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Klimawandel ist heute unumstritten, auch wenn es niemand für möglich hält, dass der Mensch Verursacher sein soll.
Auch wenn uns manche Unwetter als heftiger erscheinen als noch vor 50 Jahren und das
Klima sich nicht mehr als stabil erweist und keine Regelmäßigkeiten mehr erkennen lässt, scheint es uns wenig zu beunruhigen.
An unvorhersagbaren Wetterkapriolen gewöhnt man sich schnell. Unerträgliche Hitze in den Sommermonaten und nur mehr selten klirrende Kälte
im Winter mit immer wieder Tauwetter, zunehmen Starkregen oder Trockenperioden - das Klima verändert sich merkbar.
Aufmerksame Naturbeobachter können zudem immer öfter von ungewöhnlichen Ereignissen und Vorkommnissen berichten.
Tiere verhalten sich nicht so wie sonst, Pflanzen siedeln sich an ungewöhnlichen stellen an, der Permafrost löst sich, was auch unsere wenigen Blockgletscher betrifft.
Das Schwinden der Gletscher in den Tauern ist ohnehin nicht mehr zu übersehen.
Einleitend ein literarischer Auszug aus dem Buch von Muchar, 1834 mit
einer bildhaften Beschreibung des Klimas zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1a) :
"Der Winter ist auf diesen Hochgebirgen ganz zu Hause, und vorzugsweise der längere,
der Frühling, Sommer und Herbst, der kürzere, schnell einander verdrängende Jahrestheil.
Die Kälte und der oft bis über 20° unter dem Gefrierpuncte getriebene Frost dauert von der Hälfte des Octobers
bis zu des Mays Anbeginn; während welcher Zeit Berge und Thäler fast durchaus mit Schnee bedeckt sind. Im tiefen Winter
erreichen die Schneemassen auch auf dem Böcksteiner- und Gasteinerthalsboden, theils im natürlichen Herabfallen, theils
durch die stürmischen Winde zusammengeworfen, eine kaum glaubliche Höhe von 6 und 8 Schuhen, ja auf der Mulde des Naßfeldes gar
eine Höhe von 14 bis 16 Schuhen, und oben auf der Gletscherregion hat sich manchmahl schon die Schneelast in 48 Stunden auf 40 Schuhen
erhöht.
Demungeachtet thauen diese Schneemassen mit Eintritt des Frühlings
sehr schnell weg; worauf dann und fast durchgehends gleichzeitig die Vegetation eintritt,
und Flora mit den Thalsflächen im Juny, die hohen Alpen aber und die Schultern
der Tauern im July, mit ihrem schmelzreichen Blumenkleide schmücken...
Da die Felsengebirge im Süden und Südosten bis unter 8000' Meereshöhe mit großen,
breiten Eis- und Schneefeldern überdeckt sind, so streichen von diesen Gegenden her oft mitten im heißen Sommer
schneidendkalte Winde in Thal herab, und werden dem des Klimas hier ungewohnten Wanderer
oft augenblicklich nachtheilig.
Gerade aber über die wolkennahen Gipfel der Tauern her fallen nicht selten auch sehr warme,
schwüle Südwinde, Chirokkos, vor deren warmen Hauche die Eis- und Schneemassen der Kahre und Gletscher an der Tauernkette
schnell schmelzen, hunderte von Schneelavinen donnernd abstürzen (und) alle Wildbäche hoch aufschwellen...
Grollende Donnerwetter sind unglaublich und mit ganzer Macht da. Selbst in heißen Tagen fallen oft
plötzlich kalte Regen und Schneegestöber ein, sodaß nach einer halben Nacht die grünen
Triften und Saaten des Böcksteinerthales, die Höhen um das Wildbad, ja des tieferen Thales Fläche
selbst in Schnee eingehüllt des Morgens erscheinen.
Alle Jahre werden vom May bis October die Höhen der umherliegenden Bergketten einige Mahle mit frischem Schnee bedeckt....
" -
Wie das Wetter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert war, beschreibt Eble in seinem Buch "Die Bäder zu Gastein" §. 33. Siehe dazu das Kapitel
→ Klima im Wandel - wobei von einer klafterhohen Schneedecke von Dezember bis Februar die Rede ist.
Prof. Gerke berichtet uns, dass es noch am Beginn des 20. Jahrhunderts über 150 Tage im Jahr eine geschlossene Schneedecke gab.
Heute ist festzustellen, dass je nach Höhe nur mehr 100 Tage Schneebedeckung auf 1.000 m Seehöhe und um 250 Tage in 2.000 m Seehöhe vorliegt.
Kalt- und Warmtage wechseln in kurzen Abschnitten, oft innerhalb Wochen und kommen stets in allen Jahreszeiten vor. An Schnee mangelt es regelmäßig im November und Dezember, auch wenn es zu dieser Zeit meist schon sehr kalt ist und nicht selten stark regnet. Im Jahr 2019 kam es gar zu gewittrigen Regenschauern mit ausgedehnten Murenabgängen. Die Winter bleiben insgesamt zu mild mit teilweise viel Schnee und folgenden Warmphasen. Orkanartige Winde nehmen zu und knicken Bäume; Hochwassergefahr steigt jährlich. Die Jahreszeiten finden keine Regelmäßigkeit mehr. Insgesamt ist heute das Klima im Gasteinertal, wie auch anderswo zunehmend von extremen Temperaturschwankungen, orkanartigen Winden und häufigem Starkregen geprägt.
Wie sich das Wetter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verhalten habe, überliefert uns Burkhard Eble in seinem Buch
"Die Bäder zu Gastein" und erlaubt uns folgenden Vergleich :
"Der Monat - April - wurde schon damals als einer der schönsten des Jahres beschrieben, durch ein anhaltend heiteres
und verhältnissmässig sehr warmes Wetter.".
Zum Monat - Mai - schreibt Eble, 1834 (2a) :
"Dagegen verdient der Mai in den Alpen selten den Namen eines Wonnemonats, da
er meist sehr unbeständige und regnerische Witterung mit sich bringt."
Der Monat - Juni - scheint sich im Vergleich wenig gewandelt zu haben. Eble beschreibt viel Regen in diesem Monat, wie wir ihn auch heute kennen.
Allerdings war im Jahr 2018 der Juni ungewöhnlich heiß und es viel auch kein Tropfen Regen.
Das Wetter im - Juli - wird als viel wärmer und stabil beschrieben aber immer noch mit viel Regen und Gewitter und selbst Neuschnee in den Bergen war keine Seltenheit.
Für die 2. Hälfte im Juli beschreibt Eble Spitzentemperaturen bis 30°R (= 37,5°C), wie wir sie
auch im Jahre 2015 erlebten. So schreibt Eble, 1834 (2b) :
"Der Monath Juli zeigt zwar schon mehr Beständigkeit, und ist viel wärmer, bringt aber, vorzüglich in der ersten Hälfte,
in der Regel verhältnissmässig noch immer viel Regen, da sich die in den Voralpen häufig entstehenden Gewitter gewöhnlich in die Hochalpen ziehen,
und dann Tage lang Regen und eine sehr empfindliche Kälte verursachen. Ja es trifft sich selbst zuweilen, dass (wie z. B. am 25. und 26. Juli 1832)
die nächst gelegenen Berge bis auf die Mitte herab beschneit werden.
Beständiger wird die Witterung erst in der 2. Hälfte des Juli, und was die Wärme betrifft, so erreicht sie jetzt ihren höchsten Grad (24 - 30°R)." - und
weiter - "Was von der 2. Hälfte des Juli gesagt wurde, gilt auch von der 1. (Hälfte) des Monats August; nur ist hier die Witterung in der Regel noch beständiger, weil die
Gewitter anfangen, seltener zu werden." -
Ab der 2. Hälfte im - August - werden bereits erste morgendliche Nebelfelder erwähnt.
Das Frühjahr und der Herbst wird als sehr beständig beschrieben und dazu schreibt Eble, 1834 (2c) :
"Was den Herbst betrifft, so zeichnet sich der September im Durchschnitt vor allen übrigen Monaten des Jahres durch Lieblichkeit,
Beständigkeit und Heilsamkeit aus; nur Schade, dass die Tage schon sehr kurz werden, und früh und Abends bedeutend kühl und neblig sind.
Dasselbe Witterungsverhältniss trägt sich, mit Ausnahme der, mehrere Tage dauernden Äquinoctialstürme, die hier gerne Schnee bringen, häufig
auch in den October hinüber, ja es ereignet sich sogar nicht selten,
besonders aber, wenn es frühzeitig schon geschneit hat, dass selbst der Anfang des Novembers auch hier noch angenehme, genussreiche Tage gewährt."
Den - Winter - beschreibt Eble, 1834 (2d) wenig spektakulär :
"Die strenge Winterszeit soll in Gastein, so wunderbar diess auch scheinen mag, in Betreff der Kälte milder vorüber gehen, als im flachen Lande.
Es pflegt zwar die Temperatur mehrere Grade unter Null durch den ganzen December, Jänner und, halben Februar zu bestehen; allein zugleich
ist die Erde klafterhoch mit Schnee bedeckt, und das Thal ist den kalten Winden, nicht so zugängig. Auch ist es, wie Koch-Sternfeld sagt,
im Winter auf den Bergen oft viel wärmer, als auf dem flachen Lande; wenn das tiefere Pongau noch von Schnee und Eise starrt, hat Gastein oft
schon Thauwetter."
Der - Jänner 2017 - beginnt mit etwas Schnee und mit hartem Frost, wie es seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist.
Mehr als 3 Wochen mit Minusgraden bis -20°C in den Nachtstunden, auch wenn dies noch vor 20 Jahren die Regel war. Dann aber am Ende des Monats leichter Föhn und Schneeschmelze bei
bis zu +8° tagsüber und in den Nachtstunden nur knapp am Gefrierpunkt.
Ab Mitte März dann Frühling mit fast zur Gänze verschwundener Schneedecke bis weit hinauf zur Waldgrenze.
Gab es noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Bad Hofgastein bis Mitte April eine geschlossene Schneedecke und im
Nassfeld gar bis Juni, wie die → Schneemessungen 1966 - zeigen,
so ist heute die Schneedecke im Tal schon im Februar häufig verschwunden.
Allerdings gibt es Ausnahmen, wie der Winter 2018 zeigt. Es gab dermaßen viel Schnee, wie schon seit 40 Jahren nicht mehr -
und das bis Mitte März, wo Ende des Monats starker Südwind bzw. Föhn aufkommt - jeden Tag von früh bis spät und das bis Mitte April,
gefolgt von sommerlichen Temperaturen.
Erst Mitte Juni findet diese ungewöhnliche "Sommerperiode" ihr Ende mit neuerlichem Kälteeinbruch. -
Mitte Juli dann wenig bis gar kein Regen. Die Böden trocknen langsam aus.
Anfang August sind die Tümpel oberhalb 2000 m ausgetrocknet, ebenso kleine Bäche und Rinnsale.
Immer wieder Temperaturen teilweise über +30°C und kaum ergiebiger Regen zwischendurch.
Gegen Ende August dann wieder ein Kälteeinbruch. Schneefall in den Morgenstunden vom 25. zum 26. August 2018 bis ins Tal.
Auf den Bergen über 2.000 m werden bis zu 40 cm Schnee gemeldet.
Ende Oktober kommt neuerlicher Kälteeinbruch mit Schneefall in den Bergen und Starkregen. Die Gasteiner Ache tritt teilweise über die
Ufer und überschwemmt angrenzende Felder und den Kurpark Hofgastein.
Schnee dann erst wieder in der letzten Weihnachtswoche mit nachfolgendem Tauwetter und grünen Wiesen.
Am 30. Dezember begann es dann zu kräftig schneien und zwar unentwegt im - Jänner 2019 - mit
bis zu 4 Meter Schnee im Alpenvorland. Bäume brachen unter der Schneelast und Dächer drohten einzustürzen.
Im Gasteinertal gab es nicht ganz so viel Schnee und es kam auch zu keinen wesentlichen Schäden.
Ab Mitte März dann "Aprilwetter" mit
abwechselnd Schneesturm und Sonnenschein innerhalb Stunden.
Dann der gesamte Mai mit regelmäßigem Morgenfrost und tagsüber kalt mit Schnee bis 1.000 m Seehöhe.
In der Prossau (Kötschachtal) gab es mehrmals im Monat Neuschnee bis 45 cm.
Ende Mai liegt auf über 2.000 m noch mehr als 1 m Schnee.
Der Juni wird dann zum Hitzerekordmonat. Täglich Schönwetter mit bis zu 33°C das ganze Monat über.
Kein Gras auf den Almen, sodass das Vieh erst Ende Juni aufgetrieben werden konnte.
Mitte November dann 2 Tage Starkregen mit Schnee in den Nachtstunden und heftigen Murenabgängen.
Zwei Häuser wurde komplett zerstört und andere vom Schlamm beschädigt.
Winter 2019 | |||
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Jänner | Februar | ||
Im Jänner 2019 viel Schnee. Im Februar zeitweise bitter kalt - ab Mitte des Monats wärmer und am 28. Februar +14°C. Anfang März dann Föhneinbruch - kein Schnee mehr im Tal. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Klima im 20. Jh. : www.gastein-im-bild.info/oeko/ouklima.html
Schnee im Tal (2005 - 2015) : www.gastein-im-bild.info/oeko/ouklima1.html
Blumen blühen im Jahr 2017 früher als noch vor 20 Jahren und das bis in den Dezember hinein. Schneeglöckchen und das Lungenkraut blüht auf 1.000 m Seehöhe bereits im Februar; auch der Kleine Fuchs und der Zitronenfalter sind schon unterwegs. Die Saatkrähe aus Sibirien, welche jährlich bei uns überwinterte kommen nicht mehr - es scheint zu warm im Gasteinertal. Mitte März blüht auf 1.000m Seehöhe bereits das Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), vereinzelt das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und zahlreich die Pestwurz (Petasites albus) und der Huflattich (Tussilago farfara). Grünes Gras ist bereits auf den Feldern auszumachen. Am 17. März konnten wir 17° C Lufttemperatur messen. In der letzten Märzwoche blühen dann bereits auf über 1.000 m Seehöhe der Wiesen-Löwenzahn (Leontodon hispidus), Wiesen-Veilchen (Viola hirta), Schlüsselblumen (Primula elatior) und das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) bei Temperaturen um +18°C. Noch im 20. Jahrhundert waren derartige Regionen noch mit Schnee bedeckt. Am 14. April stehen die Traubenkirsche und andere Kirschbäume in voller Blüte. An Blumen blühen bereits der Günsel, die Taglichtnelke, das Teufelsglöckchen, das Warzenkraut und verschiedene Veilchen auf 1.000 m Seehöhe am Höhenweg. Wenige Tage später allerdings der vernichtende Nachtfrost und Schnee bis ins Tal. Die Blüten der Obstbäume überleben den Nachtfrost nicht.
Der Sommer 2018 bringt wenig oder gar keinen Regen. Das Frühjahr war derart warm, dass bereits am 21. Mai 2018 - nach Angaben ortsansässiger Bauern - das Weidevieh auf die Almen bzw. ins Nassfeld getrieben werden konnte. Die warmen Monate haben allerdings die Tümpel auf den Almen oberhalb 2.000 m Seehöhe bis August komplett ausgetrocknet und die Gräser welken bereits. Schafe und Ziegen kommen damit gut zurecht, die Rinder allerdings müssen vereinzelt vorzeitig in die Niederalm oder gar ins Tal gebracht werden. In der letzten Augustwoche beginnt auch frühzeitig die Ernte der Vogelbeere - mindestens 2 Wochen vor dem gewohnten Erntetermin.
Über die Schneelage im Gasteinertal zur Goldbergbauzeit (16. Jh.) kann angenommen werden, dass aufgrund der Aufzeichnungen
im 16. und 17. Jahrhundert erst wenig, dann viel Schnee in den Bergen (und im Tal) zu liegen kam.
Fritz Gruber beschreibt im Buch "Mosaiksteine" (4a) zum Thema "Schneelose Winter früher Jahrhunderte", das
eine 24-jährige Periode schneearmer oder gar schneeloser Winter wahrscheinlich ist,
zumal für die Zeit von 1516 bis 1540 die Gasteiner Chronik (1540) berichtet:
"Item so sind von anno 1516 bis auf 1540ste Jahr solch ringe Winter gewesen, dass bei dem Land kein Schnee
geblieben, sondern den ganzen Winter mit Wägen fahren müssen..."
Fehlende Berichte von Lawinenunglücken und indirekte Hinweise im Bergbau wie z. B. überwiegender Erz-Transport mit Wägen und nicht mit den Kosten günstigen Schlitten -
Unmöglichkeit, per Sackzug das Erz ins Tal zu bringen wegen Schneemangel - fehlende "Freiung" wegen Schnee und Eis -
ausgedehnten Kahlschläge für Bergwerkszwecke bis in höchste Höhen, was bei schneereichen Wintern nicht möglich gewesen wäre -
untermauern die Annahme, dass in der genannten Zeit Schneemangel herrschte.
Dann aber im Jahre 1544 kam der "große Schnee", wie uns Bergrichter Jörg Anichhofer überliefert.
Auch wird 1549 erstmals über sog. "Schneekrägen" berichtet und zahlreiche Lawinenabgänge sind für die Folgezeit dokumentiert.
Allerdings folgten im 18. Jh. neuerlich schneearme Winter, wie uns Fritz Gruber berichtet, so in den Jahren:
1728, 1733, 1734, 1747, 1748, 1750,1763 (Bergleute hielten Bittgottesdienste um Schnee), 1794 und 1801.
In höheren Lagen lag viel zu wenig Schnee für die Transporterfordernisse, und der wichtige Sackzug funktionierte nicht oder nur eingeschränkt.
Die Winter besonders im 19. Jahrhundert waren allerdings durchwegs kalt und schneereich. In den Erläuterungen der geolog. Karte von Gastein, 1956 berichtet uns
Ch. Exner allerdings einen Gletscherrückgang, wo es heißt (4b):
"Die Gletscher unseres Gebietes veränderten in den letzten Jahrzehnten ihr Aussehen sehr rasch.
Die Zungen des Goldberg-, Großelend- und Kleinelend Keeses sahen noch in den dreißiger Jahren viel gewaltiger aus als heute.
Der einzige Gletscher unseres Raumes, der auch gegenwärtig den Talboden erreicht, ist das Kleinelend Kees.
Doch wird hier das Felsfenster im Steilabfall der Zunge immer größer... - ...
Der Goldberggletscher z. B. ging vom Jahre 1850 bis 1949 um 900 m zurück. Sein Areal wurde um 32% kleiner.
Die Eismächtigkeit nahm um 40-60 m, ab. Die Stelle, an der im Mittelalter der Bartholomeistollen geschlagen wurde, ist heute
wieder eisfrei (Rückzug des Neuner Keeses)... - ...
Toteismassen liegen unter dem Schutt des Pilatus-, Bräuwinkel- und Neuner-Keeses begraben.
Das berühmte "Keesauge" (ausgeaperte Felsinsel im Gletscherbruch) bestand noch in den
dreißiger Jahren. Heute beschränkt sich das Schlappereben Kees auf das Gebiet über der Felswand.
Unter der Wand befindet sich nur mehr ein kleiner Eiskuchen, der von herabstürzenden Eismassen genährt wird."
Heute ... - ist der Gletscherschwund deutlich sichtbar.
Auch wenn es noch 1820 und 1850 Gletschervorstöße gegeben hat: "Seit 1850 dauert der Volumenverlust der Gletscher an!" - und setzt sich
seit der Jahrtausendwende dramatisch fort.
Mehrere kleinere Gletscher im Gasteinertal sind beinahe oder bereits ganz verschwunden, wie z. B. der Hölltorgletscher.
Der Schareckgletscher, der Grubenkargletscher, der Angkogelgletscher, der Tischlerkargletscher und der Kesselkargletscher sind derart
zurückgewichen, dass zu befürchten ist, dass in 10-20 Jahren nichts mehr von ihnen übrig ist und somit die letzten großen Wasserspeicher
im inneralpinen Bereich. Zudem geht der ästhetische Charakter des Gasteinertales, insbesondere mit seinem weit hin sichtbaren Tischlerkargletscher weitgehend verloren.
Auch der Permafrost in Höhen über 2.500 m schwindet und führt zunehmend zu kleineren und größeren Felsstürzen,
wie sie mittlerweile heute überall mit zunehmender Häufigkeit in den Hohen Tauern zu beobachten sind.
Gletscher verschwinden | ||
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Die Gletscher im Tischlerkar ebenso wie der Schareckgletscher schwinden zunehmend oder sind gar wie der Hölltorgletscher im Jahr 2017 bereits ganz verschwunden. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild :
Gletscher und Firnfelder : www.gastein-im-bild.info/oeko/ouklimgl.html
Die Erde erwärmt sich als Ganzes und das führt zu Klimaveränderungen auf der ganzen Welt. Klingt der Begriff "Klimawandel" noch harmlos und in
unseren Breiten, insbesondere im Gasteinertal das wohltuende Wort "Klimaerwärmung" nahezu beglückend,
so werden wir arg getäuscht. Der Klimawandel führt zu Wetterextremen und in der Folge vermehrt zu Umweltkatastrophen.
Auch im Gasteinertal wird früher oder später der Klimawandel zur "Klimakrise".
Anzeichen dafür sind bereits unübersehbar. Das in zu großer Menge vorhandene Kohlendioxid (CO2) mit anderen Klima relevanten Gasen (Methan, Lachgas)
in der Atmosphäre hält die Wärme auf der Erdoberfläche zurück und bringt so vereiste Landmassen und Gletscher zum Schmelzen.
Ganzjährig gefrorene Böden, insbesondere in den nördlichen Breitengraden wie auch bei uns auf den Bergen verlieren ihr Eis.
Die globalen Folgen sind bekannt.
Nun, auch unsere Gletscher, wie u. a. unser geliebter Tischlerkargletscher, schmelzen rasant und die Dauerfrostböden,
wie sie bei uns in den Hohen Tauern noch kleinräumig anzutreffen sind, tauen auf. Die weltweit zunehmenden Wetterextremen
sind auch im Gasteinertal angekommen: Einmal zu wenig, dann zu viel Wasser wird es sein.
Schneemangel im Winter aber auch in zu kurzer Zeit zu viel Schnee wird es geben.
Warmperioden im Winter lassen den Boden nicht ausreichend gefrieren, was Murenabgänge und Steinschlag begünstigt.
Hitzeperioden trocknen die Almböden aus. Wassermangel, Überschwemmungen, Schneelawinen, Muren,
hohe Windstärken und Sturmböen, Hitzephasen, ausgetrocknete Böden, Waldbrände etc. werden uns in Zukunft vermehrt begleiten.
Umweltkatastrophen hat es immer schon gegeben und nicht wenige auch im Gasteinertal, wie in den Unglückschroniken
→ Stein- und Schneelawinen - und → Hochwasserkatastrophen - dokumentiert.
Ausmaß und Häufigkeit allerdings nehmen zu. Die Verwüstungen im Kötschachtal im Jahr 2016, insbesondere in der
→ Prossau -
aber auch im Anlauftal, sowie neuerlich im Juli 2022, wobei die Straße in die Radeckalm völlig zerstört wurde, sind beispielgebend.
Auch die Tier- und Pflanzenwelt reagiert auf die Veränderungen. Insektenarten, die zuvor nur im südlichen Europa anzutreffen waren, werden nun auch bei uns heimisch.
Neuankömmlinge aus der Pflanzenwelt breiten sich zusehends auch bei uns aus und verändern mit das Ökosystem.
Die Ankunft neuer Tierarten ist u. a. im Kurparkteich von Bad Hofgastein gut zu beobachten, wo mittlerweile
Zugvögel ansässig werden, die zuvor noch nie beobachtet wurden.
Im Gegenzug dazu sind die "ungeliebten" und im Winter massenhaft eintreffenden Saatkrähen, die noch bis zur Jahrhundertwende das Gasteinertal als ihr Winterquartier wählten,
schon seit Jahren ausgeblieben.
Ungewöhnlich auch die wenigen Sonnentage im April und Mai 2023 mit Tagestemp. lediglich zwischen 7 und 13°C und häufig Regen.
Die Vegetation ist um mindestens 2 Wochen zurück. Bis Mitte Mai immer noch eine geschlossene Schneedecke auf bis auf 2.000 m herab, die erst in der letzten Maiwoche
aufgrund allmählicher Erwärmung apere Stellen zeigt und bemerkenswert dazu: bis dato kein einziges Gewitter.
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Umwelt → Klima - im 20. Jahrhundert
• Klima → Klima im Wandel - 21. Jh. • Ökosysteme/Umwelt → Gletscher und Firnfelder - |
Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise dem Buch: "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - dem Buch: "Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales" von Heinrich von Zimburg, 1948 - dem Buch "Halt' aus Bauer" von Erika Scherer/Franz Steinkogler, 2012 - sowie den Büchern des 19. Jahrhunderts von Burkhard Eble, 1834 - Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820 - Dr. Albert von Muchar, 1834 - Joseph Mitterdorfer, 1820 - Benedikt Pillwein, 1839 - Emil, 1827 - entnommen.
Quellenangaben
1a - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 56 (Text gekürzt)
2a, b, c, d - Die Bäder zu GASTEIN von Burkart Eble, 1834, S. 159 - 162
4a - Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung von Fritz Gruber, Eigenverlag 2012, S. 358 - 362
4b - Erläuterungen zur Geologische Karte der Umgebung von Gastein von Christof Exner, Wien 1957 - S. 53
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© 2020 (Rev. 2022) Anton Ernst Lafenthaler
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