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Begriffe wie "Umwelt" oder gar "Ökologie" waren lange Zeit unbekannt.
In früheren Jahrhunderten kümmerte man sich wenig um "saubere" Luft, intakte Böden oder Hochwasserschutz.
Zur Zeit des Goldbergbaues ab dem 15. Jahrhundert waren z. B. Kohlemeiler zur Erzgewinnung rund um die Uhr im Einsatz
und wohl breitete sich Rauch und Ruß über das ganze Gasteinertal aus.
Fritz Gruber berichtet uns dazu (1a) :
"Mit dem ersten Auftauchen von montanistischen Produktionsabläufen traten sofort auch die Schattenseiten
der beginnenden modernen Industriewirtschaft auf. Die Beeinträchtigungen der Natur und ganz allgemein der
Umwelt blieben den Damaligen nicht verborgen. Dass es tatsächlich schwerwiegende Schädigungen gab,
bezeugen die noch heute sichtbaren Halden oberhalb des oberen Bockhartsees. Nicht einmal in dem sehr langen
Zeitabschnitt des mittlerweile vergangenen halben Jahrtausends (und mehr) schaffte die Natur eine Wiederbegrünung
der alten Halden. Braun-gelb-graugrün sind sie noch heute wie eh und je.
Auf weite Strecken fehlt jeglicher Pflanzenbewuchs." -
Umweltschutz im heutigen Sinne war noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts kein Thema.
In den Nachkriegsjahren waren andere Probleme zu bewältigen. Als die bemannte Weltraumfahrt erfolgreich begann und die "Schönheit der Erde"
bei den Apolloflügen fotografisch erfasst werden konnte, wurde in den 70-er und 80-er Jahren, nachdem auch schon Atomkraftwerke
gebaut und Szenarien einer mögliche totalen Umweltzerstörung ins Bewusstsein gelangten, zunehmend klar - die Umwelt ist in Gefahr! -
Raubbau, Rohstoffgewinnung im großen Stil, zunehmende industrialisierte Landwirtschaft und immer mehr Energieverbrauch ließen in der Bevölkerung ein "Umweltbewusstsein" entstehen, welches bis heute anhält.
Der unbestrittene Klimawandel, die Globalisierung der Marktwirtschaft mit den entsprechenden strukturellen Eingriffen in die Natur und
in das Leben der Bewohner, die vielen Maßnahmen zur Absicherung von Gefahren wie Überschwemmungs- und Erdrutschschäden
lässt uns wachsam sein. Mit Lawinengalerien, Wildbachverbauung und Schutzwälder sollen Gefahren abgewendet werden.
Großen Temperaturschwankungen innerhalb weniger Tage, orkanartigen Windböen und starke Regenfälle,
welche zunehmend unser Tal bedrohen sind allerdings mittlerweile Alltag.
Die Durchschnittswerte der nachfolgenden Tabelle, welche über einen Zeitraum von 10 Jahren in Bad Gastein aufgezeichnet wurden, können die große Schwankungsbreite
im Jahresverlauf natürlich nicht widerspiegeln; zudem sind die Temperaturen in höheren Lagen deutlich niedriger.
So wurden z. B. im Juni 2018 Höchstwerte bis 34°C gemessen.
Windgeschwindigkeiten über 60 km/h sind in den letzten Jahren häufiger geworden,
ebenso die Sturmhäufigkeit im Gebirge.
Mittelwerte | Jan | Feb | Mae | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Oct | Nov | Dez |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Temp (°C) | -3,2 | -1,9 | 1,5 | 5 | 10,3 | 13,1 | 14,7 | 14,6 | 10,8 | 6,4 | 1,0 | -2,7 |
Niederschlag (mm) | 33,9 | 37,8 | 69,1 | 79 | 98,3 | 153 | 166 | 148 | 114 | 117 | 103 | 60,9 |
Sturmtage | 1,2 | 1 | 1,4 | 2,2 | 1,1 | 0,5 | 0,4 | 0 | 0,7 | 1,3 | 1,1 | 2 |
- Klimatische Mittelwerte über 10 Jahre. - Quelle: Meteorolog. Station Bad Gastein von 1991 bis 2000 |
Zur Goldbergbauzeit (15./16. Jh.) war u. a. die Holzkohlenerzeugung in Großmeilern für die in Gastein feuernden Schmelzöfen
Ursache ausgedehnter Rauchschwaden, welche sich über Wiesen und Wälder im Gasteinertal legten. Schmelzhütten mussten in der Sommerzeit teilweise
still gelegt werden, damit deren Rauchschwaden die Wiesen und Getreidefelder nicht mit giftigen Niederschlägen von
Schwefel und Arsen überzogen und die Getreidefrüchte mit Schadstoffen belasteten. Damit verbunden war eine ausgedehnte Waldrodung.
Fritz Gruber berichtet uns dazu (2a) :
"Die Bergwerke des 16. Jahrhunderts lagen ausschließlich oberhalb der heutigen Waldgrenze und im Bereich der zu den Almen
gehörigen Weideflächen. Abraumhalden, Berghäuser, Wege und sonstige Anlagen beanspruchten mehrere Hundert Hektar.
Erstmals in der Geschichte tauchten inmitten der unversehrten Hochgebirgsnatur rein industriell genützte Areale auf!
Auf die frisch gewonnenen Erze warteten unten im Tal die Schmelzhütten.
Deren Schmelzöfen benötigten als Brennstoff ungeheure Mengen an Holzkohle.
Ein Wald nach dem anderen wurde verhakt und das Holz verkohlt." -
Zunehmend waren Lawinen und Vermurungen, nicht nur in den hochgelegenen Seitentälern, sondern auch im Haupttal die Folge.
Zur Zeit der größten Blüte des Bergbaues im 16. Jahrhundert empfand man auch nicht so sehr den Kahlschlag der Wälder als das große
Hauptproblem, sondern die Belastung durch den Rauch. Die Kohlenmeiler, bis zu fünfzig an der Zahl, verteilten sich über das ganze Tal.
Der Holzrauch war unangenehm, doch verursachte er keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung.
Ganz anders verhielt sich mit dem sogenannten "Hüttrauch". Die beim sog. Rösten freiwerdenden Arsen-
und Schwefeldämpfe setzten sich in der Umgebung ab und verursachten
schwere Schäden an Bäumen, an Getreidefeldern und an Weideflächen.
Die Hütten durften also entweder nur als klar deklarierte Winterbetriebe laufen, oder sie mussten
in die hintersten Winkel der Seitentäler versetzt werden (z. B. in das hinterste Angertal).
Die Bürger des Marktes Hofgastein beklagten sich wiederholt über die Geruchsbelästigung im Ort;
auch stieg die Sterblichkeitsrate.
Das Beispiel der Angertaler Schmelzhütten verweist auf die Umweltproblematik, wie sie Fritz Gruber im Buch "Tauerngold" beschreibt mit dem Originalzitat (2b)
einer Beschwerdeschrift an den Landesherrn, wobei sich die gesamte Landschaft beklagt, dass die Gewerken den (schwefel- und arsenhaltigen) Kies -
"heraussen bey den veldern, traidt und wismadt, darvon das traidt und alle etz verdirbt" - schmelzten und rösteten.
"So stürbt das vich auch von dem hüträch und ist nuer ein aigner muetwill, wann (denn) man sein wol in ander weg bekommen mag,
als das die Ordnung inhelt, das das roch kiss in den wälden, im schnee und eys anfangs geröst und geschmelzt soll werden." -
wobei diese Beschwerdeschrift von 1495 bzgl. der Schmelzhütten auch einen Lösungsvorschlag enthält und zwar:
"... und man möcht sie doch gar wol hindterschlachen (beispielsweise an den Talschluss des Angertales),
damit dann die leuth nit also verderbt wurden und das dadurch solches perkwerch auch nit verhindert wer." -
Die Schäden, die der Schwefel und das Arsen anrichteten, führten zeitweise zu totalen Ernteausfällen.
Die Großgewerken kümmerte die Luftverschmutzung wenig.
In den sogenannten "Rauchschwadenprozessen" wurden sie zwar zu Entschädigungszahlungen verurteilt, das war
aber letztlich mit der Zahlung von ein paar Gulden abgetan.
Auch forderten die Marktbürger, dass zwangsläufig eine Vergrößerung des Hofgasteiner Friedhofs anstehe und die Hüttherren für
die kränkelnden Schmelzwerksarbeiter einen eigenen Friedhof neben den Hütten einrichten sollten, "damit sie wüssten, woher sie stürben". (2c)
Im 17. Jahrhundert kam der Bergbau völlig zum Erliegen und so auch die Luftverschmutzung im großen Stil.
So berichtet uns Muchar. 1834 in seinem Buch (2d) :
"Die Luft ist rein, gesund und erquickend; trocken den größten Theil des Tages hindurch, feuchter und merkbar kälter,
auch durch dichteren Nebel in den Thalstiefen durchzogen, am Morgen und bei sinkendem Abend." -
Abgesehen von örtlich begrenzten Bränden ist bis ins 20. Jh. keine wesentliche Luftverschmutzung bekannt - im Gegenteil:
Die Luft gilt im Gasteinertal als Gesundheitsfaktor. Schon aber ist durch die stetig steigende Besiedlung der "Hausbrand" in den Wintermonaten
ein zunehmendes Problem.
Heute . . . sind derartige Rauchentwicklungen Vergangenheit. Selbst der sog. Hausbrand konnte nach dem Bau eines Heizkraftwerkes
in Bad Hofgastein und später auch in Dorfgastein weitgehend zurückgedrängt werden.
Die neu gebaute Gasleitung (Baubeginn 2001) ermöglichte den Ausbau einer umweltfreundlichen Fernwärme,
womit in Bad Hofgastein 1998 und in Dorfgastein 2003 begonnen wurde.
Gleichzeitig soll die regionale Wertschöpfung (Biomasse, Hackschnitzel) gestärkt und die CO2 Emissionen gesenkt werden.
Moderne, computergesteuerte Anlagen sorgen für optimale Energieverwertung.
Die Luftqualität wird allerdings nach wie vor durch häufige Inversionswetterlagen getrübt.
Insbesondere in den Wintermonaten bleibt ein Kaltluftsee im Tal und hält sich häufig bis in die Mittagsstunden hartnäckig am Boden.
Dieser reicht meist bis etwa 1.000 bis 1.100m Seehöhe und wegen der noch schwachen Sonneneinstrahlung im Dezember
und Jänner verbleibt dieser "Kaltsee" im Tal. Die Grenze zur Warmluftschicht ist deutlich am aufsteigenden Rauch aus den Kaminen,
insbesondere aus denen der Fernwärmekraftwerke sichtbar. Der Blick vom Berg lässt uns die Inversionswetterlage mit dem Kaltluftsee, welcher alle Schadstoffe
festzuhalten imstande ist, gut erkennen.
Lokal, insbesondere im Umkreis von Baustellen steht es auch nicht immer gut mit der Luftqualität. Neben
zahlreichen Großbaustellen im Tal sind selbst im Gebirge z. T. oberhalb der Waldgrenze
schwere Baumaschinen, Traktoren, Bandsägen und mit Diesel betriebene Generatoren im Einsatz, sei es im Rahmen der derzeit stark forcierten Wildbachverbauung
und dem Lawinenschutz oder der Erweiterung von Skipisten, Beschneiungsanlagen und Liftanlagen.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Wetterphänomene - http://www.gastein-im-bild.info/oeko/ouklimap.html
Stabile, wenig schwankende Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse waren im Gasteinertal noch im
19. Jahrhundert die Regel.
So berichtet und Muchar, 1834 (3a):
" Der Winter ist auf diesen Hochgebirgen ganz zu Hause, und vorzugsweise der längere, der Frühling, Sommer und Herbst, der kürzere,
schnell einander verdrängende Jahrestheil. Die Kälte und der oft bis über 20° unter dem Gefrierpuncte getriebene Frost dauert von der Hälfte des Octobers
bis zu des Mays Anbeginn; während welcher Zeit Berge und Thäler fast durchaus mit Schnee bedeckt sind." -
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts aber kam es zunehmend zu sprunghaften Hitzeperioden im Sommer und ausgedehnten Temperaturschwankungen in
den oft zu warmen Wintermonaten. Waren noch laue Abende im Sommer die Ausnahme, sind sie heute die Regel oder aber, der ganze Sommer bleibt regnerisch und kühl
mit zwischenzeitlich immer wieder heißen Tagen.
Heute . . . macht die Temperatur ganzjährig ungewöhnliche Sprünge.
In wenigen Tagen kann es bitter kalt und dann wieder für die entsprechende Jahreszeit viel zu warm sein.
Insgesamt sind die Winter durchwegs milder geworden - wohl in ganz Europa, denn die Saatkrähen, die bei uns immer
den Winter verbrachten, kommen schon seit 10 Jahren nicht mehr
und Singvögel werden auf Almen beobachtet, die es früher nicht gab.
Höchstwerte im Sommer bis 33°C sind keine Seltenheit mehr, abwechselnd mit plötzlichen aber meist nur kurzfristigen Kälteeinbrüchen.
Tiefsttemperaturen bis unter -25°C, wie sie noch vor 10 Jahren im Jänner keine Seltenheit waren,
kommen gar nicht mehr vor.
Maximal -20°C werden im Dezember oder Jänner erreicht, und das meist nur wenige Tage. Die häufigen Temperatursprünge sind dann immer wieder
auch mit heftigem Schneefall, insbesondere auf den Bergen verbunden.
Im Frühjahr und Sommer dann immer wieder extreme Trockenheit für Tage und Wochen, gefolgt von Frostperioden, die zum Absterben der
Blüten von Obstbäume führen. Immer häufiger kommt es zu heftigen Föhnstürmen und damit verbunden schweren Waldschäden.
Entwurzelte Bäume lassen dann den
Boden noch mehr austrocknen und führen zu vermehrtem Murenabgang.
Insgesamt ist es heißer und trockener geworden, auch wenn immer wieder Kälteeinbrüche die Hitzeperioden unterbrechen.
Der Umweltfaktor Boden ist in seiner Funktion vielfältig und extrem durch schwankende Klimaveränderungen beeinflussbar, aber mindestens ebenso durch menschliche Eingriffe.
Die sog. "Muttererde", also die oberste Schicht des Bodens (20- 30 cm tief) enthält einen hohen Nährstoffanteil, ist
Lebensraum zahlloser Kleinlebewesen und hält Regenwasser zurück.
Überweidung, Abholzung und Eintrag von Giftstoffen fördern die Bodenerosion, was zu einer verminderten Bodenqualität
und letztlich zum Verlust der landwirtschaftlichen Nutzbarkeit führt.
Durch Winderosion werden relativ feinkörnige Bodenbestandteile abgeweht.
Heftiger Niederschlag lässt das Wasser flächig abfließen und schwemmt dadurch den Boden ab.
Große Regentropfen können zudem aufgrund ihrer hohen kinetischen Energie Bodenbestandteile bewegen.
Dasselbe geschieht, wenn große Schneemassen schnell abschmelzen.
Die den Boden bedeckende Vegetation bremst die kinetische Energie der Regentropfen ab und die
Durchwurzelung der natürlich vorkommenden Pflanzen stabilisiert den Boden.
Das Abschmelzen der Gletscher legt in den Hochgebirgsregionen immer mehr Schuttareale frei, die als Lockergestein nach heftigen Regenfällen abgehen, wie wir leider im
Juli 2016 erleben mussten, wo riesige Geröllmassen aus der Tischlerkarkees-Region ins Tal donnerten und das gesamte Kötschachtal verwüsteten.
So ist im Buch "Gewässer", Tyrolia-Verlag 2007 nachzulesen (4a) :
"Das rasche Abschmelzen der Gletscher bedingt neben der Ertüchtigung und Intensivierung des Abflusses auch die Freilegung große Schuttareale,
das sind Seiten-, Grund- und Stirnmoränen und oft großflächige Gletschervorfelder. Da bei höheren Temperaturen Niederschläge bis in die Gletscherregion
als Regen fallen, kann das Lockergestein bei Starkregen destabilisiert werden und als Murgang oder Erdrutsch Täler und Siedlungen gefährden." -
Derartige Hangrutschungen gab es im November 2019, als der Boden nach 2-tägigen Starkregen dermaßen gesättigt war, dass es in Gräben und Wiesen zu Erdrutschungen kam und im Tal großen Schaden anrichteten. Selbst Bäume verloren den Halt und donnerten mit den Schlammmassen ins Tal.
Aber nicht nur ungewöhnliche Wetterextreme machen dem Boden zu schaffen, auch von Menschenhand verursachte Bodenschäden haben Folgen, wie z. B.
maschinelle Waldrodungen im großen Stil oder unbedachte Bach- und Flussregulierungen.
Auch Gift im Boden beeinflusst die Bodenbeschaffenheit und die davon abhängige Vegetation.
So war im 15./16. Jh. der Boden im Gasteinertal durch die Schmelzöfen, dem Hüttrauch stark mit Blei, Kupfer und Zink belastet,
was Blattverfärbungen und Kümmerwuchs hervorrief.
Auch Tiere erkrankten wie folgender Text des Besitzers vom Gut Goldhub in Lend beschreibt (4b):
"Bin auch der untertänigsten Zuversicht, Euer Fürstlich Gnaden werden mich in gnädigster Erwägung,
dass allda der Hüttrauch stark und kein Vieh zu erzügeln, sondern das Vieh von wegen der Unfrischheit
oft verwechselt werden muss, bei genannter (sehr mäßiger) Verzinsung gnädigst bleiben lassen." - und ein Bauer aus Lend beschwert sich,
dass wegen des "Schwefelrauchs" Vieh umgekommen sei. Sogar das Heu von diesen Wiesen sei giftig.
Zuletzt waren die Abraumhalden der ehem. Golderzaufbereitungsanlage Nassfeld noch bis Ende des 20. Jahrhunderts stark mit Arsen belastet.
Im Zeitraum 2006 bis 2008 wurden die Ablagerungen der arsen- und schwermetallbelasteten Feinsande
mit unbedenklichem Bodenmaterial abgedeckt. Nachkontrollen ergaben eine für den Raum typische Belastungssituation (Boden rund 50 mg Arsen/kg Boden)
ohne Gefährdung für Mensch und Tier.
Heute . . . sind im Gasteinertal zahlreiche Maßnahmen z. B. zur Verhinderung von Bodenerosion auszumachen. Bergwiesen sollen vor Oberflächenwasser geschützt werden, indem man die Hanglänge durch das Anlegen von tiefen Querrinnen verkürzt, wodurch das zu viel an Wasser abfließen kann. Hecken, die der Winderosion entgegenwirken werden allerdings zunehmend entfernt. Zu beobachten ist weiter die Zunehmende Bodenerosion im Gebirge, insbesondere oberhalb der Waldgrenze bzw. im steilen Gelände über 2.000 m Seehöhe. Immer wieder kommt es kleinflächig zu Hangrutschungen mit der Folge frei liegender Erde und Gestein. Gehäuft auftretende Sturmschäden, wo Bäume geknickt und ganze Waldareale verschwinden führt zu vermehrten Vermurungen. Maschinelle Holzbringung durch schwere Geräte verfestigen den Boden und zerstören deren biologisches Gleichgewicht, was wiederum Bodenerosion fördert. Häufiger auftretender Starkregen führen zur Verschlammung vieler Wiesen in Hanglage und im Tal wie im November 2019 geschehen. Zunehmende Bebauung verkleinern Wiesenflächen und Wälder, wodurch immer weniger Wasser aufnehmender Fläche bleibt. Auch ist ein schonender Maschineneinsatz auf den Feldern nur bedingt zu beobachten, was wiederum Bodenverdichtung zur Folge hat. Dabei wird das Bodengefüge zerstört, indem das Porensystem im Boden reduziert wird, was zu verminderter Luft- und Wasserdurchlässigkeit führt und so die Produktivität erheblich beeinträchtigt. Der Wasserhaushalt ist gestört und die Lebensbedingungen der Mikroorganismen und Bodentiere verschlechtern sich. Dadurch können Pflanzenwurzeln nur mehr erschwert in den Boden eindringen. Geschiebesperren an allen Gebirgsbächen verhindern die Aufsandung im Tal. Die Folge ist Tiefenerosion bis ins Tal mit darauf folgender Absenkung des Grundwasserspiegels.
Ackerböden gibt es im Gasteinertal schon jahrelang nicht mehr. Lediglich Futterwiesen bedecken den Talboden und die Berghänge des Tales.
Im Tal wird bis zu 4 x im Jahr gemäht, was im
Zeitalter der Mechanisierung der Landwirtschaft inklusive der intensiven Düngung problemlos bewerkstelligt werden kann.
Zuviel an Jauche, die insbesondere im Tal
und den angrenzenden Hängen üppig ausgebracht wird, überlasten die Böden und zudem das Grundwasser mit Nitraten.
Extrem artenarme Wiesen bestätigen die Bodenbeeinflussung im großen Stil.
Eine Belastung durch Pflanzenschutzmittel scheint im Gasteinertal kein Problem darzustellen, denn es gibt keinen Getreide- oder Kartoffelanbau,
keinen Obst- oder Gemüseanbau, zumindest nicht auf großen Flächen.
Auch die radioaktiven Substanzen im Boden, wie z. B. Cäsium-137, verursacht durch den Reaktorunfall im April 1986 in Tschernobyl (inklusive der Atomtests in den 50-er- und 60-er Jahren) haben uns zwar radioaktive Ablagerungen beschert, sind aber lt. Studie des Umweltministeriums (6. Umweltbericht, 2001) nicht gesundheitsgefährdend.
Die Anreicherung von Cäsium und Strontium im Boden und deren Absinken in die Tiefe ist im alpinen Bereich aufgrund seichtgründiger Böden,
sowie dem langsamen Abbau organischer Substanzen verzögert.
Die Flachgründigkeit der Böden sowie langsamer Abbau der organischen Substanz bewirken eine hohe Persistenz künstlicher Radionuklide innerhalb alpiner Ökosysteme.
In den Almregionen ist der Transfer von Cäsium vom Boden ins Gras wesentlich intensiver als in Tallagen.
Die hohen Transferraten äußern sich in einer langanhaltenden Kontamination der landwirtschaftlichen Produkte,
wie Untersuchungen der Milch aus den Nassfeldalmen zeigten. Dabei war die Rohmilch im Jahr 2001 immer noch mit bis über 200 Bq 137Cs pro Liter belastet,
wie es im 6. Umweltbericht heißt und weiter: " Im Gasteinertal liegen die Werte bei 2-5 Bq/L. (Zum Vergleich: Milch aus dem Supermarkt ergibt Werte unter 1 Bq/L)." -
Trotz des schon lange zurückliegenden "Fall-outs" nach dem Reaktorunfall 1984 kommt es aufgrund der Höhenlage nur zu einem langsamen verschwinden
der Radionuklide aus den oberen Bodenschichten, wobei sich die
137Cs-Belastung besonders in Höhen um 2.200m als sehr hoch erweist. Gras war hier noch am Beginn der 21. Jahrhunderts mit bis über 2.800 Bq 137Cs/kg
(bezogen auf die Trockensubstanz) kontaminiert.
Heute im Jahr 2020 ist nur mehr eine unwesentliche Kontamination mit Cäsium-137 im Nassfeld nachweisbar.
Bodenverdichtung durch Wiesen-, Waldarbeiten oder Events | |||
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Maschineneinsatz bei der sog. "Holzernte" hinterlässt massive Bodenschäden, deren Erholung Jahrzehnte dauert. Im Ackerbau sind es zu hohe Radlasten und mehrfaches Überrollen derselben Spur. Auch Großveranstaltungen, sog. → Mega-Events - hinterlassen Spuren. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Umweltfaktor-Boden : www.gastein-im-bild.info/oeko/ouboden.html
Beschneiungsanlagen/Pistenbau : www.gastein-im-bild.info/doku/dskip.html
- Das allseits bekannte "Gasteiner Wasser" als der Marketingfaktor Nr. 1 versinnbildlicht geradezu die große Bedeutung des Wassers in Gastein.
Das "heilende" Thermalwasser hingegen, welches eine gänzlich andere Zusammensetzung aufweist und übrigens gar nicht so gut schmeckt,
hat als Trinkwasser eigentlich nur in therapeutischer Hinsicht Bedeutung. Bis 1996 allerdings wurde Thermalwasser aus der Elisabeth-Quelle als Tafelwasser abgefüllt.
Wegen des hohen Fluoridgehaltes wurde es jedoch durch das Wasser der mineralarmen Tauernquelle, früher Erlengrund-Quelle genannt, ersetzt (5a).
- Trinkwasser im Gasteinertal zeigt sich als klares, wohlschmeckendes Wasser, welches einerseits den Gebirgsquellen
und andererseits den Quellen im Tal entspringt.
Es ist allerdings je nach Ursprung der Quelle im Geschmack wie in der Mineralien-Zusammensetzung ganz unterschiedlich, zumal das
Gestein der Zentralalpen, wie z.B. in der Gemeinde Bad Gastein die → Kaltwasserquellen - eine gänzlich andere Mineralzusammensetzung aufweisen
als jene Tal auswärts in Dorfgastein und Klammstein, wo andere Gesteinsarten
vorherrschen und letztlich der Klammkalk ein sehr kalkreiches Wasser hervorbringt.
- Quellwasser, insbesondere im Hochgebirge der Tauern auf über 2.200 m Seehöhe, muss nicht immer
beste Trinkqualitäten aufweisen. So gibt es mindestens eine Quelle im Bockharttal, die wegen ihres hohen Arsengehaltes
gemieden werden sollte. Ebenso sind im hinteren Weißenbachtal, zumindest am Nordhang der Romatespitze, die Quellen mit Schwermetallen belastet.
Über die Herkunft der gelösten Stoffe im hinteren Weißenbachtal gibt die
Tabelle → Romatespitze-Nord - Auskunft.
Heute . . . ist Quellwasser im Gasteinertal nach wie vor von bester Qualität.
Sieht man von evtl. Verunreinigungen durch Wildtiere oder Weidevieh auf den Almen ab, so
tritt oberhalb der Siedlungsgebiete überall bestes Quellwasser hervor.
Auch die Gewässergüte der → Gebirgsbäche - entspricht
zumindest im oberen Höhenbereich der Zustandsklasse I, inklusive der Gebirgs- und Hochgebirgsquellen - mit wenigen Ausnahmen.
Der Maierhofbach, der Kötschachbach und der Anlaufbach ab dem Mittelteil bzw. im unteren Bereich,
der Remsachbach-Unterlauf, der Heißingbach und der Angerbach entsprechen allerdings nur mehr der Zustandsklasse II.
- Schlechter liegen die meisten Gebirgsbäche im untersten Abschnitt bzw. im Mündungsabschnitt, wo wir sie
bereits in einem ökomorphologisch stark beeinträchtigten oder gar gänzlich naturfernen Zustand (Zustandsklasse IV) vorfinden, da
leider auch Abwässer in die Gebirgsbäche eingeleitet werden.
Die Zuflüsse sind oft derart belastet, dass nicht nur messbare, sondern bereits gut sichtbare Verunreinigungen nicht zu übersehen sind.
Gülledüngung verunreinigt zudem neben dem Grundwasser ebenfalls Gebirgsbäche, zumal im Gasteinertal die Siedlungsgebiete
bis über 1.200 m Seehöhe reichen.
- Mehrere Kläranlagen sorgen lt. Reinhalteverband Gasteinertal für eine - "Wiederherstellung der natürlichen Beschaffenheit der
Gasteiner Ache in physikalischer, chemischer und biologischer Hinsicht." - sodass es eigentlich keine Abwässer mehr in Mittelgebirgsbächen und der
Gasteiner Ache geben sollte.
Das Trinkwasser für die Bevölkerung im Tal stammt übrigens nicht von Hochgebirgsquellen, sondern von Quellen die meist in einer Seehöhe von 1.000 bis 1.200 m
austreten und dann tiefer liegenden Hochbehältern zugeleitet werden.
Hochgebirgsquellen | ||
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Quellwasser findet man oberhalb der Waldgrenze in großer Zahl und zwar bis auf 2.400 m Seehöhe. Das Trinkwasser im Tal stammt aber aus wesentlich tiefer gelegenen Quellaustritten. |
Bezüglich der Trinkwasserversorgung in der Marktgemeinde Bad Hofgastein berichtet uns die Zeitschrift der ÖVGW (6/2019): "Das Trinkwassersystem der Marktgemeinde Bad Hofgastein ist in drei Versorgungsgebiete unterteilt. Das Gebiet West: Schlossalm wird von vier Quellen mit einer maximalen Abgabe von 45 Litern/Sekunde und einem Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1.400 m3 versorgt. Das Gebiet Nord: Brandeben hat die Brandebenquellen als Ressource, die maximal 15 l/sec ins Netz abgeben können, und einen Hochbehälter mit 700 m3 Volumen. Im Versorgungsgebiet Ost: Kronwald befinden sich die Grubquellen, die 2-7 l/sec beitragen, die in einem Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 250 m3 gesammelt werden. Zur Sicherung der Wasserqualität wurden Quellschutzgebiete eingerichtet." - Zusätzlich gäbe es noch 15 private Wassergenossenschaften, sowie private Quellenbesitzer, die sich selbst versorgen.
Die Gemeinde Bad Gastein wird ebenfalls von mehreren Quellen mit Trinkwasser versorgt, wobei die im Jahr 2019 durchgeführten → Trinkwasserkontrollen - einen Kalium-Wert zwischen 0,6 bis 2,1 mg/l (Parameterwert von 50 mg/l) ergaben, was gegen eine Verunreinigung durch Abwasser oder Düngung spricht. Auch der Nitratgehalt, welcher als Parameter für intensive Düngung, undichte Senkgruben und Kanäle sprechen würde, liegt weit unter dem Parameterwert. Dasselbe gilt für Sulfat, ein Maß für die Verunreinigung durch Stallmist, Deponiesickerwässer etc.
Bzgl. der Mineralwasserbrunnen im Erlengrund (Vertrieb durch die Firma Gasteiner) scheint es sich
hydrochemisch um akratische (mineralarme, d. h. Mineralisierung von weniger als 1.000 mg/kg) Wässer vom Natrium-Calcium-Sulfat-Hydrogencarbonat-Typ zu handeln.
Am 27. Juni 1995 wurde bei der Tauernquelle dabei eine Tritium-Konzentration von 17,65 TU (1 TU = 0,12 Bq/l) gemessen, deren erhöhten Werte
das Ergebnis der Atombombenversuche der 1950-er Jahre sind und als verlässlicher Indikator für die Beimischung von jungen Wasser bzw. Niederschlagswasser gilt.
Beide Mineralwasser-Brunnen wurden in der quartären Talfüllung des Gasteiner Achentales niedergebracht, wobei zwei Grundwasserstockwerke durch feinklastische Schichten getrennt vorliegen. Das oberflächennahe Stockwerk ist vom tiefer gelegenen durch tonigschluffige Schichten abgetrennt.
Die Tauernquelle wurde bis auf eine Endteufe von 19,4 m unter GOK niedergebracht und ab 13,5 m traf man das gespannte Grundwasser des zweiten Stockwerks an (Fürlinger, 1998), wobei das darüber liegende und abdichtende Schichtpaket eine Mächtigkeit von rund 7 m aufweist.
Die Filterstrecken wurden von 13,45 bis 18,45 m gesetzt.
Die Kristallquelle (etwa 50m von der Tauernquelle entfernt) wurde bis auf 22 m niedergebracht.
Die Filterstrecke befindet sich von 15 bis 22 m und erfasst ebenfalls das zweite Stockwerk.
Laut Fürlinger (1998) bieten die abdichtenden Deckschichten einen guten Schutz vor kurzfristigen Oberflächeneinflüssen (5b).
Neben den genannten, vornehmlich der Vermarktung dienenden Trinkwasserquellen hat Bad Gastein auch noch Thermalquellen, deren
völlig andere Mineralienzusammensetzung dem warmen Wasser einen etwas fahlen Geschmack verleiht und dem ein radioaktive Gas, das Radon entweicht.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Gewässerökologie - http://www.gastein-im-bild.info/oeko/ouwas2.html
Trinkwasserversorgung - http://www.gastein-im-bild.info/oeko/ouwas3.html
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Umwelt - Boden - Radioaktivität
• Umwelt - Wasserchemie-I - Fließgewässer • Umwelt - Wasserchemie-II - Kötschach-, Anlauf-, Nassfelder Ache • Meteorologie - Wetterphänomene - Wolken u. Erscheinungen • Ökosysteme/Umwelt - Gletscher und Firnfelder - Klimawandel • Umwelt - Radioaktivität - im Gasteinertal |
Literatur : Anmerkung: Der Text wurde dem Buch "Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung" von Fritz Gruber, Eigenverlag Gastein 2012 und dem Buch "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 und dem Buch "Das Thal und Warmbad Gastein" von Dr. Albert von Muchar, 1834 - entnommen.
Quellennachweis und Literatur
1a - Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins von Fritz Gruber, Eigenverlag, 2012, S. 61
2a,c - Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins von Fritz Gruber, Eigenverlag, 2012, S. 259, 263
2b - Tauerngold von Werner H. Paar, Wilhelm Günther und Fritz Gruber, Verlag Anton Pustet, 2006, S. 252
2d - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 36
3a - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834, S. 36
4a - Schriftenreihe: Nationalpark Hohe Tauern - GEWÄSSER, Tyrolia-Verlag 2007, S. 180
4b - Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins von Fritz Gruber, Eigenverlag, 2012, S. 267
5a,b - Österreichs Mineral- und Heilwässer, Geolog. Bundesanstalt, Wien 2018, S.132, 135
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© 2020 Anton Ernst Lafenthaler
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