe mit den entsprechenden Verbotstafeln.
Bad Gastein steht nun am Beginn einer neuen Ära. Die Revitalisierung zahlreicher Gebäude soll nun ein neues einzigartiges Ortsbild schaffen. Mit einer Postwurfsendung "Renaissance einer Legende" wirbt der Kur- und Tourismusverband im Mai 2021 um die Gunst der Bevölkerung mit folgendem auch der Aufklärung dienenden Text: "Teile des Ortsbildes waren in den letzten Jahren geprägt von verfallenen Gebäuden und Stillstand. Nun beginnt eine neue Ära: Große Veränderungen stehen an, die sich positiv auf das Ortsbild, Tourismus und Lebensqualität auswirken werden. In den kommenden Jahren wird Bad Gastein revitalisiert und modernisiert: Hotels werden renoviert, die Infrastruktur wird ausgebaut und Mobilitätskonzepte werden verwirklicht." - Dazu sollen noch Führungen und Tage der offenen Baustelle für Einheimische und Gäste angeboten werden, um die Akzeptanz der noch über Jahre bestehenden größeren Baustellen bei der Bevölkerung zu erhöhen und evtl. anstehende Fragen zu beantworten.
Das von der Gemeinde Bad Gastein erarbeitete Mobilitätskonzept soll, wie bereits im Bürgermeisterbrief 2020 bekanntgegeben
ausreichend Parkplätze für Gäste und Einheimische zur Verfügung stellen.
Dabei soll am derzeitigen Parkplatz der Stubnerkogelbahn ein Parkhaus mit ca. 500 Stellplätzen errichtet und weiter eine
unterirdische Fußgängerverbindung - "Vertical Link" - zum Parkhaus am Wasserfall geschaffen werden, mit
drei architektonisch hochwertige Zugängen im Bereich der Karl-Heinrich-Waggerlstraße, am Bahnhofplatz und bei der Stubnerkogelbahn.
Die Beförderung der Personen erfolgt barrierefrei und komfortabel über Förderbänder.
Dazu teilt uns Bürgermeister Gerhard Steinbauer mit:
"Mit dem von der Gemeinde Bad Gastein erarbeiteten Mobilitätskonzept werden die durch die besondere topographische Situation
Bad Gasteins bedingten großen Herausforderungen auf ebenso besondere und zukunftweisende Art gelöst:
Die neu geschaffenen Parkmöglichkeiten im Parkhaus bei der Stubnerkogelbahn und im Parkhaus am Wasserfall im Ortszentrum garantieren
ausreichend Parkmöglichkeiten für Hotelgäste, Tagesgäste und Einheimische. Die Fußgängerverbindung - Vertikal Link - stellt die durchlässige,
bequeme, barrierefreie Erreichbarkeit des Ortsgebietes sicher." -
Das beschlossene Mobilitätskonzept ist Voraussetzung für die Revitalisierung des Ortszentrums, die mit der Sanierung von historischen, denkmalgeschützten Gebäuden
wie dem Straubinger Hotel, dem alten Postgebäude und dem Badeschloss, inklusive einem daran angeschlossenen Neubau seinen Anfang nimmt.
- Zum Thema siehe auch Kapitel 5.1. → Abbruch- und Neubauten - Sanierung historischer Gebäude in Bad Gastein . . .
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Gastein-Projekte : www.gastein-im-bild.info/doku/dprojkt.html
Rückhaltebecken, Nebenarme, Hochwasserschutzdämme sind in den
Katastralgemeinden Wieden, Hofgastein, Heißingfelding, Vorderschneeberg und Remsach entlang der Gasteiner Ache geplant.
Auf einer Länge von sieben Kilometern wird bis 2025 in Bad Hofgastein entlang der Gasteiner Ache ein umfassender Hochwasserschutz errichtet.
Insbesondere die Aufweitung der Gasteiner Ache auf einer Länge von 2 km soll dabei Mensch und Tier neuen Lebensraum bieten.
Die Gasteiner Rundschau (6a) berichtet dazu:
"In vier Bauetappen werden insgesamt sechs Projektabschnitte abgewickelt. Anger, Schlossbach, Sportplatz und Kurpark,
das Ortszentrum, Gallwies sowie der Bahnhof. Herzstücke des Hochwasserschutzes sind das Rückhaltebecken am
Badesee mit einem Fassungsvermögen von rund 540.000 Kubikmeter Wasser sowie der durch die Aufweitung der
Gasteiner Ache am Kurpark und in Gallwies entstehende neue Lebensraum für Mensch und Natur."
- Das Hochwasserschutz-Projekt 2022/26 entlang der Gasteiner Ache wird notwendigerweise durch die Errichtung von Wildbachsperren der gesamten
Zuflüsse ergänzt bzw. weiter ausgebaut. Neue und bestehende Schutzbauten sind im Kapitel →
Wildbachsperren - dokumentiert.
2022 - Bereits im November 2022 sind erste Erdbewegungen im Gebiet der Grauerlenau in der Grenzregion Remsach und Badesee wahrnehmbar, als erste Vorbereitungen, zumal der Spatenstich erst am 7. Dezember 2022 erfolgte. Die den Badesee im Osten und Nordosten umgebende Grauerlenau war bis zuletzt als schützenswertes Biotop ausgewiesen. Eine → Schautafel - informiert über den notwendigen Amphibienschutz und dem Erhalt seltener Pflanzenarten.
2023 - Zu Jahresbeginn 2023 wird das gesamte Gebiet rund um den Badesee der KG Vorderschneeberg gesperrt. Baumaschinen sorgen für die Abholzung, Planierung und Errichtung von Erdwällen und Gräben im Gebiet. Betroffen sind dabei das Biotop → Grauerlenau Badesee - im Osten und das nach Norden anschließende Biotop → Totarm NO Badesee - wo auch geschotterte Straßen errichtet werden, ebenso wie entlang der Ache mit dem Biotop → Ufergehölz 75m SW Badesee - welches durch die Baumaßnahmen komplett zerstört wurde. Auch ein Teil der → Grauerlenau Remsach, welches zum Gemeindegebiet Bad Gastein gehört, ist großräumig betroffen.
- KG Remsach-Vorderschneeberg : Rückhaltebecken Grauerlenau/Badesee
Als Herzstück des Projektes gilt das Rückhaltebecken beim Badesee mit einem Fassungsvermögen von rund 540.000 Kubikmeter.
Entlastungsgerinne und Erddämme
sind bereits weithin sichtbar und hoch aufgetürmt. Die Biotope "Totarm NO Badesee" und "Grauerlenau Badesee"
sind bereits in weiten Teilen umgewälzt worden und entsprechen so nicht mehr der im Jahr 2003 aufgenommenen Biotopkartierung.
Auch die "Grauerlenau-Remsach" hat am Nordende bereits im Februar 2023 nach großflächigen Erdbewegungen seinen Baumbestand verloren und weist derzeit
weit verlaufende tiefe Gräben auf.
Gleichzeitig wurde entsprechend dem Verlauf der zu schaffenden Entlastungsgräben eine bis zu 6 m breite geschotterte Straße angelegt, ebenso entlang
der Gasteiner Ache gegen Norden, wo bereits mächtige Erdwälle errichtet wurden.
- KG Wieden : Bahnhof/Gasteiner Ache
Im April/Mai 2023 erfolgen ersten Bauarbeiten in der Katastralgemeinde Wieden
entlang der Gasteiner Ache am orografisch linken Achenufer, beginnend im Norden bei der Bahnhofsbrücke.
Neben den Planierungsarbeiten entlang der Uferböschung wird parallel dazu eine geschotterte Straße errichtet.
Die Uferböschung wird beseitigt und das Flussbett abschnittsweise erweitert.
Region : Bahnhof - Wieden - Gallwies | ||
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Im April/Mai 2023 Errichtung einer Straße entlang der Gasteiner Ache in Wieden. Die Uferböschung wird beseitigt und das Flussbett erweitert. |
2024 - Mit Jahresbeginn wird in der KG Bad Gastein in Badbruck zwischen den Übergängen Bertahof und der Straßenbrücke
im Uferbereich der Gasteiner Ache die Ufervegetation am orografisch linken Ufer beseitigt und im Bachbett eine Straße errichtet.
- In der KG Hofgastein wird im März mit Planierungsarbeiten und Beseitigung der Uferböschung im Bereich der Schafflingerwiese begonnen.
- In der KG Wieden bzw. in der KG Hofgastein wird die Gasteiner Ache weiter im Verlauf erweitert, die Ufervegetation entsprechend dem
Biotop → Baumreihe N Gasteiner Ache - beseitigt und eine Straße errichtet.
- KG Bad Gastein/Vorderschneeberg : Badbruck/Gasteiner Ache/Badesee
Im Bereich Badbruck wird am orografisch linken Achenufer eine Straße errichtet, nachdem die Ufervegetation weitestgehend beseitigt wurde.
Das Ufer wird mit mächtigen Steinblöcken bzw. mit Schutt und Sand befestigt. Das Areal des künstlich angelegten Badesees wurde weitgehend wiederhergestellt.
Der südliche Uferbereich wird nun von einem hohen Dammwall mit einer geschotterten Straße begrenzt.
- KG Hofgastein : Schafflingerwiese/Gasteiner Ache
Im März 2024 erfolgen ersten Bauarbeiten in der Katastralgemeinde Hofgastein im Gebiet Kendlgut
entlang der Gasteiner Ache am orografisch linken Achenufer, beginnend im Norden bei der Fußgängerbrücke.
Planierungsarbeiten, Beseitigung der Uferböschung, Aufschütten von Dämmen und der Ausbau der bestehenden Promenade
zu einer geschotterten Straße sind Teil der Bemühungen. Im nördlichen Areal der Futtergraswiese muss dabei zur Gänze planiert und
ebenfalls eine Schotterstraße errichtet werden.
- KG Hofgastein : Gallwies/Gasteiner Ache
Im Bereich Gallwies in der KG Hofgastein und KG Wieden erfolgen Flussbetterweiterung und Uferbefestigung, nachdem sämtliche Bäume im Uferbereich entfernt wurden.
Eine Straße wird im Flussbett an der orografisch linken Achenseite errichtet und das Ufer mit Schutt und Sand ausgekleidet.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Hochwasserschutz, Wildbachsperren : www.gastein-im-bild.info/gesbw.html
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Doku - Projekt Tauernbahn - 19. Jh.
• Doku - Tauernbahn im Wandel - 20. Jh. • Doku - Tauerntunnel - Böckstein • Doku - Frühe Straßen - • Verkehrswege - Tauernbahn - Gegenwart • Verkehrswege - Straßen der Gegenwart - |
Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise dem Buch "100 Jahre Tauernbahn" von Christoph Posch, sowie Büchern aus dem 19. Jahrhundert, wie z. B. von Muchar und Eble, 1834 entnommen.
Quellenangaben
1a - "GASTUNIA" von Joseph Mitterdorfer, 1820 - S. 30
1b,c,d - Die Bäder zu GASTEIN von Burkart Eble, 1834 - S. 30, 35 ,219
2a,b,c - 100 Jahre Tauernbahn von Christoph Posch, ÖBB, S. 89, 107-108, 155
3a,b,c,d - Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - S. 685, 718, 736 - 739
3e - Pongauer Nachrichten am 22.11.2018
3f - Gasteiner Rundschau, Ausgabe Sep 2021 (Nr. 231)
4a,b,c - Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen - Herausgeber: DAV, ÖAV und Alpenverein Südtirol, Verlag Böhlau, Band I, 2016 - S. 273, 277, 279
6a - Gasteiner Rundschau, Ausgabe März 2023 (Nr. 237)
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© 2020 (Rev. 2024) Anton Ernst Lafenthaler
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